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| Ewiges Leben – was ist das?2. November 2020 in Aktuelles, 2 Lesermeinungen Benedikt XVI. – Licht des Glaubens: die heilige Stadt, unsere Heimat, das Himmlische Jerusalem - vorausgegangen, bezeichnet mit dem Siegel des Glaubens, und die nun ruhen in Frieden. Von Armin Schwibach Rom (kath.net/as) Tod – Gericht – Hölle – Paradies: das sind die eschatologischen „Novissimi“, die „extremen Dinge“, die „letzten Wirklichkeiten“. Wann müssen wir über die letzten Dinge nachdenken, fragte der Katechismus des heiligen Pius X.? Jeden Tag, war die Antwort, besonders am Morgen und am Abend, und: jedes Mal, wenn wir versucht sind, Böses zu tun, „denn dieser Gedanke ist am wertvollsten, wenn es darum geht, die Sünde zu vermeiden“. Dann gibt es noch den besonderen Tag der „Novissimi“, wie man Allerseelen nennen könnte. Ein Tag des Gebets in Verbindung mit den Verstorbenen „in der Wahrheit des Glaubens“ und „im Licht der Offenbarung“. Allerseelen ist ein Tag der Freude. Jeder Tod hinterlässt eine Wunde und eine nicht wieder erfüllbare Leere, jeder Akt der Liebe öffnet für die Zukunft. Allerheiligen ist das Fest der Hoffnung, Allerseelen das Fest des ewigen Lebens. Nicht umsonst beschäftigte sich Benedikt XVI. mit dem „ewigen Leben“ in seiner Enzyklika über die Hoffnung. Das „selige Leben“: „Wir wissen nicht genau, was es ist und wie es ist, aber wir fühlen uns zu ihm hingezogen“, so der Papst: „Das ist eine universale Hoffnung, die den Menschen aller Zeiten und allerorts gemeinsam ist. Das Wort ‚ewiges Leben’ versucht, dieser ununterdrückbaren Erwartung einen Namen zu geben: nicht unendliches Aufeinanderfolgen, sondern das Eintauchen in den Ozean der unendlichen Liebe, in dem es keine Zeit, kein Vor- und Nachher mehr gibt. Eine Fülle an Leben und Freude: das ist es, was wir von unserem Mitsein mit Christus erhoffen und erwarten“.
Benedikt XVI., Katechese zum Gebet des Angelus, 2. November 2008: Liebe Brüder und Schwestern! Gestern hat uns das Hochfest Allerheiligen »die heilige Stadt, unsere Heimat, das Himmlische Jerusalem« betrachten lassen (Präfation von Allerheiligen). Heute gedenken wir, während wir im Geist noch diesen letzten Wirklichkeiten zugewandt sind, aller verstorbenen Gläubigen, »die uns vorausgegangen sind, bezeichnet mit dem Siegel des Glaubens, und die nun ruhen in Frieden « (Erstes Eucharistisches Hochgebet). Es ist sehr wichtig, daß wir Christen die Beziehung mit den Verstorbenen in der Wahrheit des Glaubens leben und im Licht der Offenbarung auf den Tod und das Jenseits blicken. Bereits der Apostel Paulus schrieb an die ersten Gemeinden und ermahnte die Gläubigen dabei, »[nicht zu trauern] wie die anderen, die keine Hoffnung haben«. »Wenn Jesus – und das ist unser Glaube – gestorben und auferstanden ist«, so schrieb er, »dann wird Gott durch Jesus auch die Verstorbenen zusammen mit ihm zur Herrlichkeit führen« (1 Thess 4,13–14). Es ist auch heute notwendig, die Wirklichkeit des Todes und des ewigen Lebens zu evangelisieren, Wirklichkeiten, die besonders der Versuchung von Aberglauben und Synkretismen unterworfen sind, damit die christliche Wahrheit nicht der Gefahr ausgesetzt wird, mit Mythologien verschiedener Art vermischt zu werden. In meiner Enzyklika über die christliche Hoffnung habe ich über das Geheimnis des ewigen Lebens nachgedacht (vgl. Spe salvi, 10–12). Ich habe mich gefragt: Ist christlicher Glaube auch für die Menschen von heute Hoffnung, die ihr Leben verwandelt und trägt (vgl. ebd., 10)? Und radikaler: Sehnen sich die Männer und Frauen unserer Zeit noch nach dem ewigen Leben? Oder ist vielleicht das irdische Dasein ihr einziger Horizont geworden? In Wirklichkeit wollen wir alle, wie schon der hl. Augustinus feststellte, das »selige Leben«, das Glück. Wir wissen nicht genau, was es ist und wie es ist, aber wir fühlen uns zu ihm hingezogen. Das ist eine universale Hoffnung, die den Menschen aller Zeiten und allerorts gemeinsam ist. Das Wort »ewiges Leben« versucht, dieser ununterdrückbaren Erwartung einen Namen zu geben: nicht unendliches Aufeinanderfolgen, sondern das Eintauchen in den Ozean der unendlichen Liebe, in dem es keine Zeit, kein Vor- und Nachher mehr gibt. Eine Fülle an Leben und Freude: das ist es, was wir von unserem Mitsein mit Christus erhoffen und erwarten (vgl. ebd., 12). Erneuern wir am heutigen Tag die Hoffnung auf das ewige Leben, das wirklich im Tod und in der Auferstehung Christi gründet. »Ich bin auferstanden und bin jetzt immer bei dir«, sagt uns der Herr, und meine Hand trägt dich. Wo auch immer du fallen magst – du wirst in meine Hände fallen, und ich werde sogar an der Pforte des Todes da sein. Wohin dich keiner mehr begleiten kann und wohin du nichts mitnehmen kannst, dort warte ich auf dich, um für dich die Finsternis in Licht zu verwandeln. Die christliche Hoffnung ist jedoch nie nur individuell, sie ist immer auch Hoffnung für die anderen. Unsere Existenzen sind zutiefst aneinander gebunden, und das Gute und das Böse, das einer tut, berührt immer auch die anderen. So kann das Gebet einer Seele auf ihrer irdischen Pilgerschaft einer anderen Seele helfen, die sich nach dem Tod läutert. Das ist der Grund, warum die Kirche uns heute einlädt, für unsere lieben Verstorbenen zu beten und an ihren Gräbern auf den Friedhöfen zu verweilen. Maria, Stern der Hoffnung, möge unseren Glauben an das ewige Leben stärker und wahrer werden lassen und uns in unserem Gebet für die verstorbenen Brüder beistehen. *** Benedikt XVI., Spe salvi, 10-12: Ewiges Leben – was ist das? 10. Mit alledem haben wir über den Glauben und die Hoffnung des Neuen Testaments und der frühen Christenheit gesprochen, aber es ist doch immer auch sichtbar geworden, daß wir nicht von bloß Vergangenem reden, sondern daß dies alles mit dem Leben und Sterben des Menschen überhaupt, also auch mit uns hier und heute zu tun hat. Dennoch müssen wir nun ganz ausdrücklich fragen: Ist christlicher Glaube auch für uns heute Hoffnung, die unser Leben verwandelt und trägt? Ist er für uns "performativ" – eine Kunde, die das Leben selbst neu gestaltet, oder ist er nur noch "Information", die wir inzwischen beiseitegelegt haben und die uns durch neuere Informationen überholt erscheint? Auf der Suche nach einer Antwort möchte ich von der klassischen Form des Dialogs ausgehen, mit der das Taufritual die Aufnahme des Neugeborenen in die Gemeinschaft der Glaubenden und die Wiedergeburt in Christus eröffnete. Der Priester erfragte zunächst den von den Eltern gewählten Namen des Kindes und fragte dann weiter: Was begehrst du von der Kirche? Antwort: den Glauben. Und was gibt dir der Glaube? Das ewige Leben. Nach diesem Dialog suchten die Eltern für das Kind den Zugang zum Glauben, die Gemeinschaft mit den Glaubenden, weil sie im Glauben den Schlüssel sahen für "das ewige Leben". In der Tat, darum geht es heute wie einst bei der Taufe, beim Christwerden: nicht nur um einen Sozialisierungsakt in die Gemeinde hinein, nicht einfach um Aufnahme in die Kirche, sondern die Eltern erwarten sich für den Täufling mehr: daß ihm der Glaube, zu dem die Körperlichkeit der Kirche und ihrer Sakramente gehört, Leben schenkt – das ewige Leben. Glaube ist Substanz der Hoffnung. Aber da steht nun die Frage auf: Wollen wir das eigentlich – ewig leben? Vielleicht wollen viele Menschen den Glauben heute einfach deshalb nicht, weil ihnen das ewige Leben nichts Erstrebenswertes zu sein scheint. Sie wollen gar nicht das ewige Leben, sondern dieses jetzige Leben, und der Glaube an das ewige Leben scheint dafür eher hinderlich zu sein. Ewig – endlos – weiterzuleben scheint eher Verdammnis als ein Geschenk zu sein. Gewiß, den Tod möchte man so weit hinausschieben wie nur irgend möglich. Aber immerfort und ohne Ende zu leben – das kann doch zuletzt nur langweilig und schließlich unerträglich sein. Genau das sagt zum Beispiel der Kirchenvater Ambrosius bei der Grabrede für seinen heimgegangenen Bruder Satyrus: "Der Tod gehörte zwar nicht zur Natur, aber er ist zu Natur geworden. Gott hat ihn nicht von Anfang an vorgesehen, sondern hat ihn als Heilmittel geschenkt [...] Der Übertretung wegen ist das Leben des Menschen von der täglichen Mühsal und von unerträglichem Jammer gezeichnet und so erbärmlich geworden. Ein Ende der Übel mußte gesetzt werden, damit der Tod wiederherstelle, was das Leben verloren hat. Unsterblichkeit wäre mehr Last als Gabe, wenn nicht die Gnade hineinleuchten würde".[6] Vorher schon hatte Ambrosius gesagt: "Der Tod ist nicht zu beklagen, er ist Ursache für das Heil...".[7] 11. Was immer der heilige Ambrosius mit diesen Worten genau sagen wollte – wahr ist, daß die Abschaffung des Todes oder auch sein praktisch unbegrenztes Hinausschieben die Erde und die Menschheit in einen unmöglichen Zustand versetzen und auch dem einzelnen selber keine Wohltat erweisen würde. Offenbar gibt es da einen Widerspruch in unserer Haltung, der auf eine innere Widersprüchlichkeit unserer Existenz selbst verweist. Einerseits wollen wir nicht sterben, will vor allem auch der andere, der uns gut ist, nicht, daß wir sterben. Aber andererseits möchten wir doch auch nicht endlos so weiterexistieren, und auch die Erde ist dafür nicht geschaffen. Was wollen wir also eigentlich? Diese Paradoxie unserer eigenen Haltung löst eine tiefere Frage aus: Was ist das eigentlich "Leben"? Und was bedeutet das eigentlich "Ewigkeit"? Es gibt Augenblicke, in denen wir plötzlich spüren: Ja, das wäre es eigentlich – das wahre "Leben" – so müßte es sein. Daneben ist das, was wir alltäglich "Leben" nennen, gar nicht wirklich Leben. Augustinus hat in seinem an Proba, eine reiche römische Witwe und Mutter dreier Konsuln, gerichteten großen Brief über das Gebet einmal gesagt: Eigentlich wollen wir doch nur eines – "das glückliche Leben", das Leben, das einfach Leben, einfach "Glück" ist. Um gar nichts anderes beten wir im letzten. Zu nichts anderem sind wir unterwegs – nur um das eine geht es. Aber Augustin sagt dann auch: Genau besehen wissen wir gar nicht, wonach wir uns eigentlich sehnen, was wir eigentlich möchten. Wir kennen es gar nicht; selbst solche Augenblicke, in denen wir es zu berühren meinen, erreichen es nicht wirklich. "Wir wissen nicht, was wir bitten sollen", wiederholt er ein Wort des heiligen Paulus (Röm 8, 26). Wir wissen nur: Das ist es nicht. Im Nichtwissen wissen wir doch, daß es sein muß. "Es gibt da, um es so auszudrücken, eine gewisse wissende Unwissenheit" (docta ignorantia), schreibt er. Wir wissen nicht, was wir wirklich möchten; wir kennen dieses "eigentliche Leben" nicht; und dennoch wissen wir, daß es etwas geben muß, das wir nicht kennen und auf das hin es uns drängt.[8] 12. Ich denke, daß Augustinus da sehr genau und immer noch gültig die wesentliche Situation des Menschen beschreibt, von der her all seine Widersprüche und seine Hoffnungen kommen. Wir möchten irgendwie das Leben selbst, das eigentliche, das dann auch nicht vom Tod berührt wird; aber zugleich kennen wir das nicht, wonach es uns drängt. Wir können nicht aufhören, uns danach auszustrecken, und wissen doch, daß alles das, was wir erfahren oder realisieren können, dies nicht ist, wonach wir verlangen. Dies Unbekannte ist die eigentliche "Hoffnung", die uns treibt, und ihr Unbekanntsein ist zugleich der Grund aller Verzweiflungen wie aller positiven und aller zerstörerischen Anläufe auf die richtige Welt, den richtigen Menschen zu. Das Wort "ewiges Leben" versucht, diesem unbekannt Bekannten einen Namen zu geben. Es ist notwendigerweise ein irritierendes, ein ungenügendes Wort. Denn bei "ewig" denken wir an Endlosigkeit, und die schreckt uns; bei Leben denken wir an das von uns erfahrene Leben, das wir lieben und nicht verlieren möchten, und das uns doch zugleich immer wieder mehr Mühsal als Erfüllung ist, so daß wir es einerseits wünschen und zugleich doch es nicht wollen. Wir können nur versuchen, aus der Zeitlichkeit, in der wir gefangen sind, herauszudenken und zu ahnen, daß Ewigkeit nicht eine immer weitergehende Abfolge von Kalendertagen ist, sondern etwas wie der erfüllte Augenblick, in dem uns das Ganze umfängt und wir das Ganze umfangen. Es wäre der Augenblick des Eintauchens in den Ozean der unendlichen Liebe, in dem es keine Zeit, kein Vor- und Nachher mehr gibt. Wir können nur versuchen zu denken, daß dieser Augenblick das Leben im vollen Sinn ist, immer neues Eintauchen in die Weite des Seins, indem wir einfach von der Freude überwältigt werden. So drückt es Jesus bei Johannes aus: "Ich werde euch wiedersehen, und euer Herz wird sich freuen, und eure Freude wird niemand von euch nehmen" (Joh 16, 22). In dieser Richtung müssen wir denken, wenn wir verstehen wollen, worauf die christliche Hoffnung zielt; was wir vom Glauben erwarten, von unserem Mitsein mit Christus.
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