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„In Freiburg war ich Fußballgott“

14. Mai 2018 in Interview, 1 Lesermeinung
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Interview mit FCA-Spieler Jonathan Schmid: „Ich bin gläubig – wie auch meine Eltern, meine Frau und meine Kinder. Das ist wichtig für mich.“ Von Matthias Altmann, Thorsten Fels und Nathalie Zapf/Neue Bildpost/Katholische SonntagsZeitung


Augsburg (kath.net/Neue Bildpost/Katholische SonntagsZeitung) Fußball bewegt die Deutschen wie keine andere Sportart. Bis zum letzten Spieltag der Saison wird mitgefiebert und mitgelitten. Dass es jenseits des sportlichen Erfolgs noch eine andere Dimension gibt, zeigt Jonathan Schmid (27). Im Neue Bildpost/Katholische SonntagsZeitung-Interview gibt der Außenverteidiger des FC Augsburg Einblicke in sein Leben als gläubiger Katholik.

Neue Bildpost/Katholische SonntagsZeitung: Herr Schmid, wie zufrieden sind Sie mit dem Saisonverlauf?

Jonathan Schmid: Sehr zufrieden. Wir haben den Klassenerhalt geschafft und eine gute Saison gespielt.

Neue Bildpost/Katholische SonntagsZeitung: Sie sind in dieser Saison lange Zeit nur auf der Bank gesessen. Wie schwer war das für Sie?

Schmid: Sehr schwer natürlich. Für jeden Spieler ist es schwer, auf der Bank zu sitzen. Aber das gehört im Fußball dazu. Das hatte ich am Anfang auch in Hoffenheim und Freiburg.

Neue Bildpost/Katholische SonntagsZeitung: Was hat Ihnen in der Zeit, als Sie nicht gespielt haben, Halt gegeben? Wo konnten Sie Kraft tanken?

Schmid: Bei meiner Familie zu Hause. Bei den Kindern. Meine Familie ist sehr, sehr wichtig. Wenn ich zum Beispiel ein Spiel verliere, komme ich nach Hause und kann dann nicht so traurig sein, wenn die Kinder mit mir spielen wollen. Dann muss ich mitspielen.

Neue Bildpost/Katholische SonntagsZeitung: Sie haben zwei Söhne, zwei und vier Jahre alt. Würden Sie Ihre Kinder unterstützen, wenn sie auch Profi-Fußballer werden wollen?

Schmid: Auf jeden Fall! Sie bekommen immer meine Unterstützung. Aber ich denke, ein Kind macht, was es will. Ob es Fußball spielen will oder etwas anderes – das ist seine Wahl.

Neue Bildpost/Katholische SonntagsZeitung: Sie würden sie aber auch nicht drängen, in dieselbe Richtung wie Sie zu gehen …

Schmid: Nein, das mache ich nicht.

Neue Bildpost/Katholische SonntagsZeitung: Der FCA ist nach der TSG Hoffenheim und dem SC Freiburg der dritte Bundesligaverein, für den Sie innerhalb weniger Jahre spielen. Sie stehen mit diesen häufigen Wechseln im Profi-Fußball nicht alleine da. Was bedeutet Ihnen angesichts dessen „Heimat“? Gibt es einen Ort, den Sie als Heimat bezeichnen würden?

Schmid: Ich will bei meinen Vereinswechseln so nah wie möglich bei Straßburg bleiben, wo meine Familie lebt.


Mit ihr bin ich immer in Verbindung – ob telefonisch oder wenn sie vorbeikommt. Das ist sehr wichtig für mich. Von hier nach Straßburg sind es drei Stunden. Das ist natürlich nicht ganz nah. Aber wann immer ich Zeit habe, besuche ich meine Familie. Deswegen bin ich nach Augsburg gegangen und nicht weiter weg.

Neue Bildpost/Katholische SonntagsZeitung: Es war für Sie tatsächlich ein Kriterium, dorthin zu wechseln, von wo aus Sie relativ schnell in Straßburg sind?

Schmid: Ja, auch. Aber der FC Augsburg ist auch ein guter Verein. Deswegen bin ich dorthin gegangen. Der FCA ist auch sehr familiär, wie Freiburg. Daran habe ich gute Erinnerungen.

Neue Bildpost/Katholische SonntagsZeitung: Ein Club wie beispielsweise der Hamburger SV oder Hertha BSC Berlin würden für Sie nicht in Frage kommen?

Schmid: Genau. Das ist zu weit von meiner Heimat und meiner Familie entfernt.

Neue Bildpost/Katholische SonntagsZeitung: Wir bleiben bei Ihrer Familie. Ihre Mutter ist Französin, Ihr Vater Österreicher. Als was sehen Sie sich selbst: Sind Sie mehr Franzose oder Österreicher?

Schmid: Natürlich fließt auch ein bisschen österreichisches Blut in meinen Adern. Aber ich bin in Frankreich geboren. Ich sehe mich mehr als Franzose.

Neue Bildpost/Katholische SonntagsZeitung: Vor einigen Jahren gab es die Überlegung, dass Sie für die österreichische Nationalmannschaft auflaufen könnten. Verfolgen Sie das weiter oder haben Sie damit abgeschlossen?

Schmid: Als ich in Freiburg war, war das für mich ein Thema. Aber es hat mit den Papieren zu lange gedauert, da habe ich abgebrochen. Heute ist das kein Thema mehr.

Neue Bildpost/Katholische SonntagsZeitung: Wenn die französische gegen die österreichische Fußball-Nationalmannschaft spielen würde, wen würden Sie unterstützen?

Schmid: Auf jeden Fall Frankreich.

Neue Bildpost/Katholische SonntagsZeitung: Der deutsche Nationalspieler Matthias Ginter, den Sie aus Ihrer Freiburger Zeit kennen, hat kritisiert, die Gehälter im Fußball seien zu hoch und der Profi-Fußball zu sehr Kommerz. Wie stehen Sie zu der Aussage?

Schmid: Ich finde, er hat recht. Allerdings muss man auch sagen, dass hinter einer Profi-Karriere viel Arbeit steckt.

Ich zum Beispiel will seit meiner Jugend Profi werden und habe viel dafür gearbeitet. Dann kann das hohe Gehalt eine Belohnung sein. Aber für jemanden, der normal arbeitet, ist das natürlich sehr viel Geld.

Neue Bildpost/Katholische SonntagsZeitung: Sie haben also in jungen Jahren auf viel verzichten müssen?

Schmid: Ja, auf jeden Fall. Wir haben nicht so viel Zeit, müssen uns immer auf Fußball konzentrieren. Mit den Freunden kannst du nicht mehr so oft spielen, weil du dein Ziel erreichen willst.

Neue Bildpost/Katholische SonntagsZeitung: Fehlt Ihnen da auch etwas?

Schmid: Natürlich. Aber ich denke da an einen Freund, den ich als Junge hatte: Der ist immer noch mein Freund – ob ich nun Profi bin oder nicht.

Neue Bildpost/Katholische SonntagsZeitung: Fußball spielt in der Gesellschaft, zumindest in Deutschland und Europa, eine große Rolle. Was würden Sie sagen: Hat der Fußball diese Aufmerksamkeit verdient?

Schmid: Fußball hat eine sehr große Priorität in Deutschland. Wir sehen das jeden Samstag oder Sonntag an den vollen Fußballstadien. Nicht wie in Frankreich, wo nur die ganz großen Vereine viele Fans haben.

Neue Bildpost/Katholische SonntagsZeitung: Sie sehen also auch einen Unterschied in der Fankultur?

Schmid: Ja, auf jeden Fall. In Deutschland ist es egal, ob es sich um einen großen oder einen kleineren Verein handelt: Die Stadien sind immer voll. Wenn in Frankreich zwei kleinere Clubs gegeneinander spielen, sehen nicht so viele Menschen zu.

Neue Bildpost/Katholische SonntagsZeitung: Sie haben gesagt, dass Ihre Familie in Ihrem Leben eine große Rolle spielt. Gilt das auch für Religion?

Schmid: Ich wurde schon religiös erzogen, bin getauft und ging zur Erstkommunion. Ich bin gläubig – wie auch meine Eltern, meine Frau und meine Kinder. Das ist wichtig für mich.

Leider habe ich nicht mehr die Zeit, am Sonntag in die Kirche zu gehen.

Neue Bildpost/Katholische SonntagsZeitung: Wie zeigt sich dann Ihr Glaube? Beten Sie zu Hause?

Schmid: Ich bete immer für mich, jeden Abend, bevor ich einschlafe. Seit ich klein bin, tue ich das.

Neue Bildpost/Katholische SonntagsZeitung: Sie sprachen von Ihrer Erziehung. Welche Werte haben Ihnen Ihre Eltern mitgegeben?

Schmid: Ehrlichkeit ist immer wichtig. Man darf nicht falsch sein! Auch wenn es weh tut, müssen wir die Wahrheit sagen.

Neue Bildpost/Katholische SonntagsZeitung: Gibt es religiöse Rituale, die Sie mit dem Fußballplatz verbinden?

Schmid: Ich habe immer mein Ritual vor dem Spiel. Erst einmal gehe ich kalt duschen. Und bevor ich auf den Fußballplatz gehe, bekreuzige ich mich.

Neue Bildpost/Katholische SonntagsZeitung: Sie küssen sich auch auf den Unterarm.

Schmid: Ja, rechts und links.

Neue Bildpost/Katholische SonntagsZeitung: Warum?

Schmid: Da stehen die Namen meiner Frau und meiner beiden Söhne John und Layvin. Und auch ein Kreuz.

Neue Bildpost/Katholische SonntagsZeitung: Beten Sie vor einem Spiel?

Schmid: Nein, nur vor dem Einschlafen.

Neue Bildpost/Katholische SonntagsZeitung: Gibt es einen Fußballgott?

Schmid: (lacht) In Freiburg war ich Fußballgott.

Neue Bildpost/Katholische SonntagsZeitung: Glauben Sie, dass Gott Ihnen im Spiel helfen kann?

Schmid: Nicht nur im Spiel, er hilft im ganzen Leben. Wenn du daran glaubst, passiert auf jeden Fall etwas Gutes. Das hilft im Spiel und im Leben.

Neue Bildpost/Katholische SonntagsZeitung: Ist der Glaube auch Thema innerhalb der Mannschaft?

Schmid: Nein, darüber reden wir nicht. Jeder ist anders. Für mich ist der Glaube eben wichtig.

Neue Bildpost/Katholische SonntagsZeitung: Gibt es ein bestimmtes Gebet, das Sie abends beten?

Schmid: Es ist immer dasselbe Gebet. Ich habe es mir vor langer Zeit selbst ausgedacht. Immer bete ich im Stillen die gleichen Worte: Was wichtig ist im Leben.

Neue Bildpost/Katholische SonntagsZeitung: Verraten Sie das Gebet?

Schmid: (lacht) Das ist geheim.

Neue Bildpost/Katholische SonntagsZeitung: Was erwarten Sie fußballerisch für sich in den kommenden Jahren?

Schmid: Ich möchte so lange spielen wie möglich, gesund bleiben und viel Erfolg haben.

Neue Bildpost/Katholische SonntagsZeitung: Glauben Sie, dass in den nächsten Jahren mit dem FCA noch einmal eine Europapokal-Teilnahme möglich ist?

Schmid: Wenn alle zusammen bleiben, ist das möglich. Es dürfen halt nicht so viele Spieler weggehen. Unsere Mannschaft hat große Qualitäten.

FCA-Spieler Jonathan Schmid


Foto (c) Neue Bildpost/Katholische SonntagsZeitung/Zapf


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Lesermeinungen

 christine.klara.mm 14. Mai 2018 
 

Mission

War das jetzt Mission? Für Gott? Für Fußball?Versteht mich nicht falsch.
Daß man in katholischen Kinder-u.Jugendgruppen Sport und Wandern betreibt ist sehr gut.
Und was dieser ProfiSportler da jetzt öffentlich über sich berichtet ist halt der Alltag eines Beruflers und Familienvaters mit beruflichem Abwesenheitszwang bezüglich seiner Familie.Es wird sich aber sicher ganz selten ein Sportverrückter finden lassen, der Gott und seiner Familie zu Liebe einen an sich nur auf Teamgeist um des Geldes und Sieges und des Wettens wegen basierenden Massensport zeitlich einschränken wollte.Ich gebe aber zu, daß mich gerade die Stadienatmosphäre mit dem gemeinsamen Gejohle für oder gegen abstößt.
Jegliches in der Masse Mitkreischen ist für mich wie ein beabsichtigter Sprung in reißende Wasser....
Sport ist gut aber nicht als Götze, dem sowohl zu Hause als auch in der Masse so die Zeit unfruchtbar zwischen den Fingern zerläuft und jegliches persönliches Miteinander zum Schweigen verdonnert.


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