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Spe salvi facti sumus

1. Dezember 2007 in Chronik, keine Lesermeinung
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Ein Bericht von Paul Badde / Die Welt über die neue Papst-Enzyklika.


Vatikan (www.kath.net/DieWelt)
„Davon war beim Meister nichts zu finden, wie es weiter gehen sollte“,bemerkt Benedikt XVI. an einer Stelle seiner neuen Enzyklika. Doch es istnicht Jesus von Nazareth, von dem er da spricht, sondern Karl Marx. Und esist auch nicht fromm. Es ist schierer Sarkasmus, den Joseph Ratzinger hiervor der Ratlosigkeit Lenins nach der geglückten Oktober-Revolution nichtzurück halten kann.

Der feine Spott aus der Feder des Nachfolgers Petrihätte auch gut auf die Lippen eines Voltaire gepasst. Doch der Papst istkein Zyniker. Sein Schreiben ist darum auch keine triumphalistischeAbrechnung mit einem Zeitalter geworden, in dem schon so vieleGedankengebäude eingestürzt sind wie die Twin-Towers in Manhattan, nur mitungleich viel höheren Opferzahlen.

Doch eher lakonisch als melancholischanalysiert er jenen Prozess, in dem die Christenheit sich die Hoffnungentwinden ließ, die Christen – und niemand sonst – einmal in die Weltgebracht hatten, als fortgesetztes Ausgestrecktsein auf Zukunft hin. IhreGegenwartskraft verdankten sie diesem „Blick nach vorn“.

Doch das Manifest gegen den Nihilismus einer angeblich unendlichen Leerehinter allem Sein, das Benedikt XVI. hier noch einmal neu entwickelt, istnirgendwo Pamphlet. „In den letzten 200 Jahren hat es zu wenige gegeben,die dem Rad der Moderne in die Speichen gegriffen haben. Doch die Hoffnungwächst bekanntlich mit der Not“, hat Alexander Gauland am 19. November andieser Stelle geschrieben.

Et voilà! Hier kommt die Hoffnung nun zurück, alsbestens begründeter Trost. „Spe salvi facti sumus“, heißen die ersten Wortedes Schreibens, entliehen einem Brief des Paulus an die Römer: „Auf Hoffnunghin sind wir gerettet!“ Christlicher Glaube verschafft keinen „instant innerpeace“, heißt das, doch ein Ziel, das jede Mühe des Weges wert ist: „dieBegegnung mit dem Gott, der uns in Christus sein Gesicht gezeigt“ hat.

„Nicht die Elemente des Kosmos, die Gesetze der Materie, herrschen letztlichüber die Welt und über den Menschen, sondern ein persönlicher Gott herrschtüber die Sterne; nicht die Gesetze der Materie und der Evolution sind dieletzte Instanz, sondern Verstand, Wille, Liebe - eine Person“. Jesus warkein Sozial-Revolutionär wie Spartakus, kein Freiheitskämpfer wie BarKochba, sondern „er hat die Begegnung mit dem lebendigen Gott“ in die Weltgetragen, mit der begründeten Hoffnung auf ein Wiedersehen.

Ist dieBegegnung mit dieser Person aber nur „informativ“, und nicht auch„performativ“, weiß der Papst, dann hat sie gar nicht statt gefunden. Dannist der Glaube nur behauptet und leer. Christliche Hoffnung gestaltet dasLeben schon lange vor der Erfüllung um. Solcher Glaube ist „nicht nur einpersönliches Ausgreifen nach Kommendem. Er zieht Zukunft in Gegenwartherein. Dass es diese Zukunft gibt, ändert die Gegenwart.“

Selbstverständlich muss die Enzyklika darum auch neu von Ewigkeit und ewigemLeben reden – von lauter letzten Fragen also, die bei Theologen fast schonso kontaminiert erscheinen wie das Wort „Autobahnen“ in deutschen Talkshows.

Die Höhe der Argumentation – und mancher unredigierte SchachtelsatzRatzingers - heben das Schreiben bisweilen auf die Umlaufbahn vonSatelliten. Hier unten aber trifft es damit wie lasergesteuert auch in dasZentrum vieler höchst aktueller Debatten – vor allem in Europa, wo etwa dieZumutungen so genannter Sterbehilfen nur ein Segment in einem Bündelexistentieller Streitigkeiten sind.

Wenn er den „Moralismus“ der Atheistenseit dem 18. Jahrhundert streift, will er die Anmaßungen Robespierres oderdas Schreckensregime seiner Wohlfahrtsausschüsse dennoch nicht groß alsgrässliche Verirrung entlarven, sondern eher als schlichte Konsequenzzwischen den Zeilen grüßen lassen.

Zuletzt hatten Kommunisten diechristliche Hoffnung beschlagnahmt, in einer letzten großen christlichenHäresie. Dieser Analyse fügt Benedikt XVI. aber nur selbstkritisch an, dasswir „umgekehrt auch sehen müssen, dass das neuzeitliche Christentum denRadius seiner Hoffnung verengt und auch die Große seines Auftrags nichtgenügend erkannt“ hat.

Spektakulär mag deshalb diesmal im Rest der Welt vielleicht die Kritik desPapstes an Philosophen wie Engels, Horkheimer oder Adorno erscheinen, amdichtesten aber wird die Enzyklika oft da, wo er staunend wie der jungeIsaac Bashevis Singer nachts aus dem Fenster in den Sternenhimmel schaut undGedanken wie diesen nachhängt: „ Einerseits wollen wir nicht sterben. Vorallem will auch der andere, der uns gut ist, nicht, dass wir sterben. Aberandererseits möchten wir doch nicht endlos so weiter existieren. Auch dieErde ist dafür nicht geschaffen. Was wollen wir also?“

Ewig leben? MitAugustinus fragt er weiter in einem Dialog durch die Jahrtausende: „Was istdas denn aber: ‚Leben’? Und was soll das bedeuten: ‚Ewigkeit’? Es gibtAugenblicke, in denen wir plötzlich spüren: Ja, das wäre es eigentlich - daswahre ‚Leben’ - so müsste es sein.“

Daneben sei, was wir alltäglich „Leben“nennen, gar nicht wirklich Leben. Vielmehr sei nur jenes „Leben, das einfachLeben, einfach ‚Glück’ ist“, das, was wir eigentlich wollen. „Um gar nichtsanderes beten wir im letzten. Zu nichts anderem sind wir unterwegs.“ Dennnur wer von der Liebe berührt werde, beginne „zu ahnen, was dies eigentlichwäre: ‚Leben’“. Vom schieren „pursuit of happiness“, wie ihn dieamerikanische Verfassung garantiert, bleibe solche Hoffnung Lichtjahreentfernt.

Aus der Zeitlichkeit, in der wir gefangen sind, gelte es heraus zudenken, „dass Ewigkeit nicht eine immer weitergehende Abfolge vonKalendertagen ist, sondern etwas wie der erfüllte Augenblick, in dem uns dasGanze umfängt: als Augenblick des Eintauchens in den Ozean der unendlichenLiebe, in dem es keine Zeit, kein Vor- und Nachher mehr gibt. In dieserRichtung müssen wir denken, wenn wir verstehen wollen, worauf christlicheHoffnung zielt; auf unser Mitsein mit Christus.“

Der 30. November, an dem der Papst die Enzyklika vorgestellt hat, ist dasPatrozinium des Andreas. Der Bruder des Petrus und Apostel der griechischenWelt gilt als Erz-Patriarch der orthodoxen Christenheit. Das Datum derVeröffentlichung unterstreicht darum die apostolische und ökumenischeAutorität noch einmal besonders, mit der Benedikt XVI. dieses Schreibenvorlegt.

Letztes Jahr hatte er am Andreas-Tag mit Bartholomaios I. inIstanbul die „vollkommene Gemeinschaft der Kirche von Rom mit der Kirche vonKonstantinopel“ vereinbart. Diesmal hat er zeitgleich mit der EnzyklikaKardinalstaatsekretär Bertone offiziell auf den Brief antworten lassen, denihm 138 muslimische Führer am 13. Oktober geschrieben haben, als Einladungzu einer Weltpremiere: zu einem Dialog mit dem Islam, der den Namenverdient.

Weniger Gewicht soll deshalb auch keiner der neuen Enzyklikabeimessen. Vor der Welt des Westens skizziert der Papst hier die „Krise derkirchlichen Hoffnung“ mit seiner Antwort darauf - von Wurzeln her, die allenChristen gemeinsam sind. Dass er den Namen Ernst Bloch und dessen „PrinzipHoffnung“ nicht nennt, sollte keinen wundern. Wunderlicher ist jedoch, dasser hier gegen Adorno die Bilder der Christenheit verteidigt, vom Bild desGekreuzigten bis zum Bild des Letzten Gerichts, das „kein Schreckbild,sondern Bild der Hoffnung“ ist, vielleicht sogar das „entscheidendeHoffnungsbild“.

Die Hoffnung nach einem letzten Ausgleich entzieht auchallem Theodizee-Streit den Boden. Wo war Gott in Auschwitz? „Am Kreuz!“,sagt Robert Spaemann, der alte Freund Joseph Ratzingers. Benedikt XVI. aberschreibt jetzt dreimal in einem einzigen Brief davon, dass Gott in Christussein Gesicht gezeigt hat. Im dritten Jahr seines Pontifikats ist dieSehnsucht nach einem Wiedersehen mit diesem Antlitz zum Polarstern seinerTheologie geworden, vor allem aber seiner Liebe, seines Glaubens - undseiner Hoffnung.

Spe salvi im Wortlaut

KATHPEDIA: Spe salvi



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