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| Johannes Paul II. war es 'tödlich ernst' mit Christus26. April 2011 in Buchtipp, keine Lesermeinung Jeden Dienstag im April auf kath.net exklusive Leseproben aus dem neuen Buch von Alexander Kissler über den Seligen Johannes Paul II. München (kath.net) Kath.net veröffentlich jeden Dienstag im April zur Einstimmung auf die Seligsprechung einen Auszug aus dem neuen Buch: TEIL IV In jenen Tagen, da Johannes Paul II. die Sprache zu schwinden begann und die Zeichen und Gesten umso beredter waren, schien jede Nachricht aus Rom ein Krankenbulletin zu sein: Wie geht es dem Papst? Fromme und Heiden, Christen und Andersgläubige interessierten sich in einem Maße für das Leiden und Erleiden Johannes Pauls, wie sie es seinem missionarischen Wirken kaum entgegengebracht hatten. Vollends der tragisch vergebliche Versuch, zu Ostern 2005 der Stadt und dem Weltkreis den Segen zu erteilen, ließ niemanden unberührt. Keine Gelegenheit hatte der einstige Dramatiker und Schauspieler ausgelassen, der Öffentlichkeit sich und also die Kirche zu präsentieren. Die Kritik, hier siege das einmalige Ereignis, die Papst-Show, über den mühsamen und nur so nachhaltigen Kärrnerweg des Glaubens, begleitete ihn. Jetzt aber, da auch der moribunde Pontifex sich der Öffentlichkeit nicht entzog, fielen die Hüllen des Missverständnisses. Ihm war es mit seiner Stellvertretung in der Welt und für Christus tödlich ernst. Er ging vor aller Augen den Weg bis zum bitteren Ende, wie damals, am Beginn einer neuen Zeitrechnung. Die Seligsprechung am 1. Mai 2011 sagt wie jede Selig- und Heiligsprechung: Der Himmel steht offen. Die Welt ist nicht genug. Kein Pontifikat wird damit für makellos erklärt,sondern eine unsterbliche Seele Gott in besonderer Weise dankbar anempfohlen. Johannes Paul II. wusste selbst, dass ihm manches auch entglitten war. Die rastlose Produktivität überforderte selbst Wohlmeinende; die Begeisterung für die neuen geistlichen Bewegungen kam Würdigen und Unwürdigen zugute; nicht auf jeder Personalentscheidung lag Segen, und gegen manchen liturgischen Wildwuchs setzte er vergebens die Schere an, zuletzt in seiner 14. und finalen Enzyklika von 2003, Ecclesia de Eucharistia. Das Vermächtnis aber, das Papst Johannes Paul II. am 2. April 2005 hinterließ, ist nicht abgetan. Die intensive Hinwendung zur Jugend, die tiefe Wertschätzung der Juden, der geliebten Brüder, die Offenheit im Umgang mit den anderen Religionen und Bekenntnissen, vor allem aber die mutige Gelassenheit im Verkünden der christlichen Wahrheit bleiben fruchtbar für das noch immer frische Jahrtausend, jenseits der Schwelle, die er selbst übertrat. Zum bewegenden Erbe zählen die dem Schweigen so mühsam abgerungenen Worte, mit denen er sich am 24. März 2004 für den außerordentlichen Karlspreis bedankte. Es war sein Traum vom alten, geschundenen Kontinent: Ich denke an ein Europa ohne selbstsüchtige Nationalismen ( ), ein Europa, in dem die großen Errungenschaften der Wissenschaft, der Wirtschaft und des sozialen Wohlergehens sich nicht auf einen sinnentleerten Konsumismus richten, sondern im Dienst eines jeden Menschen in Not stehen ( ). Das Europa, das mir vorschwebt, ist eine politische, ja mehr noch eine geistige Einheit, in der christliche Politiker aller Länder im Bewusstsein der menschlichen Reichtümer, die der Glaube mit sich bringt, handeln, engagierte Männer und Frauen, die solche Werte fruchtbar werden lassen, indem sie sie in den Dienst aller stellen für ein Europa des Menschen, über dem das Angesicht Gottes leuchtet. Dies ist der Traum, den ich im Herzen trage und den ich bei dieser Gelegenheit den kommenden Generationen anvertrauen möchte. Ob dieser Traum je wahr wird?
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