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Gedanken zu ‚Reform’ und Umkehr

19. August 2010 in Aktuelles, 15 Lesermeinungen
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Es geht um die persönliche Wiederherstellung der immer wieder gebrochenen Liebesbeziehung zu Gott, nicht um kämpferische Rufe nach Strukturveränderung. Von Christof Gaspari / Vision 2000.


Wien (kath.net/Vision 2000) Fast täglich bekommt man es zu hören: Eine Reform der Kirche sei unumgänglich. Verharre sie weiter in der Erstarrung, werde sie bald auf den harten Kern Ewig-Gestriger zusammenschrumpfen.

Viele Medien verkünden diese Botschaft, auch innerkirchlich mehrt sich die Kritik. Da war etwa in einem Wiener Pfarrblatt der Aufruf einer „Pfarrer-Initiative“ abgedruckt. 300 Priester sollen ihr angehören. Mit harschen Worten werden Strukturänderungen in der Kirche eingemahnt: kollegiale Führungsstrukturen, Gewaltenteilung, Transparenz, „Rechenschaft der Amts- und Vollmachtsträger gegenüber dem Kirchenvolk“… Die „absolutistische Führungsstruktur“ könne die Zukunftsfragen nicht lösen, die Kirchenlehre sei zu reformieren nach den „Maßstäben des Evangeliums“.

Ähnlicher Ton in einem burgenländischen Pfarrblatt. Auch hier wieder der Ruf nach Reform: Aufhebung des Pflichtzölibats, Frauenordination, „Lösungen für Geschiedene und Wiederverheiratete mit der Möglichkeit der Segnung einer zweiten Partnerschaft, freie und offene Kirche…“ Wir hätten in der Katholischen Kirche dringend einen Martin Luther nötig, eine überfällige Reformation stellte ein steirischer Pfarrer nach dem Treffen von mehr als 550 Pfarrgemeinderäten aus ganz Österreich mit den Bischöfen im Mai fest.

Gut, reden wir also über Reform. Das Wort hat heute Hochkonjunktur: Struktur-, Steuer-, Strafrechtsreform – um nur einige zu nennen – stehen auf dem Programm. Alles wird laufend reformiert. An die zeitbedingten Gegebenheiten angepaßt. Man muß nur einmal die immer dicker werdenden Sammlungen der jährlich beschlossenen Gesetze sehen, um das Maß der Regulationswut unserer Gesellschaft zu erkennen. Total unüberblickbar.


Längst hat sich das Wort Reform von seinem ursprünglichen Sinngehalt entfernt. Von seinem Wortstamm her bedeutet es nämlich: Wiederherstellung, Zurückbildung. Im heutigen politischen Sprachgebrauch jedoch bezeichnet es, wie man bei „Wikipedia“ nachlesen kann „ eine größere, planvolle und gewaltlose Umgestaltung bestehender Verhältnisse und Systeme.“

Halten wir an dieser Stelle fest: Es geht um einen gezielten Vorgang, der das Umfeld des Menschen – die „Verhältnisse und Systeme“ – umgestaltet. Was das Ziel der Umgestaltung anbelangt, so steht hinter den Reformen ein diffuser Fortschrittsbegriff: materielle Wohlstandsmehrung, Förderung der Gesundheit, Befreiung von naturgegebenen und sozialen Zwängen… Ein rein diesseitiges Konzept.

Gegenstand der Reformen ist das Umfeld des Menschen, der Aufbau leistungsfähiger, gesellschaftlicher Systeme, die unseren Wohlstand gewährleisten sollen. Darüberhinaus aber zielen die Reformen auch auf die Denkmuster der Menschen, damit diese sich systemkonform verhalten.

Was ist nun geschehen? Dieses Denken hat auch Eingang in die Kirche gefunden. Kirchenreform ist zum Renner geworden. „Ecclesia semper reformanda“ (die Kirche müsse fortgesetzt verändert und erneuert werden) ist ein Schlagwort, das fast schon den Charakter eines Dogmas angenommen hat.

Viele meinen, dieser Satz sei die zentrale Botschaft des 2. Vatikanischen Konzils. Stimmt aber nicht: Das Schlagwort selbst wurde erst Mitte des 20. Jahrhunderts geprägt und vom Theologen Hans Küng populär gemacht. Viele verstehen darunter eine Reform, die sich zum Ziel setzt, die Lehre der Kirche an jenen Stellen zu ändern, wo sie im Widerspruch zu den etablierten „modernen“ Vorstellungen stehen. Vieles sei nicht mehr zeitgemäß, etwa das strenge Bestehen auf der Unauflöslichkeit der Ehe.

Weil nun in der Kirche so häufig nach Reform gerufen wird, suche ich in der Heiligen Schrift nach diesem Stichwort. Ergebnis: kein einziger Treffer. Einige Male kommt das Wort in den Kommentaren zum Schrifttext vor. Reform also durchaus kein zentrales Anliegen.

Ist auch kein Wunder: Gott geht es ja nicht primär um das irdische Wohlbefinden des Menschen – auch wenn dieses ja erstrebenswert ist –, sondern um dessen ewiges Heil. Und dieses ist nicht von den äußeren Lebensumständen abhängig, sondern vom Maß der Liebe, die das Leben eines Menschen prägt.

Daher ändert sich das Bild auch sofort, wenn man nach dem Wort „Umkehr“ fahndet. Es kommt 55 Mal in der Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift vor und der Appell „Kehrt um!“ ergeht 38 Mal. Das Thema Umkehr zieht sich durch das Alte wie das Neue Testament. Es ist eine zentrale Botschaft, ein wiederkehrender Aufruf Gottes.

Und worum geht es bei dieser Umkehr? Um die Wiederherstellung der immer wieder gefährdeten und gebrochenen Liebesbeziehung zu Gott. Sie geschieht durch einen persönlichen Akt. Der Vorgang findet in meinem Inneren statt. Ich öffne mich neu für die Liebe Gottes.

Diese wieder eingegangene Liebesbeziehung zu Gott hat wesentlich auch mit den Geboten zu tun. Man kann sie nicht auf der rein emotionalen Ebene angesiedelt sehen. Jesus stellt das eindeutig klar: „Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt; wer mich aber liebt, wird von meinem Vater geliebt werden und auch ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren.“ (Joh 14,21)

Dabei geht es um Seine Gebote! Sie gelten für alle Zeiten, sind die Richtschnur für ein erfülltes Leben. Sie unterliegen keinen Moden, können nicht beliebig abgeändert werden. Jesus warnt ausdrücklich vor solcher Versuchung: „Wer auch nur eines von den kleinsten Geboten aufhebt und die Menschen entsprechend lehrt, der wird im Himmelreich der Kleinste sein.“ (Mt 5,19)

Nicht die Gebote haben sich nach den Möglichkeiten des Menschen zu richten, sondern den Menschen sind die Gebote als Perspektiven für ein geglücktes Leben vor Augen gestellt, damit sie stets wieder neu ihren eigenen Kurs korrigieren können.

Das ist der Weg der Erneuerung, der auch heute aus der Krise herausführen wird. Die persönliche Umkehr ist der Schlüssel gerade auch für eine gesellschaftliche Erneuerung. Sie beginnt im Herzen des einzelnen, beschränkt sich aber nicht auf eine persönliche Frömmigkeitsübung.

Die Nähe zu Gott bewirkt eine soziale Dynamik: Denn jeder, der umkehrt, wirkt selbstverständlich reformierend auf die Kirche. Auch andere Menschen erkennen nun, daß ein Leben mit Gott die Antwort auf die eigenen Probleme darstellt und Auswege aus Sackgassen aufzeigt. Jede Umkehr hat eine größere Nähe Gottes zur Folge, die wiederum auf die Umgebung ausstrahlt. Dort kann sie zu weiterer Umkehr Anlaß geben, die sich wie eine Kettenreaktion ausbreiten kann.

Das ist etwas ganz anderes als der kämpferische Ruf nach Gewaltenteilung und kollegialen Führungsstrukturen. Das klingt jedenfalls nach Kampf um Einfluß und Macht. Das Neuwerden des einzelnen im Heiligen Geist scheint da nicht vorrangiges Anliegen zu sein.

Genau um dieses Neuwerden aus dem Heiligen Geist geht es aber. Was als franziskanische Reform im 12. Jahrhundert bezeichnet wird, beschreibt einen solchen Ansteckungsprozeß mit tiefgreifenden Folgen für die Erneuerung der Kirche. Sie setzt aber beim einzelnen an, beim Menschen, der seinen Irrweg erkennt und sich für die barmherzige Liebe Gottes öffnet.


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