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Wahltriumph der Islamisten: Bei Kopten wenig Jubiläumsstimmung

27. Jänner 2012 in Weltkirche, 4 Lesermeinungen
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Der für Deutschland zuständige koptisch-orthodoxe Bischof Anba Damian befürchtet Auswanderungswelle ägyptischer Christen


Düsseldorf-Wien-Kairo (kath.net/KAP) Das Ein-Jahr-Jubiläum des Beginns der Kairoer Tahrirplatz-Demonstrationen ist durch den Sieg der beiden islamistischen Parteien in Ägypten überschattet. So befürchtet der für Deutschland zuständige koptisch-orthodoxe Bischof Anba Damian (Fahmi) eine Auswanderungswelle ägyptischer Christen.

Islamistische Politiker hätten angekündigt, eine in der alten islamischen Ordnung vorgeschriebene Sondersteuer für Christen einzuführen, sagte der Bischof mit Sitz in Höxter (Westfalen) gegenüber dem evangelischen Pressedienst epd am Donnerstag. Damit wären Christen Fremdkörper in ihrem Land. "Dann werden die Kopten gezwungen, aus Ägypten auszuwandern", ist Anba Damian überzeugt.

Starke Zweifel äußerte Anba Damian an der Rechtmäßigkeit des Wahlergebnisses. Die Parteien "Hizb al-Hurriya wal Adala" (Muslimbrüder) und "Hizb al-Nour" (Salafisten) hätten viele Stimmen von Armen und Analphabeten gekauft, erklärte der Bischof. Einige, die zur Wahl gekommen seien, hätten zudem auf den Wahllisten neben ihrem Namen bereits eine gefälschte Unterschrift vorgefunden.

Viele Kopten hätten den Eindruck, dass Muslimbrüder und Militär die Macht bereits vor den Wahlen unter sich aufgeteilt hätten. Die Partei der Muslimbrüder kommt auf 46 Prozent der Stimmen, die Salafisten erreichten 25 Prozent.

Der Bischof appellierte an Deutschland und Europa, Druck auf die neue Regierung auszuüben. Ägypten müsse Minderheiten Schutz gewähren. Entwicklungshilfe solle von der Verwirklichung der Menschenrechte abhängig gemacht werden: "Nur so können die Verantwortlichen gezwungen werden, die Freiheit der Christen zu ermöglichen."


Im Zeichen der Sorge um die bedrängten Christen in Ägypten und anderen Nahostländern stand auch der vorwöchige Ökumene-Empfang in Wien. Vertreter der koptisch-orthodoxen Kirche mit Bischof Anba Gabriel an der Spitze hatten über die Situation in Ägypten berichtet und erklärt, anfängliche Hoffnungen, dass sich mit der Revolution die Situation für die Christen im Land verbessert, hätten sich nicht erfüllt. Allein von Jänner bis November des vergangenen Jahres hätten 100.000 Kopten Ägypten verlassen, resümierte Anba Gabriel.

Vor einem Jahr hatte der Volksaufstand in Ägypten mit Zehntausenden Demonstranten auf dem Kairoer Tahrir-Platz seinen Höhepunkt erreicht. Er führte zum Rücktritt des seit 30 Jahren regierenden Alleinherrschers Hosni Mubarak. Inzwischen wird dem 83-Jährigen der Prozess gemacht. Die politischen Umwälzungen mündeten in Wahlen eines neuen Parlaments. Dabei schnitten die die liberale Parteien schlecht ab: Die Wafd-Partei erhielt 8,4 Prozent (42 Mandate), die Ägyptische Allianz 6,6 Prozent (33). Insgesamt sind 15 Parteien im Parlament vertreten. Zehn Abgeordnete gehören der christlichen Minderheit an. Ihr Anteil im Parlament beträgt also etwa zwei Prozent, während sie rund zehn Prozent der Bevölkerung stellen.

Entwicklung schwer vorauszusagen

Für Pfarrer Axel Matyba von der deutschsprachigen evangelischen Gemeinde in Kairo ist die weitere politische und religiöse Entwicklung schwer vorauszusagen. Es handle sich um einen längeren offenen Prozess, in dem nach seiner Einschätzung der Umgang mit der sozialen Frage eine entscheidende Rolle spielen werde, sagte er Mittwochabend gegenüber dem "Informationsdienst der Deutschen Evangelischen Allianz ("idea"). Die Muslimbrüder hätten sich gerade in der praktischen Hilfe für arme und notleidende Menschen engagiert, weshalb ihr Wahlerfolg nicht überraschen könne. Jetzt komme es darauf an, welche Politik die künftige Regierung betreiben werde.

Matyba betonte, er wünsche sich, dass sich die Christen - insbesondere die koptisch-orthodoxe Kirche - in den gesellschaftlichen Wandel einbringen. Allgemein herrsche in der Bevölkerung eine große Unsicherheit, wie es weitergehe. Grundsätzlich sei es noch zu früh, die Frage zu beantworten, ob sich die Lage für die Christen im Vergleich zur Mubarak-Ära verbessern oder verschlechtern werde. Es habe auch noch in jüngster Zeit Gewalt und Anschläge muslimischer Extremisten auf Christen gegeben. Von manchen Kopten und auch liberalen Muslimen habe er gehört, dass sie eine Auswanderung in Erwägung zögen.

Christen tief verunsichert

Nach Einschätzung von Menschenrechtsorganisationen sind die Christen in Ägypten tief verunsichert. "Viele junge Kopten, die sich für den Sturz des Mubarak-Regimes eingesetzt haben, verfolgen den Wahlsieg der Muslim-Bruderschaft und der Salafisten mit großer Sorge", erklärte die "Gesellschaft für bedrohte Völker" (GfbV) in Göttingen. Ihr Afrikareferent Ulrich Delius befürchtet, "dass der Exodus von Christen aus Ägypten sich weiter verstärken wird".

Die GfbV appellierte an die deutsche Bundesregierung, sich beim regierenden Militärrat und bei den führenden politischen Parteien Ägyptens für einen besseren Schutz der religiösen Minderheit einzusetzen. Viele Kopten sind laut Delius enttäuscht, dass auch unter dem Militärrat Verbrechen an Christen nicht von der Justiz geahndet würden. So warte man bis heute auf eine glaubwürdige Aufarbeitung und Bestrafung der Verantwortlichen des Bombenanschlags auf die koptische Kathedrale von Alexandria in der Silvesternacht 2010, bei dem mindestens 21 Menschen ums Leben kamen.

Auch die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) mit Sitz in Frankfurt sorgt sich um die wachsende Diskriminierung der koptischen Minderheit. Im vergangenen Jahr hätten sie verstärkt Angriffe auf ihre Kirchen erlebt. Dass die Untersuchungen dieser Vorfälle oft nur mit großer Verzögerung stattfänden, lasse die Kopten noch immer daran zweifeln, ob sie tatsächlich als vollwertige Staatsbürger Ägyptens gälten.

Copyright 2012 Katholische Presseagentur, Wien, Österreich
Alle Rechte vorbehalten.


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Lesermeinungen

 Einsiedlerin 27. Jänner 2012 
 

@Herbert Klupp

Ja, ich stelle mir schon mit Schaudern vor, wie der einst blühende Tourismus den Bach runter geht und damit ein für das Land enorm wichtiger Wirtschaftszweig. Nur mit Suez-Canal-Einnahmen, wird sich das überbevölkerte Land nicht retten können. Aber vielleicht wird Ägypten eines Tages von den Chinesen gekauft...


0
 
 Herbert Klupp 27. Jänner 2012 
 

Teufel und Beelzebub

Mich stört, daß die Medien wegen der ca 25% Salafisten-Extremisten einfach dazu übergegangen sind, die ca 50% Muslim-Brüder nun als \"gemäßigt\", als \"Mitte\" usw zu bezeichnen.

Die Muslim-Brüder sind Islamisten durch und durch und als solche Feinde der Wahrheit, der Gerechtigkeit, der Freiheit und des Friedens. Sie wollen (und werden) mit der Zeit die Scharia vollkommen durchsetzen. Gnade Gott den Ägyptern !

Sie werden das Land ökonomisch völlig herunterwirtschaften, und dann - die Faschisten aller Art haben es immer so gehalten - nach einem teuflischen Prinzip die Sündenböcke woanders suchen (und finden)

Beten wir für die Kopten !


2
 
 Chris2 27. Jänner 2012 
 

Demokratie und Menschenrechte

Der naive Glaube, daß das Allheilmittel Demokratie überall auf der Welt automatisch zu (echter Meinungs-) Freiheit, (ideologiefreier) Aufklärung und (christlich-abendländischen) Menschenrechten führt, ist durch das Scheitern der Arabellion an der Wahlurne in Ägypten und anderswo traurig widerlegt. Ich hoffe, unsere Verantwortlichen füllen die Ansprüche an dieses (im Prinzip ist sie das ja nur) Wahlsystem wieder mit diesen Werten, die die \"Konservativen\" im Kalten Krieg täglich dem Kommunismus entgegengeschleudert hatten. Sehr schmerzhaft könnte die Antwort auf die Frage werden, wie man mit (mehr oder weniger) freigewählten totalitären Regimen umgeht. Denkanstöße dazu hätte es allerdings schon früh genug gegeben, z.B. nach den Wahlen in Deutschland 1933 oder in Algerien 1991/92 (Wahlen auf Druck des Militärs abgebrochen nach absehbarem Wahlsieg der Islamisten).


2
 
 Prophylaxe 27. Jänner 2012 
 

Wen

haben die Christen denn gewählt,
wenn bei 90% Islamanhängern die Radikalen
75% bekamen ?
Das heißt, fast alle Islam- Anhänger müssen radikal gewählt haben.
Sind Christen wenigstens auch im Parlament vertreten
oder waren diese zB durch Mehrheitswahlrecht von vornherein chancenlos ?


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