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| Mondgott Sin und seine Freunde29. August 2015 in Spirituelles, keine Lesermeinung Auszug aus dem Bestsellerbuch "Tagebuch eines Jerusalempilgers. 14.000 Kilometer - 14.000 Hunde - Ein Priester" - Von Johannes Maria Schwarz Jerusalem (kath.net) Mein Weg führte durch eine fantastische, karge Landschaft. Die Hitze im Sommer hier wäre für mich gewiss nur schwer erträglich. Doch jetzt, Ende Oktober, war es nur warm, angenehm warm. Mein erstes Ziel lag in der vegetationslosen Steinwüste des Tektek-Gebirges. Dort bei Soğmatar befanden sich mehrere in den Kalkstein geschlagene Gestirntempel, wo man schon vor Jahrtausenden den assyro-babylonischen Mondgott Sin und seine Freunde verehrt hatte. Zwischen den wasserlosen Tälern und hellen Felsen, die das Licht der Sonne grell in die Augen zurückwarfen, war es eine Reise zurück in die Vergangenheit; in die Zeit vor 4.000 Jahren, als Abraham von diesen Hügeln aus nach Kanaan aufbrach und den Polytheismus hinter sich ließ. Ich betrat das kleine Dorf, das heute zwischen den ehemaligen Kultstätten liegt, und wurde von einem Teenager begrüßt. Tahir bot sich als Führer an und hoffte auf etwas Taschengeld. Er sei Fifteen, erklärte er, und zeigte mir zwölf Finger. Ich schmunzelte. In der Schule, die wir auf unserem Weg passierten, lerne er seit kurzem Englisch, berichtete er sichtlich stolz. Das sei nach Türkisch seine zweite Fremdsprache, denn wie für die meisten Menschen in dieser Ecke des Landes war seine Muttersprache Arabisch. Vom grau-weißen Kalksteinplateau mit seinen gravierten Götzenbildern und Jahrtausende alten Schriftzeichen, bot sich ein großartiger Blick auf die Landschaft, deren Hügel wie versteinerte Wellen eines leblosen Ozeans schienen. Auf manchen Erhebungen waren pyramidische und runde Tempelruinen. Sinkende Schiffe auf dem Göttermeer. Von Soğmatar ging es Richtung Süden nach Şuayb Şehri, einer antiken römischen und byzantinischen Stadt, deren einstige Größe nur mehr die Ausdehnung des Ruinenfeldes bezeugt. Die meisten Häuser waren in den Fels geschlagen und damit teils Höhlen, teils Steinbauten. In der muslimischen Version der Geschichte soll dies die Heimat von Moses' Schwiegervater Jithro (im Koran: Şuayb) gewesen sein. Hier soll der spätere Anführer der Israeliten auch beim Schafehüten seinen berühmten Stab (siehe: Plagen, Zug durch das Rote Meer) erhalten haben. Ich selbst hatte im Vorfeld gehofft, vielleicht in der Ruinenstadt ein improvisiertes Höhlenhotel für die Nacht zu eröffnen, aber ein einzelner türkischer Besucher oder Wächter ganz oben auf der Tempelplattform machte auch in der Dämmerung keine Anstalten, woanders hinzugehen. So kehrte ich im letzten Licht des Tages noch einmal auf die Straße zurück, ging drei Kilometer und bog dann in die einsamen, steinigen Hügel ab. Auf einem flacheren Stück schlug ich mein Zelt auf. Es war still. Und in diese feierliche Stille hinein begann ich im Licht der Taschenlampe mit dem Introitus zum alten Christkönigsfest. Bestellmöglichkeit im Kathshop
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