Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. R.I.P. Papst Franziskus
  2. Papa Francesco – ein Papst, der die Menschen liebte
  3. Initiative "Neuer Anfang" protestiert gegen Handreichung von DBK/ZDK "für die Praxis der Segnung"
  4. Franziskus war ein „Papst wie du und ich“
  5. Kardinal Müller: „Es gibt legitim über 20 verschiedene Riten derselben katholischen Messe“
  6. Kardinäle aus weit entfernten Regionen kritisieren: Das Präkonklave beginnt „zu früh“
  7. Kardinal Müller hofft, dass der zukünftige Papst den Islam-Dialog überdenkt
  8. "Es gibt nichts Schöneres, als Ihn zu kennen und anderen die Freundschaft mit Ihm zu schenken"
  9. Der Anker und der Mann mit dem hörenden Herzen
  10. Kardinal Erdö ist bereits in Rom - "Franziskus war Papst der Völker"
  11. US-Präsident Donald Trump reist zum Papst-Begräbnis
  12. Papst Franziskus nach Überführung im Petersdom aufgebahrt
  13. US-Regierung lässt negative Folgen von ‚Geschlechtsänderungen‘ erforschen
  14. Bischof Hanke: „Als Christen und als Staatsbürger für das Lebensrecht der Schwächsten demonstrieren“
  15. Kardinal Koch: Einheit der Christen war Franziskus großes Anliegen

Evangelisch-Sein mit Wandlung

24. Mai 2011 in Aktuelles, 25 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Der BDKJ weist auf seiner Hauptversammlung mit einem neuen Demokratieförderplan den Weg aus der Kirchenkrise. Ein Kommentar von Oliver Maksan / Die Tagespost


Altenberg (kath.net/Die Tagespost) Der Thesenanschlag am Dom zu Altenberg bei Köln: In der Bischofskonferenz wird man am Freitag doch etwas unruhig auf die groß angekündigte Geste der organisierten Verbandsjugend geblickt haben. Ihr werdet doch nicht etwa ...?! Nun, ob die Herren sich wirklich beruhigen können, ob Altenberg kein neues Wittenberg werden wird, sei dahingestellt. Bekanntlich hatte auch Doktor Luther nicht die Absicht, eine neue Kirche zu errichten. Aber man soll dem PR-Gag nicht zu viel Ehre antun. Eindrucksvoller wird es anno 1517 dann doch zugegangen sein. So wurden die „Thesen“ zur Kirchenreform nicht an die schweren Portale des Altenberger Doms genagelt, sondern an wackelige Holzgestelle davor gepinnt, die der Wind dann auch reihenweise umwarf – weitergehende Vermutungen über die Gründe dafür seien an dieser Stelle ausdrücklich nicht ausgeschlossen.

Ein Meinungsbild nach Rom tragen

Aber gut. Man ist besorgt. Man leidet in und an „seiner“ Kirche. Aber man will im Gespräch bleiben: Das ist die Botschaft, die die Ende vergangener Woche zur Hauptversammlung zusammengekommenen BDKJ-Vertreter in Richtung des bischöflichen „Gesprächsprozesses“ sandten. Das Kind Dialogprozess hat jetzt nämlich einen neuen Namen. Und der klingt weniger nach Augenhöhe, eher wie ein unverbindlicher Gedankenaustausch.

Und auch der BDKJ rüstet ab – verbal wenigstens. Hieß das Papier zum Dialogprozess vor seinem Beschluss noch „Freiheit der Kinder Gottes – Altenberger Streitschrift“, so ist jetzt ein „Freiheit der Kinder Gottes – Unsere Kirche, unser Beitrag“ daraus geworden. Inhaltlich indes nimmt das dialektisch gewundene, etwas langatmige Dokument nichts von den Forderungen – „Anfragen“ genannt – zurück, die jetzt schwer auf dem bischöflichen Tisch lasten: Priesterweihe der Frau, Aufhebung des Zölibatsgesetzes, demokratische Bischofswahl, Anerkennung selbstverantworteter Sexualität. Soll heißen: Ehe ist ok, aber alles andere auch.


Vor allem sorgen sich die BDKJ-Funktionäre um das Phänomen der „Exkulturation“, also der Verabschiedung der Kirche aus der zeitgenössischen Kultur. Mit diesem Bedauern stehen sie tatsächlich nicht allein. Während aber andere beklagen, dass es zu wenig Kirche in der Gesellschaft gibt, beklagt der BDKJ zu wenig Gesellschaft in der Kirche. „Demokratie in Kirche“ nennt BDKJ-Chef Dirk Tänzler das, während er mit dieser Zeitung spricht.

„Die entscheidende Frage ist die Frage nach der Macht in der Kirche. Und die ist bei uns alles andere als demokratisch und geschlechtergerecht beantwortet.“ Ist also der vom BDKJ beklagte katholische Reformstau der Grund für die Glaubenskrise in Deutschland? Nun, so der für drei weitere Jahre im Amt bestätigte 42-Jährige, das komme darauf an. Sicher fühlten sich viele Menschen etwa von der katholischen Liturgie angezogen. Ihre Lebenswirklichkeit fänden sie aber „in Kirche“ nicht wieder. Und das führe dazu, dass viele „Kirche“ nicht mehr ernst nehmen könnten.

Wenn Saalmikrofone Frauen abschrecken

Gefragt, ob es nicht Zeitverschwendung sei, mit den deutschen Bischöfen über den Pflichtzölibat und die Frauenweihe zu sprechen, wo sie gar keine Entscheidungskompetenzen hätten, meinte Tänzler, dass es darum gehe, ein „Meinungsbild nach Rom“ zu tragen, was dann auch weltkirchlich eine Diskussion in Gang bringen könne. Davor müsse aber erst in der deutschen Kirche offen um Positionen gerungen worden sein. „Das Wesentliche aber ist, dass wir miteinander im Gespräch sind.“

Aber sind nicht alle BDKJ-Forderungen in den evangelischen Kirchen erfüllt und übererfüllt, ohne dass ihnen deswegen die Türen eingerannt würden? Eher im Gegenteil. Ist eine Protestantisierung dann nicht der falsche Weg? Tänzler: „Wir stehen zur römisch-katholischen Kirche. Gerade was Eucharistie und Wandlung angeht. Auch glauben wir, dass die Bischöfe Nachfolger der Apostel sind. Aber wir sehen dringenden strukturellen Handlungsbedarf. Mehr Demokratie hätte sicher auch die Vertuschung von Missbrauchsfällen wesentlich schwerer gemacht.“

Der BDKJ wenigstens muss sich da nichts vorwerfen. Schließlich hat er schon 1994 einen „Demokratieförderplan“ für die Kirche beschlossen – und konsequent umgesetzt. Ein Blick ins Plenum ist deshalb auch ein Blick in die demokratische und geschlechtergerechte Kirche der Zukunft. Am Gender-Tisch – nahe dem Stand mit den fair gehandelten Produkten und den Anti-Coca-Cola-Broschüren – wurde von den Gender–Watchern eifrig registriert, wie oft sich Männer und Frauen zu Wort meldeten, wie lange sie sprachen. Fragebögen zur Gendergerechtigkeit machten die Runde. „Wir wollen gerne demokratisch sein. Und dazu gehört, dass die Strukturen Frauen nicht daran hindern, zu sprechen“, so Yvonne Everhartz, BDKJ-Referentin für Genderfragen.

So standen bei früheren Hauptversammlungen nur Saalmikrophone zur Verfügung. Das habe aber viele Frauen davon abgehalten, sich zu Wort zu melden. Jetzt liegen auf jedem der Tische welche. Doch Geschlechtergerechtigkeit erschöpfe sich nicht darin. Sie drückt einem den jüngsten Beschluss der Bundesfrauenkonferenz in die Hand. Der erblickt in der Kirche eine „vielschichtige strukturelle und bis in die persönlichen Beziehungen hineinwirkende Diskriminierung von Frauen“ und fordert deshalb die Bischöfe auf, auf allen Ebenen – lokal, diözesan, weltweit – dafür zu sorgen, dass Frauen entsprechend ihres Anteils im Kirchenvolk in allen kirchlichen Gremien und Entscheidungspositionen vertreten sind. Energisch verweisen sie dabei auf ihren gleichlautenden Beschluss aus dem Jahre 2005, der immer noch nicht umgesetzt ist. Außerdem werden weibliche Gottesbilder gefordert, „denn sie sind wichtig, um Gott nicht nur männlich zu denken, sondern in seiner/ihrer Vielschichtigkeit und Unbegreifbarkeit wahrzunehmen“. Und das alles natürlich in geschlechtergerechter Sprache.

Bei soviel Sitzungsstress und Papierproduktion tat den Teilnehmern etwas gruppendynamische Abwechslung gut. „Wie fühle ich mich als Hauptamtliche/r, Ehrenamtliche/r, als Frau, Mann derzeit in meiner Kirche?“, fragte Bundespräses Simon Rapp die Versammelten. Und die mussten eine pantomimische Antwort geben. Nicht gut geht es ihnen. Reihenweise gingen die Daumen nach unten, langten sich Leute an den Kopf. Beim anschließenden Ringelpietz mit Anfassen auf dem Fußballplatz dann durfte man seinem Gegenüber Auskunft darüber geben, was man den Papst fragen würde, wenn man ihn im September träfe. „Warum sein Besuch so scheißviel Geld kostet“, meinte eine Teilnehmerin gegenüber dieser Zeitung. Wenn das mal keine Gesprächsgrundlage ist.


Die Tagespost - Lesen Sie, was Kirche und Welt bewegt. Fordern Sie jetzt Ihre kostenlose Leseprobe für 2 Wochen (6 Ausgaben) an - völlig unverbindlich für Sie!


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Dialogprozess

  1. Frieden und Toleranz
  2. Kardinalstaatssekretär möchte mit Papst-Kritikern einen Dialog führen
  3. Pöbeln auf Twitter ist modern
  4. Kirche zu interreligiösem Dialog verurteilt
  5. Dialogprozess im Praxistest: Nur vier Familien bei Veranstaltung
  6. Meisner: Text des Diözesanrats im Widerspruch zur katholischen Lehre
  7. Deine (BDKJ)-Message an die Kirche
  8. Müller zum Dialogprozess: Die Bischöfe haben keinen Spielraum!
  9. Komm, Heiliger Geist, der Reformen schafft...
  10. Ist im DBK-Dialogprozess Platz für 'römische' Katholiken?







Top-15

meist-gelesen

  1. R.I.P. Papst Franziskus
  2. Franziskus war ein „Papst wie du und ich“
  3. Vatikan veröffentlicht Testament von Papst Franziskus
  4. Eine große BITTE an Ihre Großzügigkeit! - FASTENSPENDE für kath.net!
  5. Vandalismus in deutschen Kirchen: Beobachtungsstelle OIDAC alarmiert
  6. Urbi et Orbi Ostern 2025 - Das Lamm Gottes hat gesiegt! Er lebt, der Herr, meine Hoffnung
  7. Papst trifft US-Vizepräsident Vance im Vatikan
  8. Kardinäle aus weit entfernten Regionen kritisieren: Das Präkonklave beginnt „zu früh“
  9. Jerusalem: Die geheimnisvolle "Liturgie des Heiligen Feuers"
  10. Joseph Ratzinger/Benedikt XVI. bleibt für uns ein starker Segen!
  11. US-Vizepräsident Vance bei Karfreitagsliturgie im Petersdom
  12. Papa Francesco – ein Papst, der die Menschen liebte
  13. Ostermesse auf dem Petersplatz. Im Staunen des Osterglaubens
  14. Patriarch Bartholomaios: Ostern immer gemeinsam feiern
  15. Kardinal Müller: „Es gibt legitim über 20 verschiedene Riten derselben katholischen Messe“

© 2025 kath.net | Impressum | Datenschutz