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Jesus Christus, der gute Hirte, sorgt für die Seinen

6. Mai 2017 in Spirituelles, keine Lesermeinung
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Predigt von Josef Spindelböck zum 4. Sonntag der Osterzeit A (07.05.2017).


St. Pölten (kath.net/ stfosef.at)
L1: Apg 2,14a.36-41; L2: 1 Petr 2,20b-25; Ev: Joh 1,1-10

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Die Zuhörer „verstanden nicht den Sinn dessen, was ihnen Jesus gesagt hatte“ (vgl. Joh 10,6). Ungewöhnlich offen und in keiner Weise beschönigend beschreibt der Evangelist Johannes die Reaktion der Menschen auf die Worte Jesu, als er ihnen das erste Gleichnis vom guten Hirten erzählt hatte. War es denn wirklich so schwer zu begreifen, dass Jesus hier von sich selber sprach beziehungsweise auch von Gott seinem Vater, der in Liebe für die Menschen sorgt, so wie dies ein guter Hirt für seine Schafe tut?

Dabei war doch die Lebenswelt eines Hirten und seiner Herde den Menschen zurzeit Jesu wohlvertraut. Genau deshalb wählte Jesus auch immer wieder anschauliche Worte aus dem Erfahrungszusammenhang seiner Zuhörer. Nicht eine abstrakte Theorie, sondern die lebendige Darstellung der Geheimnisse des Reiches Gottes mit Bildern aus dem Alltag zeichnete die Verkündigung Jesu aus!

Wir feiern den „Sonntag vom Guten Hirten“; er ist zugleich der Weltgebetstag für geistliche Berufe. Das Evangelium vom Guten Hirten macht uns neu bewusst, wie zärtlich und liebevoll Gott für uns sorgt. Wir sind ihm nicht gleichgültig. Um einen jeden einzelnen nimmt sich der vom himmlischen Vater in die Welt gesandte Sohn Gottes Jesus Christus an. Dem guten Hirten liegt an seinen Schafen, während der Dieb und Räuber nur kommt, „um zu stehlen, zu schlachten und zu vernichten“ (Joh 10,10a). Jesus aber ist gekommen, damit wir Menschen „das Leben haben und es in Fülle haben“ (Joh 10,10b).


Fragen wir uns selbst, jede/r ganz persönlich: „Lassen wir uns vom Guten Hirten – von Jesus Christus, dem Herrn – führen? Vertrauen wir uns ihm ganz an? Schenken wir ihm unser Leben, damit er uns zur Fülle des ewigen und seligen Lebens führt?“

Als vor genau 100 Jahren im portugiesischen Ort Fatima die Gottesmutter Maria drei Hirtenkindern erschien, da hatte der Himmel eine gute Wahl getroffen. Denn diese drei Kinder waren unverdorben, reinen Herzens und offen für das Übernatürliche. Sie hüteten gemeinsam die Schafe ihrer Familien, als sie schon ein Jahr vorher – 1916 – insgesamt dreimal durch einen Engel auf das Kommende vorbereitet wurden. Dieser „Engel des Friedens“ lehrte sie verschiedene Gebete und lud sie ein, stellvertretend für die Sünden der Menschen Gott alle Gebete, Verzichte und Mühseligkeiten darzubringen.

Dann aber am 13. Mai 1917 erschienen ihnen eine Frau, die ganz in Weiß gekleidet war. Diese Frau „vom Himmel“ lud sie ein: „Betet täglich den Rosenkranz, um den Frieden der Welt und das Ende des Krieges zu erlangen!” Weitere Erscheinungen der Gottesmutter folgten in den kommenden Monaten, bis schließlich zur Beglaubigung der Echtheit am 13. Oktober 1917 ein großes Sonnenwunder geschah, das auch von Menschen bezeugt wurde, die mit den Ereignissen vorher nichts zu tun hatten.

Im Jubiläumsjahr 2017 werden auf der ganzen Welt Fatima-Feiern abgehalten, und unser Papst Franziskus lässt es sich nicht nehmen, zum 13. Mai nach Fatima zu kommen. Dort wird er mit erwarteten 2000 Bischöfen und Priestern in Gegenwart vieler Gläubiger die heilige Messe zelebrieren, den Rosenkranz beten und zwei der drei Seherkinder heiligsprechen. Es handelt sich dabei um die Geschwister Francisco und Jacinta Marto, die im Jahr 1917 erst neun beziehungsweise sieben Jahre alt waren. Früh vollendet in der Heiligkeit starb Francisco am 4. April 1919 und seine Schwester Jacinta am 20. Februar 1920, während das dritte Seherkind, die damals zehnjährige Lúcia dos Santos ihre beiden verwandten Freunde und Spielgefährten um viele Jahre überlebte. Sie starb am 13. Februar 2005 im Karmel von Coimbra knapp 98jährig, ebenfalls im Ruf der Heiligkeit.

Eine von der Kirche anerkannte Privatoffenbarung ist für niemanden verpflichtend. Denn in der allgemeinen Offenbarung Gottes, die in Jesus Christus ihren Abschluss und ihre Vollendung findet, ist uns all das gesagt und mitgeteilt, was Gott uns um unseres Heiles willen offenbaren wollte. Dennoch können solche „privaten“ Offenbarungen nützlich und hilfreich sein, insofern sie uns an den Grundimperativ des Evangeliums zu Glaube und Umkehr erinnern.

Tatsächlich haben viele Menschen aus dem Beten des Rosenkranzes, den die Gottesmutter in Fatima empfiehlt, große Kraft geschenkt. Um den Frieden in den Herzen der Menschen und in der Welt insgesamt gilt es weiterhin zu beten! Auch wenn die Herrschaft des Kommunismus in den meisten davon betroffenen Ländern der Welt zusammengebrochen ist, so gibt es doch noch Restbestände beziehungsweise auch neue Gefahren durch Ideologien und Herrschaftssysteme, welche den Menschen in seiner gottgeschenkten Würde und insbesondere die Ehe und Familie in ihrer gottgeschenkten Berufung bedrohen.

Im Fatima-Jahr ruft Missio-Nationaldirektor Pater Karl Wallner dazu auf, eine neue Gebetsbewegung für junge Menschen zu starten („Gott kann“). Dazu heißt es: „Beten Sie jeden Tag ein Gesätzchen vom Rosenkranz für einen konkreten jungen Menschen, der glaubensfern ist.“ Ich würde meinen, wir sollten nicht nur für junge (und ältere!) Menschen beten, die „glaubensfern“ sind, sondern auch für all jene, die sich redlich bemühen, im Glauben der Kirche zu wachsen und gemäß den Weisungen Jesu zu leben. Auf diese Weise wird ein gutes Klima für Ehen und Familien, aber auch für geistliche Berufe geschaffen! Denn Jesus Christus, der „Gute Hirt“, ruft auch in unserer heutigen Zeit Menschen in seine besondere Nachfolge. Er tut dies, um auf diese Weise der ganzen Kirche das Geschenk seiner Gegenwart zu vermitteln.

Mögen wir einst auf die Fürbitte der seligen Jungfrau und Gottesmutter Maria, des heiligen Josef und aller Heiligen die ewige Seligkeit im Reich des Himmels erfahren dürfen! Amen.


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