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| ![]() Der Verlust der Scham27. Juli 2015 in Kommentar, 22 Lesermeinungen Über die zunehmende Schamlosigkeit in der deutschen Öffentlichkeit - Von Alexander Kissler /idea München (kath.net/idea.de ) Heute wirst Du flachbelegt Auf dem Weg aus dem Bahnhof kommt der Reisende an Tafeln eines Lieferservices vorbei. Pizza wird angepriesen mit den Worten Heute wirst Du flachbelegt!, ein Nudelgericht mit Isch will mit dir Penne!. Im Hotelzimmer läuft vielleicht nichtsahnend die FKK-Show von RTL, Adam sucht Eva, in der nackte Kandidaten sich über das Gewicht der männlichen primären und der weiblichen sekundären Geschlechtsorgane austauschen. Sollte es sich bei der deutschen Großstadt um Berlin handeln, kann der Blick aus dem Zimmer auf eine besondere Scheußlichkeit fallen. Am Bahnhof Zoo hat die Hauptstadt ein offen einsehbares Urinal aufgestellt. Dort erleichtern Männer sich vor aller Augen, rund um die Uhr. Schamlosigkeit ist heute Normalverhalten Schamlosigkeit ist das von Politik wie Medien verordnete Normalverhalten. Natürlich, es gab Zeiten, in denen Schindluder getrieben wurde mit der Tugend der Scham, Zeiten, in denen ein Moralregime Schamhaftigkeit einklagte und Unterordnung meinte. Und es gibt heute Kulturen, die zwischen Mann und Frau eine so scharfe Grenze ziehen, dass die eine sich verhüllen und der andere befehlen muss. In den westlichen Gesellschaften aber regiert die Schamlosigkeit ohne Rücksicht auf Verluste und die Verluste können enorm sein. Der Schamlose kennt nur sich Was geht verloren, wenn das Nackte und das Obszöne in der Öffentlichkeit sich von selbst verstehen und Takt, Dezenz, Stil und Anmut zu Privatvergnügungen für Nostalgiker herabsinken? Scham ist Frucht des Sündenfalls und insofern eine anthropologische Konstante. Scham resultiert aber auch aus der menschenfreundlichen Einsicht, dass wir nicht allein sind. Dass da immer jemand ist, in dessen Augen wir uns spiegeln. Wer sich schämt, dem ist es nicht egal, welches Bild er durch sein Tun und Reden erzeugt. In der Scham erscheint uns blitzhaft, wer wir sind und wer wir zu sein hoffen so der Philosoph Bernard Williams (19292003). Der Schamlose kennt nur sich.
Das Regiment der Schamlosen ist eine Diktatur des Narzissmus. Die Fernsehfratzen und Plakatgrimassen sind Vorboten einer kulturlosen Welt, denn die öffentliche Besessenheit von der Intimität ist das Kennzeichen einer unzivilisierten Gesellschaft (der US-Soziologe Richard Sennett). Wer ihr wehren will, muss die Kunst der Scham wieder erlernen. Sie beginnt dort, wo wir von uns absehen und den anderen Menschen in den Blick nehmen. Keine Kultur kann sein, wo die Scham verschwand. Der Autor, Alexander Kissler (Berlin), leitet das Kulturressort des Monatsmagazins Cicero. Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal! ![]() LesermeinungenUm selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen. Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder. | ![]() Mehr zuKulturkampf
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