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Geistliche Oasen gesucht?

29. Dezember 2018 in Spirituelles, 1 Lesermeinung
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Eine kleine Wegweisung, nicht nur zur Weihnachtszeit. Gastbeitrag von Thorsten Paprotny


Hannover (kath.net) Fromme Katholiken in aller Welt haben das Weihnachtsfest gläubig gefeiert. Auch wenn manche missverständlichen Bischofsworte aus Deutschland vorab für Verwunderung, Irritation und Unruhe unter einfach gläubigen Christen gesorgt haben. Klarstellungen von Oberhirten wie Kardinal Woelki sind längst erfolgt – und auf kath.net ist darüber dankenswerterweise berichtet worden. Viele Gläubige waren und sind sehr dankbar dafür. Das „Kirchplatzgeflüster“ nach den Weihnachtsgottesdiensten war ein deutlicher Indikator für den „Sensus fidelium“ und auch für den klaren Blick der Gläubigen, die das Herz auf dem rechten Fleck haben.

Darum hat Papst Benedikt XVI. zu Recht von der „Lichtspur des Glaubens“ gesprochen. Er verwies oft auf das Zeugnis der Heiligen durch alle Dunkelheiten der Kirchengeschichte hindurch. Zudem erinnerte er an den heiligen Bruder Konrad, an die heilige Theresia vom Kinde Jesus und an die heilige Bernadette Soubirous, die zwar nicht in die tiefen Gedankenwelten der Theologie als Wissenschaft eingedrungen sind, aber mit der vernünftigen Klarheit des Herzens (im biblischen Sinne gesagt: also mit ihrer ganzen Person) das Wesentliche erkannt haben: Dass die Kirche, als mystischer Leib Christi, heilig war, ist und bleibt, wenn sie im Glauben an den Herrn Jesus Christus verankert ist. Es ist die Kirche des Herrn, die Himmel und Erde umschließt. Es ist die Kirche aller Zeiten und Orte, wie das Hochgebet berichtet, in der wir vereint sind mit unseren lieben Verstorbenen, unseren Eltern und Großeltern, unseren Namenspatronen, mit den Märtyrern und allen Heiligen, in der Einheit mit dem Papst und allen Bischöfen, die in Kommuniongemeinschaft mit Rom standen und stehen. Das Volk Gottes ist treu. Es verlangt nach Wahrheit und nach dem Brot des Lebens. Es begehrt nichts anderes als Gottes Liebe – und es lebt gläubig auf den Herrn hin. Wir sehen das zu Weihnachten auch in kleinen Gesten. Gläubige besuchen Krippen in vielen Kirchen. Sie verehren das Jesuskind und küssen symbolisch wie demütig diesem die Füße. Die Gläubige legen Christus ihre Liebe zu Füßen. Sie möchten dem Herrn dienen und sich Ihm übereignen. Wir nehmen teil an der Schönheit der Liturgie, besonders wenn der Gregorianische Choral erklingt, der unsere Herzen gläubig empor hebt. Wir erfahren dies im gemeinsamen festlichen Singen der alten Weihnachtslieder und in frohen Begegnungen mit unseren Mitmenschen.


Die Gläubigen suchen Kirchen auf. Sie wünschen sich geistliche Oasen in den Wüsten dieser Zeit. Dort zieht es auch die Suchenden hin, wie die Weisen aus dem Morgenland. In diesen Tagen blättere ich in zwei alten Büchern aus den 1950er-Jahren. Eines stammt von Julius Tyciak, es heißt: „Jahreskranz der Güte Gottes“ – und ist eine Einführung in das Kirchenjahr, ein Wegbegleiter, der sorgfältig und liebevoll die Stadien nachzeichnet, die wir alle Jahre wieder gehen, solange wir leben und der römisch-katholischen Kirche angehören dürfen. Das andere Buch ist ein prächtiger Bildband aus dem Pontifikat von Papst Pius XII. und trägt den Titel: „Überall bist du zu Hause“ – es berichtet von Ortskirchen in aller Welt und von der beglückenden, damals selbstverständlichen Erfahrung, dass wir überall liturgisch zu Hause sein können. Welche Sprache in welchem Land der Erde auch herrschen mag, in dem klassischen Römischen Ritus – in lateinischer Sprache gefeiert – sind Gläubige sofort aufgenommen und aufgehoben: Hier darf ich armer Sünder, hier darf ich Bettler vor Gott sein. In diesen Gottesdiensten erleben Gläubige keine Überraschungen, sondern empfangen ein kostbares Geschenk: Heimisch in der Liturgie der Kirche sein zu dürfen. Kann es Schöneres geben?

Große Philosophen, wie der jüngst verstorbene Robert Spaemann, haben darum sehr für die heilige Messe in der überlieferten Form des Römischen Ritus gekämpft. In den Wüsten dieser Zeit – auch in Deutschland und Europa – erleben wir den großen Zuspruch und das lebendige Zeugnis des Glaubens an den Orten, an denen etwa die Petrusbruderschaft die heilige Messe in der außerordentlichen Form des Römischen Ritus feiert. Liturgischen Nostalgikern übrigens bin ich dort noch nie begegnet. Besonders junge Menschen – als ehemaliger Dozent für Philosophie und Theologie weiß ich das aus Erfahrung – wissen Ernsthaftigkeit in der Kirche zu schätzen. Um die Frage nach Gott geht es. Davon hat auch Joseph Ratzinger in der „Einführung in das Christentum“ geschrieben. Wir brauchen diese geistlichen Oasen so sehr, diese Stätten des Gebetes, die eine sprudelnde Quelle sind in den Wüsten des Alltags. Die Kirche mag manchmal wirken wie eine spröde, alt gewordene Institution – aber nur von außen.

Wenn Sie, liebe Schwestern und Brüder im Glauben, eine Stätte der Einkehr, Besinnung und Erneuerung suchen, so finden Sie gewiss eine schöne Kirche noch vor Ort, in der Sie vor dem Tabernakel im Gebet verweilen und Gottesdienste mitfeiern dürfen, in der wahren „participatio actuosa“, im Gebet – von innen her. Vielleicht möchten Sie in 2019 auch eine „außerordentliche Erfahrung“ sammeln, die Ihnen eine Anschauung von dem schenkt, was es heißt, als katholischer Christ, „überall in der Welt zu Hause“ zu sein? Suchen Sie nach neuen Erfahrungen, die Sie im Glauben festigen und bestärken? Dann freuen Sie sich am Reichtum der römischen-katholischen Liturgie. Die Petrusbruderschaft etwa feiert an vielen Orten in Deutschland festliche, feierliche Gottesdienste, die ganz gewiss zugleich „ordentlich“, also ordnungsgemäß, und „außerordentlich“ sind – nämlich ordentlich römisch-katholisch und außerordentlich schön.

In den heiligen Messen in der außerordentlichen Form des Römischen Ritus werden Sie staunend, dankbar und froh erleben können, was unser emeritierter Papst Benedikt XVI. in der heiligen Messe zur Amtseinführung am 24. April 2005 auf dem Petersplatz in der Predigt sagte: „Die Kirche lebt. Und die Kirche ist jung. Sie trägt die Zukunft der Welt in sich und zeigt daher auch jedem einzelnen den Weg in die Zukunft.“ Die Feier der heiligen Messe in der klassischen Form des Römischen Ritus ist ein kostbares Geschenk. Wer aber braucht geistliche Oasen wie diese in den Wüsten dieser Zeit so sehr – und nicht nur zur Weihnachtszeit? Ein Philosoph wie Robert Spaemann zählte dazu. Wer noch? Vielleicht einfach gläubige Christen – wie Sie und ich?

Dr. Thorsten Paprotny lehrte von 1998-2010 am Philosophischen Seminar und von 2010 bis 2017 am Institut für Theologie und Religionswissenschaft der Leibniz Universität Hannover. Er publizierte 2018 den Band „Theologisch denken mit Benedikt XVI.“ im Verlag Traugott Bautz und arbeitet an einer Studie zum Verhältnis von Systematischer Theologie und Exegese im Werk von Joseph Ratzinger / Benedikt XVI.

kath.net-Buchtipp
Theologisch denken mit Benedikt XVI.
Von Thorsten Paprotny
Taschenbuch, 112 Seiten
2018 Bautz
ISBN 978-3-95948-336-0
Preis 15.50 EUR

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Symbolbild: Messfeier im teilzerstörten Paulusdom zu Münster im Jahr 1945, das levitierte Amt wird im Westchor gefeiert



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Lesermeinungen

 lakota 29. Dezember 2018 
 

Vielen Dank

an Kath.net und Thorsten Paprotny für diesen Gastbeitrag! Es sind sehr gute Gedanken und Anregungen. Ich selbst bin froh, solche Oasen zu kennen, wie z.Bsp. Maria Vesperbild und Marienfried.


4
 

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