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| Ehe und Familie: Die falschen Prämissen22. November 2017 in Familie, 1 Lesermeinung Ist das wirklich sinnvoll, die Frauenarbeitsquote zu steigern? Besser: Forderung bsp. nach Familiengehalt, familiengerechter Ökologiepolitik und Abschaffung der Abtreibungsfinanzierung. Teil 1/2 Gastbeitrag von Hartmut Steeb Breitscheid (kath.net) Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um die schriftlichen Notizen zu einem dreiteilen Vortrag, den Hartmut Steeb bei der Freien Evangelischen Gemeinde Breitscheid im Oktober gehalten hat. Steeb ist der Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz, Mitglied der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, aktiver Lebensschützer sowie Vater von zehn Kindern. kath.net dankt Herrn Steeb für die Erlaubnis, diese Ausführungen zu veröffentlichen. Die weiteren Teile werden folgen. 6.1. Die falschen Prämissen 1. Wir brauchen eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Auch als Teil der Beseitigung von Benachteiligungen der Frau". In diesem Bereich scheint vieles gelungen. Die Frauenarbeitsquote ist kräftig gestiegen. Man kann sagen, dass die Politiker darin den Schlüssel einer erfolgreichen Familienpolitik sehen. Ich habe vorher schon in Frage gestellt, ob das wirklich ein gelungenes Modell ist. 2. Wir brauchen Ganztagesbetreuung für die Kinder, auch für die kleinsten der Kleinen. Kinder brauchen eine gesicherte Betreuungszeit außerhalb der Familie, damit Väter und Mütter, Frauen und Männer, jeweils einen Vollarbeitsplatz oder mindestens doch nahezu Vollarbeitsplätze ausfüllen können. Noch schreckt man vor einer Kindergartenpflicht zurück, zumal die finanziellen Mittel nicht ausreichen, sie flächendeckend dann auch einzulösen. Aber man muss nicht alles grau in grau sehen, wenn man es für möglich hält, dass dem Rechtsanspruch auf einen Kinderbetreuungsplatz außerhalb der Familie auch bald eine Pflicht zur außerfamiliären Kinderbetreuung folgt und bald noch weiter jene als Außenseiter und Störenfriede der Gesellschaft gelten, die ihre Kinder nicht in diese Einrichtungen geben wollen, obwohl doch für sie alles dort so schön gerichtet ist, Plätze und Erzieher bereitstehen usw. In manchen Gegenden und in manchen Schultypen wird nur noch das Modell der Ganztagesschule angeboten. Obwohl sich diese Prämissen in 30 Jahren nicht bewährt haben: die Zahl der geborenen Kinder ging weiter zurück durch Schwangerschaftsabbrüche vernichten wir weiterhin jährlich die Einwohnerschaft einer ganzen Großstadt die Bildung der Kinder ist in Deutschland nicht besser geworden den Familien geht es im Verhältnis zum Bevölkerungsteil ohne Kinder nicht besser sondern schlechter Kinder- und Jugendlichenkriminalität nehmen nicht ab sondern zu Trotzdem läuft man geradezu blindlings auf diesem Pfad weiter. Aber noch hat keiner den Beweis dafür erbringen können, dass solche Konzepte wenigstens eine Trendwende bringen könnten. Tatsache ist, dass vieles von dem, was unter dem Gesichtspunkt Familienpolitik und Familienförderung diskutiert und praktiziert wird, keine Politik zu Gunsten der Familie, zur Wertschätzung von Kindern und Familien ist. Das gilt auch für das eingeführte Elterngeld, das in den Geburtenzahlen 2007 und 2008 nur für eine kurzzeitige und kleine Verschnaufpause im Sinkflug gesorgt, aber keine durchgreifenden Besserungen gebracht, dafür aber die Ungerechtigkeiten verstärkt hat: 1. Mit der Zahlung des Elterngeldes als Lohnersatzleistung wird Elternzeit im Prinzip der Krankenzeit und damit einer Berufsausfallzeit gleichgestellt. Das hat einen unübersehbaren psychologischen Stellenwert. Die Botschaft die mitschwingt ist Nur kurze Zeit, dann bist du durch. Der Eigenwert der Elternarbeit wird nicht anerkannt. 2. Das Elterngeld je nach bisherigem Gehalt gestaffelt. Das führt genau weiter in die Richtung, dass Eltern ihren potentiellen Kinderwunsch so lange hinausschieben, bis die Höchstprämie erzielt werden kann, also nicht während der Ausbildungs- und Studienzeit, nicht als Berufsanfänger, nicht bevor man ein bestimmtes Maß an Einkommen erreicht hat. Dass der Kinderwunsch aber auf das Ende der Zwanziger und auf die Dreißiger Jahre verlagert wird, schafft uns schon jetzt viele Probleme: Die Schwangerschaften sind risikoreicher, die Geburten schwerer, die Zahl der Fehlgeburten nimmt zu. Die Fruchtbarkeit nimmt ab. Das wird zu vermehrten künstlichen Befruchtungen führen teuer und risikoreich. Deshalb sind die Forderungen hierfür mehr zu bezahlen schon auf dem Tisch und zum Teil umgesetzt. Durch ein möglicherweise jetzt kommendes Fortpflanzungsmedizingesetz sollen hierfür noch mehr Leistungen übernommen werden und vieles andere. 3. Nur wenn beide Elternteile Elternzeit machen, kommt die Familie in den vollen Genuss staatlicher Förderung. Nicht die freie Wahlmöglichkeit sondern ein gesellschaftliches Diktat der Gleichmacherei, ein Hineinregieren in Ehen und die doch alleine von den Ehepartnern selbst zu wählende und zu vertretende Rollenverteilung erlaubt sich dieser Staat. Das ist ideologiebestimmt. Hier greift der Staat in das Recht der Selbstorganisation familiären Lebens ein. Warum gibt die Gesellschaft vor, besser zu wissen, was für Ehen und Familien gesund und für die Förderung der Kinder das Beste ist? Man darf ja noch gespannt sein, was da noch kommt! Gilt künftig nur noch halbe/halbe. Also, jeder die Hälfte Elternzeit. Und wenn sie ein Partner nicht nimmt, verfällt sie? Keine Übertragung auf den andern? 4. Grob diskriminiert und benachteiligt werden jene Mütter und Väter, die als traditionelle Familie leben, die eine Vollarbeitszeit in die Familie stecken und ohne vorherigen Gehaltsbezug ein zweites, drittes oder viertes Kind bekommen. Aber diese Familientypen sind ja auch schon bisher der Lastesel der Nation oder, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung schon im Oktober 2002 (nach dem damaligen Bundestagswahlkampf) zutreffend schrieb: Die letzte Minderheit, über die noch politisch korrekt gelästert werden darf, das sind Frauen, die sich mit ihren eigenen Kindern abgeben
.Die Gesellschaft, die von ihrer kostenlosen Arbeit schamlos profitiert, dankt mit Spott und Verachtung. 6.2. Die wirksamen Konzepte Ein Paradigmenwechsel kommt nicht von selbst. Er muss gewollt und durch klare Konzepte unterstützt werden. Dabei müssen die Konzepte auch unter dem Gesichtspunkt des Kosten-/Nutzenfaktors gesehen werden. Darum nenne ich zunächst vier Bestandteile einer neuen Familienpolitik, die keine nennenswerte Kosten verursachen bzw. sie sogar senken und dann weitere vier, bei denen auch Finanzierungsbedarf besteht und zu bedenken ist: 1. Mutter-Sein als Beruf 2. Mutter-Schutz als Sofortmaßnahme 3. Familienwahlrecht 4. Abschaffung der Abtreibungsfinanzierung 5. Kindergeldzahlungen 6. Eheförderung 7. Familiengehalt Die Diskussion um das Betreuungsgeld und gar um die Frage der Barauszahlung des Betreuungsgeld führt in eine totale Schieflage und hat diskriminierenden Charakter. Sie unterstellt nämlich, dass Frauen oder Männer, die um der Kinder willen auf außerfamiliäre Berufstätigkeit verzichten, nicht ebenso verantwortlich und darum nicht ebenso freiheitlich mit ihrem Geld umgehen können und darum auch nicht dürfen, wie das bei solchen der Fall ist, die ihr 2. Gehalt von einem Arbeitgeber selbstverständlich in cash ausbezahlt bekommen. Warum bedarf es nun aber heute eines solchen Familiengehaltes, das es ja noch nie gab? Die Begründung ist schnell gegeben: Seit über 40 Jahren wissen wir: Kinder sind kein zwangsweise eintretendes Naturereignis. Man kann sie verhindern. Die Geburtenverhinderungsplanung wurde erfolgreich eingeführt. Solange in unserem Land die Mehrheit der Frauen zwei und mehr Kinder hatte - in den Eheschließungsjahren 1946 bis 1950 waren dies 61 % - wurde der sozial-materielle Nachteil nicht so stark empfunden. Denn die meisten teilten diese Lebensführung. Je weniger Schultern die Lasten des Rentenversicherungssystems tragen müssen, desto gravierender wird gerade diese Benachteiligung empfunden. Je weniger Kinder also geboren werden, desto mehr ist die staatliche Gemeinschaft verpflichtet, die damit verbundenen finanziellen Belastungen auszugleichen. Es gibt ganz unterschiedliche Berechnungen, wie hoch diese Belastungen sind. Der 5. Familienbericht der Bundesregierung hatte schon 1994 bei Annahmen für den Versorgungsaufwand an der unteren Grenze einen in Geld bewertbaren Aufwand von fast 400.000 DM (also über 200.000 Euro) pro Kind bis zum 18. Lebensjahr errechnet. 8. Familiengerechte Ökologiepolitik 6. 3. Die Familie braucht Zeit: Ich halte den Versuch, ständig häusliche und außerhäusliche Berufstätigkeit miteinander vereinbaren zu wollen, für einen Grundfehler derzeitiger Politik. Erziehung ist eine Ganztagesaufgabe, die nicht von den Eltern wegdelegiert werden sollte. Kinder benötigen Zeit. Auch wenn Sie mich jetzt als stockkonservativ abschreiben: Wenn in einer Familie Kinder vorhanden sind, sollte ein Elternteil ganz zu Hause sein. Das Kind braucht nicht nur eine Teilfamilie und nicht ständig eine mehreren Anforderungen ausgesetzte Mutter oder Vater. Zeit ist die Investition in die gesunde Zukunft unserer Kinder. Als ich mich mit knapp 20 Jahren verlobte, und ich mit meiner Frau die verschiedenen Aspekte des gemeinsamen Lebens besprach, war ich noch sehr offen für die moderne Lösung, selbst als Hausmann zu Hause zu bleiben und meiner Frau das berufliche Weiterarbeiten zu ermöglichen. Wir entschieden uns aber anders, auch weil ich einen Beruf gewählt hatte, der mehr Einkommen versprach. Ich sage das so offen. Aber ich sage heute auch, daß die Entscheidung aus einem anderen und viel tieferen Grund richtig war. Das Kind braucht in den ersten Jahren eine Hauptbezugsperson. Und darin ist die Mutter besser als der Vater. Warum? Die ersten neun Monate gehören ohnehin fast ganz der Mutter. Der Beziehungsvorsprung sollte zugunsten des Kindes genutzt werden. Das ist nicht Zufall, darüber müssen wir uns auch nicht ärgern. Wir Väter sollten die uns hier von Gott zugedachte Benachteiligung bzw. andere Rolle bejahend akzeptieren. Auch die Geburt selbst wird von der Mutter als viel tieferen Einschnitt erlebt als vom Vater. Und ich habe es nach mehreren Versuchen auch einsehen müssen, daß meine Frau im Stillen unschlagbar ist. Ich schaffe es nicht. Sollten wir mit dem neu erstandenen ökologischen Bewußtsein nicht viel mehr schöpfungsgemäß denken und leben?
Ja, die Frage des Miteinanders ist nämlich in erster Linie die Frage meines eigenen Lebensstils. Von was ist dieser bestimmt? Ist er bestimmt von der Gemeinschaft mit dem dreieinigen Gott, dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist? Der Reihe nach: 1. Ist er bestimmt von der Erkenntnis Gottes? Dann werden wir alles daran setzen, die schöpfungsgemäßen Leitlinien unseres Lebens einzuhalten und in unserer Familie die Ehrfurcht vor Gott dem Schöpfer groß halten. Konkret: Wir betrachten jeden Menschen als Geschöpf Gottes. Wir sehen Kinder als Leihgabe unseres Gottes, für die wir Verantwortung tragen, eine Zeit lang. Es gehört auch zu der nüchternen Betrachtung unserer Verantwortung, dass sie begrenzt ist. Eltern müssen ihre Kinder abgeben in die Freiheit. Wir werden die natürlichen Gaben in bezug auf Gott leben und gebrauchen. Deshalb ermöglichen wir auch unseren Kindern die volle Entfaltung ihrer Gaben. Diese Werte werden unsere Ehe und unsere Kinder prägen. 2. Ist unser Lebensstil bestimmt von dem Wissen um unsere Schuld vor Gott und von der Erlösung, die Jesus Christus uns geschenkmäßig zueignet? Wir leben in der Familie Freundesliebe, Nächstenliebe und - wenns Streit gibt - auch Feindesliebe. Wir sind immer bereit zur Vergebung und lassen uns davon bestimmen, dass es besser ist, Unrecht zu leiden, als Unrecht zu tun. Jesus hat sich uns ganz hingegeben. Deshalb leben wir in der Familie nicht mit der Frage: Was bringt es mir, sondern: was könnten die anderen von mir gebrauchen? Wie könnte ich ihnen meine Liebe zeigen? Wie kann ich ihnen Gutes tun? 3. Ist unser Lebensstil bestimmt von der Gabe des Heiligen Geistes? Wen Jesus Christus durch den Heiligen Geist den ihm zustehenden Platz als Kapitän unseres Lebensschiffes übernommen hat, dann wird auch unsere familiäre Beziehung davon bestimmt sein. Konkret: Dann nehmen wir uns Zeit zum gemeinsamen Gebet, zum gemeinsamen Lesen und Hören seines Wortes und zur Gemeinschaft in seiner Gemeinde. Dann öffnen wir uns auch als Familie für Menschen, die uns brauchen. Es gehört zu den wertvollsten Erfahrungen unserer Familie, wenn wir junge Leute in ihren Lebensnöten bei uns für einige Tage oder manchmal sogar monatelang aufnehmen und mit ihnen unser Leben teilen. Dann stehen wir auch einmal zurück, wenn uns der Dienst für Jesus in Beschlag nimmt. Dann wissen wir uns als Teil der großen Gottesfamilie (Darüber mehr dann heute Nachmittag). Ich wünsche Ihnen eine solche Familie und Ihrer Familie Männer und Frauen, Väter und Mütter, die so leben! Hartmut Steeb, Generalsekretär der ´Deutschen Evangelischen Allianz´ - Marsch für das Leben 2016 (#MarschFürDasLeben) Foto (c) Rudolf Gehrig Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal! Lesermeinungen
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