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Die 'Strafe' Gottes ist die Kehrseite seiner Liebe

16. August 2010 in Interview, 37 Lesermeinungen
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Kath.Net-Interview mit Pfarrer Hendrick Jolie vom "Priesternetzwerk": "Es ist ein trauriges Zeichen des Ungehorsams und auch der Uneinigkeit im Klerus, wenn Priester die Verpflichtung zur Priesterkleidung ignorieren."


Mainz (kath.net/ln)
Kath.net: Sie sind Priester aus dem Bistum Mainz und wurden 1992 geweiht. Können Sie uns etwas über Ihre Berufungsgeschichte erzählen?

Hendrick Jolie: Ich war als Jugendlicher sicher nicht "unfromm". Dennoch gab es - nicht zuletzt durch die Konfessionsverschiedenheit meiner Eltern - eine gewisse "Distanz" zur Kirche. Die Bekehrung und Konversion meines Vaters Anfang der achtziger Jahre hat mich dann tief beeindruckt: Wie kann ein Mann, der als Vertriebschef einer großen Einzelhandelskette mitten im profanen Leben steht, plötzlich so fromm werden? Warum betet er den Rosenkranz und besucht häufig die Heilige Messe?

Ich begann ebenfalls, den Rosenkranz regelmäßig zu beten. Es klingt unglaublich, aber in wenigen Monaten veränderte sich auch mein Leben grundlegend. Ich gab meine ursprünglichen Berufswünsche auf und trat 1985 in das Priesterseminar ein. Heute bin ich mir sicher, dass ich meine Berufung dem Rosenkranzgebet verdanke.

Kath.Net: Sie gehören zu der, man muss leider sagen, Minderheit der Priester, die sich auch in der Öffentlichkeit mit Priestergewand zeigen. Warum eigentlich? Und was sagen zu den nicht wenigen Priestern, die das Priestergewand in der Öffentlichkeit nicht tragen?

Hendrick Jolie: Ich habe mich vor einigen Jahren entschieden, die Soutane zu tragen. In diesem Zusammenhang war Papst Benedikts These von der "Hermeneutik der Kontinuität" wichtig: Der Papst weist mit dieser Formel darauf hin, dass es nicht "zwei Kirchen" gibt -- eine vor, eine nach dem Konzil, sondern nur die eine römisch katholische. Deshalb hat er u.a. auch die sogenannte "tridentinische Messe" rehabilitiert und das Konzil im Licht der Tradition ausgelegt. Er sagt: "Was früheren Generationen heilig war, bleibt auch uns heilig und groß" (06.07.2007). Im Sinne dieser "Hermeneutik der Kontinuität" ist die Soutane also weder "vor-"noch "nachkonziliar". Sie ist in meinen Augen eine geeignete (und nebenbei bemerkt auch sehr praktische) Möglichkeit, den geistlichen Stand in der Öffentlichkeit sichtbar zu machen. Der Priester ist nichts "Besseres", wohl aber ein "Anderer": Darauf macht die geistliche Kleidung aufmerksam. Dass ich oftmals als "reaktionär" oder "konservativ" verunglimpft werde, muss ich in Kauf nehmen. Priester, die mit Papst Benedikt die "Hermeneutik der Kontinuität" voranbringen, sind weder "konservativ" noch "progressiv": Wenn man diese Etikettierungen überhaupt verwendet (was ich ablehne), sind sie eher die "Avantgarde", wie Dr. Rodheudt es einmal treffend ausgedrückt hat.


Zu ihrer zweiten Frage: Das Kirchenrecht verpflichtet jeden Priester zur Priesterkleidung. Deshalb ist es ein trauriges Zeichen des Ungehorsams und auch der Uneinigkeit im Klerus, wenn Priester diese Verpflichtung ignorieren. Es ist ein äußeres Zeichen für den inneren Verfall des Presbyteriums. Und wo die Priester nicht mehr in der Einheit untereinander sind, zerfällt auch die Einheit mit ihren Hirten.

Kath.Net: Wird man angesichts der monatelangen Missbrauchsdebatte auf der Straße als Priester schief angeschaut? Wie ist hier Ihr Eindruck?

Hendrick Jolie: Zu diesem Thema ist m.E. insbesondere vom Papst alles Notwendige gesagt worden. Deshalb nur eine Randnotiz von mir: Das Maß der Verachtung und Feindseligkeit, das der katholischen Kirche und besonders ihren Amtsträgern in den letzten Monaten entgegengebracht wird, steht in keinem Verhältnis zu den Missbrauchsfällen. Es zeigt, dass diese nur der sprichwörtliche Tropfen waren, der ein Fass zum Überlaufen gebracht hat. Dieses Fass besteht in einer wachsenden Entfremdung des Kirchenvolks vom Glauben der Kirche: Wie viele Katholiken in Deutschland identifizieren sich noch mit der Kirche, mit ihren Geboten, mit ihren Ämtern und mit Ihren Glaubenswahrheiten? Wer stellt sich vor den Papst, wenn dieser angegriffen wird? Tun es die Bischöfe in ausreichender Weise?

Die Angriffe gegen die Kirche kommen also nicht nur von atheistischen Gotteskriegern. Sie kommen aus dem "eigenen Laden". Ich spreche es nur ungern aus, aber ich tue es dennoch: Nach meiner Erfahrung ist die deutsche Kirchensteuerkirche geprägt von einem tief sitzendem Ressentiment gegen die kirchliche Lehre im Allgemeinen und gegen das Priestertum im Besonderen. In meinem Blog ("Tagebuch eines Landpfarrers II" ) versuche ich zurzeit, diese niederschmetternde Einsicht humorvoll-satirisch zu verarbeiten. Jüngstes Beispiel für die Antipathie gegen den Papst und die von ihm verkörperte Wahrheiten waren z.B. die Hassausbrüche im Zusammenhang mit den sogenannten "Piusbrüdern": Die Medien kolportierten, der Papst habe einen Holocaust-Leugner rehabilitiert -- was natürlich Unsinn ist. Aber wie viele Katholiken haben es nachgebetet! Nun liefern die Missbrauchsfälle eine neue Steilvorlage, um den Papst in völlig überzogener Weise anzugreifen. Sosehr mich die Missbrauchsfälle erschüttert haben (und ich weiß, wovon ich rede): Mehr noch hat mich der Hass erschüttert, der seitdem auf Papst und Kirche niederprasselt. Manchmal frage ich mich: Ist das der Anfang einer neuen Verfolgung?

Kath.Net: 2001 haben Sie das "Netzwerk Katholischer Priester" gegründet. Welche sind die Ziele und für was steht das Netzwerk? In welchem Kontakt steht das Netzwerk zu den deutschen Bischöfen und wird es von diesen ernst- und wahrgenommen?

Hendrick Jolie: Das "Priesternetzwerk" wurde von Pfr. Dr. Rodheudt und mir ins Leben gerufen, um Priester in ihrem Bemühen zu unterstützen, ihr Weiheversprechen treu zu leben. Wie wir alle wissen, haben sich im deutschsprachigen Raum liturgische und pastorale "Sonderwege" breit gemacht, die mit der kirchlichen Lehre unvereinbar sind. Dies ist ein offenes Geheimnis und wird insbesondere auch von KATH.NET dankenswerter Weise dokumentiert. Eine lehramtstreue Pfarrseelsorge braucht deshalb regelmäßigen Austausch sowie theologische und mitbrüderliche Unterstützung. Das Priesternetzwerk bietet dies durch Fortbildungen, Konveniats und geistliche Angebote, die man auf unserer Netzseite ("Priesternetzwerk" ) finden kann.

Im Frühjahr 2009 hat der Heilige Vater das Sprecherteam in einer halbstündigen Privataudienz empfangen. Diese kleine Sensation war eine unglaubliche Ermutigung. Aber auch schon vorher waren wir mit verschiedenen Bischöfen im deutschsprachigen Raum in Kontakt. Der kürzlich zurückgetretene Bischof von Augsburg hat sich als erster mit uns auch öffentlich solidarisiert, indem er im Januar 2010 für 50 Priester des Netzwerks Exerzitien gehalten hat. Die Umstände seiner würdelosen Vertreibung möchte ich aus Gründen, die Sie hoffentlich nachvollziehen können, nicht kommentieren. Vermutlich können Sie auch verstehen, warum ich aus ähnlichen Gründen zurzeit keine weiteren Bischöfe nennen möchte, mit denen wir im Gespräch sind. Um es deutlich zu sagen: Wir wollen die Oberhirten in ihrem Bemühen unterstützen, Ihre Teilkirchen in Einheit mit dem Papst zu leiten. Die jüngsten Bischofsernennungen lassen uns da ein wenig Hoffnung schöpfen -- auch für die Anliegen des Netzwerkes.

Kath.Net: Ein heißes Thema bewegt derzeit nicht wenige Katholiken in Deutschland und Österreich: Die Frage nach dem strafenden Gott. Zuletzt hatte Weihbischof Laun (Erzdiözese Salzburg) in einem kath.net-Artikel gemeint: "Gott straft aus Liebe". Anschließend gab es heftige mediale Erregung. Wie ist Ihre Sichtweise dazu?

Hendrick Jolie: Ich bin selbst publizistisch im Internet unterwegs. Immer wieder empört mich die Maßlosigkeit der Angriffe gegen Priester, die zwar unbequeme, aber wesentliche Punkte der kirchlichen Lehre in Erinnerung rufen. Insofern waren die Reaktionen auf die Ausführungen von Weihbischof Laun nicht wirklich überraschend. Zur Sache selbst: Schon als Student habe ich mich viel mit dem Thema "Zorn Gottes" befasst. Ich konnte nie verstehen, wieso dieses Thema in der Verkündigung komplett totgeschwiegen wurde. Mit Weihbischof Laun kann man nur sagen: Die "Strafe" Gottes ist die Kehrseite seiner Liebe. Gott straft in dem Sinne, dass er den Sünder zur Umkehr ruft. Auch die "Strafe" Gottes hat immer die Rettung des Menschen im Sinn. Wo ist eigentlich das Problem?

Kath.Net: Herzlichen Dank für das Interview!

Foto: (c) Privat; H. Jolie


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