Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Der alte und künftige römische Ritus
  2. Bischof von Speyer voll auf Zeitgeistkurs
  3. „Was, wenn Prof. Striet den Opfertod Christi leugnet und niemand zuhört?“
  4. Wenn der Erzbischof von München das Trump-Bashing vom Spiegel nachplappert
  5. Linke Abtreibungsagenda soll auf den letzten Ampelmetern umgesetzt werden
  6. Papst Franziskus hat neue Regeln für kommende Papst-Beerdigungen festgelegt
  7. Erlösung durch Jesu Kreuzestod: Nein Danke?
  8. Attacke auf die Schwarze Madonna im Kloster Einsiedeln
  9. Christbaum für Petersplatz: Proteste gegen Fällung uralter Tanne - "Anachronistisches Massaker"
  10. Wird mich das Tattoo heiliger machen?
  11. Neuer Prediger des Päpstlichen Hauses relativiert kirchliche Lehre zur Homosexualität
  12. JESUS statt 'synodales Gerede' - Ein Geheimrezept (nicht) nur für Bischöfe!
  13. ARD zeigt Kabarettistin mit schweren Impfschäden nach Corona-Impfung
  14. Mit allen Mitteln gegen das Recht auf Leben
  15. Alle Macht den synodalen Räten?

«Niemand verdient diesen Tod»

3. September 2015 in Interview, keine Lesermeinung
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Maltas Ex-Verteidigungsminister zur privaten Initiative Migrant Offshore Aid Statio (MOAS) für Bootsflüchtlinge. Von Julia Rathcke (KNA)


Köln (kath.net/KNA) Über 300.000 Flüchtlinge sind nach Angaben der UN seit Januar über das Mittelmeer nach Europa gekommen. Viele überleben die gefährliche Tour auf überfüllten Schlepperbooten nicht. Die private Initiative Migrant Offshore Aid Statio (MOAS) rettete bisher über 10.000 Menschen vor dem Ertrinken. Das kann aber nicht die Lösung sein, wie der Direktor der Organisation, der ehemalige Verteidigungsminister Maltas, Martin Xuereb (Foto), im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) erklärt.

KNA: Herr Xuereb, die Privatleute Christopher und Regina Catrambone gründeten 2013 die Initiative MOAS. Warum?

Xuereb: Papst Franziskus hat die beiden Gründer inspiriert. Nachdem damals 400 Flüchtlinge vor Lampedusa umgekommen waren, rief er in seiner Ansprache zu Menschlichkeit auf. Man solle die Toten nicht als Zahlen sehen, er warnte vor einer «Globalisierung der Gleichgültigkeit».

KNA: Familie Catrambone kaufte also ein Schiff und versammelte Seeleute, Mediziner und Sicherheitsexperten. Was war der Plan?

Xuereb: Wir hatten keinen. Wir fuhren 2014 auf See, ohne Ahnung davon, was uns erwartet und ob wir erfolgreich sein würden - aber mit einer Überzeugung: Dass niemand es verdient hat, auf dem Meer zu sterben.


KNA: Und wie lief es?

Xuereb: Innerhalb der ersten 60 Tage auf See haben wir 3.000 Menschen vorm Ertrinken gerettet. Mittlerweile sind es 10.000.

KNA: Wie muss man sich das genau vorstellen?

Xuereb: Wir fahren nicht den ganzen Tag ziellos herum. Außer uns gibt es ja noch Schiffe von Sea Watch und Ärzte ohne Grenzen. Wir arbeiten als einzige aber mit Drohnen, die können innerhalb von sechs Stunden über 900 Quadratkilometer Meer absuchen. Wir stehen in Dauerkontakt mit der Seenotrettung Rom und geben im Notfall Infos durch: Personen an Bord, Lage, Gefahrenpotenzial. Dann helfen entweder Rettungsboote, die näher dran sind oder wir.

KNA: Wenn man bei youtube Ihre Rettungseinsätze ansieht, scheint der Umgang ziemlich hart. Sie schreien die Flüchtlinge regelrecht an.

Xuereb: Sie müssen sich vorstellen, da sind 500 bis 600 Menschen auf einem 20-Meter-Boot, die Lage ist unübersichtlich. Die Menschen müssen uns zuhören - denn die Situation kann schnell kippen.

KNA: Aber Sie sind doch deren Retter in der Not?

Xuereb: Das ist aber nicht immer allen klar. Da sind die unterschiedlichsten Menschen auf engstem Raum tagelang unterwegs, sprechen nicht einmal die gleiche Sprache. Die sind erschöpft, verängstigt, verzweifelt. Meistens sind die Holzboote zweistöckig, und das Leben der Menschen in der unteren Etage hängt davon ab, wie die Menschen oben auf dem Boot reagieren. Jeder will in diesem Moment sein eigenes Leben sichern.

KNA: Was war für Sie persönlich der krasseste Moment auf dem Meer?

Xuereb: Vor knapp zwei Wochen haben wir 300 Menschen von einem Boot geholt, das in Seenot geraten war. Als wir auf das Boot gingen, lagen 52 Personen noch unten im Motorraum. Tot. Entweder erstickt in der Hitze oder vergiftet von Abgasen.

KNA: Was passiert mit den Menschen, die Sie retten konnten? MOAS steht in der Kritik, sich darum nicht weiter zu kümmern.

Xuereb: Wir repräsentieren keinen Staat. Wir können solche Problem nicht lösen, wir sind da, um Leben zu retten. Lösungen liegen auch nicht auf dem Meer, sondern bei den Ländern aus denen die Menschen kommen, durch die sie ziehen und dort, wo sie hingehen.

KNA: Das heißt, Sie befürworten eine europäische Quote?

Xuereb: Nein, unsere Arbeit hängt auch nicht an dieser Diskussion. Das Problem ist: Die Länder empfinden die Migration als Bürde. Dabei sind Flüchtlinge keine Last, sondern eine Verantwortung, die alle gemeinsam tragen müssen. Wir haben keine Flüchtlingskrise sondern eine Krise des Schutzes für Flüchtlinge.

KNA: Wer muss also was tun?

Xuereb: Wir glauben nicht, dass es allein an Deutschland oder Italien hängt. Klar, es passiert vor unsere Haustür, also muss Europa die Führung übernehmen. Aber die Ursachen für Migration sind größer, globaler: Krieg im Nahen Osten, Instabilität in Syrien, ein totalitäres Regime in Eritrea. Man muss das durch die Menschlichkeitsbrille betrachten: Jeder einzelne der 52 Toten aus dem Motorraum hatte eine Mutter, einen Vater und Hoffnungen.

KNA: Und letztlich waren alle Anstrengungen für diese Toten umsonst.

Xuereb: Eben. Niemand hat den Tod verdient, schon gar nicht so. Dass wir einen Teil der Menschen retten, kann nicht die Lösung sein. Es muss der Tag kommen, an dem die Arbeit von MOAS nicht mehr notwendig ist.

(C) 2015 KNA Katholische Nachrichten-Agentur GmbH. Alle Rechte vorbehalten.
Foto (c) MOAS


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Flüchtlinge

  1. Christlicher Konvertit Chia Rabiei darf in Deutschland bleiben
  2. Abschiebung: Erzbischof Lackner mahnt zu Menschlichkeit und Dialog
  3. Hat Kardinal Marx für EKD-Flüchtlingsschiff einen "namhaften Betrag" zur Verfügung gestellt?
  4. Zahl der Migranten übers Mittelmeer erheblich gestiegen
  5. Papst mahnt "Gewissenserforschung" im Umgang mit Flüchtlingen an
  6. "Fehler von 2015 dürfen nicht wiederholt werden"
  7. Wegen Kritik an Flüchtlingspolitik wurden Krippenfiguren gestohlen
  8. So retten, „dass Rettung nicht automatisch Einwanderung bedeutet“
  9. Theologe: "Die Kirche kann barmherzig sein, der Staat darf das nicht"
  10. "Wir wollen unschuldig sein"







Top-15

meist-gelesen

  1. Heiliges Jahr - Große ROMREISE zu OSTERN 2025 - 9 Tage - Mit Assisi, Loretto, Manoppello und Padua
  2. JETZT ANMELDEN - Große Baltikum-Reise mit kath.net - Spätsommer 2025
  3. Wenn der Erzbischof von München das Trump-Bashing vom Spiegel nachplappert
  4. Der alte und künftige römische Ritus
  5. Attacke auf die Schwarze Madonna im Kloster Einsiedeln
  6. „Das Wunder der Welle“
  7. Unmittelbar vor der Todesspritze: Niederländerin (22) sagt NEIN zur Euthanasie
  8. Bischof von Speyer voll auf Zeitgeistkurs
  9. Linke Abtreibungsagenda soll auf den letzten Ampelmetern umgesetzt werden
  10. Erlösung durch Jesu Kreuzestod: Nein Danke?
  11. „Was, wenn Prof. Striet den Opfertod Christi leugnet und niemand zuhört?“
  12. Covid-Impfung verweigert – Katholikin erhält 12,7 Millionen Dollar nach ungerechtfertigter Kündigung
  13. Neuer Prediger des Päpstlichen Hauses relativiert kirchliche Lehre zur Homosexualität
  14. Wird mich das Tattoo heiliger machen?
  15. Mit allen Mitteln gegen das Recht auf Leben

© 2024 kath.net | Impressum | Datenschutz