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Lass uns nicht zu einem Nichtvolk werden!

18. März 2021 in Aktuelles, keine Lesermeinung
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Benedikt XVI. – Licht des Glaubens: die Christen sollten für die Welt den lebendigen Gott sichtbar machen, ihn bezeugen, zu ihm hinführen. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Donnerstag der vierten Woche der Fastenzeit. Jesus nennt seine Zeugen: Johannes den Täufer, den himmlischen Vater und die Schriften des Alten Testaments. Entscheidend ist das Zeugnis des Vaters. „Wie könnt ihr zum Glauben kommen, wenn ihr eure Ehre voneinander empfangt, nicht aber die Ehre sucht, die von dem einen Gott kommt?“.

Noch ist nicht klar, wie und ob im Jahr 2021 Ostern im Vatikan gefeiert werden wird. Obwohl es möglich war, im Irak mit über zehntausenden von Menschen Gottesdienste und Messen zu feiern, scheint dies in der größten Kirche der Welt große Probleme zu bereiten. Welcher „Natur“ diese Probleme und offensichtliche Abneigungen sind, muss dem Urteil eines jeden einzelnen und der Geschichte überlassen werden.

Die Chrisam-Messe vom Gründonnerstag mit den Priestern: sie wird wie im vergangenen Jahr ausfallen und, was die Segnung der Öle betrifft, nachgeholt werden. Daher lohnt es sich, auf die Worte zu achten, die zu dieser besonderen Messe von den Päpsten an die Priester gerichtet wurden. So schwor Benedikt XVI. im Jahr 2011 die Gläubigen ein:

„Wir haben Grund, in dieser Stunde zu Gott zu rufen: Lass uns nicht zu einem Nichtvolk werden! Lass uns dich neu erkennen! Du hast uns ja mit deiner Liebe gesalbt, deinen Heiligen Geist uns aufgelegt. Lass die Kraft deines Geistes neu in uns wirksam werden, dass wir mit Freude deine Botschaft bezeugen“.


„Wenn ich über mich selbst Zeugnis ablege, ist mein Zeugnis nicht wahr; ein anderer ist es, der über mich Zeugnis ablegt, und ich weiß: Das Zeugnis, das er über mich ablegt, ist wahr. Ihr habt zu Johannes geschickt und er hat für die Wahrheit Zeugnis abgelegt. Ich aber nehme von keinem Menschen ein Zeugnis an, sondern ich sage dies nur, damit ihr gerettet werdet. Jener war die Lampe, die brennt und leuchtet, doch ihr wolltet euch nur eine Zeit lang an ihrem Licht erfreuen. Ich aber habe ein gewichtigeres Zeugnis als das des Johannes: Die Werke, die mein Vater mir übertragen hat, damit ich sie zu Ende führe, diese Werke, die ich vollbringe, legen Zeugnis dafür ab, dass mich der Vater gesandt hat. Auch der Vater selbst, der mich gesandt hat, hat über mich Zeugnis abgelegt.

Ihr habt weder seine Stimme je gehört noch seine Gestalt gesehen und auch sein Wort bleibt nicht in euch, weil ihr dem nicht glaubt, den er gesandt hat. Ihr erforscht die Schriften, weil ihr meint, in ihnen das ewige Leben zu haben; gerade sie legen Zeugnis über mich ab. Und doch wollt ihr nicht zu mir kommen, um das Leben zu haben. Ehre von Menschen nehme ich nicht an. Ich habe euch jedoch erkannt, dass ihr die Liebe zu Gott nicht in euch habt. Ich bin im Namen meines Vaters gekommen und ihr nehmt mich nicht an. Wenn aber ein anderer in seinem eigenen Namen kommt, dann werdet ihr ihn annehmen. Wie könnt ihr zum Glauben kommen, wenn ihr eure Ehre voneinander annehmt, nicht aber die Ehre sucht, die von dem einen Gott kommt? Denkt nicht, dass ich euch beim Vater anklagen werde; Mose klagt euch an, auf den ihr eure Hoffnung gesetzt habt.

Wenn ihr Mose glauben würdet, müsstet ihr auch mir glauben; denn über mich hat er geschrieben. Wenn ihr aber seinen Schriften nicht glaubt, wie könnt ihr dann meinen Worten glauben?“ (Joh 5,31-47).

Benedikt XVI., aus der Predigt zur Chrisam-Messe, Gründonnerstag, 21. April 2011:

Schließlich steht da an dritter Stelle das edelste der kirchlichen Öle, der Chrisam, eine Mischung aus Olivenöl und pflanzlichen Duftstoffen, das Öl der priesterlichen und königlichen Salbung, die an die großen Salbungstraditionen des Alten Bundes anknüpfen. In der Kirche dient dieses Öl vor allem für die Salbung bei der Firmung und bei den heiligen Weihen. Die Liturgie des heutigen Tages verbindet mit diesem Öl die Verheißungsworte des Propheten Jesaja: „Ihr werdet ‚Priester des Herrn’ genannt, man sagt zu euch ‚Diener unseres Gottes’ “ (Jes 61, 6).

Der Prophet greift damit das große Auftrags- und Verheißungswort auf, das Gott am Sinai an Israel gerichtet hatte: „Ihr aber sollt mir als ein Reich von Priestern und als ein heiliges Volk gehören“ (Ex 19, 6).

In der weiten Welt und für die weite Welt, die Gott vielfach nicht kannte, sollte Israel wie ein Heiligtum Gottes für das Ganze sein, priesterliche Funktion für die Welt ausüben. Es sollte die Welt zu Gott hin tragen, auf ihn hin öffnen. Der heilige Petrus hat in seiner großen Taufkatechese dieses Privileg und diesen Auftrag Israels auf die ganze Gemeinschaft der Getauften übertragen und ihr zugerufen: „Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, ein heiliger Stamm, ein Volk, das sein besonderes Eigentum wurde, damit ihr die großen Taten dessen verkündet, der euch aus der Finsternis in sein wunderbares Licht gerufen hat. Einst wart ihr nicht sein Volk, jetzt aber seid ihr Gottes Volk“ (1Petr 2, 9f). Taufe und Firmung sind Eintreten in dieses die Welt umspannende Volk Gottes; die Salbung in Taufe und Firmung ist Salbung in diesen priesterlichen Dienst für die Menschheit hinein. Die Christen sind priesterliches Volk für die Welt.

Die Christen sollten für die Welt den lebendigen Gott sichtbar machen, ihn bezeugen, zu ihm hinführen. Wenn wir von diesem unserem gemeinsamem Auftrag als Getaufte sprechen, dann ist es kein Grund, uns zu rühmen. Er ist eine zugleich freudige und beunruhigende Frage an uns: Sind wir wirklich Gottes Heiligtum in der Welt und für die Welt? Öffnen wir den Menschen den Zugang zu Gott oder verbergen wir ihn eher? Sind wir – das Volk Gottes – nicht weithin zu einem Volk des Unglaubens und der Ferne von Gott geworden? Ist es nicht so, daß der Westen, die Kernlande der Christenheit ihres Glaubens müde sind und, ihrer eigenen Geschichte und Kultur überdrüssig, den Glauben an Jesus Christus nicht mehr kennen wollen?

Wir haben Grund, in dieser Stunde zu Gott zu rufen: Laß uns nicht zu einem Nichtvolk werden! Laß uns dich neu erkennen! Du hast uns ja mit deiner Liebe gesalbt, deinen Heiligen Geist uns aufgelegt. Laß die Kraft deines Geistes neu in uns wirksam werden, daß wir mit Freude deine Botschaft bezeugen.

 


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