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Papstbesuch bei Benedikt

24. Mai 2009 in Aktuelles, keine Lesermeinung
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Der Papst besucht am Sonntag Montecassino, die Abtei seines Namenspatrons und Patrons Europas Benedikt von Nursia.


Cassino (kath.net/RV) Papst Benedikt XVI. begibt sich auf die Spuren seines Namenspatrons, des Heiligen Benedikt von Nursia. Am Sonntag besucht er die mittelitalienische Stadt Cassino und die nahe gelegene Benediktiner-Abtei Montecassino, die vom heiligen Benedikt selbst 529 gegründet wurde.

Am Vormittag feierte der Papst Gottesdienst auf dem größten Platz der 33.000-Einwohner Stadt, der nach der Visite seinen Namen tragen wird. Zu Mittag betete er das Regina Coeli. Am Nachmittag wird Benedikt in der außerhalb der Stadt auf rund 600 Meter liegenden Abtei die Vesper beten. Dazu reisen rund 500 Vertreter aller Benediktiner-Zweige an.

„Der heilige Benedikt ist ein fundamentaler Bezugspunkt für die Einheit Europas und ein starker Hinweis auf die Unverzichtbarkeit der christlichen Wurzeln seiner Kultur und Zivilisation.” Das sagte Joseph Ratzinger, der sich kurz zuvor den Namen Benedikt gegeben hatte, in seiner ersten großen Audienz. „Ich bitte ihn, uns zu helfen, dass Christus in unserem Leben zentral bleibt. Er stehe in unserem Denken und Tun immer an erster Stelle!“

Montecassino gilt als Wiege des abendländischen Mönchtums, Benedikt von Nursia gründete die Abtei 529. Im Februar 1944 wurde sie durch einen massiven Bombenangriff der Alliierten fast völlig zerstört, Das Grab des Mönchsvaters hat in der Krypta der Basilika den Bombenangriff überstanden. Die wieder aufgebaute Basilika weihte Papst Paul VI. 1964 und rief Benedikt zum Patron Europas aus; sein Apostolisches Schreiben dazu trug den Namen „Pacis nuntius“ - Friedensbote.

Bei Kämpfen um das festungsähnliche Kloster zwischen der deutschen Wehrmacht und den auf Rom vorrückenden Alliierten kamen im Lauf von vier Monaten im Frühjahr 1944 mehr als 70.000 Soldaten ums Leben. Benedikt XVI. wird am Sonntag der Gefallenen gedenken und den nahe gelegenen polnischen Soldatenfriedhof besuchen.

Wir dokumentieren die Papstpredigt in Montecassino in einer Arbeitsübersetzung von Birgit Pottler. Der Papst predigte zu Beginn zum Fest Christi Himmelfahrt, das in Italien erst am darauffolgenden Sonntag gefeiert wird.

Liebe Schwestern und Brüder,
„Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch herabkommen wird; und ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an die Grenzen der Erde“ (Apg 1,8). Mit diesen Worten verabschiedet Jesus sich von den Aposteln, so wie wir es in der ersten Lesung gehört haben.

Sofort danach, fügt der heilige Autor an, „wurde er vor ihren Augen emporgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf und entzog ihn ihren Blicken“ (Apg 1,9). Dies ist das Geheimnis der Himmelfahrt, das wir heute feiern. Aber was wollen die Bibel und die Liturgie mitteilen, wenn sie sagen „er wurde emporgehoben“?

Den Sinn dieses Ausdrucks versteht man nicht aus einem einzigen Text heraus, auch nicht aus der Lektüre eines einzigen Buches des Neuen Testamentes, sondern im aufmerksamen Hören der ganzen Heiligen Schrift. Die Verwendung des Wortes „emporheben“ ist in der Tat alttestamentlichen Ursprungs und bezieht sich auf das Einsetzen des Königtums.

Die Himmelfahrt Christi bedeutet also in erster Linie die Einsetzung des gekreuzigten und auferstandenen Menschensohns in der Königsherrschaft Gottes über die Welt.

Doch es gibt einen tieferen, nicht sofort wahrnehmbaren Sinn. In der Apostelgeschichte heißt es zunächst „er wurde emporgehoben“ (V.9), erst dann wird hinzugefügt „in den Himmel aufgenommen“ (V.11). Das Ereignis wird nicht wie eine Reise in die Höhe beschrieben, sondern vielmehr als mächtige Tat Gottes, der Jesus in die Sphären der Göttlichkeit aufnimmt.

Die Gegenwart der Wolke, die ihn „ihren Blicken entzog“ (V.9), erinnert an ein altes Bild aus der Theologie des Alten Testaments und fügt die Erzählung von der Himmelfahrt in die Geschichte Gottes mit Israel ein, von der Wolke am Sinai und über dem Zelt des Bundes in der Wüste bis zur leuchtenden Wolke über dem Berg der Verklärung. Den Herrn in eine Wolke gehüllt zu präsentieren, beschwört endgültig das Geheimnis herauf, das in dem Symbolismus „zur Rechten des Vaters sitzen“ ausgedrückt wird.

Im in den Himmel aufgefahrenen Christus ist der Mensch auf unerhörte und neue Weise in die Gegenwart Gottes eingetreten; der Mensch findet nun für immer Raum bei Gott. Der „Himmel“ ist nicht mehr ein Ort über den Sternen, sondern etwas viel gewagteres und erhabeneres: Er gibt Christus selbst an, die Göttliche Person die voll und ganz und für immer die Menschheit annimmt; ihn, in dem Gott und Mensch für immer untrennbar vereint sind.

Wir nähern uns dem Himmel, ja gehen sogar hinein, in dem Maß, indem wir uns Jesus nähern und mit ihm in Gemeinschaft treten. Deshalb lädt uns das heutige Fest Christi Himmelfahrt zu einer tiefen Gemeinschaft mit dem gestorbenen und auferstandenen Jesus ein, der auf unsichtbare Weise im Leben eines jeden von uns gegenwärtig ist.

Auf diese Weise verstehen wir, warum der Evangelist Lukas festhält, dass nach der Auferstehung die Jünger „in großer Freude“ (Lk 24,52) nach Jerusalem zurückkehren. Der Grund ihrer Freude liegt in der Tatsache begründet, dass das, was sich eben ereignet hatte, keine wirkliche Trennung war.

Sie hatten vielmehr die Gewissheit gewonnen, dass der Gekreuzigte und Auferstandene wirklich lebte, und dass in ihm die Pforten zum Ewigen Leben der Menschheit für immer aufgestoßen worden waren. In anderen Worten, seine Himmelfahrt bedeutete nicht seine vorübergehende Abwesenheit in der Welt, sondern eröffnete vielmehr die neue, endgültige und ununterdrückbare Form seiner Gegenwart – kraft seiner Teilhabe an der königlichen Macht Gottes.

Und es war gerade die Aufgabe der Jünger, gestärkt durch die Macht des Heiligen Geistes, diese Gegenwart mit ihrem Zeugnis, ihrer Predigt und ihrem missionarischen Einsatz erfahrbar zu machen.

Das Fest der Himmelfahrt müsste auch uns mit Freude und Enthusiasmus erfüllen, so wie die Apostel vom Ölberg „in großer Freude“ aufbrechen. Wie sie dürfen auch wir, der Aufforderung der „zwei Männer in weißen Gewändern“ folgend, nicht zum Himmel starren, sondern müssen unter der Führung des Heiligen Geistes allüberall hingehen und die Heil bringende Botschaft von Tod und Auferstehung Christi verkünden.


Uns begleiten und stärken dabei dieselben Worte, mit denen das Matthäusevangelium schließt: „Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt“ (Mt 28,19).
Liebe Schwestern und Brüder, der geschichtliche Charakter des Geheimnisses der Auferstehung und der Himmelfahrt Christi hilft uns, die transzendente und eschatologische Dimension der Kirche zu verstehen.

Diese ist nicht entstanden und lebt nicht um die Abwesenheit ihres „entschwunden“ Herrn zu ersetzen, sondern findet ihren Seinsgrund und ihren Auftrag vielmehr in der unsichtbaren Gegenwart Jesu, der durch den Heiligen Geist wirkt. In andern Worten: Wir können sagen, dass die Kirche nicht Aufgabe hat, die Wiederkehr eines abwesenden Jesus vorzubereiten, sondern im Gegenteil für die Verkündigung der „ruhmreichen Gegenwart“ in geschichtlicher und grundlegender Weise lebt und wirkt.

Von Tag der Himmelfahrt an geht jede christliche Gemeinde auf ihrem irdischen Weg der Erfüllung der messianischen Versprechen entgegen, genährt durch das Wort Gottes und Leib und Blut ihres Herrn. Dies ist die Lage der Kirche, erinnert das Zweite Vatikanische Konzil: Sie „schreitet zwischen den Verfolgungen der Welt und den Tröstungen Gottes auf ihrem Pilgerweg dahin“ und verkündet das Kreuz und den Tod des Herrn, bis er wiederkommt“ (Lumen gentium, 8).

Schwestern und Brüder dieser lieben Diözese, das heutige Fest ruft uns dazu auf, unseren Glauben an die reale Gegenwart Jesu wieder neu zu festigen. Ohne ihn können wir nichts Wirksames in unserem Leben und unserem Apostolat bewirken. Er gab, wie Paulus in der zweiten Lesung erinnert, „den einen das Apostelamt, andere setzte er als Propheten ein, andere als Evangelisten, andere als Hirten und Lehrer, um die Heiligen für die Erfüllung ihres Dienstes zu rüsten, für den Aufbau des Leibes Christi“ – und das ist die Kirche.

Um die „Einheit des Glaubens und in der Erkenntnis des Sohnes Gottes“ zu erreichen, gibt es die gemeinsame Berufung aller „einen Leib und einen Geist zu formen, so wie die Hoffnung eine ist, zu der wir gerufen sind“. (Eph 4,11.13.14).

Mit dieser Sichtweise lässt sich mein heutiger Besuch hier betrachten. Er hat das Ziel euch darin zu ermutigen, eure diözesane Gemeinschaft stets auf Christus „zu bauen, zu gründen und wieder aufzubauen“. Wie? Das zeigt uns der Heilige Benedikt selbst, der in seiner Regel daran erinnert, Christus nichts vorzuziehen: „Christo nihil omnino praeponere“ (LXXII,11).

Ich danke Gott für das Gute, das eure Gemeinschaft unter der Leitung eures Hirten, Abt Dom Pietro Vittorielli, vollbringt; ihn grüße ich herzlich und danke ihm für die herzlichen Worte, die er im Namen aller an mich gerichtet hat. Mit ihm grüße ich die klösterliche Gemeinschaft, die anwesenden Bischöfe, Priester sowie die Ordensmänner und –frauen.

Ich grüße die zivilen und militärischen Autoritäten – an erster Stelle den Bürgermeister, dem ich dankbar bin für seinen Willkommensgruß hier auf der Piazza Miranda, dem Platz, der ab heute meinen Namen tragen wird. Ich grüße die Katecheten, die pastoralen Mitarbeiter, die Jugendlichen und alle, die auf vielfältige Weise sich der Verbreitung des Evangeliums in dieser geschichtsträchtigen Gegend annehmen, in dieser Region, die während des Zweiten Weltkriegs Momente großen Leids erlebt hat. Die vielen Friedhöfe, die eure Stadt umgeben, sind davon stille Zeugen; ich nenne besonders den polnischen, den deutschen und den des Commonwealth.

Mein Gruß gilt schließlich allen Bewohnern Cassinos und der umliegenden Ortschaften: Jedem, vor allem den Kranken und Leidenden, versichere ich meine Anteilnahme und mein Gebet.

Liebe Schwestern und Brüder, in dieser Feier hören wir den Widerhall der Mahnung Benedikts, das Herz ganz auf Christus auszurichten, ihm nichts vorzuziehen. Das lenkt uns andererseits aber nicht davon ab, drängt uns im Gegenteil dazu, uns noch mehr für den Aufbau einer Gesellschaft einzusetzen, in der Solidarität sich durch konkrete Gesten ausdrückt.

Aber wie? Die benediktinische Spiritualität, euch gut bekannt, schlägt ein evangelisches Programm vor, das in folgendem Motto zusammengefasst ist: ora et labora et lege; das Gebet, die Arbeit, die Bildung.

An erster Stelle steht das Gebet; das schönste Erbe, das Benedikt den Mönchen aber auch eurer Ortskirche hinterlassen hat: eurem Klerus, der zum großen Teil aus dem Seminar heraus gewachsen ist, das für Jahrhunderte in der Abtei von Montecassino untergebracht war, den Seminaristen, den vielen Lehrern in den Schulen und in den benediktinischen Zentren eurer Pfarreien, euch allen, die ihr in dieser Gegend lebt.

Wenn ihr den Blick hebt, könnt ihr von allen Orten und Bezirken der Diözese aus am Himmel diesen steten Ruf bewundern – das Kloster von Montecassino. Jedes Jahr steigt ihr zur Pfingstvigil in einer Prozession hinauf. Das Gebet, zu dem die Glocke des Heiligen Benedikt die Mönche jeden Morgen mit ihren schweren Schlägen einlädt, ist der stille Pfad, der direkt zum Herzen Gottes führt; es ist der Atem der Seele, der uns in den Stürmen des Lebens wieder Frieden schenkt.

In der Schule Benedikts haben die Mönche außerdem stets mit besonderer Liebe das Wort Gottes gepflegt – in der Lectio divina, die sich heute viele zu Eigen gemacht haben. Ich weiß, dass eure Diözese sich die Hinweise der Italienischen Bischofskonferenz zu eigen gemacht hat und große Sorgfalt für eine biblische Vertiefung aufbringt, etwa einen Studienweg auf den Spuren Heiligen Schriften aufgenommen hat; er ist dieses Jahr dem Evangelisten Markus gewidmet und wird, so Gott will, mit einer diözesanen Pilgerreise ins Heilige Land abgeschlossen werden.

Das aufmerksame Hören auf das Wort Gottes soll eure Gebete nähren und euch zu Propheten der Wahrheit und der Liebe machen, in dem gemeinsamen Einsatz für die Evangelisierung und die Förderung der Menschen.

Ein weiterer Angelpunkt der benediktinischen Spiritualität ist die Arbeit. Die Arbeitswelt menschlicher machen ist typisch für den monastischen Geist. Auch eure Gemeinschaft versucht, den zahlreichen Arbeitern in den in Cassino ansässigen Industriebetrieben und damit verbundenen Firmen zur Seite zu stehen.

Ich weiß, wie kritisch die Situation vieler Arbeiter ist. Ich versichere allen, die sich um ihren Arbeitsplatz sorgen, allen, die Sozialhilfe bekommen oder gar bereits entlassen sind, meine Solidarität. Die Wunde der Arbeitslosigkeit, die in dieser Region klafft, muss die Verantwortlichen der offenen Hand, die Unternehmer und alle, die die Möglichkeit haben, dazu bringen – mit dem Beitrag aller – wirksame Lösungen für die Beschäftigungskrise zu suchen, neue Arbeitsplätze zu schaffen, die Familien schützen.

Wie kann ich in diesem Zusammenhang nicht daran erinnern, dass die Familie heute dringend besser geschützt werden muss, da sie in ihren Wurzeln bedroht wird. Ich denke an die jungen Menschen, die Mühe haben, eine würdige Arbeit zu finden, die es ihnen erlaubt, eine Familie zu gründen. Ihnen will ich sagen: Werdet nicht mutlos, liebe Freunde, die Kirche verlässt euch nicht!

Ich weiß, dass 25 junge Leute aus eurer Diözese am Weltjugendtag in Sydney teil genommen haben: Bewahrt euch diese außergewöhnliche spirituelle Eigenschaft im Herzen und seid so Sauerteig des Evangeliums unter euren Freunden und Altersgenossen; seid durch die Kraft des Heiligen Geistes die neuen Missionare in diesem Land des Heiligen Benedikts!

Zu eurer Tradition gehört schließlich auch die Aufmerksamkeit für die Welt der Bildung und der Erziehung. Das berühmte Archiv und die Bibliothek von Montecassino bewahren unzählige Zeugnisse des Einsatzes von Männern und Frauen, die nachgesonnen und geforscht haben, wie sie das geistliche und materielle Leben des Menschen verbessern können.

In eurer Abtei kann man das „quaerere Deum“ mit Händen greifen, die Tatsache, dass die europäische Kultur die Suche nach Gott war und die Bereitschaft auf ihn zu hören. Das gilt auch in unserer Zeit.

Ich weiß, dass ihr in diesem selben Geist in der Universität und den Schulen arbeitet, damit sie Wissens-Werkstätte werden, Werkstätte des Suchens und der Leidenschaft für die Zukunft der kommenden Generationen. Ich weiß auch, dass ihr in der Vorbereitung auf meinen Besuch einen Kongress über die Erziehung veranstaltet habt, um in allen die lebendige Entschlossenheit voranzutreiben, den jungen Menschen die unverzichtbaren Werte unseres menschlichen und christlichen Erbes zu vermitteln.

In den heutigen Mühen und Anstrengungen eine neue Menschlichkeit zu schaffen, wollt ihr richtigerweise – treu der benediktinischen Tradition – auch die Aufmerksamkeit für den zerbrechlichen und schwachen Menschen unterstreichen, für die Menschen mit Behinderung und die Immigranten.

Ich bin euch dankbar, dass ihr mir die Möglichkeit gebt, heute die „Casa della Carità“ – das „Haus der Nächstenliebe“ einzuweihen; dort wird mit Taten eine Kultur aufgebaut, die aufmerksam gegenüber dem Leben ist, vor allem dem neugeborenen Leben.

Liebe Schwestern und Brüder! Es ist nicht schwer zu begreifen, dass eure Gemeinschaft, diese Teilkirche, die rund um Montecassino lebt, erfüllt vom Geist des Heiligen Benedikt, Erbe und Verwalter des Auftrags ist, zu verkünden, dass in unserem Leben nichts und niemand Jesus den ersten Platz nehmen darf; der Auftrag, im Namen Christi eine neue Menschlichkeit zu formen - im Zeichen der Gastfreundschaft und der Hilfe für die Schwächsten.

Euch helfe und euch begleite euer heiliger Patriarch gemeinsam mit der Heiligen Scholastika, seiner Schwester; die heiligen Patrone sollen euch schützen, vor allem Maria, Mutter der Kirche und Stern unserer Hoffnung. Amen!

Regina Caeli: „Kein Friede ohne Gebet“

„Friede ist zuallererst eine Gabe Gottes, und seine Kraft liegt im Gebet“. So Benedikt XVI. beim „Regina Caeli“ in Cassino im Anschluss an den Gottesdienst, den er im Rahmen seines Besuchs an den Wirkungsstätten seines Patrons, des Heiligen Benedikts, feierte.

„Der Friede ist gleichwohl dem menschlichen Einsatz anvertraut. Auch die notwendige Energie, um den Frieden zu verwirklichen, kann im Gebet erlangt werden. Es ist jedenfalls grundlegend, ein authentisches Gebetsleben zu pflegen, um einen sozialen Fortschritt im Frieden zu erzielen.

Auch hier lehrt uns die Geschichte des Mönchtums, dass am Beginn großer Fortschritte in der Gesellschaft das tägliche Hören auf das Wort Gottes steht, das die Gläubigen zu einer persönlichen und gemeinschaftlichen Anstrengung drängt, gegen jede Form des Egoismus und der Ungerechtigkeit zu kämpfen.

Nur wenn man lernt, mit der Gnade Christi das Böse in sich und in den Beziehungen zu den anderen zu bekämpfen und zu besiegen, wird man zu authentischen Erbauern des Friedens und des gesellschaftlichen Fortschritts.“
Der Papst erwähnte auch den Weltgebetstag für die Kirche in China, den er im vergangenen Jahr ausgerufen hatte und jährlich am 24. Mai gefeiert wird.

„Meine Gedanken gehen zum gesamten chinesischen Volk. Besonders grüße ich herzlich die Katholiken in China, und ich ermahne sie, an diesem Tag ihre Gemeinschaft im Glauben an Christus und in Treue zum Nachfolger des Heiligen Petrus zu erneuern.

Unser gemeinsames Gebet führe zur Ausgießung der Gaben des Heiligen Geistes, damit die Einheit unter allen Christen, die Katholizität und die Universalität der Kirche immer tiefer und sichtbarer werden.“ Im englischen und deutschen Teil seiner Ansprache gedachte Benedikt XVI. der zahlreichen Soldaten des Zweiten Weltkriegs, die hier begraben sind.

„Einen herzlichen Gruß richte ich an die deutschsprachigen Gäste hier in Cassino wie auch an alle, die über Rundfunk und Fernsehen mit uns verbunden sind. Gerne nehme ich eure Anliegen mit auf den Berg, wenn ich dort am Grab des heiligen Benedikt, des Patrons Europas, für den Frieden auf diesem Kontinent und in der Welt bete. Ebenso gedenke ich aller Gefallenen des Zweiten Weltkriegs, wenn ich am Abend stellvertretend den nahe gelegenen polnischen Soldatenfriedhof besuche.

Es fügt sich, dass genau heute sich zum hundertsten Mal der Todestag von Abt Franz Pfanner aus Vorarlberg jährt, dem Gründer der Kongregation der Missionare von Mariannhill. Nehmen wir ein Wort dieses Mönchs und Missionars mit in die neue Woche hinein: „Lass das Licht der Freude und des Frohsinns brennen und behüte es in deiner Seele“. Ja, lassen wir dieses Licht Christi in uns nicht ausgehen! Der Herr geleite euch auf allen Wegen.“


Was bedeutet Benedikt Benedikt?

Stefan von Kempis hat vor dem Papstbesuch Zitate und Anmerkungen des Papstes über den großen Heilligen und Patron Europas zusammengestellt:
Er war schon mal hier – mehr als einmal. Im Kloster auf dem Montecassino entstand im Frühjahr 2000 Kardinal Ratzingers Gesprächsbuch „Gott und die Welt“. „Wir bräuchten auch heute eine Art heiligen Benedikt, der in Zeiten des Zerfalls und des Niedergangs eine Stadt auf dem Berg gründet wie Montecassino“ – das sagte Ratzinger am 1. April 2005 bei einem Vortrag. Knappe drei Wochen später war er Papst – und schrieb sich die Herausforderung namens Benedikt in seinen eigenen Papstnamen.

Bei seiner Frankreichreise im September letzten Jahres kommt Benedikt XVI. auf das benediktinische Modell zurück. In einer großen Rede vor Intellektuellen in Paris entwickelt er, wie die benediktinischen Mönche Gott suchten – und eine neue Zivilisation fanden. „Gott suchen und sich von ihm finden lassen.“ Die Gottesfrage und die Suche nach Gott sei auch heute „Fundament jeder Kultur“.

Und bei einer großen Audienz für Benediktiner um die gleiche Zeit formuliert er: „In euren Klöstern vertieft ihr täglich die Begegnung mit Christus, den ihr immer als Gast, Freund und Gefährten bei euch habt. Darum sind eure Klöster Orte, wo Männer und Frauen auch heute hingehen, um Gott zu suchen und die Zeichen der Präsenz Christi wahrzunehmen... seiner Nächstenliebe, seines Erbarmens“.

Klöster wie Montecassino sind für den Papst nicht nur Orte der Zurückgezogenheit, abseits aller Hektik: „Das monastische Leben hat zwar in seiner Entlegenheit eine seiner Wurzeln, aber ein Kloster hat auch eine öffentliche Funktion im Leben der Kirche und der Gesellschaft – es soll dem Glauben als Lebensform Sichtbarkeit verleihen!“

„Wenn wir den wahren Fortschritt suchen, können wir auch heutzutage die Regel des heiligen Benedikt als Leuchte für unseren Weg nehmen. In der Schule dieses großen Mönchs lernen wir, den wahren Humanismus zu leben.”

Impressionen aus Montecassino

Ein großes Ereignis für eine kleine Stadt, die dennoch auf der Landkarte der christlichen Geschichte des Abendlandes eine herausgehobene Stellung hat: Stefan Kendzorra hatte noch vor der Papstvisite für Radio Vatikan Eindrücke aus Montecassino eingefangen.

In der ganzen Innenstadt von Cassino wehen gelb-weiße Vatikan-Fanen von den Balkonen. „Herzlich Willkommen, Heiliger Vater“ oder „Eine große Freude“ steht auf den zahlreichen Plakaten überall in der Stadt. Ganz Cassino bereitet sich mit Hochtouren auf den Papstbesuch vor, und das bis auf den letzten Drücker. Der Altar für die Messe auf dem großen Platz wird wahrscheinlich erst am Sonntagmorgen fertig. Für den Architekten des Altars, Guseppe Dicano, ist der Papstbesuch das bisher größte und schwierigste Ereignis seiner Laufbahn:

„Ein Besuch des Heiligen Vaters ist das Höchste, wodurch man berührt werden kann. Es ist nicht irgendein Ereignis, sondern DAS Ereignis. Im Gegensatz zu anderen Events hat man hiervor sehr großen Respekt. Es macht mich deshalb sehr stolz, an diesem Projekt mitarbeiten zu dürfen. Es ist das höchste der Gefühle. Dafür werden wir wahrscheinlich noch bis kurz vor der Messe am Sonntagmorgen am Altar arbeiten, weil immer wieder Probleme auftreten.“

Am Sonntag ist die kleine Industriestadt praktisch lahmgelegt. Aus Sicherheitsgründen dürfen die Einwohner mit ihren Autos nicht in die Stadt und müssen sich an zigtausenden Touristen vorbeidrängen. Giuliana Gianitta meint, dass deshalb einige Einwohner dem Papstbesuch etwas skeptisch sehen.

„Die Menschen in Cassino sind ein wenig besorgt, weil es viele Vorsichtsmaßnahmen gibt. Wir fühlen uns alle ein bisschen verloren. Es gibt z.B. am Sonntag keine Parkplätze, weil die Autos nicht in der Innenstadt stehen dürfen. Das ist unangenehm, weil wir dann zu Fuß in die Stadt kommen müssen...“

Doch den logistischen Herausforderungen zum Trotz: Die meisten Menschen in Cassino freuen sich auf den Besuch des Papstes und sehen darin auch eine Chance. Eisverkäufer Mariani Gangagomo erwartet außerdem ein gutes Geschäft am Sonntag, aber auch die ganze Stadt profitiere von dem Besuch.

„Der Besuch des Papstes ist eine große Chance für die Stadt Cassino, für die Menschen und den Monte Cassino. Und es ist auch eine Chance, weil Cassino genau zwischen Rom und Neapel liegt und dazwischen etwas verloren und vergessen erscheint. Der Besuch des Papstes wird die Aufmerksamkeit der Menschen auf die Stadt lenken.“

Den Nachmittag verbringt Benedikt oben im Kloster, auf dem Montecassino. Auch hier laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Carlo Minotti sägt und schraubt gerade an den Absperrungen in der Kirche. Es wird langsam hektisch so kurz vor dem Besuch.

„Es gibt ein Problem mit der Sicherheit und ein Zeitproblem. Vor allem wenn wir es besonders würdig und es dem Papst angemessen machen wollen. Man kann ja nicht einfach improvisieren, wie wir es vielleicht machen würden, wenn der italienische Staatpräsident zu uns kommt...! Wenn der käme, dann würden wir improvisieren. Aber es kommt der Papst – da muss man die Dinge richtig machen!“

Pater Antonio von den Benediktinern in Monte Cassino sieht eine besondere Verbundenheit zwischen dem Papst und dem Kloster. Joseph Ratzinger sei schon als Kardinal oft in das Kloster gekommen und heiße ja auch als Papst nicht umsonst – Benedikt.

„Es ist sicherlich ein sehr wichtiger und historischer Moment für das Kloster und die gesamte Kommunität. Auch deswegen, weil der er schon als Kardinal öfters hier war und den Kontakt zu uns auch jetzt, als Papst, nicht abbricht. Wir beten alle zur Zeit sehr für den Heiligen Vater und seinen Besuch bei uns.“





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