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'Wir fahren ermutigt und gestärkt in unsere Diözesen zurück.'25. Oktober 2015 in Deutschland, 6 Lesermeinungen Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden
Erklärung der drei deutschen Synodenteilnehmer Kardinal Marx, Erzbischof Koch und Bischof Bode: Die Synode hat gezeigt, welche große Bedeutung die Kirche Ehe und Familie beimisst.
Vatikan-Bonn (kath.net/DBK) Die XIV. Ordentliche Generalversammlung der Bischofssynode unter dem Thema Die Berufung und Sendung der Familie in Kirche und Welt von heute ist an diesem Sonntag mit der Feier der Eucharistie im Petersdom zu Ende gegangen. Seit dem 4. Oktober 2015 haben mehr als 270 Synodenväter über aktuelle Fragen zur Familie in Rom beraten. Zum Abschluss der Bischofssynode erklären die drei Teilnehmer der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx (München und Freising), Erzbischof Dr. Heiner Koch (Berlin) und Bischof Dr. Franz-Josef Bode (Osnabrück): kath.net dokumentiert die Erklärung der Teilnehmer der Deutschen Bischofskonferenz zum Abschluss der Weltbischofssynode in Rom in voller Länge: In Dankbarkeit beenden wir die Bischofssynode in Rom. Drei Wochen haben wir intensiv und ermutigend, kontrovers und ehrlich mit Vertretern aus aller Welt diskutiert und gerungen, theologische Fragen vertieft und uns mit den Lebenswirklichkeiten der Familie befasst. Die Wochen waren vor allem ein geistliches Ereignis: In der Feier der Eucharistie, im gemeinsamen Gebet und im mitbrüderlichen Gespräch haben wir Wege gesucht, wie die Sendung der Familie in Kirche und Welt positiv gelingen kann. Grundlagen unserer Beratungen waren neben der Heiligen Schrift und der Tradition die Worte des Zweiten Vatikanischen Konzils: Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi (Gaudium et spes 1). In diesem Geist haben wir uns theologisch und praktisch mit den Bedürfnissen der Familien auseinandergesetzt. Die Bischofssynode hat die Situation von Familien ernstgenommen wie sie ist: offen, ehrlich, global differenziert, aber doch in vielem ähnlich. Ehe und Familie sind über alle kulturellen Unterschiede hinweg eine konstante Größe menschlichen Zusammenlebens. Deshalb sind wir Papst Franziskus dankbar, dass er den synodalen Weg der Kirche bei diesem Thema beschreitet. Er begann mit den weltweiten Umfragen des Vatikans und der Synode im vergangenen Jahr. Der heutige Abschluss ist nicht das Ende, sondern ein Doppelpunkt: Wir müssen diesen Weg für und mit den Familien weitergehen. Keine andere globale Institution unternimmt eine solche Reflexion mit weltweiter Partizipation zum Thema Familie.
Die Synode hat gezeigt, welche große Bedeutung die Kirche Ehe und Familie beimisst. Gerade in dieser Frage bestand während der Beratungen ein breiter Konsens. Die Kirche ermutigt Menschen, Ehe und Familie zu leben und sich darauf einzulassen, diesen Weg in Treue weiterzugehen und Schwierigkeiten durchzustehen. Die Synode hat betont, dass der ganz normale familiäre Alltag ein Zeugnis ist. Gleichzeitig sind wir aufgerufen, Wege zu suchen, die Familie zu stärken und zu begleiten. Das kann anwaltschaftlich zum Beispiel im sozialpolitischen Einsatz zu Gunsten der Familie geschehen, gerade auch für kinderreiche Familien oder für Alleinerziehende, im Einsatz für eine staatliche Gesetzgebung, die Familie fördert und ihren Wert für die Gesellschaft anerkennt. Das muss insbesondere auch innerkirchlich geschehen, zum Beispiel durch eine entsprechende Ausbildung der pastoralen Mitarbeiter zur Begleitung der Familien, durch eine bessere Ehevorbereitung und -begleitung, gerade in den ersten Jahren der Ehe, aber auch durch Beratungsangebote und Einrichtungen. In der Synode ist deutlich geworden, dass die kirchliche Begleitung insbesondere in Situationen der Bedrängnis gefordert ist, zum Beispiel wenn Erziehung schwierig wird, Familienmitglieder krank sind oder Behinderungen viel Aufmerksamkeit und Fürsorge erfordern, wenn Ehepaare im Streit leben, wenn Menschen geschieden sind und erneut heiraten. Hier gilt es nicht nur anzuerkennen, was die Kirche leistet, sondern auch ehrlich zu sagen, was wir als Kirche versäumt haben: Im falsch verstandenen Bemühen, die kirchliche Lehre hochzuhalten, kam es in der Pastoral immer wieder zu harten und unbarmherzigen Haltungen, die Leid über Menschen gebracht haben, insbesondere über ledige Mütter und außerehelich geborene Kinder, über Menschen in vorehelichen und nichtehelichen Lebensgemeinschaften, über homosexuell orientierte Menschen und über Geschiedene und Wiederverheiratete. Als Bischöfe bitten wir diese Menschen um Verzeihung, so haben wir es in unserem Arbeitskreis formuliert. Wir sind dankbar, dass die Synode eine Wertschätzung der interkonfessionellen Ehen ausgesprochen und den Wegcharakter des Lebens in Ehe und Familie unterstrichen hat, indem auch eine positivere Sicht auf den Weg vor der Ehe diskutiert wurde. Beim Thema der wiederverheiratet Geschiedenen sind notwendige Differenzierungen der Situationen im Text aufgegriffen. Es ist gelungen, Pauschalierungen zu vermeiden. Der Synode ist klar, dass es jede Lebenssituation individuell zu betrachten gilt. Im Rückblick hätten wir uns manches Mal mehr Mut gewünscht, sich intensiver mit den Realitäten zu befassen und sie als Zeichen der Zeit anzuerkennen, in denen Gott uns etwas sagen will, aber wir anerkennen auch, dass wir gelernt haben, uns auf andere Kulturen und Erfahrungen einzulassen. Die Bischofssynode berät den Papst. Wir werden den weiteren Weg mit unseren Gebeten begleiten. Vor Papst Franziskus liegt jetzt die Aufgabe, die Fülle von Ergebnissen für die Kirche zu nutzen. Der Heilige Vater kann nun Entscheidungen für die ganze Kirche treffen, wobei er immer für die Einheit der Kirche steht und den weiteren synodalen Weg, wie er selbst in seiner historischen Rede vor einer Woche gesagt hat. Wir werden das, was in der Synode bedacht wurde, zu Hause vertiefen und nach Konkretionen suchen. Als Kirche gehen und leben wir mit den Menschen, den Ehepaaren, den Familien, gerade auch mit den Bedrängten, mit deren Freude und Hoffnung, Trauer und Angst. Fragen, die uns jetzt begleiten, sind etwa: Wie öffnen wir Wege hin zu Christus und verschließen sie nicht? Wie integrieren wir die Menschen ganz in die Kirche? Wie werden wir eine Kirche mit offenen Türen? Und wie verhalten wir uns gegenüber Familien in schwierigsten Lebenssituationen wie zum Beispiel Flüchtlingsfamilien, um ihnen ein Leben in Würde zu ermöglichen, wie es das Evangelium aufzeigt? Wie können wir die Familienpastoral insgesamt mit neuem Schwung voranbringen? Der Abschlusstext der Bischofssynode eröffnet Handlungsperspektiven und gibt Impulse zum theologischen Weiterdenken. Das wird auch in das Wort der deutschen Bischöfe zu Ehe und Familie einfließen, an dem wir derzeit arbeiten. Wichtig ist: Der synodale Weg der Kirche geht weiter. Vielleicht hat er gerade erst begonnen. Die Kirche bleibt auf dem Weg und bei den Menschen, auch in den Fragen von Ehe und Familie. Diesen Weg werden wir als Kirche in Deutschland mit Papst Franziskus fortsetzen. Wir fahren ermutigt und gestärkt in unsere Diözesen zurück.
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Lesermeinungen | carolus romanus 26. Oktober 2015 | | | Und 2016? Bald werden wir sehen, dass bei höchstens 2600 WvG-Katholiken (siehe meinen Beitrag neulich) der Ansturm auf die Kirchen ausbleiben wird. Die Erklärung und Forderung der dt.kath. Kirche wird dann sein: ja, dies war zu wenig. Erst wenn es homosexuelle Ehen und Gemeindereferentinnnen-Priesterinnen in der dt.kath. Kirche gibt - regionale, kulturelle Unterschiede eben -, dann kommt der große Durchbruch und Ansturm der Gläubigen.
Das wird zwar auch nicht funktionieren. Aber Hauptsache die KiSt fließt zunächst weiter. | 3
| | | carolus romanus 26. Oktober 2015 | | | Jetzt gehts aber los! Nachdem also nun WvG endlich wieder zur Kommunion gehen dürfen (was bisher bereits sowieso geschah), ist eines der "drängenden Probleme" in der dt.kath. Kirche gelöst.
So, die Herren Bischöfe Marx, Koch und Bode. Ab jetzt erwarten wir den lange ersehnten Ansturm der Gläubigen in die Kirchen! | 2
| | | 26. Oktober 2015 | | | @theostudent: Vorbehaltlos annehmen, ja, aber auch vorbehaltlos erneuern! Ich stimme Ihnen zu: die Kirche sollte „vorbehaltlos auf die Menschen zugehen und diese vorbehaltlos annehmen“. Das ist aber nur der erste Schritt der Barmherzigkeit, der ohne den zweiten Schritt keine Barmherzigkeit, sondern nur ein „Beruhigungsmittel“ ist. Der zweite Schritt der Barmherzigkeit ist, die Gnade der Erneuerung: die Menschen in die immer größere Gemeinschaft mit Gott durch Jesus Christus im Heiligen Geist und in die Gemeinschaft mit der Kirche führen. Und dabei spielen die Sakramente eine entscheidende Rolle. Deshalb sollte die Kirche zwar alle Menschen vorbehaltlos annehmen, aber nicht alle Menschen vorbehaltlos zur Kommunion zulassen, sondern nur die, die ihr Leben wirklich „vorbehaltlos“ in Christus erneuern wollen, sonst werden die Sakramente als „Beruhigungsmittel“ mißbraucht und verlieren die Kraft der Erneuerung. Und das haben die deutschen Bischöfe – so scheint mir – nicht wirklich realtisiert. | 2
| | | theostudent 26. Oktober 2015 | | |
Die Kirche bleibt auf dem Weg und bei den Menschen. Das ist für mich die wichtigste Aussage. Gerade das Evangelium von gestern und auch von heute hat mir wieder einmal verdeutlicht, dass es die wichtigste Aufgabe der Kirche ist, auf die Menschen vorbehaltlos zuzugehen und diese vorbehaltlos anzunehmen (Selbst wenn das Gesetz der Sabbatruhe dabei gebrochen wird). Wenn man an den Menschen vorbeigeht, hat man sie irgendwann ganz verloren. Ohne den Menschen brauchen wir auch nicht mehr über Familie, Ehe und Sakramentenempfang sprechen. | 0
| | | 26. Oktober 2015 | | | Unschuldslämmer mit Siegestrophäe Mein Fazit: Die dt. Bischöfe haben erreicht, was sie erreichen wollten, die Zulassung der wvGs zur Kommunion. Jeder x-beliebige Priester kann einen wvG in der Beichte lossprechen, wie schwierig und langwierig das auch immer sein mag. Sobald das in der Kirche gilt, kann man ihnen die Kommunion nicht mehr verweigern, wenn sie sich „in die Schlange“ stellen, weil man ja nicht weiß, ob der wvG nicht vielleicht zur Beichte war.
Aber warum sagen es die Bischöfe dann nicht einfach so? Unter sich amüsieren sie sich sicherlich köstlich über die Naivität der anderen Synoden-Väter und werden dieses Ergebnis in Deutschland in ihren Kreisen als Siegestrophäe präsentieren. Aber natürlich dürfen sie sich jetzt nicht in Siegerpose zeigen und laut jubeln. Das würde unnötig provozieren. Stattdessen spielen sie die Unschuldslämmer: „geistliches Ereignis“, „bereichernde Erfahrung von Weltkirche“, „Ermutigung und Stärkung“.
Schaun wir mal, ob der Papst das böse Spiel durchschaut, und wie er dazu steht. | 4
| | | Stefan Fleischer 25. Oktober 2015 | | | Eine Meisterleistung ist dieser Text! Wie so viele schöne Texte der letzten Jahrzehnte hängt alles von der Interpretation ab. Es sind die unterschiedlichsten, ja gegensätzlichsten Wahrnehmungen möglich. Ich will nicht behaupten, dass das bewusst war. Aber von so intelligenten und gut ausgebildeten Würdenträgern würde ich eigentlich erwarten, dass sie sich dieser Gefahr bewusst sind und dementsprechend klar und unmissverständlich formulieren. | 17
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