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| "Vielleicht wird Lula da Silva ausländische Missionare ausweisen"14. November 2022 in Interview, 2 Lesermeinungen kath.net-Interview mit P. Walter Trautenberger, der seit 25 Jahren in Brasilien als Priester tätig ist, über möglicherweise "manipulierte Wahlen" in Brasilien und warum es trotzdem Hoffnung für das Land gibt - Von Roland Noé Linz (kath.net/rn) Ein kath.net Interview über das größte katholische Land der Welt, die jüngsten Wahlen und warum es für Brasilien trotzdem viel Hoffnung gibt. kath.net: Du bist seit 25 Jahren Diözesanpriester in Brasilien in der Diözese Anapolis. Wie ist die Lage dort? Gibt es Hoffnung für das Land? P. Walter Trautenberger: Es gibt zwei Aspekte. Der Klerus selbst ist zum Teil von der umstrittenen Befreiungstheologie angehaucht, einige sind leider in homosexuellen Netzwerken aktiv. Das hängt alles aber auch davon ab, wo sie studiert haben. Die Erneuerung ist aber im ganzen Land auch wirklich sehr stark. So sind einige sehr gute Priester auf YouTube und erreichen dort sehr viele Gläubige. Einer davon ist Padre Paulo Ricardo, der auf YouTube 1,5 Millionen Menschen erreicht. Frei Gilson, ein Karmeliterpater mit 3,4 Millionen Abonnenten auf YouTube z.b. mobilisiert im Advent hunderttausende Menschen, die im Advent um 4.00 Uhr in der Nachts aufstehen, um gemeinsam den ganzen Rosenkranz via Internet zu beten. Das wird auf YouTube und Facebook übertragen. In unserer Diözese gibt es auch das Jericho-Gebet, bei dem sich jede Pfarre beteiligt. Von der Basis her gibt es viele heiligmäßige Familien, die sich der Muttergottes weihen und das Skapulier tragen. Das sind wirklich viele, die auch versuchen, sich an der Lehre der katholischen Kirche orientieren, mehr als vielleicht manchen Priestern lieb ist. Wichtig ist auch der Fernsehsender Canção Nova, der von den Erneuerungsgruppen betrieben wird. Die kann man landesweit empfangen und sind überall in Brasilien und geben den Gläubigen auch Kraft und Sicherheit. Daher kann man durchaus hoffnungsvoll in die Zukunft Brasilien schauen. kath.net: Heißes Thema „Wahl in Brasilien“ – Wie ist Deine Meinung dazu? P. Walter Trautenberger: Es waren meiner Meinung nach keine freien Wahlen, es gab von Anfang an Manipulationen. Es gab keine physischen Stimmzettel, alles war elektronisch und kann daher im Nachhinein auch kaum überprüft werden. Diese Wahlkabinen sind kleine Computer und können dadurch leichter über Software und über den Datentransport gefälscht werden. Gerade wurden in Argentinien die Wahlen von Brasilien untersucht, dies wird jetzt dem brasilianischen Heer übergeben. Es gab z. B. Urnen, in den sogar 100 % für den linken Lula da Silva an Stimmen aufscheinen. Das war schon mehr als auffällig. Ein Schritt dieser Wahlfälschung geschah bereits vor über 1 Jahr. Damals wurde ein Versuch unternommen, dass man bei der Wahl so eine Art Bestätigung bekommt, aus der dann klar hervorgeht, wie man gewählt hat. Dies wurde damals mit fadenscheinigen Gründen zurückgewiesen. Lula da Silva war ja bereits in Brasilien viele Jahre an der Macht, sein Name steht für Korruption, unter seiner Herrschaft wurde z.b. der Oberste Gerichtshof von Brasilien mit linken Richtern besetzt. Diese haben diese Wahlreform im Vorfeld verhindert! Es war vor der Einführung der elektronischen Wahlabstimmung gesetzlich festgelegt worden, dass eine Art „Bestätigung“ bei der Wahl durchgeführt werden musste. Wie schon gesagt, haben Lula da Silvas Höchstrichter dies verhindert. Es besteht schon die Gefahr, dass Brasilien in die Richtung der kommunistischen Diktaturen wie Kuba, Venezuela oder Nicaragua geht. Zumindest ist es in den Köpfen derer, die jetzt an die Macht kommen. kath.net: Gibt’s in Brasilien genügend Medien, die dies auch kritisch begleiten? P. Walter Trauenberger: Es gibt bei uns verschiedene Privatmedien, keine staatlichen Medien. Radios gibt es unübersehbare viele. In der Fernsehlandschaft gibt es einige größere, darunter auch kirchliche. Alle müssen aber ihre Lizenz erneuern und sind dadurch auch abhängig von der Regierung. Einige größere Medien haben sich auch kaufen lassen, ein Sender hat sich z.B. von China aufkaufen lassen, andere wurden mit Geldern bestochen und haben durchaus Wahlhilfe für Lula da Silva betrieben. Die meisten wirklich Unabhängigen agieren vor allem übers Internet, über YouTube oder auch regionale Fernsehsender. Aus Angst vor Repressalien danach haben sich aber doch viele herausgehalten. kath.net: Ein wichtiger Punkt aus kirchlicher Sicht ist die Frage der Abtreibung. Wie ist hier die Situation jetzt? P. Walter Trautenberger: Die jetzige Regierung unter Bolsonaro war immer klar gegen jede Form der Abtreibung, auch die Gender- und LGBT-Ideologie wurde klar abgelehnt. Lula da Silvas kommunistische Arbeiterpartei hat hingegen klar das Töten ungeborener Kinder im Programm. kath.net: In der „Welt“ war vor einigen Tagen ein spannender Artikel, in dem klar aufgezeigt wurde, dass unter Bolsonaro die Wirtschaft sich wirklich gut entwickelt hat. Wie schauts hier aus? P. Walter Trautenberger: Das stimmt, das haben die Leute gemerkt. Bei uns gibt es seit zwei Monaten keine Inflation sondern sogar eine Deflation. Bolsonaro hatte in den Ministerien wirklich Leute vom Fach geholt und eben nicht Parteischacher durchgeführt. Die haben gut gearbeitet. kath.net: Auch die Kriminalitätsrate soll unter Bolsonaro deutlich zurückgegangen sein? P. Walter Trauenberger: Ja, ungefähr um ein Drittel. Das weiß ich auch aus eigener Erfahrung. Ich bin in Brasilien auch zweimal überfallen worden, mir wurde dabei auch mit der Pistole gedroht. Das ist auch aus dem Grund zurückgegangen, weil die Menschen das Recht haben, zu Hause Waffen zu besitzen. Die Polizei bekam auch mehr Freiheiten, um reagieren zu können. In absoluten Zahlen gab es in Brasilien vor einigen Jahren noch 60.000 Morde, diese sind jetzt immerhin auf 40.000 Morde pro Jahr zurückgegangen. Die meisten Morde passieren davon aber nach wie vor in der Drogenszene. kath.net: Brasilien ist ja von der Einwohnerzahl ja nach wie vor das katholischste Land der Welt. Thema „Glaube und Religionsfreiheiten“ – Was ist hier von Lula da Silva zu erwarten? P. Walter Trautenberger: Es gibt noch viele Freiheiten. Derzeit muss man noch nichts befürchten. Brasilien hat nur eine extreme Bürokratie. An und für sich gibt es derzeit keine Schwierigkeiten. Man kann katholische Schulen und kirchliche Radiosender betreiben. Unter Lula da Silva könnte sich hier durchaus etwas ändern. So besteht Gefahr, dass der "Kirchenbeitrag" besteuert werden könnten. kath.net: In Brasilien gibt es einen „Kirchenbeitrag“? P. Walter Trautenberger: Ja, aber es ist freiwillig. 1 x im Monat wird in den Kirchen dafür gesammelt. Hier soll aber jeder das geben, was er kann. Die Pfarren geben ihren Zehent von den Spenden dann an den Bischof weiter. Damit wird auch unser Seminar erhalten. kath.net: Gibt es unter Lula da Silva noch weitere Gefahren für die Kirchen? P. Walter Trautenberger: Ja, es besteht die Gefahr, dass man die Kirchen auch zur Trauung von Homosexuellen zwingen könnte. Das hat der neue Präsident auch schon selbst gesagt, dass es in diese Richtung gehen könnte. Auch könnte es Druck auf die katholischen Schulen geben, um auf diese Einfluss zu nehmen. Auch auf die vielen Militärschulen, die in Brasilien sehr boomen, könnte es ähnlichen Druck geben. kath.net: Abschließend nochmals die Frage zum Glauben in Brasilien? Wie wird Brasilien in 10,20 oder auch 30 Jahren aussehen? P. Walter Trautenberger: Ich glaube, dass es vom Verhältnis her ungefähr so wie in Deutschland bleiben wird. Dh. es wird einerseits eine große Anzahl von Menschen weiterhin katholisch sein, die anderen werden eher Pfingst- und Freikirchen anhängen. Diese Blöcke werden ungefähr gleich stark bleiben. Die Religiosität und der Glaube ist aber in Brasilien stark im Volk vorhanden und das wird auch so bleiben. Es gibt auch bei vielen Fragen eine gute Zusammenarbeit zwischen Katholiken und den Freikirchen. Die haben auch das christliche Menschenbild, mit denen bei moralischen Werten gut zusammenarbeiten kann. Bolsonaro selber ist Katholik, seine Frau ist eine Evangelikale. Auch in der Pandemie-Zeit hatten sich beide übrigens für die Freiheiten der Kirche eingesetzt, damit diese offen bleiben konnten. Doch auch hier hatte sich der Oberste Gerichtshof, der eben von Lula da Silvas Freunden besetzt ist, dagegen ausgesprochen und interveniert. kath.net: Wie lange wirst Du noch in Brasilien als Priester tätig sein? P. Walter Trautenberger: Das entscheidet alles die Vorsehung Gottes. Vielleicht wird es auch dazu kommen, dass ausländische Missionare bei Lula da Silva ausgewiesen werden. Wir werden sehen. kath.net: Danke für das Interview! kath.net-Videotipp: Eucharist. Jugendkongress, ua. mit P. Walter - Kleiner Video-Einblicke https://rumble.com/v1s440s-brasilien-junge-katholiken.html Foto: (c) kath.net
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