
DBK beendet Zusammenarbeit mit Kriminologischen Forschungsinstitut9. Jänner 2013 in Deutschland, 26 Lesermeinungen Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden
Bischof Ackermann: Deutsche Bischofskonferenz kündigt den Drittmittelvertrag über kriminologische Missbrauchsforschung aus wichtigem Grund, das Vertrauensverhältnis zwischen dem Direktor des Instituts und den deutschen Bischöfen ist zerrüttet.
Bonn (kath.net/DBK) Zum Projekt einer kriminologischen Erforschung sexuellen Missbrauchs im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz, das zwischen dem Verband der Diözesen Deutschlands (VDD) und dem Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen e. V. (KFN) verabredet wurde, erklärt Bischof Dr. Stephan Ackermann als Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz für Fragen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger im kirchlichen Bereich: Am 13. Juli 2011 haben wir in einer Pressekonferenz das vom VDD als Drittmittelgeber finanzierte Forschungsprojekt Der sexuelle Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz vorgestellt. Es sollte unter der Leitung von Professor Dr. Christian Pfeiffer durch das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen e. V. durchgeführt werden. In der Folge begannen die ersten Vorarbeiten, insbesondere die notwendigen PreTests in zwei ausgewählten Bistümern. Wir bedauern sehr, dass dieses Projekt mit dem KFN nun nicht fortgeführt werden wird und wir einen neuen Partner finden müssen, mit dem das Forschungsprojekt aufgegriffen werden kann. Wir waren gezwungen, heute den Drittelmittelvertrag mit dem KFN aus wichtigem Grund mit sofortiger Wirkung zu kündigen und die überzahlten Forschungsförderungsgelder zurückzufordern. Das Vertrauensverhältnis zwischen dem Direktor des Instituts und den deutschen Bischöfen ist zerrüttet. Vertrauen ist aber für ein so umfangreiches und sensibles Projekt unverzichtbar. Darüber waren sich die Projektpartner von vornherein einig. Das Kommunikationsverhalten von Professor Dr. Pfeiffer gegenüber den kirchlichen Verantwortungsträgern hat aber leider einer weiteren konstruktiven Zusammenarbeit jede Vertrauensgrundlage entzogen. Wir bedauern, mit Professor Dr. Pfeiffer keine einvernehmliche Lösung gefunden zu haben, um die wir uns bemüht haben. Die Deutsche Bischofskonferenz ist aber weiterhin überzeugt von der Notwendigkeit einer kriminologischen Erforschung des Themas sexueller Missbrauch Minderjähriger im kirchlichen Bereich. Sie wird daher einen anderen Vertragspartner für die Durchführung eines solchen Projektes suchen. Dazu wird es in den kommenden Wochen die nötigen Gespräche geben. Das Forschungsprojekt fügt sich in den Rahmen des weitgesteckten Handlungsplanes, den wir seit nunmehr fast drei Jahren verfolgen. Im Frühjahr 2010 hatte die Deutsche Bischofskonferenz kurz nach der Aufdeckung zahlreicher Missbrauchsfälle einen umfangreichen Maßnahmenkatalog verabschiedet, um sich der Problematik sexueller Gewalt an Minderjährigen im kirchlichen Bereich zu stellen. Dazu gehörten die Schaltung der Telefon-Hotline, die Überarbeitung der Leitlinien im Umgang mit dem Thema, die Mitarbeit am Runden Tisch der Bundesregierung, umfängliche Präventionsmaßnahmen und Fortbildungsangebote sowie die materielle Anerkennung erlittenen Leids. Darüber hinaus wurden zwei wissenschaftliche Projekte auf den Weg gebracht. Neben dem KFN-Projekt handelte es sich um ein weiteres Projekt, das auf die Analyse forensischer Gutachten zu betroffenen Priestern abzielte und von einer Forschergruppe um Professor Dr. Norbert Leygraf (Universität Duisburg-Essen) geleitet wurde. Dessen Ergebnisse konnten wir bereits im Dezember 2012 der Öffentlichkeit vorstellen. Dieses Engagement der Kirche zeigt, dass wir uns nach wie vor um eine gründliche und transparente Aufarbeitung bemühen. Ich bedauere, dass der jetzige Schritt unumgänglich wurde, der allein mit dem mangelnden Vertrauen in die Person von Professor Dr. Pfeiffer zusammenhängt. Gleichzeitig bin ich zuversichtlich, dass wir schon bald das Forschungsprojekt mit anderen Partnern in Angriff nehmen können. 
VIDEO: DBK-Sprecher Matthias Kopp nimmt Stellung: Völlige Forschungsfreiheit garantiert

VIDEO: Münchner Generalvikar Beer zum Zensurvorwurf:

Stellungnahme des Kriminologen Christian Pfeiffer zur Kündigung der Zusammenarbeit

Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

LesermeinungenUm selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen. Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder. kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net) kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen. |