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Parkbank im Advent

12. Dezember 2019 in Prolife, 7 Lesermeinungen
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„Es war richtig gewesen war, das Neugeborene damals in die Babyklappe zu legen. Und doch brannte in ihr seitdem eine unstillbare Sehnsucht.“ Essay von Gudrun Trausmuth


Wien (kath.net) 18 Jahre, dachte sie, während sie trotz der Kälte auf einer Bank Platz nahm. Zum ersten Mal kehrte sie hierher zurück, zu dieser Bank, von der aus man durch das Gestrüpp des kleinen Parks Sicht auf das Krankenhaus hatte. Es war richtig gewesen war, das Neugeborene damals in die Babyklappe zu legen. Und doch brannte in ihr seitdem eine unstillbare Sehnsucht.

Während rundherum die frühe nebelige Dämmerung des Dezembers einfiel und die Lichter des nahen Adventmarktes wie tröstliche kleine Sterne aufgingen, dachte sie: „Das ist die einzige Art, wie ich deinen Geburtstag feiern kann, mein Sohn.“ Und sie sah das mit hellem Flaum überzogene Köpfchen, das nur wenige Stunden in ihrem Arm gelegen hatte.

Ihre Gedanken gingen zurück: die Schwangerschaft, die sie damals als 17jährige vor den Eltern und ihrer gesamten Umgebung verheimlicht hatte. Da sie sowie so das Gefühl hatte, dass sie nie jemand ansah, war es auch nicht weiter aufgefallen – „Endlich nimmst du etwas zu“, war das einzige Wort der Mutter gewesen.

Selbst wollte ihrem Kind das Leben schenken – das Einzige, was ich Dir schenken kann, hatte sie immer wieder gedacht. Sehr allein war sie gewesen. Dennoch gab es diese unglaubliche, pochende, unbändige Freude, als sie zum ersten Mal die zarten Bewegungen des Babys gespürt hatte, eine Freude, die sie durch die unendliche Einsamkeit dieser Schwangerschaft hindurchgetragen hatte. Damals hatte sie gelernt, Tag für Tag zu leben, mit dem süßen Geheimnis in ihrem Leib. Dass die Wehen – wohl Wochen zu früh – kamen, als die Eltern verreist waren, war ihr Glück gewesen. Während der Geburt hatte sie gebetet und geweint und geschrieen: und dann war das Kind dagewesen, ein Bübchen, sehr klein, sehr zart. Stundenlang hatte sie ihn gehalten, gestillt, geliebt. Irgendwann dann, mitten in der Nacht, hatte sie ihn in Handtücher und Decken gewickelt und war taumelnd durch die einsame Winterstadt zu dem Krankenhaus gegangen. Auf einen Zettel, den sie zu dem Kind legte, hatte sie geschrieben: Johannes, 8. Dez. Und während sie zitterte vor Liebe, vor Schwäche und vor Schmerz, hatte sie das Bündel mit dem schlafenden Kind in die Babyklappe gelegt. Dann war sie in den kleinen Park gegenüber der Klinik gegangen. Dort hatte sie auf der Bank gesessen, bis sie sah, dass im Raum hinter der Babyklappe das Licht anging. Dann war sie weggegangen, betäubt vor Traurigkeit.


Ihr Leben war „normal“ weitergegangen, Schulabschluss, Studium, Umzüge, Beziehungen … Ihren Sohn hatte sie nie vergessen. Ohne im eigentlichen Sinne religiös zu sein, hatte sie täglich für ihn gebetet, bis sich ihr Gebet in Glauben verwandelt hatte. Bis sie plötzlich wusste, dass es GOTT gibt, dass Er für ihren Sohn sorgen würde. Seitdem war sie ruhiger geworden, getröstet in der Sicherheit, damals das Mögliche und Richtige getan zu haben. Aber nie hörte die brennende Sehnsucht nach dem Kind auf, und jeder Advent holte sie wieder hervor.

Auf der Bank wurde es kalt, sie sollte gehen. Sie zog ihre Mütze ins Gesicht, wühlte in ihrer Tasche nach einem Taschentuch. Als sie wiederaufsah, kam durch die Dunkelheit jemand auf sie zu. Ein junger Mann, schlaksig, etwas unsicher, mit hellen Augen: „Darf ich mich setzen?“, fragte er. „Ausgerechnet diese Bank?“ sagte sie wenig freundlich und zeigte auf die vielen leeren Bänke ringsum. „Ja, entschuldigen Sie, ich will Sie nicht bedrängen, aber es muss diese sein,“ meinte er und setzte sich ans andere Ende der Bank. Nach einer Weile sprach er weiter: „Von hier aus sehe ich nämlich da hinüber“, meinte er und wies auf das Krankenhaus, „Das ist der einzige Ort, den ich mit meiner Mutter verbinde. Meine Adoptiveltern meinen, dass sie vermutlich sehr jung war. Wahrscheinlich wusste niemand von der Schwangerschaft und wahrscheinlich hat sie mich ganz allein geboren und mich dann zur Babyklappe da drüben gebracht. Ich bin ihr jedenfalls unendlich dankbar, dass ich lebe.“ Wieder schwieg er und sie auch, während sie fühlte, dass es in ihrem zitternden Herzen plötzlich ganz hell wurde. „Es gibt keine größere Liebe“, sagte er nach einer Weile. Er hob den Blick und streckte ihr die Hand hin: „Übrigens, ich heiße Johannes.“

Foto: Symbolbild


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