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Zwei Kuppeln und eine dramatische Wirklichkeit

19. Jänner 2021 in Aktuelles, 14 Lesermeinungen
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Die Krise jener Zivilisation, die wir kannten und die zerbröckelt. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as/amv) Die Zivilisation, in der wir leb(t)en – sie steht auf drei Säulen: Jerusalem, Athen, Rom. Dies war eines der großen Themen des Pontifikats Benedikts XVI., womit die herrschende Sinnkrise überwunden werden sollte. Die „romanitas“ wurde dabei beim „römischsten“ Papst seit Pius XII. in besonderer Weise erfasst.

Ach ja, Pius XII., einer der größten Päpste des vergangenen Jahrhunderts: er scheint dann direkt in unsere Zeit hineinzusprechen (denn geschwiegen hat er ja nie). Jüngst erinnerte ein lieber Mensch an seine Weihnachtsansprache von 1942: „In dieser Weihnacht ist er [der Papst] mehr denn je die einsame aufbegehrende Stimme im Schweigen eines Kontinents… Papst Pius drückt sich so leidenschaftlich aus wie jeder Regierende an unserer Seite, indem er ausführt, dass diejenigen, die an einer neuen Weltordnung bauen wollen, für die freie Wahl einer Regierung und der Religion eintreten müssten. Sie müssten sich dagegen wehren, dass der Staat aus Individuen eine Herde mache, über die er dann verfüge wie über leblose Dinge“ (New York Times, 25. Dezember 1942). So reagierte eine wichtige Zeitung auf das Wort des Papstes in jener finsteren Zeit, als das Abendland von Verbrechern an den Abgrund geführt wurde.

Die Krise eines Relativismus und Nihilismus also, Instanzen, die erstaunlicherweise mit der „triumphierenden Vernunft“ des Machens und der Machbarkeit Hand in Hand gehen. Eine Krise, Zeit des Urteilens, der Entscheidung, des Unterscheidens, die sich als „κρίσις“ der christlichen Zivilisation, des Christentums und des Abendlands manifestiert. Glaube und Vernunft als Überwindung, Einkehr und Rückkehr eben nach Jerusalem, Athen und Rom, so war einst der Gedankengang und der von Benedikt XVI. vorgeschlagene Lebensvollzug.

Und ebenso kann jene „Krise“ unter zwei „Kuppeln“ ausgemacht werden. Über die „Zivilisation unter den Kuppeln“ dachte nun der Vatikanist, Publizist und Schriftsteller Aldo Maria Valli nach.


*

Zwei Kuppeln und eine dramatische Wirklichkeit, von Aldo Maria Valli

Die Kuppel des Petersdoms in Rom und die Kuppel des Kapitols in Washington haben offenbar nicht viel gemeinsam. Erstere ist ein Meisterwerk Michelangelos aus dem 16. Jahrhundert, das sich über dem Grab des Apostelfürsten befindet. Die zweite ist ein neoklassizistisches Werk aus dem 19. Jahrhundert, das ein Projekt freimaurerischen Ursprungs vervollständigt. In unseren Tagen jedoch sind die beiden Kuppeln in gewisser Weise durch das, was unter ihnen geschieht, vereint.

Sowohl die Kuppel des Petersdoms als auch die des amerikanischen Kapitols bewahrten das, was für Millionen von Menschen große Gewissheiten waren: einerseits die Einheit der katholischen Kirche, garantiert durch den Papst, in einer ununterbrochenen Aufeinanderfolge ausgehend von Petrus; andererseits die Einheit der amerikanischen Nation, garantiert durch die Verfassung, in einer ununterbrochenen Aufeinanderfolge von Präsidenten. Jetzt aber ist sowohl unter der ersten als auch unter der zweiten Kuppel etwas kaputt gegangen. Die Idee der Einheit selbst ist gescheitert. Und an ihrer Stelle sind Zweifel eingedrungen, Misstrauen hat sich eingeschlichen, Spaltung hat sich breit gemacht.

In dieser Welt haben wir nur sehr wenige Gewissheiten, aber bis vor nicht allzu langer Zeit hatten wir zumindest zwei: dass, wenn ein Papst stirbt, ein anderer Papst „gemacht“ wird, wie die Römer sagen, und dass in Amerika der Streit zwischen Demokraten und Republikanern (abgesehen von einigen unvermeidlichen Tiefschlägen und ein paar Unfällen auf dem Weg dorthin) insgesamt auf zivilisierte Weise stattfand und die Demokratie funktionierte.

Gewissheiten: im Winde verweht

„Morto un papa se ne fa un altro“ (ein typisch römisches Wort) – „ist ein Papst gestorben, dann wird ein anderer gemacht“ gilt nicht mehr. Um einen anderen zu „machen“, kann der Papst auch nicht gestorben sein. Und der andere, zumindest für einige, mag nicht Papst sein oder nicht als solcher akzeptiert werden. Vielleicht deswegen, weil die Wahl mit Hilfe von Kardinälen, die sich in einem Mafia-Club versammelt hatten, „gestohlen“ wurde, wer weiß. Die Anwesenheit von zwei Päpsten hat an der Spitze der Kirche ein Element der Duplizität und der Verwirrung eingeführt, das dem Relativismus und einer Vision der Kirche weiter die Türen öffnet, die ganz und gar menschlich ist, so dass ihr göttliches Fundament, das in Petrus allein gesetzt wurde, in eine Ecke gestellt wird.

Und in Amerika?

Wenn es etwas gab, das uns gefiel und um das wir die Amerikaner beneideten, dann war es das Fairplay, das Händeschütteln zwischen Carter und Reagan, der gegenseitige Respekt zwischen politischen Gegnern, die durch grundlegende Werte vereint waren, das gewisse „Understatement“. Und auch die Präzision eines Mechanismus, der innerhalb der festgelegten Zeiten für eine ruckelfreie Nachfolge sorgte. Aber diese Maschine ist ausgefallen. Das Wahlinstrumentarium hat sich als alles andere als sicher und transparent erwiesen. Das Land ist zerrissen und geteilt. Auch hier ist der Zweifel tief eingedrungen und hat die Überzeugungen der Vergangenheit erschüttert. Und auch hier gibt es diejenigen, die denken, dass die letzte Wahl „gestohlen“ wurde.

Sowohl unter der ersten als auch unter der zweiten Kuppel befindet sich nichts Stabiles mehr. Das weit verbreitete Gefühl ist, dass unter den beiden Kuppeln alles passieren kann und dass beide ihre Heiligkeit verloren haben. Wenn im Petersdom der Papst, umgeben von Prälaten, Bischöfen und Kardinälen, einem heidnischen Götzen huldigen kann, dann können die Hallen des amerikanischen Kongresses in ein Biwak von Menschen verwandelt werden, die von einem Mann mit Hörnern angegriffen werden.

Der Kulturhistoriker Johan Huizinga (* 7. Dezember 1872 in Groningen; † 1. Februar 1945 in De Steeg bei Arnheim) schreibt, dass man, wenn man dem Vormarsch der Barbarei wirklich ein Hindernis in den Weg legen will, zunächst einmal erkennen muss, wie weit der Auflösungsprozess, der uns droht, bereits fortgeschritten ist, aber unter den beiden Kuppeln scheint dieses Bewusstsein nur wenigen zu eignen.

Was sich unter den beiden Kuppeln abspielt, hat wirklich den Beigeschmack des Endes einer Zivilisation. Die Steine sind immer noch da und sie halten dem Zahn der Zeit stand. Es sind die Menschen „unter den Steinen“, die sich nicht halten.

Trotz der sorgfältigen Restaurierungsarbeiten (wie z.B. in St. Peter) werden die Risse und Verletzungen in den beiden Kuppeln immer dramatischer. Metaphorisch, aber offensichtlich für diejenigen, die ihre Augen gegenüber der Wirklichkeit nicht schließen wollen.

*

Das italienische Original kann auf dem viel beachteten Blog (weil: eine dem Mainstream gegenüber alternative Stimme) „Duc in Altum“ eingesehen werden. Valli hat Bücher geschrieben, die sich mit Religion, Familie und Massenmedien beschäftigen. Zu seinen Veröffentlichungen gehören: „Il mio Karol“ (Paoline), „Storia di un uomo. Ritratto di Carlo Maria Martini“ (Àncora), „Piccolo mondo vaticano. La vita quotidiana nella città del Papa“ (Laterza), „Milano nell'anima. Viaggio nella Chiesa ambrosiana (Laterza), „Benedetto XVI. Il pontificato interrotto“ (Mondadori), „Il forziere dei papi. Storia, volti e misteri dello Ior“ (Àncora), Noi del Cinquantotto. Breve manuale di storia recente a uso di figli e nipoti (Àncora), „266. Jorge Mario Bergoglio. Franciscus P.P.“ (Liberilibri), „Come la Chiesa finì“ (Liberilibri), „Il caso Viganò“ (Fede & Cultura), „L'ultima battaglia“ (Fede & Cultura).

 

 


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