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| Warum Heiligkeit heute so ungemein wichtig ist27. Jänner 2007 in Spirituelles, keine Lesermeinung Predigt von Kardinal Rodríguez Maradiaga am Fest des heiligen Franz von Sales in Wien. Wien (www.kath.net/ Zenit) Der Kardinal hielt sich einige Tage in Wien auf, um privat Elly Frankl, die Witwe des weltberühmten Psychiaters Viktor Frankl, zu treffen. In seiner Predigt am Gedenktag des heiligen Franz von Sales unterstrich er, dass das Leben des Christen gleichsam ein Anker werden müsse für die anderen Menschen; ein Anker, an den sie ihre Hoffnung festmachen können und neue Kraft bekommen, um auf die Liebe des Herrn mit Liebe zu antworten. Der heilige Franz von Sales ist der Ordenspatron der Salesianer Don Boscos und war das Vorbild für den heiligen Jugendapostels Don Giovanni Bosco (1815-1888), dessen Gedenktag die Kirche jedes Jahr am 31. Januar feiert. Die Predigt im Wortlaut: Ich bin sehr froh, dass ich das Fest unseres Patrons, des heiligen Franz von Sales, mit Euch, liebe Mitbrüder, feiern kann und dazu auch den Namenstag des Provinzials und des Direktors dieser Gemeinschaft. Ich begrüße noch einmal alle in dieser Gottesdienstgemeinschaft. Der heilige Franz von Sales war Ratgeber von Päpsten und Fürsten, war beschenkt mit großen Geistesgaben, als Hirte und als Diplomat. In einer Zeit, da Streit und Uneinigkeit das Herz der Kirche verwundeten, lebte und liebte er die Einheit: Er war in besonderer Weise besorgt, die Einheit seiner Diözese wieder herzustellen, strebte nach der Einheit im Glauben. Grundlage seines Lebens und Handelns war das Vertrauen in den guten Gott, die Liebe, die alles vermag, Aszese und Gebet. Er war ein gütiger, liebenswürdiger Mensch, der es verstand, Gottes Barmherzigkeit und Geduld all jenen aufzuzeigen, denen er begegnete. Die Spiritualität, die er vorschlägt, ist fordernd, aber zugleich ausgeglichen. Im Mittelpunkt steht die Liebe, die Liebe zu Gott, das größte Glück der Seele in diesem Leben und in aller Ewigkeit. Darum hat Don Bosco, unser Ordensgründer, ihn als Vorbild für seine Salesianer erwählt. Sein Bild vom Menschen war grundsätzlich positiv, optimistisch, und wie er selbst sagte er unterließ es nie, sie einzuladen dort zu blühen, wo sie eingepflanzt wurden. Der heilige Franz von Sales war ein Heiliger, den Gott gerufen hat in der Zeit nach der Reformation. Als er in die Schweiz ging, wo die Kalvinisten das Sagen hatten, riskierte er sein eigenes Leben. Das Evangelium der Wahrheit und Liebe, das er predigte, wurde mit Schlägen beantwortet; oft wurde er unterwegs überfallen und blieb halbtot liegen. Eines Tages fragten ihn seine Gegner, was er denn zu den Skandalen, die viele seiner Brüder, die Priester, verursachten, sage. Seine Antwort ist äußerst wichtig für jene, die sie damals und für uns, die wir sie heute hören. Ohne viel Umschweife sagte er: Diejenigen, die ein anstößiges Leben führen, das nicht dem entspricht, was sie versprochen haben, zerstören durch ihr schlechtes Beispiel in den Menschen den Glauben an Gott. In Ihrer Sprache sagt man: Menschen, die Wasser predigen und selbst Wein trinken. Zu gleicher Zeit ermahnte Franz von Sales seine Zuhörer und sagte ihnen: Aber ich bin heute hier, unter Euch, um ein viel größeres Übel zu verhindern. Diejenigen, die zuschauen, die nichts tun und diese Lebensweise dulden, sind ebenso mitschuldig, dass der Graben, der die Menschen von Christus trennt, immer breiter und tiefer wird, weil sie die Quelle des Lebens verlassen, die Sakramente, besonders die Eucharistie. Franz von Sales spricht bei all seiner Liebenswürdigkeit vom starken Mut, zur eigenen Überzeugung zu stehen und dafür einzustehen, also Klarsprache zu reden. Zivilcourage ist eine ganz aktuelle Tugend! Skandale werfen die Kirche und ihren Auftrag, die Botschaft Jesu zu verkünden, immer ein großes Stück zurück. Auch Ihr Land hat dies in den vergangenen Jahren erfahren. Aber eine Krise, der sich die Kirche gegenüber sieht, ist ein Anruf, zum Wesentlichen zurück zu kehren. Das Wesentliche ist, nach Heiligkeit zu streben. Heiligkeit ist entscheidend, denn sie ist das authentische Antlitz der Kirche. Diesen Weg hat Franz von Sales in seiner von Krisen geschüttelten Zeit unaufhörlich verkündet. Er hat so viel weggeräumt, was sich auf die Botschaft des Evangeliums gelegt hat. Er hat den Edelstein freigelegt. Die Berufung zur Heiligkeit betrifft nicht ein paar religiöse Virtuosen, die Ordensleute vielleicht. Nein, der Weg zur Heiligkeit gilt allen. Es gibt kein anderes Ziel. Und das Ziel gilt für alle. Das ist die grundlegende Botschaft des heiligen Franz von Sales heute. Das muss in unserer Pastoral wieder an erster Stelle stehen, wie es uns Papst Johannes Paul II. in seinem Schreiben Novo Millennio Ineunte aufgezeigt hat. Man braucht im Europa von heute trotz der tiefen christlichen Wurzeln nicht argumentieren, dass man nicht glaubt. Umgekehrt schon, wenn man als Christ seine Überzeugung auch leben will. Es wird auch immer wieder Menschen geben, die dies und jenes als Entschuldigung anführen, warum sie ihren Glauben nicht leben; und dabei merken sie nicht, wie sie langsam geistlichen Selbstmord begehen, wie sie absterben. Sei es, weil ein Priester sie verletzt hat, als sie im Kindesalter waren, sei es, dass sie die Lehre der Kirche in einigen Punkten nicht recht verstehen. Zweifelsohne werdet ihr immer wieder Menschen begegnen, die da sagen: Warum soll man denn glauben? Warum soll man in die Kirche gehen? Bei dieser Kluft zwischen Lehre und Leben selbst bei jenen, die berufen sind? Die solche Dinge tun, von denen die Zeitungen berichten? Die Skandale werden schnell zu großen Kleiderschränken. Dort hängen die Entschuldigungen so vieler, die der Kirche und dem Glauben den Rücken gekehrt haben. Darum ist Heiligkeit heute so ungemein wichtig. Für diese Menschen muss unser Leben gleichsam ein Anker werden, an den sie ihre Hoffnung festmachen können und neue Kraft bekommen, um auf die Liebe des Herrn mit Liebe zu antworten. Vom Sinn des Lebens, davon, warum und wofür es sich lohnt zu leben, sprach nach so viel erlebtem Schmerz mit so viel Weisheit der unvergessene Professor Viktor Frankl, ein Mann, auf den Österreich mit Recht stolz ist. Mit großer Freude darf ich seine Witwe Elly, die Tochter Gaby und ihren Mann Franz begrüßen, ebenso Alexander und Anna, die Jüngste der Familie. Seit meinen Studienjahren in Rom lernte ich den Reichtum seiner Lehre kennen, die uns alle verbindet und aufbaut. Ich danke meinem Mitbruder Pater Eugenio Fizzotti, der mir die große Freude verschaffte, diese Familie kennen zu lernen. Der Weg zur Heiligkeit sind die Seligpreisungen. Wir alle müssen sie leben. Schon der Apostel Jakobus erinnert uns in der heutigen Lesung daran: Wer von euch ist weise und verständig? Er soll in weiser Bescheidenheit die Taten eines rechtschaffnen Lebens vorweisen. Es waren die Liebenswürdigkeit, die Güte und die Menschenfreundlichkeit des heiligen Franz von Sales, die Don Bosco in seinem Apostolat inspirierten und die charakteristisch für seine Pädagogik sind. Die Jugend erwartet von uns gerade heute gute Hirten, die kreativ in der Pastoral wirken, so wie unser Schutzpatron es getan hat, der in der Academia Gelehrte zusammenführte, um die Wissenschaft zu vertiefen und den Jugendlichen die Türen zu einer besseren Bildung zu öffnen. Möge der heilige Franz von Sales vor Gott für uns alle eintreten, damit wir im Dienst an unseren Brüdern und Schwestern die Liebe und Güte Gottes sichtbar werden lassen, damit wir, ohne müde zu werden, in unserer Sendung für die Jugend arbeiten, und dass wir mithelfen, alle Bereiche des Lebens, die kirchlichen, sozialen, politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Strukturen, mit dem Geiste Christi zu durchdringen, damit die Welt menschlicher wird, damit das Leben junger Menschen gelingt. [Von den Salesianern Don Boscos veröffentlichtes Original] Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal! LesermeinungenUm selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen. Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. 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