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Vom Verstummen der Wahrheit in der Schweigespirale

5. Oktober 2019 in Kommentar, 8 Lesermeinungen
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Vor einiger Zeit kam mir zu Ohren, dass in einer Religionslehrerfortbildung behauptet wurde: „Die eine Wahrheit gibt es nicht.“ - Ein kath.net-Kommentar von Helmut Müller


Vallendar (kath.net)
Das ärgerte mich umso mehr, da an dieser Fortbildung ehemalige Studenten von mir Teil genommen haben, denen ich etwas anderes beibringen wollte. Derjenige, der so etwas sagt, hält er seine eigene Aussage eigentlich für wahr? Ich will ihm helfen, wenn er noch nicht darüber nachgedacht hat: Er hält sie für richtig. Das ist sein gutes Recht. Wenn es aber um Religion geht, sind ganz offensichtlich nicht nur bloße Richtigkeiten, von denen es viele gibt, gemeint, sondern das große Wort Wahrheit steht im Raum. Um in den Dimensionen leichter und schneller Lesbarkeit zu bleiben, frage ich: Ist es eigentlich „wahr“ und zugleich richtig, dass Gott Mensch geworden ist in einem Galiläer? Wir glauben, dass er wahrhaft der „Sohn“ Gottes ist, von gleicher Natur mit dem, den wir im Vaterunser Vater nennen. Ist das bloß auch unter anderem wahr?

Als Christ sollte es einen nicht unsicher machen, wenn ein Muslim oder ein Agnostiker oder ein Jude das bestreiten muss, wenn er den gleichen Begriff von Wahrheit hat, wie ich. Ich hoffe sogar, dass er das tut, sonst kann ich gar kein sinnvolles Gespräch mit ihm führen, sondern nur unverbindliche Ansichten mit ihm austauschen. Warum hat sich Gott eigentlich das Christentum angetan? Und damit nicht genug, auch noch die katholische Kirche, die wirklich alle, aber auch jeder, reformieren möchte und zwar so, dass sie nachher gar nicht mehr als katholisch kenntlich bliebe?


Spielt Gott vielleicht mit uns Blinde Kuh und versteckt sich gar nicht in Kirchen, wo wir ihn seit unserer Kindheit suchen? Stirbt er wirklich für uns so grässlich am Kreuz oder ist er dort bloß bewusstlos geworden, in der Kühle des Grabes wach geworden und dann nach Indien ausgewandert?

Vielleicht ist alles viel undramatischer und er diktierte anderswo allerdings stilvoll Mohamed den Koran? Oder lässt er sich für Buddhisten gar nicht blicken? Und Hindus sehen ihn einfach überall? Ist er denn für Juden einfach in seinem Himmel, oder besser jenseits der Zeit geblieben und hat die Drecksarbeit seine Propheten machen lassen? Oder ist er tatsächlich so vulgär – für die Griechen damals - in unserem Fleisch und Blut rum gelaufen, ohne zugleich strahlender Held wie Apollo oder berückend schön wie Aphrodite zu sein? Handelt es sich „nach neuesten Erkenntnissen“ vielleicht bei dem Begriff Gott bloß um eine Globalneurose, die uns seit mindestens 40000 Jahren unterschiedlich stark befällt und endlich therapiert werden kann?

Um all das sollte gestritten werden, ohne einander an die Wäsche zu gehen (auch wenn ich mir eben an die eigene Wäsche gegangen bin) jedenfalls mehr als bloß Ansichten auszutauschen und dann zu einer gemeinsamen Ansicht zu kommen: Es gäbe die eine Wahrheit nicht.

Wenn nicht, gibt es dann also wenigstens zwei oder mehrere Wahrheiten? Nein, Wahrheit ist eigentlich so definiert, dass es in derselben Hinsicht nur eine gibt. Dass es gar keine „Wahrheit“ gibt, ist auch in einem gewissen Sinne nachvollziehbar. Denjenigen nennt man Skeptiker, der das vertritt, und selbst der ist hin und wieder überzeugt, dass Skepsis richtig oder sogar „die Wahrheit“ ist. Der einzige Skeptiker, der mich überzeugt hat, ist Emile Michel Cioran. Er ist Mitte 80 geworden und hat seine Auffassung ein ganzes Leben lang nicht nur gedacht, sondern gelebt: Als Skeptiker würde er alle 10 Sekunden seine Meinung wechseln, schrieb er einmal. Eine Studentin, die sich mir gegenüber als Skeptikerin bezeichnete, war nach einer ausgezeichneten Seminararbeit über Cioran keine Skeptikerin mehr. So lange ich gelehrt habe, versuchte ich meinen (Lehramts)Studenten beizubringen: Wahrheit kann man nicht einfachhin wissen, aber man sollte sie vernünftig bekennen können. Und an dieser Stelle hoffentlich mit guten Argumenten eine Plausibilität erzeugen, dass es nur eine gibt, auch auf die Gefahr hin, der Rechthaberei bezichtigt zu werden. Wer sich jedenfalls ständig scheut, das zu sagen, was er für wahr hält, nur um nicht anzuecken, verläuft sich irgendwann in der Schweigespirale Elisabeth Noelle-Neumanns und wird in deren Zentrum schließlich sprachlos. Jedoch um mit Richard Henkes zu sprechen: „Einer muss sie aber sagen“.

kath.net-Buchtipp:
Zeitgerecht statt zeitgemäß
Spurensuche nach dem Geist der Zeit im Zeitgeist
Von Helmut Müller
Hardcover, 244 Seiten
2018 Bonifatius-Verlag
ISBN 978-3-89710-790-8
Preis Österreich: 15.40 EUR

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