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Das Kreuz – Zeichen des Widerspruchs

9. November 2016 in Kommentar, 6 Lesermeinungen
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Ein Kardinal legt sein Kreuz auf Tempelberg-Moschee/Jerusalem ab! Für ägyptischen, einfachen Christen war das ein Zeichen der Unterlegenheit und gegen jede Solidarität mit den bedrängten Christen. Gastkommentar von Msgr. Joachim Schroedel, Kairo


Kairo (kath.net) „Denn das Wort vom Kreuz ist eine Torheit denen, die verloren werden; uns aber, die wir selig werden, ist es eine Gotteskraft.“ (1 Kor 1,18)

Zugegeben; Kreuzesdarstellungen mit dem Leidenden Heiland gibt es erst einige Jahrhunderte nach Tod und Auferstehung unseres Herrn. Doch zeigt zum Beispiel das auf dem Palatin gefundene „Spottkreuz“ einen Gekreuzigten mit einem Eselskopf und der Beischrift: „Alemenos betet seinen Gott an“, wie sich an dem Bekenntnis des „Christus, dem Gekreuzigten“ die Geister scheiden. Das Scrafitto stammt aus dem Beginn des dritten Jahrhunderts.

Ich lebe seit über 20 Jahren in Ägypten. Die Christen nennen sich „Keniset es-Salib“ – die Kirche des Kreuzes. Und vielen Europäern wird bekannt sein, dass das signum distinctivum (das Zeichen der Unterscheidung) bei vielen koptischen Christen über dem Handgelenk oder – noch sichtbarer – über dem Daumen tätowiert ist. Bei einigen Stämmen in Äthiopien wird das Kreuz sogar auf die Stirn tätowiert; es ist wirklich ein „unauslöschliches Siegel“. Die Halbjüdin und Büchner-Preisträgerin (posthum) Elisabeth Langgässer sieht die Taufe, die im Namen des Dreifaltigen Gottes gesprochen und im Zeichen des Kreuzes gespendet wird, als niemals zu widerrufendes Zeichen – was es ja nun auch ist.

In einigen Kirchen des Orients, so etwa auch bei den Kopten, trägt jeder Priester ein Kreuz auf der Brust. Mir selber, der ich in Soutane gehe, wurde häufiger die Frage gestellt: „Wo hast Du denn Dein Kreuz?“. Erklärungen, etwa: ich sei kein Bischof, wurden mit einem Lächeln abgetan. Denn ein Bischof trägt ja, als „distinctivum“ eine Ikone der Gottesmutter und/oder des Erlösers.


Und nun legen, aus „Respekt“, ein Bischof und ein hoher Geistlicher der evangelischen Gemeinschaften in Deutschland, ihre Kreuze, die bei beiden zum „Ornat“ gehören, einfach ab. Mir stellte sich die Frage, warum sie nicht ohnedies zum Besuch einer Stätte, die mit dem Christentum nur indirekt zu tun hat, ohne Ornat kommen. Ich kenne Priester in Jerusalem, die dann in Anzug, eventuell sogar in Krawatte, kommen. Das ist dann auch gut so.

Aber: Soutane oder Gehrock bei diesen Hohen Herrn verlangen das entsprechende Kreuz. Ich kann den Geistlichen nur zugute halten, dass sie schlechte oder keine Berater im Vorfeld ihres Besuches in einem muslimischen Heiligtum hatten und dann durch die muslimischen Führer in gewisser Weise „überrumpelt“ wurden. Denn ich bin der festen Überzeugung, dass ein Kardinal niemals das Kreuz ablegen würde, zu dessen Verkündigung er den Purpur, als Zeichen des Märtyrerblutes, verliehen bekommen hat. Und den festen Glauben des Ratsvorsitzenden der EKD habe ich persönlich schon mit Freuden erfahren können.

Freilich: Die ägyptischen Christen sind wieder einmal skandalisiert! Allein den Besuch in einer Moschee durch christliche Geistliche können sie so leicht nicht verstehen. Ich erinnere mich – leider sehr gut – an die Kritik, die der Heilige Papst Johannes Paul II. ertragen musste, als er bei Besuch der Moschee in Damaskus seine Schuhe auszog.

Aber dies war nun Nichts im Vergleich zum jüngsten Ereignis. Ein Kardinal legt sein Kreuz auf dem Tempelplatz zu Jerusalem ab! Das war – ich rede nur für die ägyptischen, einfachen Christen – ein Zeichen der Unterlegenheit und gegen jede Solidarität mit den bedrängten Christen, die eben auch in Ägypten christliches Zeugnis geben wollen.

Die „Kirche des Kreuzes“ in Ägypten fühlt sich, wieder einmal, im Stich gelassen. Es war ja wundervoll, dass vor wenigen Wochen der Wiener Erzbischof, Christoph Kardinal von Schönborn, einen Besuch bei den Christen Ägyptens gemacht hat. Und er hat auch wirkliche Zeichen gesetzt, zum Beispiel damit, dass er die Familien der Märtyrer von Libyen besucht hat.

Wie sehr wünschte ich mir, dass wieder einmal ein Bischof aus der Deutschen Bischofskonferenz nach Ägypten käme; die Erinnerung an den Solidaritätsbesuch von Erzbischof Ludwig Schick, Bamberg, ist uns allen noch sehr lebendig. Übrigens hat auch Erzbischof Schick im Ornat eine der wichtigen Moscheen in Kairo in vollen Ornat besucht. Mit Brustkreuz. Danke für dieses Zeichen, auch heute noch!

Das Verhältnis der Religionen heute ist wesentlich sensibler als noch vor Jahrzehnten. Aber: es gibt „rote Linien“, die ein Christ im Dialog nicht überschreiten darf. Dazu gehört, für Bischofe oder Kirchenführer anderer christlichen Gemeinschaften, das klare Bekenntnis zum Gekreuzigten! Im schlimmsten Falle: Wenn ich gebeten werde, DAS ZEICHEN meiner christlichen Identität, das KREUZ, abzulegen; dann bedanke ich mich herzlich, und gehe den Tempelberg zu Jerusalem wieder hinab.

Das wäre DAS Zeichen gewesen, dessen der Dialog mit dem Islam bedarf.

kath.net-Artikel von und über Monsignore Schroedel.

kath.net-Buchtipp
Mit Segenskreuz und Handy
20 Jahre als Priester im Nahen Osten
Von Joachim Schroedel
Taschenbuch, 162 Seiten
2016 Mainz Verlagshaus Aachen; Patrimonium
ISBN 978-3-86417-048-5
Preis 15.30 EUR

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EWTN-Interview mit Msgr. Schrödel - Deutschsprachiger Seelsorger in Kairo


Foto oben: Msgr. Schroedel



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Lesermeinungen

 Schroedel 11. November 2016 
 

schade für dei Orientalen...

Traurig, daß dazu m´nichts kam.... Man denkt nur an die "!Deutsche Ökumene!"..... welch ein Trugschluss


4
 
  10. November 2016 
 

Die meisten Bischöfe......

...fürchten die Meinung der Medien und deren Kritik!!!


5
 
 Einsiedlerin 9. November 2016 
 

Gleichnis

Dazu kommen mir automatisch die Worte Jesu vom guten Hirten und vom bezahlten Knecht in den Sinn :(
Und es stimmt: für die bedrängten und verfolgten Christen ist das ein Affront.


6
 
 Herbstlicht 9. November 2016 
 

Wahrscheinlich hat jeder von uns, so wie auch ich, seinen "Lieblingsbischof", den er liebt und respektiert.
Erzbischof und Kardinal Marx gehörte nicht dazu, aber respektiert in dieser Funktion habe ich ihn dennoch.
Nun aber spüre ich, dass sich etwas dazwischengeschoben hat, eine Entfremdung und Distanz.
Petrus hat sich einst auch einer Verleugnung schuldig gemacht, er hat aber bereut und sein Versagen bitterlich beweint.
Ich hoffe, dass auch Kardinal Marx einmal diesen Prozess durchläuft.


10
 
 huegel76 9. November 2016 

Erzbischof Schick

hat sein Kreuz allerdings auch nicht durchgehend offen getragen, sondern es - zumindest auf einem Foto - in eine Brusttasche gesteckt. Allerdings immerhin noch so, dass man die Kette noch sehen konnte.


6
 
 ora et labora 9. November 2016 
 

Lk 9,26

Denn wer sich meiner und meiner Worte schämt, dessen wird sich der Menschensohn schämen, wenn er in seiner Hoheit kommt und in der Hoheit des Vaters und der heiligen Engel.


17
 

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