Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Bischof Barron in ‚offenem Widerspruch’ zum Abschlussbericht der Synode über die Synodalität
  2. Papst: Kirchenrecht soll pastoraler und missionarischer werden
  3. Kardinalstaatssekretär: Wesen des Priestertums ist unveränderbar
  4. "Weil Frauen eben keine Transfrauen sind"
  5. Was der Priester denkt, wenn er deine Beichte hört
  6. Bayrischer Ministerpräsident Söder will in Schule und Verwaltung die Gendersprache verbieten
  7. Woelki: „Ich habe den Eindruck: Unsere Kirche in Deutschland ist mehr denn je polarisiert“
  8. Regenbogenpastoral in der Diözese Innsbruck
  9. Weltsynode: Eine erste Zwischenbilanz
  10. Die 'Ansprache' bei der Konferenz COP28 in Dubai
  11. Bischof Oster benennt grobe Unklarheiten bei Trägerstruktur für den Synodalen Ausschuss
  12. Britische Umfrage: Corona-Kirchenschließungen 2020 zogen psychische Schäden nach sich
  13. Komm, Heiliger Geist! Die Kraft, der Atem unserer Verkündigung, die Quelle des apostolischen Eifers
  14. Bischofs Strickland weist Vorwürfe wegen finanzieller Misswirtschaft zurück
  15. Advent ist der modus vivendi des Christen

Maskenzeit

13. Februar 2018 in Kommentar, keine Lesermeinung
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Das Memento Mori des Aschermittwochs relativiert das Irdische, setzt einen drastischen Gegenakzent gegen die Todesverdrängung - Diakrisis am Dienstag von Gudrun Trausmuth


Linz (kath.net)
Maskenzeit. „Als was gehst Du?“ „Was bist Du?“, waren klassische Faschingsfragen der Kindheit. Sind die ersten Verkleidungen vielleicht noch dem Ehrgeiz der kreativen Mütter oder Großmütter geschuldet, emanzipieren sich die jungen Faschingsfeiernden relativ schnell. Aus herzigen Marienkäfern werden erst überzeugte rosa Prinzessinnen, dann kecke Pippi Langstrümpfe, die drolligen Kasperl mutieren über schlagkräftige Ritter nur zu schnell zu wilden Piraten. Und dann beginnt für die Jugendlichen auch bald die ganzjährige Versuchung der unsichtbaren Masken, des Gesichtswechsels, je nach Situation, Peergroup, Gesprächspartner und dem Bild, das man vermitteln möchte …

Zurück zum Fasching: Kurz und signalhaft jemand anderer sein, das reizt sichtlich nicht nur Kinder, auch viele Erwachsene wechseln einmal im Jahr gerne sichtbar die Rolle – und sei es nur symbolisch mit einer Clownnase. Die durchaus sympathische Heiterkeit und Freiheitserfahrung des Spiels werden durch die großräumig verordnete und organisierte Ausgelassenheit der Faschingstage allerdings ins Schrille und Orgiastische gesteigert. In ihren Extremen ist es eine veritable Faschingsindustrie , die zahllose Menschen mitzieht, welche mit „Leilei“ und „Helau“ signalisiert bekommen, dass nun gefälligst gelacht werden darf/ soll/ muss!


Das hat dann mit dem Kreativen und Entlastenden des Verkleidens und des Rollenwechsels nur mehr wenig zu tun und ist vielleicht im Sinne eines gesellschaftlichen Katalysators zu sehen: Das große Theater des Relativierens verkündet mit systematischen Grenzüberschreitungen und in holprigen Reimen zwei Tage lang, dass das alles nicht so ernst zu nehmen sei.

Ja, und dann der Aschermittwoch, in diesem Jahr vom Konsumgebot des gleichzeitigen Valentinstags mit roten Herzchen zugeklebt und noch schwerer freizulegen als sonst schon unter den Resten der Faschingspracht. Jener Aschentag, den man in seiner grauen bleiernen Schwere so gerne überspringen würde… Dann das harte und zugleich wunderbare „Memento homo, quia pulvis es, et in pulverem reverteris.“ - Im herben, nüchternen Glanz der Wahrheit und in erschütternder Vollmacht, stellt die Kirche den Menschen in seine Wirklichkeit zurück, ordnet sie ihn ein, gibt sie ihm neu seinen Platz in der Schöpfung. Auch hier wird relativiert, aber nicht im Gelächter, sondern in einer ernsten Erinnerung: „Gedenke, dass Du Staub bist…!“ Karriere, Besitz, Gesundheit – alle irdische Wichtigkeit wird durch die Souveränität eines Satzes seiner Bedeutsamkeit plötzlich schwankend, verliert seinen absoluten Anspruch.

Der barocke Vanitas-Gedanke, den Andreas Gryphius (1616-1664) in großer Meisterschaft ausgestaltet hat, ist uns heute fremd, der Tod zwar unabänderlich wie eh und je, aber gut verdrängt. Oder aber der Tod wird in der Hand des Menschen zu grausamstem Nihilismus domestiziert – der Satz des „Sterbens in Würde“ ist ambivalent geworden im Mund der Euthanasiegesellschaften …

Der Schweizer Dichter Gottfried Keller (1819-1890) hatte im Gefolge der Vorlesungen von Ludwig Feuerbach den Glaubens an die Unsterblichkeit verloren (Im „Grünen Heinrich“ vergleicht Keller Feuerbach mit „einem Zaubervogel, der in einsamem Busche sitzt und den Gott aus der Brust von Tausenden hinweg sang“) und verkündete in seinem Werk wiederholt, dass das Leben erst aus der Perspektive des sicheren und endgültigen Todes „sinnlich“ und „glühend“ werde. - Vielleicht ist das Rastlose und Unersättliche, das Übersteigerte in Menge, Farbe und Geschwindigkeit, das bemüht Alterslose und Unrhythmische, das viele Leben prägt, so ein - im Letzten verzweifelter - Versuch, das Leben „sinnlich“ und „glühend“ zu machen, bis zum Ende.

Das Memento Mori des Aschermittwochs relativiert das Irdische, setzt einen drastischen Gegenakzent gegen die Todesverdrängung. Wir beugen uns unter die Wucht eines Satzes, nehmen mit dem Aschenkreuz auf der Stirn unsere Endlichkeit zeichenhaft an. Doch unser Weg und unsere Hoffnung gehen über die Gewissheit des Todes hinaus. Die Relativierung ist keine absolute, sondern will uns mahnen, der unsichtbaren, geistlichen Welt, den ersten Platz einzuräumen, immer wieder von Neuem: „Kehrt um und glaubt an das Evangelium!“ Der Blick auf das unausweichliche dunkle Tor des Todes, ist zugleich jener auf die Ewigkeit, die uns dahinter erwartet. Den Titel eines großen Werkes der hl. Edith Stein zitierend: wir haben ein „endliches“ und ein „ewiges Sein“. Und nach dem Tod gibt es eben jene „Große Scheidung“, die C.S. Lewis in seinem gleichnamigen Werk so einmalig verständlich macht.

Die Perspektive unseres Lebens sollte jene unserer Ewigkeit sein, unser Weg sollte vom Ziel her, dem Himmel, gedacht und gelebt werden. Daran müssen wir uns immer wieder erinnern lassen, damit wir der ewigen Freude gewachsen sind, wenn dann alle Masken unseres Lebens fallen, die des Faschingsdienstags und auch alle anderen …


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Diakrisis

  1. Moderne Gnosis
  2. Polens Kirche und ein Geheimtipp
  3. Kann denn Lachen Sünde sein?
  4. Die Kirche der Narren?
  5. Sternenlicht aus Bethlehem: eine Sehnsucht für 2018
  6. Das Christentum kennt keine Speiseverbote
  7. Die Kraft des Wortes
  8. Der Islam stellt eine Bedrohung für unseren freiheitlichen Staat dar
  9. Die „Homo-Ehe“ und der Grenzverlust
  10. Katholische Heimatlosigkeit?






Top-15

meist-gelesen

  1. Weltsynode: Eine erste Zwischenbilanz
  2. Weihnachtsspende für kath.net - Wir brauchen JETZT Ihre HILFE für 2024
  3. Bischof Barron in ‚offenem Widerspruch’ zum Abschlussbericht der Synode über die Synodalität
  4. Was der Priester denkt, wenn er deine Beichte hört
  5. "Weil Frauen eben keine Transfrauen sind"
  6. Bischof Oster benennt grobe Unklarheiten bei Trägerstruktur für den Synodalen Ausschuss
  7. Die Dinge der Welt besser der Welt überlassen
  8. EINLADUNG zur großen kath.net-Novene zur Muttergottes von Guadalupe - 4. bis 12. Dezember
  9. Advent ist der modus vivendi des Christen
  10. Wer sagt es Bischof Glettler?
  11. Medjugorje 2024 mit kath.net - Diese Wallfahrt kann auch IHR Leben verändern!
  12. "Winter mit starkem Frost und viel Schnee .. wird es in unseren Breiten nicht mehr geben"
  13. Woelki: „Ich habe den Eindruck: Unsere Kirche in Deutschland ist mehr denn je polarisiert“
  14. Erst italienisches Top-Modell, jetzt auf dem Weg ins Priesterseminar: Edoardo Santini
  15. Bischofs Strickland weist Vorwürfe wegen finanzieller Misswirtschaft zurück

© 2023 kath.net | Impressum | Datenschutz