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Woelkis zweites Markenzeichen

20. Februar 2012 in Aktuelles, keine Lesermeinung
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Bis Freitag war eine kreisrunde Hornbrille das Markenzeichen Rainer Maria Woelkis. Am Samstag kam dann Purpurrot dazu. Von Paul Badde / Berliner Morgenpost


Rom (kath.net/BerlinerMorgenpost) Bis Freitag war eine kreisrunde Hornbrille das Markenzeichen Rainer Maria Woelkis. Am Sonnabend kam dann Purpurrot dazu. Mit seinem Brillengestell könnte der hochgewachsene neue Kardinal auch gut als ein Intellektueller der 20er-Jahre durchgehen. Ebenso mit seinem Vornamen. Dabei dürfte neben der Gottesmutter wohl auch der Dichter Rainer Maria Rilke noch einmal an seinem Taufbecken als Pate gestanden haben. Doch Woelki ist kein Mann von gestern. Wer anderes denkt, täuscht sich, wie sich schon viele in ihm getäuscht haben.

Dass er nur ein halbes Jahr nach seiner Ernennung zum Erzbischof Berlins Kardinal wurde, wird ihn kaum wundern. Zwar sagt er noch manchmal, er müsse sich in die Wange kneifen, weil er die Entwicklung seiner Laufbahn im vergangenen Jahr kaum glauben könne, seit ihn seine Ernennung durch Papst Benedikt XVI. schon vom Rhein an die Spree katapultiert hatte. Tatsächlich wundert es keinen mehr. Denn jetzt ist der Kölner ein Berliner. Vor Wochen war er noch als Weihbischof in Neuss unterwegs, plötzlich ist er Erzbischof der Hauptstadt. Das geht in der Hedwigs-Kathedrale aber erfahrungsgemäß nicht lange ohne den Kardinalshut - auch wenn sein Herz (noch) immer mehr am 1. FC als an Hertha BSC hängt. Er hat auch seinen Humor von Köln nach Berlin mitgebracht.

Jetzt könnte er also theoretisch sogar der nächste Papst werden. Das scheint nach dem ersten deutschen Papst seit Jahrhunderten zwar ganz unwahrscheinlich. Doch jetzt wählt er - seine anhaltende Gesundheit vorausgesetzt - in den nächsten 25 Jahren den nächsten Papst sicher mit, und vielleicht auch noch den übernächsten. Seit diesem Sonnabend bestimmt Rainer Maria Woelki als jüngster unter allen Kardinälen im Senat des Vatikans den Kurs der römisch-katholischen Weltkirche mit. Er ist gerade einmal 55 Jahre alt. Da wird er seinen Humor noch oft gebrauchen können. So wollte das amerikanische Magazin "Inside the Vatican" wissen, dass er in den vergangenen Wochen schon deutlich gealtert sein mag, weil er seit seiner Ernennung zum Berliner Erzbischof "unter heftigen Beschuss" geraten sei. "Berlins Schwulengemeinde und die liberalen Medien" seien von seiner Wahl enttäuscht gewesen, weil der Kirchenmann als "rückwärts gewandt" und als "falscher Mann" für solch eine prominente Position gelte.


Bruder Klaus als Vorbild

Tatsächlich stellte er sich in Berlin rasch als ein "einfacher Katholik" vor, der keiner Extra-Gemeinschaft oder Seilschaft angehöre. Der ehemalige Schüler des Kölner Hölderlin-Gymnasiums hatte später in der Santa Croce-Universität des Opus Dei in Rom studiert. Sein Vorbild ist aber kein Ordensgründer, sondern Bruder Klaus. Damit ist nicht Klaus Wowereit gemeint, sondern der leicht bizarre und legendäre Nikolaus von der Flüe, der die Schweiz in schwieriger Zeit mit sich selbst versöhnte und damit zum eigentlichen Landesvater wurde - nachdem der Bergbauer im Spätmittelalter mit Einwilligung seiner Frau und ihrer zehn Kinder als Einsiedler in die Wildnis gezogen war.

"Die Kirche ist keine moralische Institution, die herumgeht und mit Fingern auf andere Leute zeigt", sagt er. "Sie ist für mich eine Gemeinschaft Suchender und Gläubiger, die den Menschen helfen möchte, das Glück ihres Lebens zu finden" - und wo unterschiedliche Meinungen im Widerstreit schon seit der Zeit der Apostel immer wesentlich dazu gehören, im Ringen um den Kurs der uralten Institution in die Zukunft.

Dass er sich schnell mit den Schwulen und Lesben Berlins zum Gespräch traf und nun auch den bekennend schwulen Regierenden Bürgermeister Wowereit zu seiner farbenprächtigen Kardinalserhebung vor dem Baldachin Berninis im Petersdom mit nach Rom brachte, kam in Amerika wohl schon nicht mehr richtig an. Dort haben Kirche und Politik ohnehin andere Sorgen als die deutschen Verhältnisse.

In Berlin hingegen flogen Woelki schon nach den ersten Wochen seiner Amtszeit viele Herzen zu, als er den Papst im September souverän im Olympia-Stadion begrüßte: "Schauen Sie, Heiliger Vater, Berlin ist nicht gottlos!". Es war auch ein souveräner Abstand zu dem Empfang des Pontifex durch den ehemaligen Bundespräsidenten Christian Wulff wenige Stunden zuvor im Schloss Bellevue.

Punkte hatte er da auch schon durch die Wahl seines Wohnsitzes in Wedding gesammelt, wo er den Berlinern seine bunte Nachbarschaft nicht eigens erklären musste. Der ehemalige Privatsekretär Kardinal Meisners, dem er in Berlin auch als Erzbischof nachfolgte, tat das eine wie das andere immer unprätentiös, fast schlafwandlerisch beiläufig. Dass er sich manchmal fühle, als sitze er "im falschen Film", wie er vor Tagen noch sagte, wird sich wohl endlich gelegt haben, als der Papst ihm das purpurrote Birett auf sein Haupthaar drückte, den Kardinalsring über den Finger streifte und die Pfarrei des heiligen Pfarrers von Ars als moderne Titelkirche an der Via Lentini am südöstlichen Stadtrand Roms überreichte. Jetzt gehört er endgültig zum inneren Zirkel, zum Senat des Papstes, wo das Purpur an die alten Senatoren Roms erinnert, aber auch an die von den Kardinälen verlangte Bereitschaft, in "amore incondizionato" für die Kirche im Geist der frühen Märtyrer ihr Blut zu vergießen. Die Kreierung der Kardinäle ist ein Fest, doch zuerst einmal eine ernste Angelegenheit. Er sei dennoch "entspannt", aber auch mit "feuchten Händen" in Sankt Peter die Treppen zum Papst hinaufgestiegen, sagte Woelki nach der Zeremonie nebenan im Campo Santo Teutonico, wo er sich freute, bei seinem ersten Pressetermin auf ein Porträt Kardinal Joseph Höffners an der Wand zu schauen, den er von Kindesbeinen an kannte und der ihn vor Jahrzehnten zum Priester geweiht hat.

Fehlt ihm noch etwas in Berlin? Schwierige Frage. "Vielleicht etwas von der Kölner Leichtigkeit nach dem Motto 'Et hät noch immer joot jejange.' Und vielleicht das gesellschaftliche Umfeld, wo bis vor Kurzem kein böses Wort gegen den Dom fallen durfte und immer noch fast jeder irgendeine Tante in einem Kloster hatte". Das sei aber nun ja auch da wohl vorbei.

Und was hat Berlin, was Köln nicht hat? "Mehr Zeugen!" Das ist für ihn keine Frage. In Berlin war es schon immer mit etwas mehr Einsatz verbunden, katholisch zu sein. Da kommt er als Kardinal aus der Stadt der Erzmärtyrer Petrus und Paulus gerade auf das rechte Pflaster zurück. Aber auch als Märtyrer darf man ihn sich fröhlich vorstellen. Und nicht verbissen. Vielleicht hilft ihm dabei ja auch der Regierende Bürgermeister. Ihr Verhältnis zueinander sei "unkompliziert", sagt Woelki. Im Campo Santo Teutonico spielen sich die beiden die Bälle zu wie eingespielte Tenniscracks. Mit der Erhebung Woelkis zum Kardinal steht nun jedenfalls wieder ein Römer dem Erzbistum vor. Bei Klaus Wowereit klingt das so: "Berlin ist wieder rot geworden."

Foto: (c) Erzbistum Berlin


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