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Ratzinger-Schülerkreis fordert Beibehaltung des Zölibats

28. September 2019 in Weltkirche, 2 Lesermeinungen
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„Schülerkreis und Neuer Schülerkreis Joseph Ratzinger / Papst Benedikt XVI.“: „In Zeiten der schmerzhaften Reinigung der Kirche sind es nicht in erster Linie Strukturreformen, die Heilung bringen, sondern das authentisch gelebte Glaubenszeugnis.“


Vatikan (kath.net) kath.net dokumentiert die Tagungsbotschaft „Ich habe vom Herrn empfangen, was ich euch überliefert habe“ zum öffentlichen Symposium „Aktuelle Herausforderungen des kirchlichen Weiheamtes“ in voller Länge:

1. Mit dem Symposion zum Thema „Aktuelle Herausforderungen des kirchlichen Weiheamtes“ haben der Schülerkreis und der Neue Schülerkreis von Joseph Ratzinger / Papst Benedikt XVI. nach vielen Jahren erstmals eine größere Öffentlichkeit gesucht. Die Entscheidung dazu erfolgte aus der Überzeugung, dass die Zeit gekommen ist, das theologische Denken des emeritierten Papstes einem breiteren Publikum in Vorträgen und Diskussionen auch in dieser Weise zu erschließen. Wir sind froh und dankbar, dass dieser Einladung so viele Interessierte gefolgt sind und wir bringen unsere Hoffnung zum Ausdruck, dass dies ein guter Auftakt auch für unser künftiges Arbeiten sein wird.

2. Auch der Brief von Papst Franziskus an die Priester anlässlich des 160. Todestages des heiligen Pfarrers von Ars – vom 4. August 2019 – hat uns in der zuvor getroffenen Entscheidung bestärkt, uns dem Thema des kirchlichen Weiheamtes zu widmen. In einer „Zeit des Leidens“, überschattet durch den Skandal des Missbrauchs, stellen wir uns dieser Herausforderung, um „nach Worten und Wegen der Hoffnung“ zu suchen, damit in den „Zeiten der kirchlichen Reinigung“ von neuem die Schönheit und Bedeutung des kirchlichen Weiheamtes als ein Geschenk des Herrn an seine Kirche erkannt und angenommen werden kann. Deshalb haben wir in unseren Überlegungen einen besonderen Akzent auf das sakramentale Weihepriestertum gelegt und es im Licht der Theologie von Joseph Ratzinger / Papst Benedikt XVI. zu durchdringen versucht.

3. Die Aussagen zum Weihepriestertum stehen in untrennbarem Zusammenhang mit der Frage nach dem Wesen der Kirche. Dabei lehnt sich die Theologie Joseph Ratzingers an das II. Vatikanische Konzil an und bietet eine authentische Interpretation desselben. Dies hatte bereits Papst Johannes XXIII. anerkannt, als er den von Professor Ratzinger für Kard. Frings vorbereiteten Vortrag zum Thema „Das Konzil und die moderne Gedankenwelt“ mit großer Zustimmung zur Kenntnis nahm. Das letzte Konzil bezeichnet die Kirche als „allumfassendes Heilssakrament“ (LG 48). Als solche ist sie „Zeichen und Werkzeug für die innigste Vereinigung mit Gott wie für die Einheit der ganzen Menschheit“ (LG 1). In der Kirche setzt der Auferstandene sein Heilswerk fort. In der Taufe gleichgestaltet mit Christus und der Kirche als seinem Leib eingegliedert erhält der Christ Anteil am Ewigen Leben und ist berufen, den Weg der Heiligkeit zu gehen. Zu einem solchen Leben und Zeugnisgeben sind alle Getauften im gemeinsamen Priestertum berufen. Im inneren Zentrum der Kirche sind – dies kommt in der Theologie Joseph Ratzingers deutlich zum Tragen – jene Menschen, die ein heiligmäßiges Leben führen. Darin besteht das Ziel des Christseins: die Gleichgestaltung mit Jesus Christus. Daher sind wir dankbar für alle Zeugnisse dieser Heiligkeit in Ehe und Familie, im gottgeweihten Leben und in allen anderen Formen, die sich auch heute in der Kirche finden lassen.


4. Um das Weiheamt zu verstehen, bedarf es einer sakramentalen Perspektive, wie sie im letzten Konzil dargelegt wird. Christus der Herr hat in seiner Kirche verschiedene Weiheämter eingesetzt, „die auf das Wohl des ganzen Leibes ausgerichtet sind“ (LG 18). Berufung und Existenz des Priesters werden allein vom Willen Jesu Christi her bestimmt (vgl. Hebr 5,1ff) und leiten sich nicht ab von menschlichen Überlegungen oder kirchlichen Festlegungen. In ihm und mit ihm wird der Priester zum „Verkünder des Wortes und zum Diener der Freude“.

5. Die Gleichgestaltung mit Christus, die der Priester im Sakrament der Weihe empfängt, unterscheidet sich nicht allein dem Grade, sondern dem Wesen nach vom gemeinsamen Priestertum (vgl. LG 10). Der Priester handelt „in der Person Christi, des Hauptes der Kirche“ (agere in persona Christi capitis). Er ist kein Funktionär, vielmehr vollzieht er im Sein mit Christus seine von Gott her kommende Sendung. Dies wird besonders deutlich in der heiligen Vollmacht, von Sünden loszusprechen, Brot und Wein in den Leib und das Blut Christi zu verwandeln, sowie die anderen Sakramente zu feiern. Der Priester repräsentiert auf sakramentale Weise Christus als den Guten Hirten (vgl. Joh 10,10). In diesem personalen Zueinander von Christus und Kirche, von Priester und Gläubigen, liegt gemäß der Lehre der Kirche der entscheidende, weil wesenhafte Grund für die sakramentale Repräsentanz Christi im Priester. Dabei repräsentiert er nicht Christus, wie es ein Botschafter täte, vielmehr handelt es sich um eine Real-Repräsentation, wobei die Kreuzesnachfolge das entscheidende Kriterium ist.

6. Von daher lassen sich grundsätzliche Aussagen im Hinblick auf den priesterlichen Lebensstil ableiten, der in Einklang mit dem Lebensstil Christi stehen muss. Nur dann wird die „Repräsentanz“ des Priesters glaubhaft. Die Präsenz Christi darf nicht allein auf die sakramentale Handlung beschränkt werden, sondern muss im täglichen Leben erkennbar und wirksam werden. Daraus ergeben sich die Verpflichtungen zum Gehorsam und zum Zölibat als Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen, die menschlicher und geistlicher Ausdruck der sakramentalen Gleichgestaltung des Priesters mit Christus sind. Folglich impliziert die Priesterweihe die persönliche Nachfolge Christi, während die Sünde jener Skandal ist, der die Glaubwürdigkeit verdunkelt. Da der Priester von Christus her existiert, ist auch die Teilhabe an der Lebensweise Jesu „angemessen“ (PO 5) für diejenigen, die in seiner Person handeln. Der Zölibat ist daher gemäß der ständigen Tradition der Lateinischen Kirche ein sprechendes Zeugnis der glaubenden Hoffnung und der großherzigen Liebe zu Christus und seiner Kirche.

7. In Zeiten der Krise und der schmerzhaften Reinigung der Kirche sind es nicht in erster Linie Strukturreformen, die Heilung und Hilfe bringen, sondern das authentisch gelebte Glaubenszeugnis. Nur wenn sich der gemeinsame Blick auf Jesus Christus als wahrer Mensch und wahrer Gott richtet, wird sich die Kirche erneuern.

8. Die Aussage des hl. Paulus „Ich habe vom Herrn empfangen, was ich euch überliefert habe“ (vgl. 1 Kor 11,23) spiegelt das Wesensmerkmal des Priesters wider. Die Größe dieses Geschenkes ist durch Skandale verdunkelt und die Glaubwürdigkeit erschüttert. Ein Ausweg kann nur gefunden werden, wenn klar ist und bleibt, worin das Wesen des kirchlichen Weiheamtes besteht und es durch das Leben bezeugt wird. Die Theologie Joseph Ratzingers / Papst Benedikt XVI. gibt Antworten auf diese doppelte Herausforderung und zeigt einen Weg auf, der sich der Überlieferung verbunden weiß und zu jener Reform führt, die das Leben auf Christus hin ausrichtet und ihm Glaubwürdigkeit verleiht.

9. Das Studium und das Gebet dieser Tagung vertrauen wir der Fürsprache und dem Beistand der Jungfrau und Gottesmutter Maria an, der Mutter der Kirche.

Rom, am 28. September 2019
Schülerkreis und Neuer Schülerkreis
Joseph Ratzinger / Papst Benedikt XVI.


Foto: Archivbild


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Lesermeinungen

  30. September 2019 
 

Wer sind wir eigentlich, dass wir uns anmaßen, Gottes Vorgaben zu hinterfragen?

Vgl. Prof. Dr. Stefan Heid:
Der Zölibat in der frühen Kirche. Die Anfänge einer Enthaltsamkeitspflicht für Kleriker in Ost und West.

Der Zölibat ist göttlichen Rechts und liegt nicht im Ermessensspielraum von uns Menschen mit äußerst begrenztem Horizont. Deshalb ist jedes Ansinnen, sich des Priesterzölibats entledigen zu wollen, nichts anderes als eine Anmaßung, die Stelle Gottes einnehmen zu können.

MICHAEL - Wer ist wie Gott?


4
 
 Montfort 28. September 2019 

Deo gratias!

Danke dem Schülerkreis und seinem Lehrer!


15
 

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