Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Unterwerfung
  2. Weltsynode fordert Dezentralisierung der Kirche
  3. Tübinger Notärztin Federle: Es fehlt am Willen zur Aufarbeitung der staatlichen Corona-Politik
  4. ‚Und die Verwirrung regiert’
  5. Vatikan wirbt mit Maskottchen "Luce" für das Heilige Jahr
  6. Der deutsche Episkopat und sein Grad an Peinlichkeit
  7. Frankreich: Priester schlägt Personalordinariat für den Alten Ritus vor
  8. Passauer Bischof Oster: Kleriker behalten Entscheidungsgewalt in Kirche
  9. US-Theologe George Weigel: „Gehört die Zukunft der Kirche der ‚Pizza Group‘?“
  10. Da war doch was…
  11. Kardinal Burke veröffentlicht Leitfaden für US-Wahl
  12. Ehemaliger Schweizergardist legt bemerkenswertes Zeugnis über den hl. Johannes Paul II. ab
  13. Beten heute – aber wie?
  14. Papst Franziskus beschließt Vollversammlung der Bischofssynode zur Synodalität
  15. 'Ich gehe lieber nicht beichten, weil sie mich sonst rausschmeißen werden…'

Afghanistan: „Großer Rückschlag für die Menschenrechte“

24. August 2021 in Weltkirche, 3 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


„Kirche in Not“ beurteilt Aussichten für die Religionsfreiheit düster


Wien-München (kath.net/KIN)

Am 19. August, dem 102. Jahrestag der Unabhängigkeit Afghanistans vom britischen Empire, rief der Sprecher der Taliban, Zabihullah Mujahid, das Land per Twitter zum „Islamischen Emirat Afghanistan“ aus. Nach dem Abzug internationaler Truppen haben die Taliban das Land innerhalb weniger Wochen vollständig unter ihre Herrschaft gebracht.

Das weltweite katholische Hilfswerk „Kirche in Not“ (international Aid to the Church in Need – ACN) äußerte seine tiefe Sorge über die jüngsten Entwicklungen – sowohl was die Zukunft der religiösen Minderheiten in Afghanistan angeht sowie die Menschenrechtslage überhaupt. Das Hilfswerk befürchtet eine Sogwirkung für die ganze Weltregion.

Der Geschäftsführende Präsident von „Kirche in Not“ (ACN), Dr. Thomas Heine-Geldern, erklärte:

„Wir sind zutiefst schockiert und alarmiert über die Ereignisse in Afghanistan. Während der vorangegangenen Herrschaft der Taliban (1996-2001) führten sie landesweit eine strenge Version der Scharia ein. Wir können auch jetzt damit rechnen, dass die Scharia wieder eingeführt, der sunnitische Islam zur offiziellen Religion erklärt wird und die in vergangenen 20 Jahren hart erkämpften Freiheiten und Menschenrechte, einschließlich eines gewissen Maßes an Religionsfreiheit, wieder zurückgenommen werden.

Verschlechterung vorhergesehen

,Kirche in Not’ hat in seiner im April 2021 veröffentlichten Dokumentation ,Religionsfreiheit weltweit’ die Verschlechterung der Situation in Afghanistan vorhergesehen. Während der 22 Jahre, in denen der Bericht erscheint, zählte Afghanistan immer zu den Ländern, die das Menschenrecht auf Religionsfreiheit massiv verletzt haben. In der jüngsten Ausgabe hat ,Religionsfreiheit weltweit’ die wiederholten und ungeheuerlichen Angriffe auf Gotteshäuser, religiöse Führer und Gläubige in den vergangenen drei Jahren herausgestellt.


Unsere Analyse lässt leider nicht viel Raum für Hoffnung. Alle Bewohner Afghanistans, die sich nicht den extremen islamistischen Ansichten der Taliban anschließen, sind in Gefahr – selbst moderate sunnitische Muslime. Die Schiiten, die etwa zehn Prozent der Bevölkerung ausmachen, die kleine christliche Gemeinschaft und alle anderen religiösen Minderheiten werden noch stärker unterdrückt werden. Dies ist ein großer Rückschlag für die Menschenrechte und insbesondere für die Religionsfreiheit in Afghanistan.

Anerkennung der Taliban: Magnet für kleinere radikal-islamische Gruppen

Bedauerlicherweise hat eine Reihe von Ländern schnell Sympathien für das neue Emirat geäußert. Das legitimiert nicht nur die Taliban. Es wird auch andere autoritäre Regime weltweit und besonders in der Region ermutigen und zu zunehmenden Verstößen gegen die Religionsfreiheit in diesen Ländern führen. Die internationale Anerkennung der Taliban wird außerdem wie ein Magnet auf kleinere radikal-islamische Gruppen wirken und eine neue Konstellation religiös motivierter terroristischer Gruppierungen schaffen, die historische Organisationen wie Al-Kaida und den sogenannten Islamischen Staat verdrängen könnten. Zu den besonders besorgniserregenden Gebieten gehören Pakistan, die Palästinensischen Autonomiegebiete und die Provinz Idlib in Syrien. Die Lage der Christen und der anderen religiösen Minderheiten, die ohnehin schon unterdrückt werden, wird sich dort noch weiter verschlechtern.

Der Inhalt der Gespräche, die seit 2020 in Doha zwischen den Taliban und den westlichen Regierungen sowie zwischen den Taliban und der afghanischen Regierung geführt wurden, bleibt weitgehend geheim. Daher ist uns keine weitergehende Einschätzung möglich, was die die getroffenen Vereinbarungen für diejenigen Afghanen bedeuten, die sich nicht den extremen islamistischen Ansichten der Taliban anschließen.

Diplomatische und ethische Fragen für die Staatengemeinschaft

Unzählige schwierige diplomatische Fragen bleiben offen. Die unerwartete und freiwillige Flucht und Amtsniederlegung von Präsident Ashra Ghani stellt den Westen vor ethnische und moralische Schwierigkeiten. Denn vor Wochen haben die an den Gesprächen mit den Taliban beteiligten Länder erklärt, sie würden niemals ein Regime anerkennen, das gewaltsam die Macht ergriffen hat. Werden die Taliban auf Menschrechtsforderungen reagieren, wenn es keine institutionellen Ansprechpartner gibt? Die Tatsache, dass die meisten westlichen Botschaften und internationale Beobachter das Land verlassen, so wie sie es 2011 in Syrien getan haben, ist kein gutes Zeichen.

,Kirche in Not’ (ACN) fordert die internationale Gemeinschaft auf, zum Schutz der Menschenrechte für alle Bürger Afghanistans ihre Stimme zu erheben. Wir gehen davon aus, dass insbesondere die Religionsfreiheit bedroht sein wird. Wir rufen außerdem unsere Wohltäter auf, in dieser zutiefst beunruhigenden Zeit in der Geschichte Afghanistans weiter für das Land und seine Menschen zu beten.“

Über 99 Prozent der Bevölkerung Afghanistans sind Muslime, davon der größte Teil Sunniten. Zu den etwa 0,1 Prozent der Angehörigen anderer Religionen gehören Hindus, Bahai, Buddhisten und Christen. Schätzungen aus dem Jahr 2018 sprachen lediglich 200 Katholiken im Land.

Weitere Informationen zu Afghanistan enthält der Bericht „Religionsfreiheit weltweit 2021“ von „Kirche in Not“: https://acninternational.org/religiousfreedomreport/de/reports/af/

Foto: Dr. Thomas-Heine Geldern, Geschäftsführender Präsident von „Kirche in Not“ (ACN), mit dem Bericht „Religionsfreiheit weltweit 2021“ © Kirche in Not


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

 Norbert Sch?necker 24. August 2021 

@Wiederkunft

Ja. Mit freundlichen Grüßen und besten Segenswünschen!

www.vaticannews.va/de/welt/news/2021-08/afghanistan-papst-franziskus-reaktion-angelus-gebet-chaos-kabul.html


2
 
 Norbert Sch?necker 24. August 2021 

nicht einzigartig

Was ich kaum irgendwo lese: wenn die Taliban tatsächlich die Scharia einführen, dann wird die Lage für nicht-sunnitische Menschen dort ähnlich trüb sein wie in Saudi Arabien, Katar oder Mauretanien (Anm.: Liste unvollständig). Auch dort sind Glaubensabfall (natürlich nur vom Islam sunnitischer Lesart), Homosexualität, Einsatz für Frauenrechte oder christliche Mission (beginnend beim Tragen von Kreuzen) gefährlich, teils sogar lebensgefährlich. Die Menschen in Afghanistan, die mehr Freiheit gewöhnt waren, sind natürlich arm dran. Aber die Mauritanier, Katarer und Saudi-Araber sollten bei uns genausoviel Beachtung finden, und deren Regierungen sollten genausoviel Ablehnung spüren wie die Taliban.


2
 
 Wiederkunft 24. August 2021 
 

Vatikan

Hat sich eigentlich der Papst zur Lage in Afganistan schon geäußert?


2
 

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Afghanistan

  1. Irak: Erzbischof befürchtet „schwerwiegende Folgen“
  2. Papst trifft christliche Flüchtlingsfamilien aus Afghanistan
  3. Afghanistan: Gezielte Suche nach Christen
  4. Letzter katholischer Priester in Afghanistan ist ein Italiener
  5. Einzige katholische Kirche in Afghanistan geschlossen
  6. Afghanistan: Taliban wollen Christentum 'auslöschen'
  7. Religionsfreiheit: In Afghanistan gibt es keine Kirche mehr
  8. Afghanistan: Trauer um ermordete evangelische Entwicklungshelfer
  9. Afghanistan: Von Todesstrafe bedrohter Christ ist frei
  10. Prager Erzbischof: Bewaffneter Widerstand gegen Terror ist legitim







Top-15

meist-gelesen

  1. Malta - Fronleichnam 2025 - Auf den Spuren des Hl. Paulus - Mit Michael Hesemann und P. Leo Maasburg
  2. Unterwerfung
  3. Der deutsche Episkopat und sein Grad an Peinlichkeit
  4. Passauer Bischof Oster: Kleriker behalten Entscheidungsgewalt in Kirche
  5. Weltsynode fordert Dezentralisierung der Kirche
  6. Es geht los! ANMELDUNG für die große Baltikum-Reise mit kath.net - Spätsommer 2025
  7. „Bauen Sie das Haus Ihres Lebens auf dem Felsen der persönlichen Freundschaft mit Christus“
  8. US-Theologe George Weigel: „Gehört die Zukunft der Kirche der ‚Pizza Group‘?“
  9. Ehemaliger Schweizergardist legt bemerkenswertes Zeugnis über den hl. Johannes Paul II. ab
  10. ‚Und die Verwirrung regiert’
  11. 'Ich gehe lieber nicht beichten, weil sie mich sonst rausschmeißen werden…'
  12. Da war doch was…
  13. Kamala Harris: Keine Ausnahmen für Christen bei Abtreibung
  14. Papst löst Stiftung an der Lateran-Universität auf
  15. Frankreich: Priester schlägt Personalordinariat für den Alten Ritus vor

© 2024 kath.net | Impressum | Datenschutz