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Das Kreuz mit Madonna

15. August 2009 in Aktuelles, keine Lesermeinung
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Wie Madonna christliche Symbole für sich nutzt…


Hamm (www.kath.net/glaubenslust.de)
„Sex ist meine Religion“, pflegt Superstar Madonna zu sagen. Ob dieser Satz einen Sinn ergibt oder nicht, kann jeder für sich entscheiden. Das mit dem Sinn ist so eine Sache bei Madonna. Sie sucht ihresgleichen in der Popkultur, die sie wie kaum eine andere Künstlerin prägte, sie bleibt seit Jahrzehnten eine Trendsetterin. Ihr Spiel mit Religion und Erotik aber wurde zu einem Kennzeichen, dass sich im Lauf der Jahre ad absurdum geführt hat.

Und immer noch geht ihr der Stoff nicht aus: Ausgerechnet an Mariä Himmelfahrt tritt Madonna dieses Jahr in Polen auf, am wichtigsten Marienfest, an dem die Polen ihre „Krolowa Polski“, ihre „Königin“ Maria verehren. Jetzt hagelte es Proteste. Die Provokation trägt Früchte. Hat die „Pop-Ikone“ erreicht, was sie wollte?

Zwei Seelen in ihrer Brust?
Warum tut Madonna, seit einigen Jahren Freundin der Kabbalah, das immer wieder? Musste sie sich bei ihrer „Confessions“-Tour vor drei Jahren an ein Kreuz hängen? Seit Beginn ihrer Karriere lässt sie ihr Publikum an ihrer Hassliebe zum Katholizismus teilhaben. „Lika a virgin“ („Wie eine Jungfrau“) sang sie in den 80ern im Brautkleid - und bewegte sich dazu alles andere als jungfräulich.


Im „Like A Prayer“-Video wimmelt es von brennenden Kreuzen, Madonna küsst einen schwarzen Heiligen. In „Justify my love“ dann wieder Provokation mit dem Kreuz - die italienische Bischofskonferenz rief im selben Jahr sogar zum Boykott ihrer Konzerte auf. Auffallend auch immer wieder das doppelte Frauenbild, das Madonna zeichnet, etwa in „La Isla Bonita“: Die eine Madonna, schlicht gekleidet, kniend in ihrem Kämmerlein und den Rosenkranz betend, die andere, eine heißblütige Flamenco-Tänzerin, räkelt sich auf dem Boden und gesellt sich zu den lebenslustigen Musikanten auf der Straße.

Die „echte“ Madonna stammt aus einem sehr katholischen Haus, als Mädchen wollte sie angeblich sogar Nonne werden. Ihre Mutter, die ihr das Beten beibrachte, starb, als Madonna fünf Jahre alt war. Das bietet schon genug Stoff für ein wenig Psychoanalyse: Madonna, die später zum Sexsymbol wird, kann sich nicht lossagen von der Faszination, die die christliche Symbolik auf sie ausübt, weil sie unbewusst eine tiefe Sehnsucht treibt - nach dem Urvertrauten, nach der Liebe ihrer Mutter, letztlich nach einer höheren Liebe.

Im Video „Oh Father“ arbeitet sie vieles davon auf. Ihr Kind nennte sie 1996 trotz Dauer-Clinch mit der katholischen Kirche Maria Lourdes, nach dem berühmten Wallfahrtsort. Madonna, die ewig Zerrissene zwischen Sex und kindlicher Reinheit des Herzens?

Showbiz als Religion

Es ist wahrscheinlich simpler: Madonnas Seele gehört dem Showbiz, sie weiß um die Wirkkraft und die Universalität christlicher Symbole und macht sie sich zunutze. Sie weiß, wie sehr sie damit provoziert - und findet es fantastisch. Sie verletzt andere Menschen, doch fehlt ihr die Dimension, es wirklich zu bemerken. Zufall, dass ihr Polen-Konzert genau auf Mariä Aufnahme in den Himmel fällt? Natürlich nicht. Dass jetzt auch noch Proteste angekündigt sind, ja, dass es sogar Initiativen gab, die das Konzert verhindern wollten, ist Öl auf ihr Feuer.

Dennoch war es die richtige Entscheidung, das Konzert wie geplant stattfinden zu lassen - fürchtete man in Polen doch, sonst provinziell oder fundamentalistisch zu erscheinen. Und die Proteste? Sind sie nicht letztlich das von ihr selbst gemeißelte Mosaikteilchen für die perfekte Show? Ja. Aber was uns heilig ist, dafür dürfen wir auch ruhig einmal die Stimme erheben: einstimmen in einen 2000 Jahre alten Gesang.

Von Antonia Groll


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