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Uns gehen die Helden von der Fahne

25. September 2023 in Kommentar, 27 Lesermeinungen
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Zeitgenössische „Damnatio memoriae“ wie der Denkmalsturz in Essen ist ein Zeichen von Unkultur und Apostasie. Der Montagskick von Peter Winnemöller


Linz (kath.net)

Mit Kardinal Hengsbach fällt der nächste Heroe der deutschen Nachkriegskirche. Nicht nur als Vertuscher, sondern sogar als Täter sexuellen Missbrauchs wurde der Gründungsbischof des Ruhrbistums jüngst gebrandmarkt. Da in unserer Zeit Anstand, Kultur und Glaube im Gleichschritt fallen, ist der verstorbene Kardinal gleich auch das nächste Opfer einer wokezeitlichen Damnatio memoriae. Das Denkmal, das vom amtierenden Nachfolger in Kenntnis der Vorwürfe trotzdem errichtet wurde, wird in einem nicht minder skandalösen Akt vom Sockel gestürzt. Ersetzt wird es durch eine Gedenkstätte für die Opfer sexueller Gewalt. Braver Overbeck, gut zu Kreuze (darf man das überhaupt noch sagen?) gekrochen. Revolutionen neigen jedoch dazu ihre eigenen Kinder zu fressen, wenn alle anderen Opfer verspeist sind. Den Gedanken, in der Bischofsgruft beerdigt zu werden, sollte Franz- Josef Overbeck vielleicht schon mal beiseitelegen und hoffen, dass man für ihn im Heimatort Marl noch ein Eckchen auf dem Friedhof findet, auf dass seine Asche nicht anonym im Friedwald verstreut werden müsse. Wer das jetzt geschmacklos findet, warte bitte ab. Bischofsgräber in Kathedralen werden vermutlich in nicht allzu ferner Zeit Geschichte sein. Wer will denn schon das Risiko eingehen, ständig irgendwelche Schilder an irgendwelche Exbischofsgräber aufhängen zu müssen. Sowas ist ja auch optisch kein Gewinn für eine Kathedrale.


Keine Frage, sollte der Kardinal - ebenso wie sein Bruder, gegen den auch Vorwürfe gleicher Art im Raum stehen - tatsächlich des sexuellen Missbrauchs schuldig geworden sein, ist die kirchliche Karriere des verstorbenen Bischofs ein Skandal. Ein Skandal ist auch der Umgang der Ursprungsdiözese Paderborn mit den schon länger bekannten Vorwürfen. Der weitaus größte Skandal ist und bleibt jedoch die posthume Lynchjustiz. Denn allen Anschuldigungen zum Trotz, da die mutmaßlichen Täter nun einmal verstorben sind, sind und bleiben sie der irdischen Gerichtsbarkeit und damit eben auch der Verurteilbarkeit durch diesseitige Gerichte und Richter entzogen.

De mortuis nil nisi bene. Dieses Sprichwort ergibt einen weitaus tieferen Sinn. Ebenso wie sich posthume Verurteilungen verbieten, verbieten sich posthume Ehrungen, wenn sich erhärtende Verdachtsmomente für schwere Vergehen oder Verbrechen zu Lasten der Verstorbenen ergeben. Man muss dann die Ehrlichkeit haben, einen solchen gar nicht erst auf einen Sockel zu heben, von dem man ihn dann populistisch herunterstürzt, wenn man selber unter Druck gerät. Da nämlich liegt der eigentliche Skandal und das wirkliche Ärgernis. Die ehrende Erinnerung an Kardinal Hengsbach hätte es moderat zu dämpfen gegolten, indem man klarstellt, dass sich große Zweifel an seiner moralischen Integrität ergeben haben. Die geschichtliche Einordnung mögen später die Historiker vornehmen. Wir halten uns mit Verehrung und Verurteilung gleichermaßen zurück und gedenken seiner als einem sündigen Menschen, der dennoch großes getan hat.

Mehr und mehr wird einsichtig, warum die Kirche so großen Wert auf einen möglichst großen zeitlichen Abstand zwischen leiblichem Tod und Eröffnung eines Seligsprechungsverfahrens legt. Weder zur Ehre der weltlichen Sockel noch gar zur Ehre der Altäre darf ein verstorbener Mensch allzu früh erhoben werden. Es ist verständlich, dass das helle Licht der Verehrung für einen erst vor kurzer Zeit verstorbenen Helden seine Schattenseiten für sehr, sehr lange Zeit nur allzu stark überblenden kann. Doch dann fallen die Helden krachend. Manche eher, wie Kardinal Lehmann, andere später, wie Kardinal Hengsbach. Manchmal – zum Glück für alle – fallen die Helden schon zu Lebzeiten, wie Franz-Josef Bode oder Robert Zolltisch. Diese bekommen erst gar keine Sockel und hoffentlich auch keinen Platz in der Bischofsgruft ihrer früheren Dome, wo man sie mit Schildern als Unholde brandmarken müsste.

Diese Unkultur der Verdammung Verstorbener zeigt die praktische Apostasie, die in der Kirche unserer Tage grassiert. Können wir die Verstorbenen nicht ruhen lassen? Sind wir wirklich nicht mehr in der Lage, sie der Gerichtsbarkeit unseres Herrn zu überlassen? Eines nämlich sollten wir bedenken, der Herr hat uns angekündigt, dass uns mit dem Maß zugemessen wird, mit dem wir zumessen.

Etwas anderes zeigt sich derzeit nur allzu deutlich. Die Verehrung von Menschen birgt immer Risiken. Der Mensch neigt dazu Führungsfiguren zu verehren. Auch große Führer und sogar große Vorbilder im Glauben sind Sünder. Wie volatil menschliches Moralempfinden ist, wissen wir alle. Der Sündenbegriff ist – auch in der Kirche – längst säkularisiert. Was heute verzeihlich scheint, ist morgen eine unverzeihliche Scheußlichkeit. Das ist ein großer, nicht auszumerzender Fehler. Aber es ist menschlich. Doch der Mensch ist am Ende auch grundsätzlich lernfähig. Vielleicht ist es ganz gut für uns, wenn mal ein paar Helden von ihren Sockeln stürzen. Nutzen wir die Sockel, um darauf real oder im Geiste Kreuze zu errichten. Denn eigentlich sollte das Kreuz Christi für uns Christen das einzig wirkliche „Denk-mal“ sein.

 

Foto: Pixabay - Gestürzter Held vor einem Tempel auf Sizilien.


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