Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Kardinal Müller: „Es gibt legitim über 20 verschiedene Riten derselben katholischen Messe“
  2. Initiative "Neuer Anfang" protestiert gegen Handreichung von DBK/ZDK "für die Praxis der Segnung"
  3. Franziskus war ein „Papst wie du und ich“
  4. Nicht genug Platz für die Kardinäle in Santa Marta
  5. „Kardinäle werden Papst mit ‚traditionellerer Sicht‘ der katholischen Lehre wählen“
  6. Kardinal Müller hofft, dass der zukünftige Papst den Islam-Dialog überdenkt
  7. ‚Tiefe Resonanz‘ mit Prinzipien der Freimaurerei – Großmeister lobt Wirken von Papst Franziskus
  8. „Innerster Grund des Petrus-Dienstes ist die Vereinigung aller Bischöfe und Gläubigen im Bekenntnis“
  9. Kardinal Müller warnt vor Spaltungsgefahr der Kirche, falls kein rechtgläubiger Papst gewählt wird
  10. Linke Frauenorden wollen Ford zur Wiederaufnahme von pro-LGBT-Zielen zwingen
  11. "Es gibt nichts Schöneres, als Ihn zu kennen und anderen die Freundschaft mit Ihm zu schenken"
  12. Der Anker und der Mann mit dem hörenden Herzen
  13. Selenskyj: Gespräch mit Trump im Petersdom vielleicht historisch
  14. Ist die Kirche Sklavin des ‚woken‘ Mainstreams?
  15. Dziwisz: "Das Leiden von Franziskus war fast eine Nachahmung dessen, was Johannes Paul II. erlitt"

Ist der Streit um die Markusgemeinde Kairo wirklich beigelegt?

17. Juni 2014 in Kommentar, 5 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Entgegen einer KNA-Überschrift wirkt der Streit um die deutschsprachige Markusgemeinde/Kairo keineswegs beigelegt, wenn man die Fakten näher betrachtet. Ein Kommentar von Petra Lorleberg


Kairo (kath.net/pl) „Der Streit ist beigelegt.“ Unter dieser Überschrift berichtete die Katholische Nachrichtenagentur (KNA) am Montag über die Abberufung von Monsignore Joachim Schroedel (Foto), des langjährigen Kairoer Seelsorgers der deutschsprachigen Markusgemeinde. „Im April hatte der Verwaltungsrat des Katholischen Auslandssekretariates als zuständiges Gremium der Deutschen Bischofskonferenz beschlossen, Schroedels Entsendung nicht weiter zu verlängern.“ Doch es sei die „salomonische Lösung“ gefunden worden, so die KNA, dass Schroedel von seinem Mainzer Heimatbischof Karl Kardinal Lehmann vorzeitig in den Ruhestand versetzt wird. Denn der 60-jährige Priester könne nun seinen Wohnsitz frei wählen und werde bei seiner Gemeinde in Kairo bleiben.

Entgegen der Überschrift der KNA wirkt der Streit allerdings keineswegs beigelegt, wenn man einige Fakten näher betrachtet. Die Deutsche Bischofskonferenz tut sich erstaunlich schwer damit, die Abberufung von Schroedel aus Kairo gegenüber der KNA zu begründen. Einige der Hauptargumente lassen Fragen aufkommen:

1.) Zeitliche Begrenzung von Auslandsaufenthalten? Zwar gibt es tatsächlich die von der DBK angeführte zeitliche Vorgabe, dass Seelsorger „üblicherweise fünf oder zehn Jahre an einem Standort im Ausland tätig sein“ sollten. Doch gegen solche Vorgaben wird im Einzelfall immer mal wieder verstoßen. Denn wer möchte schon einen motivierten Hirten nur wegen bloßer Paragraphenerfüllung von seiner Herde wegholen? Zudem wurde Schroedel bereits 1995 zum Seelsorger im Nahen Osten bestimmt - zu diesem Zeitpunkt gab es keinerlei zeitliche Vorgaben. Vielleicht gilt Schroedel auch als eine Art „Altlast“, die man loswerden möchte?


2.) Reduzierung der Katholikenzahl? Als weiteren Grund führte die Bischofskonferenz an, dass die politischen Ereignisse der zurückliegenden Jahre zu einer deutlichen Reduzierung der Zahl deutscher Katholiken in Kairo geführt hätten. Dennoch spricht der KNA-Bericht unbefangen davon, dass Schroedel der einzige katholische Priester für mehrere tausend Deutsche sei, die zeitlich befristet oder dauerhaft in Ägypten leben. Außerdem vermittelt auch das selbsterstellte Video der Kairoer Markusgemeinde, in welchem Gemeindemitglieder ihr Unverständnis über die DBK-Entscheidung ausdrücken, den Eindruck einer ausgesprochen lebendigen und von vielen Personen frequentierten Gemeinde. Die „deutliche Reduzierung“ muss also nicht zwangsläufig zu einem Ausdörren der Markusgemeinde geführt haben. Außerdem findet sich nirgends ein Beleg, dass der Personalschlüssel VOR den politischen Unruhen wirklich hinreichend gewesen sei. Interessant ist auch die ökumenische Perspektive (mit den evangelischen Pastoren, die auch im Video sprechen): Die EKD stockt auf, für sie ist Ägypten ein Brennpunktland. Und gleichzeitig will sich die deutsche katholische Kirche zurück ziehen? Wie kann man das erklären?

3. Neukonzeption ohne Mehrwert? Zwar wird im KNA-Bericht also von von „mehreren tausend“ deutschsprachigen Katholiken in Ägypten gesprochen, doch wird die Reduzierung der Katholiken als Argument für eine Neukonzeption des Seelsorgeprojektes für die Region eingesetzt. „Ein aus Deutschland entsandter Priester wird deshalb künftig an verschiedenen Standorten in der Region tätig sein müssen“, erläuterte die DBK gegenüber der KNA. Der Leser fragt sich allerdings vergeblich, worin in Zukunft der Mehrwert gegenüber Schroedels Tätigkeitsfeld bestehen könnte. Denn auch Schroedel war bereits vor der vermuteten Reduktion der Katholikenzahl durch die politischen Unruhen an verschiedenen Standorten in der Region tätig gewesen. Sein Tätigkeitsfeld umfasste die Länder Syrien, Jordanien, Libanon, Sudan, Eriträa und Äthiopien. Addis Abeba hatte er bis 2013 jährlich etwa vier- bis fünfmal bereist. Allein das Land Äthiopien wurde also, im Auftrag der Bischofskonferenz, durch Schroedel zwischen 1995 und 2013 durch etwa 60 Pastoralreisen besucht und betreut. Seinen Berichten, etwa bei Veranstaltungen von „Kirche in Not“, kann man entnehmen, wie viele Kontakte er durch häufiges Reisen zu den deutschsprachigen Katholiken des gesamten Nahen Ostens aufbauen konnte.

Dafür bleibt in den DBK-Aussagen völlig unklar, inwieweit das Wissen und die langjährige Erfahrung Schroedels – er ist immerhin der eingearbeitete Fachmann vor Ort – von den zuständigen Gremien abgefragt worden ist mit dem Ziel, dieses Wissen für eine Neukonzeption zu nutzen.

Doch last not least verwundert den interessierten Beobachter der Vorgänge noch ein anderes Detail: Die DBK lässt eine Priesterstelle unbesetzt und das Bistum Mainz hilft mit einer vorzeitigen Pensionierung aus. Dieses freundliche Entgegenkommen des Bistums – notabene: auch im Bistum Mainz herrscht Priestermangel und man lässt auch in Mainz fähige Priester ungern ziehen – zeigt, dass die Personalführung in Mainz zu einer durchaus positiveren Einschätzung der deutschsprachigen Seelsorge durch den bewährten Priester gekommen ist als die zuständigen Stellen der DBK.

Bei näherer Betrachtung des KNA-Artikels mag sich der aufmerksame Leser also wundern, wie es zu der harmonischen Überschrift „Der Streit ist beigelegt“ und zu der Einschätzung, dass man in dem Konflikt „eine salomonische Lösung gefunden“ habe, gekommen war. Und mancher Leser mag sich nicht ganz der Frage erwehren können, ob hier eher Wünsche anstelle von Fakten Pate gestanden waren.

Doch noch etwas fragt man sich am Ende: was oder wer genau steht nun eigentlich hinter der Entscheidung, dass die Stelle des Seelsorgers der Markusgemeinde Kairo unbesetzt bleibt? Wer sind die Personen, die in „dialogfreien Entscheidungen“ (Peter Esser) in einem „Verwaltungsrat des Auslandssekretariats“ das Sagen haben?

Der Autorin auf Twitter folgen!

K-TV-Interview aus dem Jahr 2011 mit Msgr. Joachim Schroedel beim 4. Kongress ´Treffpunkt Weltkirche´ von ´KIRCHE IN NOT´


Deutschsprachige katholische Seelsorge in Ägypten vor dem Aus? - Hilferuf aus der Markusgemeinde/Kairo


Foto: Schroedel bei der Einweihung des Kindergartens im Müllviertel in Moytamadeia vor etwa einem Jahr mit betroffenen Kindern (c) Joachim Schroedel



Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Deutsche Bischofskon

  1. Kritik am Bericht der Deutschen Bischofskonferenz an die Weltsynode
  2. Augsburger Bischof Bertram Meier in Kiew zum mehrtägigen Besuch in der Ukraine
  3. "Auf dem Berg Golgota ist es nicht unsere Aufgabe, einen Stuhlkreis zu machen“
  4. Ablehnung der AfD? - „Eine wenig überzeugende Einstimmigkeit der Deutschen Bischofskonferenz“
  5. Gericht verbietet Falschbehauptung! - Müssen deutsche Bischöfe AfD-Papier zurückziehen?
  6. ‚Polithetze gegen die einzige Opposition’ – AfD kritisiert Grundsatzpaper der deutschen Bischöfe
  7. Wenn Jesus gar kein Thema mehr ist
  8. Suizidbeihilfe? – „Diese Sichtweise widerspricht der Position der katholischen Kirche“
  9. „Letztlich geht es um die neue Evangelisierung“
  10. Deutsche Bischofskonferenz kritisiert Entwicklung in der Hagia Sophia-Frage







Top-15

meist-gelesen

  1. Franziskus war ein „Papst wie du und ich“
  2. Franziskus, (kein) santo subito und keine Handkommunion für Journalisten
  3. Kardinal Müller: „Es gibt legitim über 20 verschiedene Riten derselben katholischen Messe“
  4. ‚Tiefe Resonanz‘ mit Prinzipien der Freimaurerei – Großmeister lobt Wirken von Papst Franziskus
  5. „Kardinäle werden Papst mit ‚traditionellerer Sicht‘ der katholischen Lehre wählen“
  6. Nicht genug Platz für die Kardinäle in Santa Marta
  7. Initiative "Neuer Anfang" protestiert gegen Handreichung von DBK/ZDK "für die Praxis der Segnung"
  8. Kardinal Müller hofft, dass der zukünftige Papst den Islam-Dialog überdenkt
  9. Kardinal Müller warnt vor Spaltungsgefahr der Kirche, falls kein rechtgläubiger Papst gewählt wird
  10. Kardinal Versaldi: Franziskus nicht wiederholen
  11. Der Volkspapst – Was bleibt vom Franziskus-Pontifikat?
  12. Papst Franziskus nach Überführung im Petersdom aufgebahrt
  13. Selenskyj: Gespräch mit Trump im Petersdom vielleicht historisch
  14. Franziskus' letzte Stunden: Papst starb ohne sichtbare Leiden
  15. Kardinal Erdö ist bereits in Rom - "Franziskus war Papst der Völker"

© 2025 kath.net | Impressum | Datenschutz