Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. R.I.P. Papst Franziskus
  2. Papa Francesco – ein Papst, der die Menschen liebte
  3. Initiative "Neuer Anfang" protestiert gegen Handreichung von DBK/ZDK "für die Praxis der Segnung"
  4. Franziskus war ein „Papst wie du und ich“
  5. Kardinal Müller: „Es gibt legitim über 20 verschiedene Riten derselben katholischen Messe“
  6. Kardinäle aus weit entfernten Regionen kritisieren: Das Präkonklave beginnt „zu früh“
  7. Kardinal Müller hofft, dass der zukünftige Papst den Islam-Dialog überdenkt
  8. "Es gibt nichts Schöneres, als Ihn zu kennen und anderen die Freundschaft mit Ihm zu schenken"
  9. Der Anker und der Mann mit dem hörenden Herzen
  10. Kardinal Erdö ist bereits in Rom - "Franziskus war Papst der Völker"
  11. US-Präsident Donald Trump reist zum Papst-Begräbnis
  12. US-Regierung lässt negative Folgen von ‚Geschlechtsänderungen‘ erforschen
  13. Bischof Hanke: „Als Christen und als Staatsbürger für das Lebensrecht der Schwächsten demonstrieren“
  14. Papst Franziskus nach Überführung im Petersdom aufgebahrt
  15. Kardinal Koch: Einheit der Christen war Franziskus großes Anliegen

Zeitgenössisches Kunstobjekt 'Obdachloser Jesus' - Armes Christentum?!

24. April 2013 in Kommentar, 9 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Künstler Timothy Schmalz: Man habe ihm gesagt, die Figur sei "nicht zumutbar" und könne Kontroversen auslösen - Es stellt sich die Frage: Wieviel Armut vertragen wir im Christentum? Und wieviel im Papstamt? Ein kath.net-Kommentar von Petra Lorleberg


Stuttgart (kath.net/pl) Die lebensgroße Bronzeskulptur „Obdachloser Jesus“ war selbst „obdachlos“. Denn nach anfänglicher Begeisterung für das zeitgenössische Kunstobjekt (Foto) lehnten offenbar sowohl die St. Patrick´s Cathedral in New York wie auch die St. Michael´s Cathedral in Toronto das Werk ab. Die Begründung dafür – Finanzierungsfragen –  überzeugte den kanadischen Künstler und Christ Timothy Schmalz nicht. Man habe ihm nämlich gleichzeitig auch gesagt, so erzählte der schon längst international gefragte Bronzekünstler, die Figur sei „nicht zumutbar“ und könne Kontroversen auslösen.

Die Skulptur „Obdachloser Jesus“ ist eindrücklich. Fast quälend. In eine Decke eingehüllt liegt ein Obdachloser schlafend auf einer Parkbank, die Sitzbänken New Yorks nachgebildet ist. Die lebensechte Wirkung, die Verwechslungsmöglichkeit sind beabsichtigt. Bevor der Blick dann abgleitet – denn wer schaut in unserer Kultur schon länger zu einem Obdachlosen hin? – kann man bemerken, dass es eine Bronzefigur ist. Vielleicht möchte man sich dazu setzen und verweilen? Für den Betrachter wurde für alle Fälle ein Platz freigehalten.

Das Gesicht des Obdachlosen entgleitet ins schemenhafte Dunkel, der Mensch unter der Decke wirkt präsent und doch entzieht sich gleichzeitig seine Individualität. Einzig die beiden Füße sind klar erkennbar. Füße, die sich ungeschützt mit dem Dreck der Erde und den Zumutungen des Lebens auseinandersetzen müssen, Füße, für die die bergende Decke zu kurz ist. Erst die Wunden an den Füßen geben dem Betrachter den Hinweis, wer der Obdachlose ist. In den Worten von Schmalz hört sich das so an: „Die Menschen müssen die Botschaft entfalten“, und die Botschaft laute: „Wenn man einen Obdachlosen sieht, sieht man in Wirklichkeit Jesus“. Der auferstandene Herr, der Sieger über Leben und Tod, der Weltenherrscher – ein Obdachloser auf der Parkbank? Wo ist die strahlende Gloriole?

Schmalz verweist auf Mt 25, auf den Armen, in dem Jesus gegenwärtig ist [„Ich war fremd und obdachlos und ihr habt mich aufgenommen“ – „Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“]. Die Idee für diese Statue sei ihm gekommen, so erzählte er, als er einen Obdachlosen im wuselnden Weihnachtsgeschäft an einer betriebsamen Geschäftsstraße in Toronto habe schlafen sehen. „Das ist Jesus“, sei ihm spontan durch den Kopf gegangen.


Auch andere Skulpturen des Künstlers könnten möglicherweise Diskussionsbedarf erzeugen. Seine Figuren zum auf Papst Johannes Paul II. zurückgehenden Thema „Theologie des Leibes“ beispielsweise scheuen nicht vor Körperlichkeit zurück. Da ist Maria, wie sie ihr Kind stillt. Da ist ein Liebespaar am Kreuz, das sich zu einem Herz entwickelt. Sind solche Darstellungen möglicherweise blasphemisch, wie es Schmalz in einem Internetposting vorgeworfen wird?

Doch zurück zur Skulptur. Für ein bürgerlich gewordenes Christentum ist ein obdachloser Jesus tatsächlich eine Zumutung. Für Christen, die mehr Kraft in ihre Rentenvorsorge investieren als in die Vorsorge für ihre Ewigkeit, fällt diese Figur aus ihrer eigenen satten Lebenseffizienz heraus. Auch die Klagen „Warum ausgerechnet ich?“ oder „Wie kann Gott das zulassen?“, wenn einem Leid, Krankheit, Tod zugemutet werden, verlieren angesichts dieser Skulptur spürbar an Überzeugungskraft.

Was sagte Jesus einmal über sich selbst? „Die Füchse haben ihre Höhlen und die Vögel ihre Nester; der Menschensohn aber hat keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen kann“ (Mt 8,20). Schade eigentlich, dass dieser Bibelvers bisher so selten Künstler dazu herausgefordert hat, ihn umzusetzen, dabei wäre er in seiner Bildhaftigkeit doch ausgesprochen gut geeignet.

Aber gehen wir einen Schritt weiter. Der Auferstandene als unbeachteter Penner auf der Parkbank statt in leuchtender Gloriole mit Herrscherinsignien – mutet uns letztlich nicht auch Papst Franziskus Vergleichbares zu?

Dessen Verzicht auf die roten Schuhe, auf die Mozetta, auf manches sonst, was uns an Päpsten vertraut und lieb war – liegt dieser Verzicht nicht verdächtig genau auf der unbequemen Linie Jesu? Würde sich wohl Papst Franziskus grundsätzlich die Bereitschaft abverlangen, diesem Penner auf der Bank die nackten Füße vom Schmutz dieser Erde zu säubern?

Und wie reagieren wir selbst? Wie arm darf unser Christentum werden? Wie bequem hätten wir es denn gern in der Nachfolge des Gekreuzigten, bitteschön?

Wir dürfen zugegeben, dass auch wir selbst vor der Aufforderung Jesu „Steckt nicht Gold, Silber und Kupfermünzen in euren Gürtel. Nehmt keine Vorratstasche mit auf den Weg, kein zweites Hemd, keine Schuhe, keinen Wanderstab“ (Mt 10,9.10) mit ziemlicher Hilflosigkeit stehen. Ebenso vor dem Phänomen der Bettelmönchbewegung. Mit der Armut eines heiligen Franz von Assisi, nach dem sich der Papst aus Argentinien benannt hat, tun wir uns schwer. Wir jammern schon wegen weitaus kleineren Beschwernissen.

Vielleicht tun wir uns mit diesen Themen so schwer wie jene Jünger, die der Brotrede Jesu (Joh 6) lauschten, wo der Herr die schier unglaublichen Worte über sein eigenes Fleisch und sein eigenes Blut sagte. Wie damals die Jünger so „murren“ auch wir (VV 60.61) und geben besserwisserisch von uns: ‚Was er sagt, ist unerträglich. Wer kann das anhören?“

Das gilt nicht nur für die Zumutung der Skulptur des obdachlosen Jesus. Bezogen auf den aktuellen Stellvertreter Christi auf Erden dürfen wir uns gern dabei ertappen, falls wir denken: „Was Papst Franziskus sagt und tut, das ist eine Zumutung. Wer kann das mit ansehen?“ Und schon Jesus ging es so: „Daraufhin zogen sich viele Jünger zurück und wanderten nicht mehr mit ihm umher“ (V 66).

Wir beobachten dies aktuell leider bei so manchem, den wir bisher als Jünger Jesu im Raum der Kirche wähnten und dem nun der Nervenkitzel obskurer Prophetien (beispielsweise Maleachi oder auch „Die Warnung“) wertvoller ist als die Einheit mit dem Petrusamt. Und in einem einzigen Punkt haben diejenigen, die weggehen, sogar recht: Sie haben es nämlich schon gemerkt, dass dieser Papst ein unbequemer Papst, ein herausfordernder Papst ist.

Doch auch unter den reformorientieren Katholiken merken es die Gutwilligen gerade, dass es keineswegs reicht, Papst Franziskus für seine Bescheidenheit nur zu loben. Denn Papst Franziskus sucht, genau wie auch Benedikt XVI. vor ihm, nicht Leute, die ihm nur zujubeln. Sondern er sucht Mitmacher in einem anspruchsvollen und anstrengenden Projekt, wie es die praktische Nächstenliebe schon immer war. Der neue Papst sucht Menschen, die sich in ansteckender christlicher Fröhlichkeit den Mitmenschen zuwenden - konkrete, handfeste, uneigennützige Auswirkungen sind explizit erwünscht.

Die Skulptur „Obdachloser Jesus“ erschöpft sich nicht in der Beschreibung eines Obdachlosen. Denn trotz des ersten Augenscheins ist sie eine Darstellung jenes faszinierenden jüdischen Handwerkers, der die Wunden seines Opfertodes lebendig an sich trägt. Das Werk deutet in zeitgenössischer Bildsprache an, dass der auferstandene Herr nicht davor zurückscheut, sich bis heute „normal“ unter die Menschen zu mischen. Was das für uns Christen bedeutet, brachte Papst Franziskus neulich in einem Bildwort aus einem ganz anderen Bereich auf den Punkt: Ein Hirte müsse den Geruch der Schafe haben.

Analog könnte man dann auch überlegen: Kommt möglicherweise in der bewusst schlichten Selbstdarstellung des aktuellen Bischofs von Rom ebenfalls Größeres zum Ausdruck?

Ach ja, bevor ich es vergesse: Vor wenigen Tagen hat die Skulptur „Obdachloser Jesus“ auf dem Campus des Regis College in Toronto, einer Jesuitenhochschule, endlich ihre Heimat gefunden.

Foto der Skulptur "Obdachloser Jesus"

kathTube-Video: Timothy Schmalz entfaltet das Thema weiterhin und gestaltet derzeit den obdachlosen Jesus als Bettler

Die Figur „Homeless Jesus“ und weitere Werke des Künstlers können - auch in Kleinausgabe - erworben werden: www.sculpturebytps.com


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Spiritualität

  1. Spiritualität verbessert Lebensqualität von Krebspatienten
  2. Gebetsgemeinschaft RSK hat aktuell 300.000 Mitglieder weltweit
  3. Gebetsnacht in Zürich
  4. Dank an und Ehre für die Muttergottes
  5. Kinder gestalteten Meditationen für Papst-Kreuzweg am Karfreitag
  6. Jeder soll sich fragen: Was will der Herr uns durch diese Zeichen sagen?
  7. Turnovszky: Pandemie-Geschehen ein moderner "Kreuzweg"
  8. "Den Weg Gottes finden"
  9. Er ist da – er, der König, der alles in seinen Händen hält.
  10. Theologe Tück für Wiedereinführung des Festes "Beschneidung des Herrn"







Top-15

meist-gelesen

  1. R.I.P. Papst Franziskus
  2. Franziskus war ein „Papst wie du und ich“
  3. Vatikan veröffentlicht Testament von Papst Franziskus
  4. Eine große BITTE an Ihre Großzügigkeit! - FASTENSPENDE für kath.net!
  5. Urbi et Orbi Ostern 2025 - Das Lamm Gottes hat gesiegt! Er lebt, der Herr, meine Hoffnung
  6. Papst trifft US-Vizepräsident Vance im Vatikan
  7. Kardinäle aus weit entfernten Regionen kritisieren: Das Präkonklave beginnt „zu früh“
  8. Jerusalem: Die geheimnisvolle "Liturgie des Heiligen Feuers"
  9. Joseph Ratzinger/Benedikt XVI. bleibt für uns ein starker Segen!
  10. US-Vizepräsident Vance bei Karfreitagsliturgie im Petersdom
  11. Papa Francesco – ein Papst, der die Menschen liebte
  12. Ostermesse auf dem Petersplatz. Im Staunen des Osterglaubens
  13. Patriarch Bartholomaios: Ostern immer gemeinsam feiern
  14. Kardinal Müller: „Es gibt legitim über 20 verschiedene Riten derselben katholischen Messe“
  15. Papst Franziskus wird am Samstag beigesetzt

© 2025 kath.net | Impressum | Datenschutz