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| ![]() Haben wir nicht irgendwas vergessen?10. April 2020 in Kommentar, 6 Lesermeinungen Die kirchlichen Entscheidungsträger können sich nicht einfach auf die staatlichen Vorschriften berufen, denn sie sind keine staatlichen Vollzugsbeamten, sondern unterstehen auch göttlichem Recht - Ein Gastkommentar von Michael Koder Linz (kath.net) Schon seit Ausbruch der Corona-Krise verfolge ich die öffentliche Berichterstattung dazu in Österreich eifrig und besorgt mit. Und schon von Anfang an hatte ich kein gutes Gefühl, was die Reaktion der Regierung und - hinter ihr stehend - des Großteils der Gesellschaft betraf. Doch erst in den letzten Tagen kristallisierte sich in mir die einleitend gestellte Frage heraus: haben wir nicht irgendwas vergessen? Haben wir in der prompten Reaktion auf den Ausbruch dieser Epidemie nicht irgendeine Vorfrage unerledigt gelassen? Ja, und zwar eine ganz wesentliche: wie viel sind wir als Gesellschaft überhaupt bereit, für unsere Gesundheit und unser Leben zu opfern? Wir bemühen uns auch außerhalb der Krise, Gesundheits- und Lebensgefährdungen zu verringern oder zu vermeiden, und das ist gut so. Aber bis zu welchem Preis würden wir gehen? Würden wir, wenn es sich nicht vermeiden ließe, auch jahrelang mit drastischen Ausgangsbeschränkungen leben, ohne die Möglichkeit, Freunde und Familie zu sehen oder an öffentlichen Veranstaltungen, an einer heiligen Messe teilzunehmen, um eine nicht genau absehbare Gefährdung zu minimieren? Würden wir dafür auch eine durch länger währende Produktions- und Verkaufsverbote hervorgerufene Wirtschaftskrise samt Arbeitslosigkeit in Kauf nehmen, wie sie die Welt noch nie gesehen hat, inklusive dem Leid und der Armut für viele? Ist Gesundheit, so wie von unserer Regierung kolportiert, überhaupt wirklich das höchste Gut, oder steht noch etwas darüber? Es fehlt eine öffentliche Wertediskussion, eine echte Bewertung der Lage. Hier kann man einwerfen, eine so zugespitzte Situation erfordere rasche Maßnahmen und keine langen Diskussionen. Daran ist nicht zu zweifeln, jedoch müssen wir uns bewusst sein, dass jedes Handeln oder Unterlassen der Regierung eine implizite Bewertung in sich trägt. Ein neutrales Handeln bis auf Weiteres ist daher nicht möglich. Und die vorherrschende Bewertung der handelnden Personen wird derzeit weder von diesen selbst, noch von den Mainstream-Medien ernsthaft in Zweifel gezogen oder hinterfragt. Es ist geradezu erschreckend zu sehen, wie diese Medien in den letzten Wochen überwiegend zu bloßen Verlautbarungsblättern oder Claqueuren der Regierung verkommen sind. Bei diesen Überlegungen wird einem schnell klar, dass bei dieser Bewertung die religiösen Überzeugungen notwendigerweise eine Rolle spielen. So wie eben auch eine weiße Wand ohne Kreuz eine Botschaft vermittelt und nicht neutral sein kann. Wenn wir als Christen glauben, dass unsere Seelen den Tod überleben, und unser irdisches Leben bloß zur Vorbereitung auf das Leben bei Gott dienen soll, dann hat die Gesundheit zwangsläufig für uns eben nicht den obersten Stellenwert. Ein Priester hat es unlängst in einer Predigt deutlich in etwa so formuliert: Wir wissen nie mit Sicherheit, zu welcher Aufgabe uns Gott berufen hat, wie wir ihm nach seinem Plan dienen sollen. Krankheit an sich ist kein Fehler in diesem Plan. Auch als Kranker kann man Gott dienen, im Einzelfall vielleicht sogar mehr, als wenn man gesund geblieben wäre. Es ist besser, krank in den Himmel, als gesund in die Hölle zu kommen. Zugegeben, eine so drastische Formulierung sind wir heute nicht mehr gewohnt. Aber es ist die Wahrheit, das müssen wir uns eingestehen. Eine Wahrheit, die die meisten Menschen heutzutage gar nicht mehr sehen können oder wahrhaben wollen. Daher auch die ungewöhnlich breite Zustimmung zu den Maßnahmen unserer Regierung. Vielleicht möchte uns Gott durch diese Krise auf eben diese Wahrheit aufmerksam machen. Sie ruft uns dazu auf, wachsam zu sein und die staatlichen Anordnungen nicht unhinterfragt und unwidersprochen hinzunehmen. Und weiters hellhörig zu sein, wenn der Bundeskanzler regelmäßig von einer Wiederauferstehung des sozialen und wirtschaftlichen Lebens nach Ostern und von seiner Hoffnung und seinem Glauben an die Österreicher spricht. Diese (vielleicht bewusst gewählte) religiöse Terminologie verfremdet und entstellt den christlichen Erlösungsgedanken durch dessen Beziehung auf irdische Sachverhalte. Zahlreiche der obrigkeitlichen Maßnahmen und Überlegungen sind auf ihre Verhältnismäßigkeit zu hinterfragen: die staatliche Bewegungskontrolle (Tracking mittels App oder Schlüsselanhänger), womöglich verpflichtend und EU-weit; die gänzliche Absage von Veranstaltungen, Versammlungen und Gottesdiensten; der Einsatz von Drohnen zur Überwachung der Ausgangsbeschränkungen; die oft nicht so klaren Grenzen zwischen erlaubt und unerlaubt, die Verbots- und Strafmentalität samt einer Flut von Anzeigen (bestraft wurde etwa auch das Sitzen zweier Personen auf einer Parkbank ohne den vorgeschriebenen Abstand von einem Meter), das Spiel mit der Angst (ständige Verlautbarung der Infektions- und Todeszahlen) und mit dem sozialen Druck (Bleiben Sie zuhause und retten Sie Leben, oder anders gesagt Werden Sie nicht zum Mörder). Immer wieder beschleicht mich auch der Eindruck einer bewussten Salamitaktik: Maßnahmen wie etwa das verpflichtende Tracking werden in den Raum gestellt, um die Reaktion der Öffentlichkeit zu erfahren. Bei offensichtlichem Widerstand rudert man zurück, vielleicht nur um kurz darauf die Maßnahme doch durchzusetzen - mit dem Hinweis auf geänderte Bedingungen (so geschehen bei den Ausgangsbeschränkungen, die zunächst ganz und gar ausgeschlossen wurden). Klar kann ein Krisenmanagement nicht frei von Widersprüchen sein, das muss man der Regierung zugestehen. Doch es wirkt so, als ginge es nebenbei, losgelöst von der konkreten Krise, auch darum herauszufinden, wie weit man bei der Bevölkerung gehen, und wie schnell man sie unter engmaschige Kontrolle bringen kann, etwa im Hinblick auf die künftige Lösung der propagierten Klimakrise. Bei dieser Kritik können die Amtsträger der Kirche, vor allem die Bischöfe, nicht außen vor bleiben. Denn sie haben die Entscheidung getroffen, dass - zu Ostern! - die Messe nicht mehr öffentlich gefeiert wird, den Gläubigen eine Mitfeier über Bildschirm oder Radio zugemutet wird (mit allen die Andacht störenden Unannehmlichkeiten durch die Technik) und mancherorts sogar die Kommunion und die Beichte nicht mehr gespendet werden. Die kirchlichen Entscheidungsträger können sich nicht einfach auf die staatlichen Vorschriften berufen, denn sie sind keine staatlichen Vollzugsbeamten, sondern unterstehen auch (mitunter höherrangigem) göttlichem und kirchlichem Recht. Durch die oft vorauseilende und überschießende Umsetzung der Veranstaltungsverbote entsteht der Eindruck, die Kirche nehme ihr Kerngeschäft selbst nicht mehr wichtig. Und das, obwohl es gerade jetzt ihre Aufgabe wäre, die öffentliche Bewertung der Lage zurechtzurücken. Fastenzeit, Ostern, Auferstehung, Leben nach dem Tod, das Heil der Seele: die Kirche hat DIE Chance, um diese Begriffe gerade jetzt mit Leben zu erfüllen. Sie nimmt sich aber demgegenüber selbst die Systemrelevanz, und stellt durch ihre Reaktion die heilige Messe bzw. den Empfang der Kommunion implizit unter den Lebensmitteleinkauf im Supermarkt oder die Verrichtung der Berufsarbeit. Hätte es da nicht differenziertere Lösungen, unter Einhaltung von Abstands- und Hygienegeboten gegeben? Hat bei diesem unterwürfigen Verhalten gegenüber der Regierung vielleicht zu sehr die Furcht vor einem weiteren Imageverlust der Kirche in der Öffentlichkeit eine Rolle gespielt? Wir alle sind Kirche, und darum können wir nicht einfach nur auf die Amtsträger zeigen. Viele Priester tun trotz der strikten Vorgaben ihrer Bischöfe ihr Möglichstes, um den Gläubigen gerade in der Krise geistlichen Beistand zu gewähren. Wir alle sind zur Umkehr aufgerufen. Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, so die Botschaft Jesu, die wir am ersten Fastensonntag gehört haben. Haben wir das wirklich beherzigt? ![]() Ihnen hat der Artikel gefallen? 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