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| Das hohepriesterliche Gebet: nicht nur Wort, sondern Akt der Heiligung4. Juni 2019 in Aktuelles, 6 Lesermeinungen Benedikt XVI. Licht des Glaubens: die Kirche - der Ort, an dem die Sendung Christi fortgesetzt wird: die Welt aus der Entfremdung des Menschen von Gott und von sich selbst herauszuführen. Von Armin Schwibach Rom (kath.net/as) Wir dürfen sagen, dass im hohepriesterlichen Gebet Jesu sich die Stiftung der Kirche vollzieht. »Denn was ist Kirche anderes als die Gemeinschaft der Jünger, die durch den Glauben an Jesus Christus als den Gesandten des Vaters ihre Einheit empfängt und hineingehalten ist in die Sendung Jesu, die Welt zur Erkenntnis Gottes zu führen und sie so zu retten?« Hier finden wir wirklich eine wahre Definition der Kirche. »Die Kirche entspringt dem Gebet Jesu. Dieses Gebet aber ist nicht nur Wort, es ist der Akt, in dem er sich selbst heiligt, das heißt sich opfert für das Leben der Welt« (Jesus von Nazareth, II, S. 119). Jesus betet, daß seine Jünger eins sein sollen. Kraft dieser Einheit, die empfangen und gewahrt werden muß, kann die Kirche »in der Welt« wandeln, ohne »von der Welt« zu sein (vgl. Joh 17,16), und die ihr anvertraute Sendung leben, damit die Welt an den Sohn glaubt und an den Vater, der ihn gesandt hat. Die Kirche wird somit zu dem Ort, an dem die Sendung Christi fortgesetzt wird: die »Welt« aus der Entfremdung des Menschen von Gott und von sich selbst herauszuführen, aus der Sünde heraus, damit sie wieder Welt Gottes werde. Im Besonderen zum Evangelium des Dienstags der siebten Woche im Osterkreis (C): Joh 17,1-11: Die Verherrlichung, die Jesus als Hoherpriester für sich selbst erbittet, ist der Eintritt in den vollen Gehorsam gegenüber dem Vater, einen Gehorsam, der ihn zu seiner vollen Sohnschaft führt: »Vater, verherrliche du mich jetzt bei dir mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, bevor die Welt war« (Joh 17,5). Diese Bereitschaft und diese Bitte sind der erste Moment des neuen Priestertums Jesu: Es ist die völlige Selbsthingabe am Kreuz, und gerade am Kreuz dem Akt der höchsten Liebe wird er verherrlicht, denn die Liebe ist die wahre Herrlichkeit, die göttliche Herrlichkeit.
Das Hohepriesterliche Gebet Jesu ist Vollzug des Versöhnungstages, das gleichsam für immer zugängliche Versöhnungsfest Gottes mit den Menschen. An dieser Stelle drängt sich die Frage nach dem Zusammenhang zwischen Jesu Hohepriesterlichem Gebet und der Eucharistie auf. Es gibt Versuche, dieses Gebet als eine Art von eucharistischem Hochgebet auszulegen, es sozusagen als johanneische Fassung der Einsetzung des Sakraments darzustellen. Solche Versuche sind nicht haltbar. Aber es besteht ein tieferer Zusammenhang. In Jesu Reden mit dem Vater wird das Ritual des Versöhnungstages in Gebet umgewandelt: Hier wird jene Kulterneuerung konkret, auf die die Tempelreinigung und Jesu Deuteworte für dieses Ereignis abzielten. Die Tieropfer sind vorbei. An ihre Stelle tritt, was die grie- chischen Väter thysía logikē, Opfer in der Weise des Wortes, nannten und was Paulus ganz ähnlich als logikē latreía, als wortgeformten, vernunftgemäßen Kult bezeichnet (Röm 12,1). Freilich dieses Wort, das an die Stelle der Opfer tritt, ist nicht bloßes Wort. Es ist zuallererst nicht nur Menschenrede, sondern Wort dessen, der das Wort ist und so alle Menschenworte in den inneren Dialog Gottes, in seine Vernunft und seine Liebe hineinzieht. Es ist aber deshalb noch einmal mehr als Wort, weil dieses ewige Wort gesagt hat: Opfer und Gaben hast du nicht gewollt, einen Leib hast du mir bereitet (Hebr 10,5, vgl. Ps 40,7;). Das Wort ist Fleisch, und mehr als das: Es ist hingegebener Leib, vergossenes Blut. Mit der Einsetzung der Eucharistie wandelt Jesus sein Getötetwerden in Wort um, in die Radikalität seiner Liebe, die sich bis in den Tod hinein gibt. So wird er selbst Tempel. Insofern das Hohepriesterliche Gebet Vollzugs- form der Selbstgabe Jesu ist, stellt es den neuen Kult dar und ist von innen her mit der Eucharistie verbunden: Wenn wir von ihrer Einsetzung handeln, werden wir auf all dies neu zurückkommen müssen. Bevor wir uns den Einzelthemen des Hohepriesterlichen Gebets zuwenden, muss aber noch ein weiterer alttestamentlicher Bezug genannt werden, den gleichfalls André Feuillet herausgearbeitet hat. Er zeigt, dass die spirituelle Vertiefung und Erneuerung der Idee des Priestertums, die uns in Joh 17 begegnet, in den jesajanischen Gottesknechtsliedern, besonders in Jes 53, schon vorvollzogen ist. Der Gottesknecht, der die Schuld aller auf sich laden lässt (53,6), der sein Leben als Sühnopfer hingibt (53,10), der die Sünde vieler trägt (53,12), tut in alledem den Dienst des Hohepriesters, erfüllt die Figur des Priestertums von innen her. Er ist Priester und Opfer zugleich und erwirkt so Versöhnung. Die Gottesknechtslieder nehmen damit den ganzen Weg der Vertiefung der Idee des Priestertums und des Kultes auf, wie er in der prophetischen Tradition, besonders bei Ezechiel, beschritten worden war. Wenn sich in Joh 17 auch kein direkter Anklang an die Gottesknechtslieder findet, so ist die Vision von Jes 53 doch grundlegend für das neue Verständnis von Priestertum und Kult, das sich im ganzen Johannes-Evangelium und besonders im Hohepriesterlichen Gebet darstellt. Sichtbar ist uns der Zusammenhang im Kapitel über die Fußwaschung begegnet; deutlich greifbar ist er auch in der Rede vom Guten Hirten, in der Jesus fünfmal von diesem Hirten sagt, dass er sein Leben für die Schafe gibt (Joh 10,11.15.17.18ff), und so deutlich Jes 53,10 aufnimmt. In der Neuheit der Gestalt Jesu Christi sichtbar im äußeren Bruch mit dem Tempel und seinen Opfern ist doch die innerste Einheit mit der Heilsgeschichte des Al- ten Bundes gewahrt. Wenn wir an die Gestalt des fürbittenden Mose denken, der Gott sein Leben für die Rettung Israels anbietet, dann wird noch einmal diese Einheit sichtbar, die zu zeigen ein wesentliches Anliegen des Johannes-Evangeliums darstellt.
Liebe Brüder und Schwestern! In der heutigen Katechese richten wir unsere Aufmerksamkeit auf das Gebet, das Jesus in der »Stunde« seiner Erhöhung und seiner Verherrlichung an den Vater richtet (vgl. Joh 17,126). Im Katechismus der Katholischen Kirche heißt es: »Die christliche Überlieferung nennt es mit Recht das hohepriesterliche Gebet Jesu. Es ist das Gebet unseres Hohenpriesters; es läßt sich nicht von seinem Opfer trennen, von seinem Gehen zum Vater [Pascha], durch das er dem Vater ganz geweiht wird« (Nr. 2747). Dieses Gebet Jesu wird in seinem ganzen Reichtum vor allem dann verständlich, wenn wir es vor dem Hintergrund des jüdischen Versöhnungsfestes, des Jom Kippur, betrachten. An diesem Tag bringt der Hohepriester das Sühneopfer dar, erst für sich, dann für den Priesterstand und am Ende für die gesamte Gemeinschaft des Volkes. Das Ziel ist, dem Volk Israel nach den Gesetzesübertretungen eines Jahres das Bewußtsein der Versöhnung mit Gott zurückzugeben, das Bewußtsein, auserwähltes Volk zu sein, »heiliges Volk« inmitten der anderen Völker. Das Gebet Jesu, das im 17. Kapitel des Johannesevangeliums wiedergegeben wird, greift die Struktur dieses Festes auf. In jener Nacht wendet Jesus sich an den Vater in dem Augenblick, in dem er sich selbst hingibt. Er, Priester und Opfer, betet für sich, für die Apostel und für alle, die an ihn glauben werden, für die Kirche aller Zeiten (vgl. Joh 17,20). Das Gebet Jesu für sich selbst ist die Bitte um die eigene Verherrlichung, die eigene »Erhöhung« in seiner »Stunde«. In Wirklichkeit ist es mehr als eine Bitte und die Erklärung der vollen Bereitschaft, frei und großherzig in den Plan Gottes, des Vaters, einzutreten, der durch seine Auslieferung, seinen Tod und seine Auferstehung erfüllt wird. Diese »Stunde« hat mit dem Verrat des Judas begonnen (vgl. Joh 13,31) und findet ihren Höhepunkt, als der auferstandene Jesus zum Vater hinaufgeht (vgl. 20,17). Als Judas den Abendmahlssaal verläßt, kommentiert Jesus dies mit den Worten: »Jetzt ist der Menschensohn verherrlicht, und Gott ist in ihm verherrlicht« (Joh 13,31). Nicht zufällig beginnt er das hohepriesterliche Gebet, indem er sagt: »Vater, die Stunde ist da. Verherrliche deinen Sohn, damit der Sohn dich verherrlicht« (Joh 17,1). Die Verherrlichung, die Jesus als Hoherpriester für sich selbst erbittet, ist der Eintritt in den vollen Gehorsam gegenüber dem Vater, einen Gehorsam, der ihn zu seiner vollen Sohnschaft führt: »Vater, verherrliche du mich jetzt bei dir mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, bevor die Welt war« (Joh 17,5). Diese Bereitschaft und diese Bitte sind der erste Moment des neuen Priestertums Jesu: Es ist die völlige Selbsthingabe am Kreuz, und gerade am Kreuz dem Akt der höchsten Liebe wird er verherrlicht, denn die Liebe ist die wahre Herrlichkeit, die göttliche Herrlichkeit. Der zweite Moment dieses Gebets ist die Fürsprache Jesu für die Jünger, die bei ihm gewesen sind. Sie sind jene, über die Jesus zum Vater sagen kann: »Ich habe deinen Namen den Menschen offenbart, die du mir aus der Welt gegeben hast. Sie gehörten dir, und du hast sie mir gegeben, und sie haben an deinem Wort festgehalten« (Joh 17,6).17,6). »Gottes Namen den Menschen offenbaren« ist die Verwirklichung einer neuen Gegenwart des Vaters inmitten des Volkes, der Menschheit. Dieses »Offenbaren« ist nicht nur ein Wort, sondern es ist in Jesus Wirklichkeit; Gott ist bei uns, und so ist der Name seine Gegenwart bei uns, als einer von uns »verwirklicht«. Diese Offenbarung wird also in der Fleischwerdung des Wortes verwirklicht. In Jesus tritt Gott ein in das menschliche Fleisch, kommt er in einzigartiger und neuer Weise zu uns. Und diese Gegenwart hat ihren Höhepunkt im Opfer, das Jesus im Pascha seines Todes und seiner Auferstehung verwirklicht. Im Mittelpunkt dieses Gebets der Fürsprache und der Sühne für die Jünger steht die Bitte um Heiligung. Jesus sagt zum Vater: »Sie sind nicht von der Welt, wie auch ich nicht von der Welt bin. Heilige sie in der Wahrheit; dein Wort ist Wahrheit. Wie du mich in die Welt gesandt hast, so habe auch ich sie in die Welt gesandt. Und ich heilige mich für sie, damit auch sie in der Wahrheit geheiligt sind« ( 17,1619). Ich frage: Was bedeutet »heiligen« in diesem Fall? Zunächst einmal muß gesagt werden, daß eigentlich nur Gott »heilig« ist. Heiligen heißt also, eine Wirklichkeit eine Person oder eine Sache in Gottes Besitz zu übergeben. Und darin finden sich zwei einander ergänzende Aspekte: auf der einen Seite, von den gewöhnlichen Dingen wegnehmen, absondern, aus dem persönlichen Lebensbereich des Menschen »beiseite nehmen«, um vollkommen Gott hingeschenkt zu sein. Auf der anderen Seite hat diese Absonderung, diese Übergabe in die Sphäre Gottes die Bedeutung von »Sendung«, Mission: Gerade weil sie Gott hingeschenkt ist, existiert die geheiligte Wirklichkeit, die geheiligte Person »für« die anderen, ist sie den anderen geschenkt. Gott hinschenken bedeutet, nicht mehr für sich selbst dazusein, sondern für alle. Geheiligt ist derjenige, der im Hinblick auf eine Aufgabe wie Jesus von der Welt abgesondert und für Gott beiseite genommen ist und gerade deshalb allen vollkommen zur Verfügung steht. Für die Jünger wird es die Fortsetzung der Sendung Jesu sein: Gott hingeschenkt sein, um so für alle gesandt zu sein. Am Osterabend erscheint Jesus seinen Jüngern und sagt zu ihnen: »Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch« (Joh 20,21). Im driIm dritten Moment des hohepriesterlichen Gebets weitet sich der Blick bis zum Ende der Zeiten. In ihm wendet sich Jesus an den Vater, um Fürsprache zu halten für alle, die durch die von den Aposteln begonnene und in der Geschichte fortgesetzte Sendung zum Glauben geführt werden: »Ich bitte nicht nur für diese hier, sondern auch für alle, die durch ihr Wort an mich glauben.« Jesus betet für die Kirche aller Zeiten, er betet auch für uns (Joh 17,20). Der echismus der Katholischen Kirche kommentiert: »Jesus hat das Werk des Vaters ganz erfüllt, und wie sein Opfer währt auch sein Gebet bis zum Ende der Zeit. Das Gebet der Stunde erfüllt die letzten Zeiten und bringt sie ihrer Vollendung entgegen« (Nr. 2749). Die zentrale Bitte des hohepriesterlichen Gebets Jesu, das seinen Jüngern aller Zeiten gewidmet ist, ist die Bitte um die zukünftige Einheit derer, die an ihn glauben werden. Diese Einheit ist kein weltliches Produkt. Sie entspringt ausschließlich der göttlichen Einheit und gelangt zu uns vom Vater durch den Sohn und im Heiligen Geist. Jesus bittet um ein Geschenk, das vom Himmel kommt und das seine wirkliche und wahrnehmbare Auswirkung auf Erden hat. Er betet: »Alle sollen eins sein. Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaubt, daß du mich gesandt hast« (Joh 17,21). Die Einheit der Christen ist einerseits eine verborgene Wirklichkeit, die im Herzen der gläubigen Menschen liegt. Gleichzeitig jedoch muß sie in aller Deutlichkeit in der Geschichte sichtbar werden. Sie muß sichtbar werden, damit die Welt glaubt. Sie hat einen sehr praktischen und konkreten Zweck: Sie muß sichtbar werden, damit alle wirklich eins sind. Die Einheit der zukünftigen Jünger ist Einheit mit Jesus den der Vater in die Welt gesandt hat , und so ist sie auch der Urquell der Wirkkraft der christlichen Sendung in der Welt. Wir dürfen sagen, daß im hohepriesterlichen Gebet Jesu sich die Stiftung der Kirche vollzieht. »Denn was ist Kirche anderes als die Gemeinschaft der Jünger, die durch den Glauben an Jesus Christus als den Gesandten des Vaters ihre Einheit empfängt und hineingehalten ist in die Sendung Jesu, die Welt zur Erkenntnis Gottes zu führen und sie so zu retten?« Hier finden wir wirklich eine wahre Definition der Kirche. »Die Kirche entspringt dem Gebet Jesu. Dieses Gebet aber ist nicht nur Wort, es ist der Akt, in dem er sich selbst heiligt, das heißt sich opfert für das Leben der Welt« (Jesus von Nazareth, II, S. 119). Jesus betet, daß seine Jünger eins sein sollen. Kraft dieser Einheit, die empfangen und gewahrt werden muß, kann die Kirche »in der Welt« wandeln, ohne »von der Welt« zu sein (vgl. Joh 17,16), und die ihr anvertraute Sendung leben, damit die Welt an den Sohn glaubt und an den Vater, der ihn gesandt hat. Die Kirche wird somit zu dem Ort, an dem die Sendung Christi fortgesetzt wird: die »Welt« aus der Entfremdung des Menschen von Gott und von sich selbst herauszuführen, aus der Sünde heraus, damit sie wieder Welt Gottes werde. Liebe Brüder und Schwestern, wir haben einige Elemente aus dem großen Reichtum des hohepriesterlichen Gebets Jesu aufgegriffen. Ich lade euch ein, es zu lesen und darüber nachzudenken, damit es uns leiten möge im Gespräch mit dem Herrn und uns beten lehre. Auch wir wollen daher in unserem Gebet Gott bitten, daß er uns helfen möge, in größerer Fülle in den Plan einzutreten, den er für einen jeden von uns hat; wir wollen ihn bitten, für ihn »geheiligt« zu sein, ihm immer mehr anzugehören, um die anderen, die Nahen, die Fernen immer mehr lieben zu können; wir wollen ihn bitten, stets in der Lage zu sein, unser Gebet auf die Dimensionen der Welt hin zu öffnen, es nicht in der Bitte um Hilfe für unsere Probleme zu verschließen, sondern unseres Nächsten vor dem Herrn zu gedenken, die Schönheit zu erfassen, für andere Fürsprache zu halten; wir wollen ihn bitten um das Geschenk der sichtbaren Einheit aller, die an Christus glauben darum haben wir mit Nachdruck in dieser Gebetswoche für die Einheit der Christen gebetet. Wir wollen bitten, stets bereit zu sein, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die uns erfüllt (vgl. 1 Petr 3,15). Danke. Ihnen hat der Artikel gefallen? 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