Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. 'Die freie westliche Gesellschaft gerät in Gefahr'
  2. Texas: Karmelitinnen wechseln nach Streit mit Diözese zur Piusbruderschaft
  3. Vatikan-Entscheid über Medjugorje: Das Nihil obstat des Papstes
  4. Bußfeier im Petersdom: 'Die Sünde, die Doktrin als Steine zu verwenden, die man werfen kann'
  5. Total-Umbruch bei Luxemburger Caritas nach Betrugsskandal
  6. Evangelische und katholische Kirche schließen AfD von Wahldebatte aus
  7. Deutscher Islamist bei Sat1: "Ich würde Frauen auspeitschen und Homosexuelle steinigen lassen"
  8. Kommt die umstrittene "Marienstatue" erneut nach Linz?
  9. Kard. Müller: Es gibt keine Sünde gegen die Lehre der Kirche, die angeblich als Waffe gebraucht wird
  10. Franziskus: "Ich möchte Ihnen zwei 'Selbstmordkandidaten' vorstellen"
  11. Österreichische Katholiken-Statistik: Und wieder 100.000 Katholiken weniger, stabil bergab
  12. Wenige Tage vor den Wahl schießt sich die ÖVP ein 'Gender-Eigentor'
  13. Islamismusexperte Mansour: „Dieser junge Mann aus Saudi-Arabien kommt nach Europa, betritt Kirche …“
  14. Papst Franziskus und die vielen Wege
  15. Warum Päpste keine Pressekonferenz in 10 Kilometer Höhe geben sollten…

Das Zeitalter der ‚Resets’ – auch Gottes, der Schöpfung und des Menschen

15. März 2021 in Aktuelles, 1 Lesermeinung
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Ettore Gotti Tedeschi: wenn man die Ursachen von Problemen ignoriert und die Wirkungen beeinflussen will, handelt man wie ein Zauberer statt wie ein Arzt, wie eine Zauberer, der das Problem verschlimmert. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as/egt) Am 13. März 2021 veröffentlichte der italieniche Intellektuelle und Wissenschaftler Ettore Gotti Tedeschi einige Reflexionen zum in der letzten Zeit viel besprochenen Thema des „Great Resets“, der „Zurücksetzungen“, was gerade um Zug der sogenannten Corona-Krise für Welt und Kirche (des von vielen beschworenen „Reset der Lehre“) zu einem wesentlichen Thema geworden ist.

Gotti Tedeschi, Ökonom, Bankier, Finanzethiker, emeritierter Präsident des IOR (Institut für religiöse Werke, 2009 bis 2012), verdeutlicht den utopischen Charakter dieser Ansinnen. Gotti Tedeschi ist ein Querdenker, der von je her klärt, dass die wahren Wurzeln der Unordnung in allen Bereichen (Welt, Kirche, Gesellschaft, Wirtschaft, Finanzsystem) moralischer Natur sind und letztendlich die Beziehung des Menschen zu Gott beeinflussen. Ein Ansatz sui generis in Anbetracht eines Mainstream-Denkens, insbesondere für diejenigen, die sich mit wirtschaftlichen Fragen befassen. Seine wenn auch oft gegenstrebigen Reflexionen, die sich bisweilen heftig an gewissen Aktualitäten stoßen, sind niemals von Resignation oder Entmutigung geprägt. Weil die Vorsehung eine Tatsache ist und auch wenn ihre Pläne manchmal geheimnisvoll wirken können, kann für Gotti Tedeschi alles zum Guten beitragen.

Der Artikel Ettore Gotti Tedeschis erschien am 13. März 2021 in der Zeitung „La Verità”. Der italienische Text kann auf der Seite „Stilum Curiae“ des Vatikanisten Marco Tosatti eingesehen werden. Ich danke Marco für die Zusammenarbeit. as

***

Das Zeitalter der „Resets“. Von Ettore Gotti Tedeschi


Vor fünfzig Jahren, mit dem „Vater aller Resets, der sich auf die neue Weltordnung Henry Kissingers bezog, begann die Reset-Ära der Neuzeit, die aber noch nicht jeder verstanden hatte. Heute verstehen wir es zumindest aufgrund der Beharrlichkeit, mit der uns dieser Ausdruck aufgezwungen wird. Reset, im Sinne von Zurücksetzen auf Null vergangener Fehler und Modelle, die als unzureichend angesehen werden, und somit Neustart neuer Modelle, aber unabhängig von den Ursachen der Fehler der vorherigen Modelle, ist in diesem Sinne zum Symbol des Menschen geworden, der jedem Gesetz oder der natürlichen Ordnung überlegen ist. Auch weil es keine Gewissheit mehr darüber gibt, was „Natur“ und „natürlich“ ist... Dank des Scheiterns dieses „Vaters aller Resets“ treten wir nun in das der kontinuierlichen und sich selbst erzeugenden Resets ein, die notwendig sind, um den unvermeidlichen Fehlern zu begegnen, deren Ursachen wir nicht erkennen und entgegentreten wollen.

Die Tendenz, diese Ursachen zu verleugnen, besteht darin, dass viele von ihnen moralischen Ursprungs sind und sich gerade auf natürliche Gesetze oder Ordnungen beziehen, und der vorherrschende Relativismus will nichts von Moral hören und fragt, von welcher Moral die Rede ist. Um einen Fehler zu korrigieren, ist es also nicht notwendig, seine Ursachen zu analysieren, es genügt ein opportuner Reset, der oft sogar von denjenigen vorgeschlagen wird, die dazu beigetragen haben, die Bedingungen für die Korrektur zu schaffen, also die Fehler der Vergangenheit. Doch ein Reset, der die Ursachen und Ursprünge des Problems außer Acht lässt, läuft Gefahr, neue Widersprüche und Konflikte zu schaffen.

Um ein Beispiel zu nennen: der interessanteste Widerspruch beruht heute auf dem Entscheidungskonflikt, der sich auf drei scheinbar unvereinbare Faktoren bezieht, die Ergebnis des vorangegangenen Resets sind, nämlich „Natalität –Umwelt – wirtschaftliches   Wachstum/geringer werdendes Wachstum“. Einmütig wird über den demografischen Winter geklagt, aber fast einmütig (mit seltenen Ausnahmen) wird auch erklärt, dass es zu viele Erdenbewohner gibt, die die Umwelt verbrauchen und deshalb die Geburten weiter gebremst werden müssen.

Jeder erkennt an, dass die Wirtschaftskrise gelöst und die Schulden absorbiert werden müssen (vor allem dann im Zeitalter Post-Covid), indem das Wirtschaftswachstum wieder in Gang gesetzt wird, aber die Anhänger des neomalthusianischen Umweltschutzes wollen ein fröhliches „Degrowth“, das heißt Verminderung des Wachstums als Postwachstum, also eine Wirtschaftsweise und Gesellschaftsform, die so angeblich das Wohlergehen aller zum Ziel hat und die ökologischen Lebensgrundlagen erhält. Wer weiß, welcher Reset in dieser Hinsicht vorgeschlagen werden wird, wohl wissend, dass, wenn sie mit dieser Wahl falsch liegen, weitere Resets notwendig sein werden, die zwangsläufig immer utopischer werden und sich weiter von den wirklichen Lösungen entfernen.

Wenn man die Ursachen von Problemen ignoriert und die Wirkungen beeinflussen will, handelt man wie ein Zauberer statt wie ein Arzt, ein Zauberer, der Probleme nicht nur nicht löst, sondern verschlimmert. Ich fürchte, dass die Mode der Resets noch lange anhalten wird, bis der zeitgenössische Mensch, der davon überzeugt ist, dass er ein Übermensch ist, die Weisheit wiederentdecken wird. Aber wer wird ihm helfen, sie wiederzuentdecken, wenn sogar die moralische Autorität die Lehre „zurücksetzen“ zu wollen scheint?

Die Illusion und Zweideutigkeit der Resets hat einen gnostischen Ursprung, und der beunruhigendste Reset ist derjenige, der die Schöpfung und den Menschen selbst neu erschaffen will, weil beide ursprünglich falsch konzipiert waren. Nietzsche schlug auch den großen Reset vor, Gott selbst „zurückzusetzen“, ihn sterben zu lassen, um die Macht des Menschen zu befreien. Die utopische Erfahrung der Resets liegt darin, dass sie nicht nur meinen, Lösungen für Probleme unabhängig von deren Ursachen vorzuschlagen, sondern vielleicht sogar glauben, die Ursachen selbst zurücksetzen zu können, wie etwa den Wert, der dem Leben oder den Geburten gegeben wird.

Und das Zurücksetzen der Ursachen ist sicherlich etwas Originelles, aber auch gefährlich, wie die letzten fünfzig Jahre gezeigt haben. Es würde mich nicht wundern, wenn, um das „Zurücksetzen“ in eine Wissenschaft zu verwandeln, bald Universitätslehrstühle für die Ausarbeitung von gelegentlichen oder permanenten Resets geschaffen würden. Es würde mich nicht wundern, wenn ad hoc Führungspositionen mit Managerfunktionen geschaffen würden.

Ich habe den Eindruck, dass der Mensch dieses Jahrhunderts, nachdem er nihilistisch die Bezugswerte verloren hat, wenn er nicht mehr weiß, was er tun soll, vielleicht beschließt, zurückzusetzen, wie ein Kind, das ein Puzzle zusammensetzen will, das größer und komplexer ist, als es bereit war, es zu verwirklichen, und, weil es das nicht schafft, alles in die Luft wirft mit der Illusion, dass sich das Puzzle von selbst zusammensetzen wird. Dies geschieht jedoch nie.

Eine Gefahr für uns alle liegt auch im Zustand der Resignation, die dazu führen kann, dass wir rationale und reaktive Fähigkeiten verlieren. Wir sollten uns diesem Problem stellen, denn ich schließe keineswegs aus, dass jemand daran denkt, sogar Genesis und Offenbarung endgültig zurückzusetzen. Es gibt zwei ziemlich lehrreiche Filme, an die ich mich erinnere, wenn ich an die Angst denke, alles zurückzusetzen. „Westworld“ (1973) und „Jurassic Park“ (1991) illustrieren beide die Rebellion der künstlichen Intelligenz und der Natur gegen das „menschliche Streben“ nach einem utopischen Reset der Schöpfung und des Geschöpfs.

 


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

 Robensl 15. März 2021 
 

Kluge Gedanken.

"Um einen Fehler zu korrigieren, ist es also nicht notwendig, seine Ursachen zu analysieren, es genügt ein opportuner Reset, der oft sogar von denjenigen vorgeschlagen wird, die dazu beigetragen haben, die Bedingungen für die Korrektur zu schaffen, also die Fehler der Vergangenheit. Doch ein Reset, der die Ursachen und Ursprünge des Problems außer Acht lässt, läuft Gefahr, neue Widersprüche und Konflikte zu schaffen"

Kissinger - Natalität- Zauberer

Tja, ohne Glaube an den, der die Wahrheit und nicht dauerhaft zu leugnende Wirklichkeit ist, ist es mit der Vernunft nicht weit her.

Von wegen "Jurassic Parc": "Life finds a way", was auch seit Jahrzehnten in Bezug auf Sexualität geleugnet wird, mit 100 Millionen mal tödlichen Folgen und verhärteten Herzen.


0
 

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Coronavirus

  1. Evangelischer Bischof bittet um Entschuldigung für Ausgrenzung während Covid-Pandemie
  2. Krach in der Ampel-Regierung: Kubicki fordert Lauterbach zum Rücktritt auf
  3. Covid-19-Pandemie: Ehemalige Proberichterin wegen Rechtsbeugung verurteilt
  4. AstraZeneca räumt schwere Nebenwirkungen bei Covid-Impfstoff ein
  5. Bundesstaat Texas verklagt Pfizer wegen falscher Angaben über Covid-Impfung
  6. Britischer Minister: Schließung der Kirchen während Covid-Pandemie war ‚skandalös’
  7. Psychotherapeut: Corona-Folgen belasten Jugendliche weiterhin
  8. Christliche Unternehmerin: Bidens Covid-Politik war ‚katastrophal’
  9. USA: Gottesdienstbesucher erreicht außergerichtlichen Vergleich nach Verhaftung wegen Maskenpflicht
  10. Spender nicht gegen Covid geimpft: US-Krankenhaus verweigert Nierentransplantation bei Neunjährigem






Top-15

meist-gelesen

  1. Oktober 2024 mit kath.net in MEDJUGORJE
  2. Vatikan-Entscheid über Medjugorje: Das Nihil obstat des Papstes
  3. Deutscher Islamist bei Sat1: "Ich würde Frauen auspeitschen und Homosexuelle steinigen lassen"
  4. Warum Päpste keine Pressekonferenz in 10 Kilometer Höhe geben sollten…
  5. Kard. Müller: Es gibt keine Sünde gegen die Lehre der Kirche, die angeblich als Waffe gebraucht wird
  6. „In Heroldsbach berührt noch immer der Himmel die Erde“
  7. Bußfeier im Petersdom: 'Die Sünde, die Doktrin als Steine zu verwenden, die man werfen kann'
  8. Hamburger Erzbischof Heße überholt die Grünen links
  9. Islamismusexperte Mansour: „Dieser junge Mann aus Saudi-Arabien kommt nach Europa, betritt Kirche …“
  10. 'Die Königin des Friedens'
  11. Der katholische Navy SEAL, der sein Leben für seine Kameraden hingab
  12. Erzbischof Chaput über Franziskus: Unüberlegte Kommentare stiften nur Verwirrung
  13. 'Die freie westliche Gesellschaft gerät in Gefahr'
  14. Total-Umbruch bei Luxemburger Caritas nach Betrugsskandal
  15. Evangelische und katholische Kirche schließen AfD von Wahldebatte aus

© 2024 kath.net | Impressum | Datenschutz