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„Engelbert Kolland –Stachel für ein erlahmendes Christentum“

10. Juli 2018 in Spirituelles, 1 Lesermeinung
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Der Märtyrer und Selige Kolland „lehrt uns den Weg für einen wirklichen Aufbruch“. Gastbeitrag von Pfr. Ignaz Steinwender


Ramsau im Zillertal (kath.net) Am 10. Juli feiert die Kirche den Todestag des Tiroler Fanziskanerpaters Engelbert Kolland. Dieser ist am 21. September 1827 im Zillertaler Ort Ramsau geboren und erlitt am 10. Juli 1860 im „Alter Christi“ in Damaskus im Zuge von massiven Ausschreitungen von Drusen und Muslimen gegen Christen den Märtyrertod. In wenigen Tagen wurden damals mehr als 5000 Christen erschlagen, darunter auch sieben franziskanischen Mitbrüdern Engelberts, welche gemeinsam mit ihm am 10. Oktober 1926 von Papst Pius XI. seliggesprochen wurden. Engelbert Kolland ist in der Pauluskirche in Damaskus begraben. Dies ist ein Anlass, über das Martyrium und die Aktualität dieses Seligen, welcher der einzige aus der Erzdiözese Salzburg stammende Märtyrer ist, für unsere Zeit und gegenwärtige Entwicklungen zu betrachten.

Überlegungen zum Martyrium

Das Martyrium, das Blutzeugnis, ist untrennbar mit dem Christentum verbunden. Das Christentum hat seinen Ursprung im gekreuzigten Christus, aus dessen Seite Blut und Wasser hervorflossen. Schon am Beginn der Ausbreitung des Christentums gab es Märtyrer, Blutzeugen, die mit ihrem Leben den Glauben bezeugten, an erster Stelle sind hier der heilige Apostel Jakobus und der Heilige Stephanus zu nennen.

In der Urkirche gab es den bedeutsamen, von Tertullian stammenden Ausspruch: „Sanguis martyrum semen christianorum – Das Blut der Märtyrer ist der Samen für (neue) Christen“. Das Blutzeugnis der Märtyrer hat viele Menschen beeindruckt, ihr heldenhafter Mut, die Art ihres Sterbens hat andere Christen und nachfolgende Generationen bestärkt, Fernstehende und sogar Verfolger beeindruckt und viele zur Umkehr, zur Hinwendung zum Christentum bewogen. Die Verheißung Jesu „Wenn sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen“ begleitet die Christen durch alle Zeiten hindurch. Die meisten Märtyrer gab es im 20. Jahrhundert. Das II. Vatikanum sah im Martyrium die Hochform und Grundgestalt der christlichen Heiligkeit. Das Martyrium einzelner Christen wurde als ein außerordentliches Geschenk an die Gemeinschaft der Glaubenden gesehen. Johannes Paul II. schrieb in „Tertio Millennio Adveniente“, das er als Vorbereitung auf das Jubeljahr 2000 geschrieben hatte: „In unserem Jahrhundert sind die Märtyrer zurückgekehrt, gleichsam unbekannte Soldaten der großen Sache Gottes. Von den Ortskirchen muss alles unternommen werden, um (…) nicht die Erinnerung an die zu verlieren, die das Martyrium erlitten haben.“

Das Martyrium ist nach der klassischen Lehre der Kirche, wie sie der Heilige Thomas von Aquin formulierte und wie sie von Papst Benedikt XIV. zusammengefasst wurde, „der gewaltsame Tod, der im Namen des christlichen Glaubens oder eines anderen mit dem Glauben verbundenen Wertes angenommen wird.“ Ein Martyrium liegt dann vor, wenn es einen Verfolger gibt, wenn der Betreffende als „Strafe“ den Tod erleidet, also sein Blut vergossen wird, wenn die Ursache der Tötung der Hass auf den Glauben ist und wenn der Märtyrer durch die Liebe zum Gauben (zu Christus) motiviert ist. Der Märtyrer hält Stand, er nimmt also freiwillig den Tod auf sich und gelangt so zum höchsten Akt der Tugend der Tapferkeit.


Der Selige Engelbert Kolland regt an, über die kirchliche Entwicklung in Europa, über die Bedeutung Syriens und über den persönlichen Glaubensweg nachzudenken.

Engelbert Kolland – ein Stachel für ein erlahmendes Christentum

Während die Märtyrer in der Urkirche "Semen christianorum" waren, erscheinen sie heute eher wie ein Stachel im Fleisch einer angepassten, lauen, indifferenten und deshalb sterbenden Christenheit. Die Märtyrer passen nicht so recht in unser kirchliches Milieu. Christen, die heute einen Glaubenseifer zeigen, werden schnell als Fundamentalisten verdächtigt, wer wegen des Glaubens Anstoß erregt, wird als Polarisierer gebrandmarkt, und eine Kardinaltugend wie die Tapferkeit gilt geradezu als verpönt. Die öffentlichen Medien verharmlosen oder hofieren den Islam und verbreiten liebend gern Vorurteile gegen das Christentum. Der Hinweis von Papst Benedikt auf das Gewaltproblem im Islam bei der Regensburger Rede wäre eine Chance gewesen, einen Dialog in der Wahrheit anzustreben. Statt dessen erntete der Papst innerkirchlich einen Sturm der Entrüstung und die Chance wurde nicht wahrgenommen. Innerhalb der Kirche hat sich in den letzten Jahrzehnten ein Relativismus breitgemacht, der das missionarische Bewusstsein und den Seeleneifer gelähmt hat. Das oberste Gebot scheint heute die Anpassung an herrschende Trends, die Angleichung an die Welt zu sein.

Bei diesen Grundhaltungen sind Märtyrer nicht gefragt, ihre Verehrung wird wenig gepflegt. Während Millionen Christen in kommunistischen und islamischen Ländern Verfolgung leiden, wird dies bei uns wenig beachtet, wir sind damit beschäftigt, den Niedergang als Aufbruch zu feiern.

Der Märtyrer Engelbert Kolland lehrt uns den Weg für einen wirklichen Aufbruch. Die unmittelbare Liebe zu Christus (Leitsatz: Mein Gott und mein Alles), die klare Erkenntnis der Frohbotschaft und der missionarische und pastorale Eifer für die Seelen der Menschen sind der Weg der Erneuerung.

Engelbert Kolland – himmlischer Ansprechpartner für Syrien, der Wiege der europäischen Christenheit

Der selige Engelbert Kolland erinnert uns an die Bedeutung Syriens einst und jetzt. Syrien war in der ersten Zeit des Christentums die Wiege für das Christentum in Europa. In Damaskus hat der Völkerapostel Paulus seine Bekehrung erfahren. In der syrischen Stadt Antiochia hat der Apostel Petrus gewirkt. Von dort ist Paulus zu seinen Missionsreisen aufgebrochen. Der starke Rückgang des Christentums im Orient in den letzten Jahrzehnten erhält durch den Syrienkonflikt eine dramatische Zuspitzung. Syrien hat auch gegenwärtig eine große Bedeutung, im Konflikt zwischen Russland und Amerika, in der Auseinandersetzung Christentum, Islam und Laizismus.

Als wir (die Geburts- und Taufpfarre Zell am Ziller) im Juni 2009 im Rahmen einer Pfarrwallfahrt nach Syrien kamen, fanden wir dort ein blühendes, gastfreundliches Land. Wir besuchten das Grab des Seligen Engelbert in Damaskus. Franziskanische Patres erzählten uns, dass sie relative Religionsfreiheit haben, dass Präsident Assad die religiösen Minderheiten schützt und die Christen in der Regel zum Osterfest besucht. Syrien beherbergte damals Hunderttausende von Flüchtlingen aus dem Irak. Zur selben Zeit war Assad in Wien als Staatsgast und wurde von den höchsten Repräsentanten des Staates empfangen. Mehrere Bundespräsidenten waren schon in Damaskus auf Staatsbesuch gewesen.

Derselbe Assad, ein legitimer, gewählter, laizistischer Staatschef und zugleich auch ein Diktator vor allem gegenüber den radikalen Muslimen, wurde kurze Zeit später politisch und in den Medien geächtet. Die Amerikaner und ihre Verbündeten förderten unter Präsident Obama die Opposition, darunter besonders die radikalen Muslime, ein Bürgerkrieg wurde entfesselt und ISIS, der islamische Staat entsprang. Das Ergebnis dieses von außen initiierten Syrienkonfliktes waren bisher mehr als 500.000 Tote. Das Ziel, Assad zu stürzen, ging nicht auf, weil Russland eingriff und dies verhinderte. Unter den vielen Toten gibt es auch Märtyrer. Besonders Leidtragende sind auch die Christen in Syrien. Man weiß nicht, wie dieser Konflikt endgültig ausgehen wird, er birgt eine nicht zu unterschätzende Gefahr für die Welt (Weltkrieg) in sich. Die Wiege der europäischen Christenheit wird von Westmächten zerstört. Die mangelnde Unterstützung, die Gleichgültigkeit, das tatenlose Zusehen bzw. Schweigen vieler Bischöfe und Ortskirchen Europas ist ein Skandal und diese fehlende Solidarität zeugt von einem mangelnden Verständnis dessen, was Weltkirche eigentlich bedeutet und dem naiven Irrglauben, die Geschehnisse in Syrien und das Leiden der dort lebenden Christen hätten nichts mit uns zu tun.

Die Solidarität mit den verfolgten Christen ist ein Grundgebot der Liebe, ein Kennzeichen wahrer Christusnachfolge und eine Quelle für eine Erneuerung der Kirche. Darin möge uns der selige Engelbert Kolland bestärken.

Engelbert Kolland – Wegweiser für den persönlichen Glaubensweg

Die Biographie des seligen Engelbert kann wegweisend sein für die Suche nach Gott, für die Entfaltung des christlichen Glaubenslebens. Engelbert Kolland wuchs in seinem Geburtsort Ramsau auf. Seine Kindheit und Jugendzeit waren geprägt von heftigen religiösen Auseinandersetzungen, in die auch sein Vater verwickelt war, vom Abschied von den Eltern, die in die Steiermark zogen und einige Kinder zurückließen, von harten Prüfungen bis hin zu Unterbrechungen und zum Hinauswurf in Schule und Internat. All diese Kämpfe machten ihn schließlich bereit, die Berufung zum Priester und Ordensstand bei den Franziskanern in Salzburg zu erkennen und anzunehmen, ein hartes Noviziat und das darauffolgende Studium zu bestehen, um schließlich als Missionar im Heiligen Land und in Syrien in die Ganzhingabe heineinzuwachsen.

Seine interessante Biographie zeigt, wie Gott auf krummen Zeilen gerade schreiben kann, wie der einzelne Mensch in Schwierigkeiten und Auseinandersetzungen innerlich wachsen und reifen und die Tugend der Tapferkeit erwerben kann, und wie Gott durch die Gnade den Menschen höher führt, der bereit ist, um den Glauben zu ringen. Engelbert Kolland ist auch ein Musterbeispiel für eine Pastoral direkt am Menschen. In seinem seelsorglichen Wirken hat er stets versucht allen alles zu sein, was ihm den Beinamen "Abouna Malak", das bedeutet Vater Engel, eingebracht hat.

Die Betrachtung des Lebens eines Seligen oder Heiligen können uns dabei helfen, seinem Vorbild und damit dem Vorbild Christi zu folgen. Das Leben des seligen Engelbert Kolland lehrt uns besonders Standhaftigkeit und Mut zum Bekenntnis. Möge die Engelbert-Verehrung weite Verbreitung finden und möge Gott uns zu standhaften Zeugen des Glaubens formen. Seliger Engelbert Kolland, bitte für uns.

Weitere biografische Informationen und Literatur über den seligen Engelbert finden Interessierte unter www.engelbert-kolland.at.

Foto © www.engelbert-kolland.at


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Lesermeinungen

  10. Juli 2018 
 

Besten Dank Herr Dr. Steinwender für diese sehr gute Sicht der Dinge!


3
 

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