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Die Frage des Johannes geht uns alle an

12. Dezember 2016 in Spirituelles, keine Lesermeinung
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Wer ist Jesus Christus? Glauben wir daran, dass er der einzige Sohn Gottes ist, der um unseres Heiles willen Fleisch angenommen hat und Mensch geworden ist aus der Jungfrau Maria? Predigt zum 3. Advent. Von Prof. Josef Spindelböck


St. Pölten (kath.net/St. Josef) 3. Adventsonntag A (11.12.2016)
L1: Jes 35,1-6a.10; L2: Jak 5,7-10; Ev: Mt 11,2-11

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Am 3. Adventsonntag hören wir davon, dass Johannes der Täufer im Gefängnis ist. Herodes Antipas hatte Johannes wegen seiner Kritik am Ehebruch des Königs ins Gefängnis werfen lassen. Das offene Wort des Propheten gegenüber den Mächtigen seiner Zeit wurde Johannes zum Verhängnis; später wurde er dann enthauptet (vgl. Mt 14,1–12), und zwar auf ausdrücklichen Wunsch jener Frau, welche König Herodes widerrechtlich geheiratet hatte. Herodias war ja die Frau seines Halbbruders Philippus gewesen.

Warum aber lässt jetzt Johannes der Täufer seine Jünger vom Gefängnis aus zu Jesus schicken? Die Frage, welche sie Jesus stellen sollen, lautet: „Bist du der, der kommen soll, oder müssen wir auf einen andern warten?“ (Mt 12,3)

War Johannes jetzt plötzlich unsicher geworden? Hatte er nicht selber Jesus bei der Taufe am Jordan angetroffen und das Zeugnis des himmlischen Vaters vernommen, der Jesus im Heiligen Geist als Messias beglaubigt hatte?


Vielleicht aber war es eine pädagogische Frage, das heißt, sie wurde gestellt, damit die Jünger des Johannes noch klarer erkennen konnten, wer Jesus wirklich war. Johannes wollte ja selber nie im Mittelpunkt stellen; er wollte Raum schaffen für den der nach ihm kommt. Möglicherweise waren die Jünger des Johannes zu sehr auf dessen Person fixiert. Und nun, da Johannes im Gefängnis seinem Tod entgegensah, der ihn tatsächlich bald ereilen sollte, da war es für Johannes den Täufer wichtig, seine eigenen Jünger an denjenigen weiter zu verweisen, den er als den kommenden Messias angekündigt hatte.

Auf die Frage der Johannesjünger, ob er der sei der da kommen solle, antwortet Jesus mit einem Hinweis auf die wunderbaren Ereignisse, die durch ihn geschehen: „Blinde sehen wieder, und Lahme gehen; Aussätzige werden rein, und Taube hören; Tote stehen auf, und den Armen wird das Evangelium verkündet.“ (Mt 11,5) All dies ist ausreichend, um zum Glauben an ihn zu finden, und selig ist, wer an ihm keinen Anstoß nimmt (vgl. Mt 11,6).

Das Himmelreich ist mit dem Kommen Jesu allen nahe, die an ihn glauben. Die Wundertaten, welche Jesus wirkt, geschehen nicht um ihrer selbst willen. Sie sind Zeichen für Größeres, welche die Menschen zum Glauben hinführen sollen. Die Wunder für sich allein können jedoch den Glauben nicht bewirken und auch nicht ersetzen. Die Freiheit der Entscheidung bleibt gewahrt. So gab es schon, als Jesus hier auf der Erde lebte und wirkte, Menschen, welche seine Botschaft nicht annahmen und ihm als Messias nicht nachfolgen wollten.

Auch für uns stellt sich die Johannesfrage in gewisser Weise immer wieder: Wer ist Jesus Christus? Wer ist er für uns? Glauben wir daran, dass er der einzige Sohn Gottes ist, der um unseres Heiles willen Fleisch angenommen hat und Mensch geworden ist aus der Jungfrau Maria? Hat dieser Glaube Auswirkungen auf unser Leben? Welche Botschaft wollen wir von Jesus Christus hören? Wie kann und soll uns die Kirche in geeigneter Form von Gott und dem von ihm gesandten Erlöser verkünden? Wie vermögen wir andere Menschen zum Glauben an Jesus Christus hinzuführen?

Solche Fragen können nur durch das Zeugnis im Leben selbst beantwortet werden; eine theoretische Antwort – und sei sie noch so richtig – wird nicht genügen, wenn sie sich nicht im Leben ausweisen kann.

Dann aber brechen einerseits alte Sicherheiten weg, doch andererseits weiß der Jünger Christi, dass der Herr stets bei uns ist. Er ist bei uns auch da, wo die Stürme des Lebens toben. Auch wenn es in der Kirche Gottes mitunter Zweifel und Unklarheiten gibt und sogar der Papst nicht immer eine alle zufrieden stellende Antwort gibt, so ist doch Christus der Herr seiner Kirche. Auf ihn wollen wir vertrauen, denn bei ihm haben wir nichts zu fürchten. Er ist unser Leben und unser Heil. Dieses wird sich in seiner Fülle zeigen, wenn Christus der Herr wiederkommt in Herrlichkeit. In der zweiten Lesung aus dem Jakobusbrief heißt es: „Macht euer Herz stark, denn die Ankunft des Herrn steht nahe bevor.“ (Jak 5,8) Amen.


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