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'Dankbarkeit gegenüber dem unglücklichen Papst'3. April 2017 in Weltkirche, 14 Lesermeinungen Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden
Martin Mosebach analysiert Papst Benedikts Leistung für die Liturgie. kath.net-Bericht von Martin Lohmann
Herzogenrath (kath.net/ml) Die 18. Liturgische Tagung, die sich mit der außerordentlichen Form der Messfeier befasst hatte, endete am vergangenen Samstag nach einem feierlichen Pontifikalamt in der ehemaligen Abteikirche mit einer außerordentlichen Botschaft und einem außerordentlichen Festakademie in der Aula Magna von Rolduc. Nachdem Pfarrer Guido Rodheudt seinen ehrenamtlichen Pfarreimitarbeitern mit Blumen und Büchern gedankt hatte, gestand er vor dem Auditorium, dass dies wohl die letzte Liturgische Tagung gewesen sei. Die Grenzen seiner eigenen Kapazitäten seien längst überschritten, jenseits seiner Pfarrei gebe es viel zu wenige Personen, die einen solchen viertägigen Kongress faktisch und real mit Manpower unterstützen würden. Es brauche aber jenseits grundsätzlicher Begeisterung und Wohlwollens ein tatsächliches Team von Leuten, die anpacken, helfen, organisieren, planen, vor Ort sind und so weiter. So wie bisher gehe es nicht weiter. Das erstaunte nicht wenige, zumal zum Feedback vor Ort schon gehörte, dass die Tagung diesmal besonders harmonisch, rund, inhaltspassgenau und professionell gewesen sei. Kein Wunder also, dass Egmont Schulze Pellengahr von UNA VOCE ganz nervös wurde und dem Ortsgastgeber spontan widersprach: Es werde die Liturgische Tagung auch künftig geben, ganz sicher. Wie, wann und wo - das blieb offen. Die übliche Terminnennung für die Folgeveranstaltung am Ende einer Tagung blieb jedenfalls aus. Außerordentliche Liturgie, außerordentliche Botschaft und außerordentlicher Festakt. Der Schriftsteller Martin Mosebach erfreute die Anwesenden mit einer außergewöhnlichen Hommage für Benedikt XVI, gleichsam als vorgezogenen Glückwunsch zum 90. Geburtstag, den Joseph Ratzinger am 16. April begehen kann. Mosebach wäre nicht Mosebach, würde er auf eine scharfe Analyse und eine nicht unscharfe Formulierungskunst verzichten. So verwob er das Anliegen der Tagung mit einer Charakterisierung des emeritierten Papstes zu einem lebendigen Kunstwerk, dem man gerne beiwohnte.
Der Frankfurter Autor begann mit der Beobachtung, dass die Devotionalienhändler rund um den Vatikan, die jede Art von Andenken(kitsch) mit Abbildungen des regierenden Papstes und seiner Vorgänger anbieten und verkaufen, bis auf einen seiner Vorgänger: seinen unmittelbaren. Von ihm finde man nichts in den Läden, so als habe die altrömische Damnatio memoriae (Verbannung des Erinnerns) stillschweigend einen Pakt gegen Benedikt XVI. geschlossen. Es sei, als ob auf dieser trivialen Ebene vollzogen werden sollte, wozu Benedikt sich nach seinen viele Menschen zutiefst verstörenden, zutiefst unerklärlichen und unerklärt bleibenden Rücktritt vom höchsten Amt auf Erden selbst nicht entschließen konnte: nämlich unsichtbar zu werden, in ungebrochenes Schweigen einzutreten. Mosebach nimmt einen dann mit durch eine kritische Beschreibung jener Entwicklungen, die nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil gemacht und betrieben wurden und als Geist des Konzils gegen den Wortlaut der Beschlüsse auszuspielen. Innerkirchlich. Aber in Verbindung mit gesellschaftlichen Fehlentwicklungen. Er skizziert die politische Aushöhlung jeder Art von Autorität, die ästhetische Vulgarität, die philosophische Demontage der Tradition. Das Misstrauen gegen die Tradition, die Auslöschung der Tradition begann sich ausgerechnet in einer Körperschaft auszubreiten, deren Wesen ganz und gar aus Tradition besteht, so sehr, dass man sagen könne, die Kirche sei nichts ohne die Tradition. Mosebach zitierte den deutsche katholischen Staatsrechtler Carl Schmitt bei dessen Blick auf die Kirche nach dem Konzil: Alles fließt, lehr Heraklit./Der Felsen Petri, der fließt mit. Ratzinger/Benedikt habe nicht akzeptieren können, dass es in der nachkonzilären Ära tatsächlich zu einem entscheidenden Bruch mit der Tradition gekommen sei - dass die Kirche vor dem Konzil und die Kirche nach dem Konzil nicht mehr dieselbe Institution seien. Denn das hätte ja bedeutet, dass die Kirche nicht mehr unter der Leitung des Heile Geistes stehe - dass sie mithin aufgehört hätte, Kirche zu sein. Nicht zuletzt deshalb habe schon Ratzinger als Kardinal auf die Bedeutung der Liturgie und ihre innere wie äußere Richtigkeit hingewiesen. Doch er habe zu sehr darauf vertraut, dass bei wachsender Erkenntnis und dem irgendwann vorhandenen richtige Verständnis alle wie von selbst zu einer harmonischen Fortentwicklung der Tradition zurückfinden würden. Sowohl dem Temperament als auch seiner eigenen Überzeugung habe wohl entsprochen zu glauben, dass die Wahrheit allein durch die sanfte Gewalt der Wahrheit selbst (wie es in der Konzilskonstitution zur Glaubensfreiheit heißt) wirken werde und die richtige Ergebnisse zeitige. Vermutlich habe Benedikt auch aus diesem Glauben heraus darauf verzichtet, im Zusammenhang mit der Zelebrationsrichtung während der heiligen Liturgie irgendein kirchenrechtlich verbindliches Dokument - weder als Präfekt der Glaubenskongregation noch als Papst - zu erlassen. Und so müsse man leider feststellen: Der im Geist Benedikts lehrende und handelnde Präfekt der Ritenkongregation, Kardinal Sarah, diese einzige Hoffnung in der gegenwärtigen Kurie, hat nichts in Händen, um den von Benedikt ererbten Auftrag, der er treu ausführen wollte, Wirklichkeit werden zu lassen. Mehr als eine programmatische Formel sei die Reform der Reform nie gewesen. Gleichwohl habe Benedikt mit seinem Motto proprio, also buchstäblich aus eigenem Antrieb mit Summorum Pontificum etc. Wichtiges und Wesentliches geleistet. Denn inzwischen werde überall auf der Welt wieder die Messe im überlieferten Ritus gefeiert. Man solle und müsse Benedikt Anerkennung zollen: Man stelle sich einmal vor, wie es um die liturgische Realität stünde, wenn Papst Bergoglio unmittelbar auf Johannes Paul II. Gefolgt wäre. Benedikt bleibe ein Papst der Liturgie, vielleicht, hoffentlich sogar der große Retter der Liturgie, auch wenn man sagen müsse, dass sein Herzensanliegen, nämlich die Reform er Reform gescheitert ist. Benedikt, der seinem ganzen Wesen nach einsamen päpstlichen Entscheidungen misstraute, hat sich in diesem Fall einmal überwunden und ein Machtwort gesprochen. Mit den Ausführungsbestimmungen Summorum Pontificum habe Papst Benedikt die kirchenrechtlich verankerten Garantien geschaffen, die der Überlieferung ihren festen Platz in der Kirche sichern. Daher könne das Ergebnis einer ehrlichen Bilanz nichts anderes sein als Dankbarkeit gegenüber dem unglücklichen Papst, der in schwerster Zeit getan hat, was in seinen Kräften stand. Wo immer man das Glück haben könne, eine Messe im überlieferten Ritus mitfeiern zu können, werde man auch an Benedikt XVI. denken müssen.
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Lesermeinungen | veronica giuliani 5. April 2017 | | | Ein glücklicher Papst Benedikt Benedikt XVI. wirkte in den Tagen und Wochen nach seinem Rücktritt sehr gelöst und glücklich. In dem Alter, in dem JP II starb, mit 85, trat er zurück. Ein angemessenen Schritt, den er in seiner Erklärung klar begründet hat. In der Tat tat er dies im Glauben auf die sanfte Gewalt der Wahrheit. Im Evangelium kommt es auch - auf jeder Seite - auf diesen Glauben an, "der die Welt besiegt hat". Von der Zelebrationsrichtung ist bei Jesus weniger die Rede, eher im Gegenteil. Deshalb konnte Benedikt getrost auf weitere Vorschriften verzichten. Außer natürlich auf seinen genialen Coup mit der Einfügung des Hl. Joseph, der erst nach dem Rücktritt einschlug. Der zeigt seine humorvolle Glaubenskraft. | 1
| | | leibniz 4. April 2017 | | | Vielen Dank Großartiger Vortrag von Herrn Mosebach!
Ja, Benedikt scheint ein unglücklicher Papst gewesen zu sein. Jedoch freuen sich seine Gegner zu früh, denn er wird als Kirchenlehrer in die Geschichte eingehen. | 4
| | | Chris2 4. April 2017 | | | Der Büchnerpreisträger Mosebach hat mit seiner "Häresie der Formlosigkeit" ein wunderbares Plädoyer für eine Rückkehr zum "Gottesdienst" gehalten. Allein schon, dass im klassischen Ritus Priester wie Ministranten jeweils ein eigenes Schuldbekenntnis beten, bevor sie die Stufen zum Altar betreten, ist bezeichnend... | 3
| | | anastasia2017 3. April 2017 | | | hl Geist vielleicht ist Herr Mosebach unglücklich mit einem Papst,(mir scheint aber er ist mit 2en unglücklich) aber Papst Benedikt ist sicher kein unglücklicher Papst gewesen, was für eine herablassende Überschrift, wir feiern in diesem Jaht 50 Jahre charismatische Erneuerung in der kath Kirche , der hl. Geist ist also immernoch aktiv keine Angst,er hat uns nicht verlassen, nur Mut das Feuer brennt | 3
| | | ThomasR 3. April 2017 | | | Übertragung der Tagung deutschlandweit über Internet selbst mit Hilfe eines Smarthphones dringendst gefragt, dann wird Echo der Tagung noch größer | 7
| | | Dottrina 3. April 2017 | | | Vorschlag: Diese liturgische Tagung interessiert mich schon seit einigen Jahren, es ist aber doch recht weit und schlecht realisierbar ohne Auto. Warum kann man nicht z.B. beim Kongress "Freude am Glauben" einen Tag anhängen (oder vorschieben), da wäre auch der Zuhörerkreis größer und die Themenvielfalt würde durch die Liturgische Tagung bereichert. Einen Extra-Tag Urlaub würde ich dafür gerne opfern - bei dieser Gelegenheit herzlichen Dank für die Würdigung unseres geliebten Papa Benedetto! | 7
| | | Ehrmann 3. April 2017 | | | Der schwerstwiegende postzkonziliare Verlust war wohl der der Pfingstoktav - -es schien mir, als hätte man dem Hl Geist die Flügel gestutzt. Nur Weihnachten und Ostern blieb die Oktav erhalten - die hl. Dreifaltigkeit nur mehr im So nach Pfingsten, als kleine Restsubstanz-wurde die Kirche nicht von ihrem Gründungstag entkoppelt? Brauchen wir nur mehr die "Sonntage im Jahreskreis" ohne Bezug auf Pfingsten? Ja, die Fortsetzung liturgischer Tage ist nötig -vielleicht organisatorisch gekoppelt an die Görres- Gesellschaft, an die Tagungen in Aigen- Schlegl, an Heiligenkreuz?
Ich bete weiter die tägliche Pfingstsequenz - einnmal, denke ich, wird sich die Hilfe des Hl.Geistes deutlich zeigen - nach dem Tridentinum waren seine Früchte auch noch lange nicht sichtbar. | 5
| | | bezader 3. April 2017 | | | Danke, Herr Mosebach! "Der Schriftsteller Martin Mosebach erfreute die Anwesenden mit einer außergewöhnlichen Hommage für Benedikt XVI, gleichsam als vorgezogenen Glückwunsch zum 90. Geburtstag, den Joseph Ratzinger am 16. April begehen kann." Nach dem Beitrag von Herrn Mosebach haben die Gäste voller Begeisterung und Dankbarkeit lange Zeit applaudiert. Gottes Segen für ihn und für unseren lieben Papst Benedikt | 10
| | | Konrad Georg 3. April 2017 | | | Bei der Renovierung der Kirche im Nachbardorf wurde der Volksaltar in ein hinteres Eck gestellt.
Bei uns ist am Samstag "Großer Beichttag" von 8 Uhr bis 19 Uhr. | 7
| | | girsberg74 3. April 2017 | | |
Martin Mosebach und den beiden bisherigen Foristen “ThomasR“ und „Don Giovanni“ Dank für ihre Darlegungen.
Was mich umtreibt, das ist die Zelebrationsrichtung, die ohne Umschweife geändert werden könnte. – Mein Gefühl (meine Erfahrung) sagt mir, dass ich nicht derselbe bin, wenn ich in einer „sehr intimen Situation“ mich ganz dieser Situation hingeben kann, wenn ich also auf fremde (unbeteiligte) Gesichter nicht Rücksicht nehmen muss – anders ausgedrückt: wenn ich für andere kein Gesicht machen muss.
Ich denke, dass eine solche Erfahrung auch für einen Priester gelten kann, es sei denn, er ist völlig entrückt oder „kalt“ – Letzteres im Sinne von „geschäftsmäßig“. | 10
| | | mphc 3. April 2017 | | | Ich liebe Papst Benedikt Seine wunderschönen Liturgien, seine klaren und schönen Predigten und Ansprachen, die das Herz erwärmen und vor allem sein Lebensopfer und Ganzhingabe, indem er auf einen schwer verdienten privaten Lebensabend verzichtet hat. Ad multos anno..... | 12
| | | DonGiovanni 3. April 2017 | | | Eine Entscheidung Papst Benedikt XVI. Ergänzung ES wäre gut, wenn es derartige Tagungen auch wo anders gäbe, um vor Ort präsenter zu sein. Z.B. in Berlin, in Bayern, in Österreich, in der Schweiz.
Aber wer soll es machen? Ich bin grundsätzlich bereit zu helfen, wo ich kann. | 14
| | | DonGiovanni 3. April 2017 | | | Eine Entscheidung Papst Benedikt XVI. Papst Benedikt XVI. machte klar, dass allen kirchenrechtlichen Weisungen in Fragen Liturgie zunächst einmal ein gewisses Verständnis von Liturgie voraussetzen, daher sprach er auch von einer liturgischen Erziehung. Die Rubriken des Novus Ordo lassen in ihrer Spannbreite durchaus ein liturgische Form im Sinne der Tradition zu. So braucht es für Zelebrationsrichtung (bzw. wenigstens Kreuz in der Mitte des Altares) oder Latein kein Dekret. Das ist auch so schon möglich, aber in der Praxis nur selten gegeben. Daher hat sich Papst Benedikt XVI. nur zu einer Entscheidung durchgerungen und die wird am 7. Juli 10 Jahre alt. Das hat er getan, weil hier kirchenrechtlich wirklich Nachholbedarf bestand.
Die Reform der Reform ist, glaube ich, nicht gescheitert, sondern nur auf Eis gelegt. Voraussetzung dafür ist das Verständnis für Liturgie, das den Gläubigen anzuerziehen ist. Herzogenrath liefert dazu viele Impulse, aber vielleicht braucht es auch mehrerer kleinere solcher Tagungen. | 12
| | | ThomasR 3. April 2017 | | | Kein Grund um unglücklich zu sein überall dort wo Pontifikat von Papst Benedikt in seiner Fülle angenommen wurde, blüht die Kirche wieder auf, Kirchen am Sonntag werden voll, Priesterseminare überfüllt (u.A. Wigratzbad , Collegium Orientale und alle diözesanen Priesterseminare in der Weltkirche die, die Ausbildung in beiden liturgischen Formen anbieten- u.A. zwei Häuser in Frankreich)
Es wird wieder sowohl liturgische Frömmigkeit (Anbetung des Allerheiligsten) als auch Volksfrömmigkeit gelebt und die Familien zu Hauskirchen. Wahrlich kein Grund um unglücklich sein.
Als unglücklich kann mann eher Diese bezeichnen, die weder aus der Fülle vom abgeschlossenen Pontifikat von Papst Benedikt noch vom Pontifikat von Papst Franziskus, der schließlich alle Erneuerungen von Papst Benedikt sowohl bezüglich der "alten Liturgie" als auch der ordentlichen Form des RR bis jetzt beibehalten hat, schöpfen.
Hier gibt es leere Kirchen am Sonntag, leere Priesterseminare, die ein nach dem anderen geschlossen werden, Kirchenabriss usw. | 15
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