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Laudato Si': Warum ich trotzdem papsttreu bleibe!

7. Juli 2015 in Kommentar, 12 Lesermeinungen
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Die 222 Seiten verlangen einiges ab. Wie geht man mit der Enzyklika „Laudato Si'“ von Papst Franzikus als Hobbyblogger um? Gastkommentar von Felix Honekamp


Köln (kath.net/Papsttreuer Blog) Zwischendurch überkam mich das Bedürfnis, die Enzyklika „Laudato Si‘“ von Papst Franziskus einfach in die Ecke zu knallen. Das ist für einen Blogger, der sich papsttreu nennt, nicht gerade eine besondere Wohltat. Dann wieder bin ich auf Sätze gestoßen, die ich mit Blut unterschreiben würde, auch dann wenn sie mir in der Umsetzung einiges abverlangen würden. Also keine Sorge, ich bin immer noch papsttreu, muss da aber ein paar Fußnoten hinzufügen, die notwendig sind. Eine davon könnte lauten: Ich stehe in Treue zum Papst und bin in vielen Dingen gänzlich anderer Meinung als er! Man mag das mit einer Ehe vergleichen: Mit meiner Frau bin ich auch nicht immer einer Meinung, trotzdem liebe ich sie und stehe in Treue zu ihr.

Und wie in einer Ehe gibt es eine Grundlage von Gemeinsamkeiten, bei denen ich die Ausführungen von Papst Franziskus teile: Da ist die in der Enzyklika in aller Tiefe fundierte Darlegung, warum es von Gott begründete Aufgabe des Menschen ist, die Schöpfung zu bewahren. Das ist für die meisten nicht besonders neu, aber so mancher interpretiert Formulierungen der Bibel, sich die Erde „Untertan“ zu machen mit einem Freibrief, Ressourcen, andere Lebewesen, andere Menschen, letztlich die gesamte Umwelt, auszubeuten. Andere dagegen meinen, der Mensch sei am Ende nur ein Geschöpf unter vielen und habe sich in diese Rolle einzufügen.

Beidem widerspricht der Papst: Der Mensch hat als das – im Gegensatz zu Tieren und dem Rest der Umwelt – als Ebenbild Gottes geschaffene Geschöpf, eine besondere Würde und eine besondere Verantwortung. Der Mensch ist frei geschaffen, was ihm ermöglicht, bewusst Böses zu tun, unverantwortlich zu handeln. Ein Tier kann das nicht! Betrachtet der Mensch seine Rolle in Beziehung zu Gott vor diesem Hintergrund, hat das Folgen für seinen Umgang mit der Umwelt, die ihn umgibt. Diese Sicht bewahrt davor, einer der Blickrichtungen, der Umwelt oder den Menschen, zu wenig oder zu viel Beachtung zu schenken, den Blick auf die Umwelt unzulässig auch auf einen Ökozentrismus zu beschränken.

Insofern kann man dem Papst auch nur zustimmen, wenn er zu einem verantwortungsvollen Umgang mit den geschenkten, eher geliehenen, Ressourcen mahnt. Es klingt ein wenig profan, wenn er meint, es könne auch ein Akt der Liebe sein, auf Konsum zu verzichten, nicht mehr zu verbrauchen, als man wirklich nötig hat, aber genau darum geht es: Gehen wir mit der Schöpfung Gottes wirklich liebevoll um? Oder ist unser Umgang mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen geprägt von Egoismus? Vermutlich liegt die Antwort in der Mitte und unterscheidet sich von Mensch zu Mensch. Aber die Dinge – andere Menschen, Tiere, Ressourcen, die Umwelt – als Geschöpfe Gottes wahrzunehmen, die er in Liebe erschaffen hat, die Gott am Ende der Schöpfungsgeschichte für „sehr gut“ hält, und die eigene Rolle als Abbild Gottes zu übernehmen, mit dem nicht zu erfüllenden Anspruch genau so zu lieben wie er, bedeutet in der Tat eine Umkehr, die der Papst als „ökologische Umkehr“ beschreibt.


Nicht zu bestreiten ist auch, dass die Ressourcen unterschiedlich verteilt sind, und Umweltbedingungen und -veränderungen Einfluss auf das Wohlergehen der Menschen in der Welt haben. Wenn heute Giftmüll in Länder der Dritten Welt exportiert wird, dann ist das in der Tat aus christlicher Sicht kein haltbarer Zustand. Natürlich kann man argumentieren, dass diese Länder die Möglichkeiten nutzen, die sie haben; andererseits agieren Industrieländer an dieser Stelle aus einer Position der Stärke, von demokratischen und freiheitlichen Strukturen kann man in den Entwicklungsländern in den allermeisten Fällen nicht ausgehen, von einem freien Markt mit Teilnehmern auf Augenhöhe kann hier, wie in vielen anderen Fällen auch, daher nicht gesprochen werden.

Der Appell des Papstes, christliche Verantwortung, die sich aus dem eigenen Wohlstand ergibt, auch anzunehmen, ist insofern verständlich: Einen Christen müssen die Probleme und Nöte anderer Menschen eben auch dann etwas angehen, wenn er nicht dafür verantwortlich ist. Dazu gehört auch, die Folgen des eigenen Handelns für andere mit ins Kalkül zu ziehen. Industrieproduktion, landwirtschaftliche Entwicklung oder Konsum haben nicht nur Auswirkungen auf das eigene Umfeld sondern erzeugen weltweite Folgewirkungen auf die Umwelt und andere Menschen, die man nicht einfach ignorieren oder als persönliches Pech der indirekt Betroffenen abhaken kann.

Das alles macht der Papst in klaren Worten deutlich, und ich bin durchaus bereit, ihm hierin zu folgen, auch wenn ich bestimmte Problemlagen, denen ein hoher Textumfang eingeräumt wird, anders einschätze. So hätte man bei der Behandlung der Umstände des Klimawandels durchaus auch mal auf kritische Stimmen zumindest hindeuten können, die entweder einen Klimawandel generell verneinen oder aber die menschliche Komponente in Frage stellen. Dass wir aber in Summe Umweltprobleme haben, kann kaum abgestritten werden. Da will ich mich nicht mit dem Papst über die Existenz und die Ursachen des Klimawandels streiten.

Richtig kritisch wird es aber bei der Beurteilung der Mittel zur Lösung der Probleme. Da ich nicht davon ausgehe, dass der Papst volks- und betriebswirtschaftlich besonders geschult ist oder sein muss, kann ich nur annehmen, dass er an dieser Stelle wirklich schlechte oder zu einseitig ausgewählte Berater zur Seite stehen hatte. Tatsächlich den Fortschritt und das Wirtschaftswachstum für die Umweltverschmutzung, die Armut in der Welt der freien Marktwirtschaft anzulasten, ist zwar für den Laien – weil immer wieder gehört – plausibel, widerspricht aber gerade den Beobachtungen, die man machen kann: In den ärmsten Ländern der Welt herrscht eben keine Marktwirtschaft sondern bisweilen wilder Sozialismus, gepaart mit einer – systemimmanenten – Vetternwirtschaft.

Die Schwäche dieser Länder lässt sich daher nicht ursächlich der Freiheit des Marktes zuordnen sondern genau der fehlenden Freiheit. Und prosperierende Wirtschaftsräume sind erst in der Lage, sich den drängenden Umweltfragen zu widmen. An dieser Stelle ausgerechnet auf weniger Markt, auf eine in Kauf zu nehmende Rezession in den wohlhabenden Ländern und auf mehr staatliche Einflussnahme und Kontrolle zu setzen, ist mindestens fahrlässig.

Der Papst spricht selbst davon, dass man mit Gesetzen und staatlichen und überstaatlichen Regelungen nur bedingt Verhaltensweise ändern kann, weist auf die Notwendigkeit subsidiärer Verantwortung mit der Familie als kleinster gesellschaftlicher Einheit hin. Das hindert ihn aber nicht daran, an vielen Stellen nach zentralistischen Regelungen und internationalen Institutionen zur Kontrolle der Einhaltung zu rufen. Verschwörungstheoretiker sehen hier schon die „New World Order“ am Horizont, mich selbst beschleicht eher der Verdacht, dass den Papst hier eine gewisse Einfallslosigkeit und auch ein Pessimismus den Menschen gegenüber befallen hat.

Als Christen liegt unsere Verantwortung in der Mission – die notwendige Verantwortungsübernahme für die Welt ergibt sich dann von selbst. Das christliche Weltbild legalistisch zementieren zu wollen halte ich dagegen nicht nur für kontraproduktiv in dieser Hinsicht; es offenbart auch einen Widerspruch im Denken: Wieso sollten Institutionen, gewählt und demokratisch legitimiert, national oder supranational, jedenfalls von Menschen geleitet, die durch diese Institutionalisierung mit Macht ausgestattet sind, sich moralisch besser verhalten als einzelne Menschen? Die Erfahrung zeigt das genaue Gegenteil!

Wie man sieht: Viel Licht aber auch nicht wenig Schatten in diesem Dokument. Licht vor allem in der Frage der Theologie zur Schöpfung, zur Rolle des Menschen, zur Wertschätzung und Liebe Gottes gegenüber allem Geschaffenen. Schatten an den Stellen, an denen mehr oder weniger konkrete Handlungsempfehlungen gegeben werden. Letztere sind – interessanterweise – auch deutlich weniger mit theologischen Schriften hinterlegt, was einerseits logisch ist, da es sich dabei nicht um dogmatische Anweisungen handeln kann. Andererseits macht das auch deutlich, dass der Papst hier keine neue Kirchenlehre vertritt, sondern eine Meinung, die auf den ihm vorliegenden Informationen, letztlich Ergebnis der Beratungsleistung seines Stabes, basiert. Insofern kann ich als Katholik und Wirtschaftsliberaler meinen Frieden mit diesem Dokument machen.

Als generelles Fazit – ich gebe zu, das stammt nicht von mir sondern habe ich an anderer Stelle mal in ähnlicher Form gelesen – könnte man ziehen, dass wir uns die Grundlagen der Enzyklika als Christen durchaus zu Herzen nehmen sollten, die Handlungsempfehlungen aber besser noch mal einer genauen Prüfung unterziehen (das stand im Originaltext drastischer, ich versuche es hier mal mit Diplomatie).

Papst Franziskus ist also weiterhin kein Liberaler, hat eine offensichtliche, vielleicht gesellschaftlich geprägte, Vorliebe für etatistische Lösungen wenn es um das Gemeinwohl oder weltweit relevante Fragestellungen geht. In dieser Hinsicht erscheinen mir seine Ausführungen schlicht als falsch und schädlich. Anerkennen kann ich aber, dass er aus einer echten Liebe und Sorge um die Umwelt und die Menschen heraus argumentiert. Dass die Welt nicht in Ordnung ist, sehen wir alle, wie sie sein sollte, stellt der Papst hinsichtlich der Schöpfungslehre dar, wie man dahin kommt, darüber gehen die Meinungen auseinander. Und in diesem Sinne habe ich mir vorgenommen in den kommenden Tagen und Wochen die Enzyklika einfach auf bestimmte Abschnitte beschränkt zu betrachten. Nur so wird man ein Gesamtbild über dieses umfangreiche Werk erhalten … und ganz in dem Sinne, dass ich meine Leser gerne an meinem „Nachdenken“ teilhaben lasse, hoffe ich auch noch auf den einen oder anderen zusätzlichen Gedanken.

Dieser Beitrag wird also seine Fortsetzungen erfahren, in denen wir gemeinsam in die Details der Enzyklika eintauchen können. Das wird ein bisschen Arbeit werden, aber der Papst hat sich schließlich auch Arbeit damit gemacht, da wird man von uns erwarten dürfen, dass wir diese nicht einfach mit ein paar Sätzen abhandeln. Pauschale Urteile über seine Ausführungen, soviel ist hoffentlich klar geworden, werden „Laudato Si'“ jedenfalls nicht gerecht!

Die Enzyklika „LAUDATO SI“ von Papst Franziskus – der Text in voller Länge in deutscher Übersetzung als PDF (Auf das Bild klicken!)



LAUDATO SI - Vatikan macht mit Trailer auf die Schöpfungsenzyklika von Papst Franziskus aufmerksam!


LAUDATO SI - Die mexikanische Erzdiözese Tlalnepantla lädt mit diesem Video dazu ein, die neue Enzyklika des Papstes zu lesen!



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Lesermeinungen

  13. Juli 2015 
 

Päbstliche Enzykliken sind also nur Diskussionsbasis

Das gilt dann wohl auch für Humanae vitae? Oder nicht? Oder wie kann ein Laie erkennen, welche Enzyklika verbindlich ist und welche nicht? Oder darf man sich das aussuchen? Darf ich sagen, Laudato Si ist verbindlich aber Humanae Vitae ist eher ein Diskussionsvorschlag?

Das gesagt, gibt es einfach die normative Kraft des Faktischen. Die Mengen an Kohle und Öl sind endlich. Und weil wir wissen wie Kohle und Öl entstehen wissen wir auch, dass die sehr endlich sind.
Wir wissen auch, das unsere Sonne endlich ist (aber eine viel zuverlässigere Quelle für Energie als Öl oder Kohle).
Simpel also: Wir moderne Menschen existieren seit gerade mal 200k Jahren. Irgendwann werden wir diesen Planeten und dieses Sonnensystem mal verlassen müssen.
Die Frage: Ist der katholische Glaube (nicht die katholische Kirche) darauf vorbereitet?


1
 
 Edsches 8. Juli 2015 
 

@reconquista: Focus

Der FOCUS ist keine Referenz. Ich bestreite ja gar nicht, dass das CO2 in den letzten Jahrzehnten zugenommen hat, halte das aber für positiv, weil seine Konzentration in der Atmosphäre vorher suboptimal war.


1
 
 reconquista 8. Juli 2015 
 

@ Edsches

Doch, ich komme Ihnen mit dem Treibhauseffekt ;-) Forscher nehmen seit 100-150 Jahren an, dass massiver Co2-Ausstoß zur Klimaerwärmung führt. Und tatsächlich(!) gibt es mittlerweile auch Beweise dafür. Es wurden im Zeitraum von 2000 bis 2011 Messungen an versch. Orten durchgeführt.
Beide Messreihen zeigten dabei übereinstimmend, dass CO2 in der Atmosphäre zunehmend Infrarotenergie abstrahlte, wobei durchschnittlich die Energie bei klarem Himmel pro Jahrzehnt um 0,2 Watt pro Quadratmeter anstieg (was sich mit den bisherigen Prognosen deckt!).

Die zunehmenden CO2-Mengen führen die Forscher auf die Verbrennung fossiler Brennstoffe zurück(!) Die Konzentration des Gases nahm demnach von 2000 bis 2011 um 22 ppm (parts per million) zu. Ein solche drastischer Anstieg in so kurzer Zeit, ist nicht durch rein natürliche Prozesse zu erklären.

Diese Informationen habe ich einem relativ aktuellen Focusartikel entnommen:
http://www.focus.de/wissen/klima/klimaschutz/endlich-bewiesen-forscher-messen


2
 
 Rolando 8. Juli 2015 
 

Materielle Umweltverschmutzung und geistige Verschmutzung (Sünde)

Wenn der Mensch die Gebote Gottes versucht zu halten, bei Verssgen um Vergebung bittet, schüttet Gott den Reichtum seines Segens aus. Es sollte darüber nachgedacht werden, wiesehr wir auf das auswaschen und sortieren von Plastikmüll Gehorsam sind, die Gebote Gottes jedoch mit Füßen treten, der grüne Umweltschutz ist nichts, wenn Abtreibung und wie jetzt Sterbehilfe forciert werden. Gott kann das Weltklima in einem Moment in Ordnung bringen.


2
 
 Edsches 8. Juli 2015 
 

@reconquista: Die Proportionen stimmen nicht

Ihr Hinweis auf Paracelcus geht an der Realität vorbei. Der CO2-gehalt der Atmosphäre beträgt liegt z.Z. bei 400 ppm (0,04 Prozent). Er ist zu allergrößten Teil (97 Prozent) natürlichen Ursprungs. Für C3-Pflanzen ist er noch immer suboptimal. Seine Zunahme in den letzten Jahrzehnten hat zu einem langsamen Ergrünen der Sahel-Zone geführt. Es gibt nicvht das geringste Anzeichen dafür, dass 400 ppm CO2 schon zu viel sind. Kommen Sie mir jetzt bitte nicht mit dem "Treibhauseffekt"! Kennen Sie ein Experiment, das diesen nachweist? Ich nicht. Ich kenne nur das Experiment, das der amerikanische Physiker Robert W. Wood im Jahre 1909 durchführte. Dieses verlief negativ. Deshalb stützt sich die so genannte Klimawissenschaft ausschließlich auf theoretische Computermodelle, die für mich jedoch nicht zu Gottes Schöpfung gehören, weil deren Ergebnisse nur von dem abhängen, was die Forscher eingegeben haben. Ich halte CO2 für ein Gas, an dem man zwar ersticken kann, das aber ansonsten nützlich ist.


0
 
 Paddel 8. Juli 2015 

Erneuerbare Energien reichen hinten und vorne nicht

und die Produktion von Solarzellen findet mit Atomstrom statt.


Letzlich liegt der Knackpunkt tatsächlich am Konsum.


2
 
 Stefan Fleischer 7. Juli 2015 

Diese Enzyklika ist

meiner Meinung nach, nicht als Handbuch für die konkrete Umsetzung des "Schutzes unseres Hauses" gedacht, auch wenn es an vielen Stellen (leider)so tönt. Sie kann jedoch nicht richtig verstanden werden, ohne den Schwerpunkt, die eigentliche Kernaussage heraus zu schälen, nämlich die Forderung nach einer radikalen Umkehr des Menschen, eine Abkehr von seinen Egozentrismus in all seinen Formen und all seinen Auswirkungen, und eine Hinwendung zu Gott, dem Dreieinigen, im Aufbau einer ganz persönlichen, intensiven und katholischen (d.h. allumfassenden) Beziehung zu Gott, oder besser gesagt im sich hineinnehmen lassen in eine solche Beziehung auf der Basis der uns durch den menschgewordenen Sohn geschenkten Erlösung. (Das ist mein wichtigster Kritikpunkt, dass die Erlösung viel zu wenig ins Spiel gebracht wird.)


5
 
 Edsches 7. Juli 2015 
 

@reconquista: Die Kohle

und auch das Kohlenstoffdioxid waren lange vor uns Menschen auf der Erde. Ohne Kohlenstoffdioxid gäbe es kein Leben auf der Erde. Wer es schlecht macht, geht wie die Manichäer implizit davon aus, dass die Welt vom Teufel erschaffen wurde. Es ist möglich, Kohle absolut sauber als Energiequelle zu nutzen. Dafür sollten wir kämpfen und nicht einstimmen in den Chor der Misantropen, die den Menschen predigen, eine sichere Energiequelle unter der Erde zu lassen und stattdessen unsichere und obendrein teure "erneuerbare" Energien zu nutzen.


8
 
 wedlerg 7. Juli 2015 
 

So gings mir auch

Ich hatte exakt die gleichen Eindrücke beim Lesen von Laudato Si, wie Felix Honekamp. Der Papst ist dort überzeugend, wo er aus Überzeugung und Erfahrung schreibt. Andere Passagen zu Wirtschaft und Forschung sind hingegen alles andere als dienlich. Gerade der Kommunismus als Geisel der letzten beiden Jahrhunderte mit all seinen Zerstörungen für Seelen und Umwelt kommt zwischen den Zeilen noch fast besser weg, als die soziale Marktwirtschaft. Und über den Klimawandel möchte ich doch entschieden mit dem Papst streiten. der Klimawandel ist die modernste Ideologie der Neuzeit (nicht weil es zur Zeit nicht wärmer wird, sondern, weil es schon mal viel wärmer und viel kälter war und Schwankungen immer weitergehen werden) und insofern nicht nur ideologisch gefährlich, sondern einer rationalen Problemlösung für Umweltfragen absolut kontraproduktiv.


11
 
 reconquista 7. Juli 2015 
 

Teil II

Die großen Konzerne reicher Industrieländer haben ihre Produktionsorte nämlich meist in arme Länder verlegt, wo sie genauso wie zu Zeiten der Industrialisierung, keine Rücksicht auf Natur und Menschen nehmen... Umwelt wird im großen Stile verschmutzt, zT durch produktionsbedingte Giftstoffe, die fahrlässig, weil wirtschaftlich effizient, in Massen in die Umwelt gelassen werden. Menschen werden in diesen armen Ländern durch Billiglöhne ausgebeutet, damit Konzerne ihre Produkte auf den Märkten von Industrieländern zu immer billigeren Preisen in Massen verkaufen können. Dass es im Westen so wirkt, als hätte die momentan ausgelebte Marktwirtschaft keine "Nebenwirkungen" liegt daran, dass diese Nebenwirkungen größtenteils nur die armen Menschen in den Produktionsländern abbekommen. Das sollte bei allem bedacht werden. Und nur weil man dies kritisch herausstellt ist man nicht gleich Sozialist oder ein Grüner, sondern vllt. nur ein vernünftiger Mensch.


6
 
 Edsches 7. Juli 2015 
 

Ja, aber

Ja, aber auch die Kohle und das Kohlenstoffdioxid gehören zur Schöpfung. Die schätzungsweise 10 Billionen Tonnen Kohle unter unseren Füßen sind doch wohl ein Geschnek des Schöpfers, das es uns ermöglicht, unser Leben auf Erden etwas angenehmer zu gestalten. Das gilt nicht zuletzt für die Milliarden von Armen, die sich teurere Energien gar nicht leisten können. Papst Franziskus' Werbung für "erneuerbare", aber teure und wetterabhängige Energien führt m. E. in die Irre. Wir sollten besser die ganze Schöpfung annehmen. Das wäre "integrale" Ökologie.


8
 
 reconquista 7. Juli 2015 
 

Man muss nicht...

...mit jeder einzelnen praktischen Schlussfolgerung der Enzyklika einstimmen, denke ich.
Natürlich ist es aber höchst diskutabel, ob die Kritik an den Ausführungen des Papstes tatsächlich berechtigt ist.
Zum Beispiel:

"Tatsächlich den Fortschritt und das Wirtschaftswachstum für die Umweltverschmutzung, die Armut in der Welt der freien Marktwirtschaft anzulasten [...] widerspricht aber gerade den Beobachtungen, die man machen kann"

Man kann tatsächlich die Beobachtung machen, dass bereits seit der Industrialisierung und dem damit einhergehenden Wachstumswahn nicht nur Menschen mit Billiglöhnen ausgebeutet wurden, sondern dass auch durch die Produktion vollkommen fahrlässig mit der Natur umgegangen wurde, so dass dies zu mittelschweren bis schweren Umweltschäden geführt hat, zB durch das Pumpen von Unmengen an produktionsgebundene Giftstoffen in die Natur. Dies hat sich bis heute im Wesentlichen NICHT geändert. Geändert hat sich meistens nur der Standort. (Fortsetzung)...


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