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Ein wahrhaft nachkonziliares Dokument

6. Dezember 2007 in Aktuelles, keine Lesermeinung
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Warum die Enzyklika "Spe salvi" die Konstitution "Gaudium et spes" des Zweiten Vatikanums nicht einmal erwähnt - Von Guido Horst / Die Tagespost


Rom (www.kath.net / DT)
Italienische Zeitungen haben der jüngsten Papst-Enzyklika breite Aufmerksamkeit gewidmet. Viele hat diese Enzyklika überrascht: Da spricht Benedikt XVI. von Paradies, Hölle und Fegefeuer, nennt Irrtümer und Übel beim Namen – wie etwa den Kommunismus –, verlässt die etwas schwammige „Kirche im Dialog mit der Welt“-Rhetorik, nennt Maria den „Stern der Hoffnung" und zitiert an keiner einzigen Stelle die Dokumente des Zweiten Vatikanischen Konzils.

Antonio Socci, Kirchen-Experte der Zeitung „Libero“, schreibt, „Spe salvi“ beende die Epoche des Konzilsoptimismusses und der Verbeugungen der Kirche vor der Welt, die ihr eine der größten Krisen ihrer Geschichte beigebracht hätten. Wobei Socci den innerkirchlichen Fortschrittsoptimismus der damaligen Zeit weniger an einem bestimmten Konzilsdokument aufhängt, sondern an der Ansprache des seligen Johannes XXIII. zur Eröffnung des Zweiten Vatikanums und der ausdrücklichen Kritik des Roncalli-Papstes an den von ihm sogenannten „Unglückspropheten“, die die Welt immer nur düster und voller Gefahren sähen.

Ein Unterschied zu den Texten von Johannes Paul II.

Bei der ersten Lektüre von „Spe salvi“ haben wohl die Wenigsten einen Hinweis auf Konzils-Dokumente vermisst, wie auch bei der ersten Enzyklika Benedikts XVI., „Deus caritas est“, nicht auffiel, dass der Papst Texte des Zweiten Vatikanums lediglich zweimal zitierte. Aber auffällig ist es schon, dass das jüngste Schreiben über die Hoffnung nicht einmal die Konstitution erwähnt, die das Wort „Hoffnung“ im Titel trägt: das Pastoralschreiben „Gaudium et spes“ über die Kirche in der Welt von heute.

Und vergleicht man „Spe salvi“ mit den Enzykliken Johannes Pauls II., die aus dem Schrifttum des Konzils immer ausgiebig zitierten, fällt der Unterschied schon auf: Entweder setzt Benedikt XVI. die Texte des Zweiten Vatikanums als bekannt voraus – oder er braucht sie nicht, um seine Gedanken zu formulieren. Wen er sicher braucht, das sind die Kirchenväter.

Der Papst zitiert in seiner Enzyklika Augustinus, Gregor von Nazianz, die Heiligen Thomas, Bernhard und natürlich Paulus. In einer Botschaft anlässlich des 1 600. Todestags des heiligen Johannes Chrysostomos, die Benedikt XVI. schon am 10. August unterzeichnet hatte, die aber erst vor kurzem veröffentlicht wurde, heißt es:

„Ich möchte auch meinen sehnlichen Wunsch zum Ausdruck bringen, dass die Kirchenväter, in deren Stimme die beständige christliche Tradition erklingt, immer mehr zu einem festen Bezugspunkt für alle Theologen der Kirche werden mögen. Zu ihnen zurückzukehren bedeutet, zu den Quellen der christlichen Erfahrung zurückzugehen, um deren Frische und Reinheit zu kosten. Was könnte ich also den Theologen Besseres wünschen als ein erneuertes Bemühen, das Erbe der Weisheit der heiligen Väter neu zu entdecken? Das kann für ihre Reflexion auch über die Probleme unserer heutigen Zeit nur eine kostbare Bereicherung sein.“

Rückkehr zu den Kirchenvätern. Heißt das für Papst Benedikt, dass man sich von ihnen verabschiedet hatte? Zumindest gab es die Tendenz nach dem Zweiten Vatikanum, so zu tun, als beginne die Geschichte der Kirche mit dem Konzil ganz neu oder jetzt erst richtig. Stattdessen empfiehlt der deutsche Papst, sich von den theologischen Meistern der gesamten christlichen Tradition, von den Anfängen an leiten zu lassen – und nicht nur von einem einzigen Konzil, das wiederum selber nur im Licht der Tradition gelesen werden kann. Eine erste Schlussfolgerung, die von „Spes salvi“ erhärtet wird.

Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil begann die starke Zeit der kommunistischen Regime, das Aufkommen der 68er-Generation mit ihrem späteren Marsch durch die Institutionen, die Vorherrschaft links-progressiver Ideologien in Schul-Curricula, Kultur und Medien. Das alles kommt etwa in der Pastoralkonstitution „Gaudium et Spes“ des Konzils nicht vor. Es ist kein prophetisches Dokument.

Ein ordentlicher Text, den zu lesen auch heute noch lohnt, dessen Tragik aber darin besteht, vor Pol Pot und Chinas Kulturrevolution geschrieben worden zu sein. Für heutige Ohren klingt er hoffnungslos veraltet. Die „Unglückspropheten“, vor denen Johannes XXIII. gewarnt hatte, sollten in den kommenden Jahren recht behalten: Nicht nur, dass das Gedankengut der kommunistischen Ideologie viele Weltgegenden mit Massengräbern übersäte, auch die Kirche selbst geriet in eine schwere Krise.

Der Papst verschweigt Fehlentwicklungen nicht

Sich leerende Gotteshäuser, Säkularisierung, Gleichgültigkeit gegenüber Gott, der Niedergang der Katechese und die nicht mehr erfolgende Glaubensweitergabe in den Familien wurden zum Hauptphänomen der christlichen Kultur des Westens. Eine Entwicklung übrigens, die das kirchliche Management oft so nicht wahrhaben sollte, weil ja mit dem Konzil angeblich eine Morgenröte des Glaubens über der Kirche aufgezogen war. Papst Benedikt, auch das zeigt „Spe salvi“, ist sicherlich jemand, der solche Geschichtsklitterung nicht mitmacht und in einer Enzyklika über die Hoffnung Fehlentwicklungen beim Namen nennt.

So ist es kein Wunder, dass der Papst in „Spe salvi“ von einem weiteren „Mea culpa“ der Christen spricht, eins, das so gar nicht nach dem fast jubelnden Optimismus von „Gaudium et spes“ klingt. Ein etwas längeres Zitat aus der jüngsten Enzyklika: „In die Selbstkritik der Neuzeit muss auch eine Selbstkritik des neuzeitlichen Christentums eingehen, das von seinen Wurzeln her sich selbst immer wieder neu verstehen lernen muss. Darüber können hier nur ein paar Andeutungen versucht werden.

Zunächst ist zu fragen: Was heißt Fortschritt wirklich; was verheißt er und was verheißt er nicht? Schon im neunzehnten Jahrhundert hat es auch Kritik am Fortschrittsglauben gegeben. Im zwanzigsten Jahrhundert hat Theodor W. Adorno die Problematik des Fortschrittsglaubens drastisch formuliert: Der Fortschritt sei, genau gesehen, der Fortschritt von der Steinschleuder zur Megabombe. Das ist nun in der Tat eine Seite des Fortschritts, die man nicht ausblenden darf. Anders gesagt: Die Zweigesichtigkeit des Fortschritts wird sichtbar.

Der Fortschritt bietet unzweifelhaft neue Möglichkeiten zum Guten, aber er öffnet auch abgründige Möglichkeiten des Bösen, die es ehedem nicht gab. Wir alle sind Zeugen geworden, wie Fortschritt in den falschen Händen zum grausamen Fortschritt im Bösen werden kann und geworden ist. Wenn dem technischen Fortschritt nicht Fortschritt in der moralischen Bildung des Menschen, im Wachstum des inneren Menschen (vgl. Eph 3, 16; 2 Kor 4, 16) entspricht, dann ist er kein Fortschritt, sondern eine Bedrohung für Mensch und Welt.“

Papst Benedikt spricht hier als jemand, der nach seinem Gesprächsbuch „Zur Lage des Glaubens“ und seiner Analyse des Glaubensabfalls unter den Getauften vom damals noch lebenden Wiener Kardinal Franz König selber als „Unglücksprophet“ kritisiert wurde, jetzt aber als Papst die unerlässliche Voraussetzung für das „Heil“ der Menschen nennt: Gott, ohne den jede Hoffnung zunichte ist. Fortschritt an sich heißt noch gar nichts. Und es ist nicht die Wissenschaft, die den Menschen in den Himmel bringt.

Auch die säkulare Welt, Wissenschaft und Technik, Wirtschaft und Politik brauchen das „Wachstum des inneren Menschen“ im Sinne der christlichen Botschaft. Kirche leistet keinen „Beitrag“ zum Aufbau der menschlichen Zivilisation, sondern besitzt den Schlüssel, damit dieser Aufbau gewinnt. Damit geht Papst Benedikt an Eindeutigkeit in gewisser Weise auch über „Gaudium et spes“ hinaus. Es verwundert deshalb nicht, dass diese Konzilskonstitution in „Spe salvi“ keine Erwähnung findet.

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