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| Gelebter Glaube in der Slowakei: Die großen Wallfahrten und Heiligen29. August 2021 in Spirituelles, keine Lesermeinung Papst Franziskus feiert am 15. September eine große Messe im Marienwallfahrtsort Sastin - Die großen Nationalwallfahrten sind in der Slowakei als Äußerungen der Volksfrömmigkeit nach wie vor von großer Bedeutung - Von Wolfgang Bahr. Wien/Bratislava (kath.net/ KAP) Für viele Slowaken ist es nicht nur Abschluss, sondern auch Höhepunkt des anstehenden Papstbesuchs in ihrem Heimatland: 26 Jahre nach Johannes Paul II. kommt am 15. September auch Papst Franziskus in das Marienheiligtum von Sastin und leitet dort die traditionelle Wallfahrt zur Mater Dolorosa, der Siebenfach schmerzensreichen Muttergottes und Hauptpatronin der Slowakei. Zehntausende kommen abseits von Pandemie-Jahren zu ihrem Gedenktag am 15. September in den Wallfahrtsort im slowakischen Nordwesten, und stets sind auch die Spitzen des Staates vertreten. Denn Wallfahrten sind in der Slowakei als Äußerungen der Volksfrömmigkeit bis in die Gegenwart von großer Bedeutung. Überregional betrifft dies neben Sastin vor allem auch die Kyrill-und-Method-Wallfahrt am 5. Juli nach Nitra und die Wallfahrt auf den Marienberg bei Levoca (Leutschau) zum Festtag der Heimsuchung Mariens Anfang Juli. Die Teilnahme prominenter Zelebranten und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens ist bei diesen Wallfahrten die Regel. So wurde die Nationalwallfahrt nach Nitra heuer vom Vorsitzenden der Polnischen Bischofskonferenz, Erzbischof Stanislaw Gadecki, geleitet; anwesend war unter anderem Ministerpräsident Eduard Heger. Im Jahr 1995, als der Wiener Kardinal Christoph Schönborn Hauptzelebrant auf dem Marienberg war, soll eine halbe Million Menschen in den Wallfahrtsort am Rand der vormals deutschen Stadt Zips (Spis) gekommen sein. All diese Heiligtümer haben eine weit zurückreichende Geschichte. Allerdings sind in der Slowakei in jüngster Zeit auch neue Pilgerstätten entstanden. Genannt werden kann hier der Steinbruch am Berg Butkov bei Ladce im Waagtal (Vah) wo, ausgehend von Karol Wojtylas zeitweiligem Einsatz in einem Steinbruch, insbesondere der Kult des heiligen Papstes Johannes Paul II. gepflegt wird. Ein stark frequentierter Wallfahrtsort der griechisch-katholischen Kirche ist der Berg Zvir bei Litmanov in den Karpaten, wo zwischen August 1990 und Oktober 1995 der damals elfjährigen Iveta Korcakova und der dreizehnjährigen Katarina Ceselkova die Jungfrau Maria erschienen sein soll.
Große Heiligenverehrung im Land Nach der Gottesmutter Maria kommt der höchste Grad der Heiligenverehrung in der Slowakei den beiden Glaubensaposteln Cyrill und Method zu. Method (Taufnahme Michael) wurde um 815, sein Bruder Cyrill (Taufname Konstantin) 827 in Thessaloniki geboren. Beide beherrschten die damals im Umland der Stadt verbreitete und möglicherweise auch von ihrer Mutter gesprochene slawische Sprache. Nach einer Mission bei den Chasaren folgten sie 863, schon ausgestattet mir der von ihnen geschaffenen glagolitischen Schrift, dem Ruf des Fürsten Rastislav nach Großmähren. Parallel zu ihrer erfolgreichen Missionsarbeit übersetzten sie die Bibel. Nachdem schon im Jahr danach Rastislav durch das Heer Ludwigs des Deutschen bezwungen und die Mission in slawischer Sprache in Frage gestellt war, begaben sich die beiden Brüder nach Rom. Dort bestätigte Papst Hadrian II. die Bibelübersetzung und die Seelsorge in slawischer Sprache. Michael trat in ein Kloster ein und nahm den Namen Cyrill an, starb jedoch bereits 869. Method wurde von Hadrian II. zum Bischof geweiht und nach Pannonien entsandt, wo jedoch nach Rastislavs Tod sein Wirken abermals infrage gestellt war. Nach einem Gefängnisaufenthalt in Deutschland reiste er nochmals nach Rom, wo Papst Johannes VIII. der altslawischen Liturgie zustimmte - bloß musste das Evangelium zuerst auf Latein und danach auf Altkirchenslawisch verlesen werden. Nach einem Besuch Konstantinopels verstarb Method 885 in Großmähren. Papst Stephan V. verbot abermals die Liturgie - das weitgehend von den Mächten der Politik bestimmt war, ging weiter.
"Kaschauer Märtyrer" Als erster in der Slowakei geborener Heiliger gilt Gorazd, ein Nachfolger Methods im 9. Jahrhundert. Weiters werden aus der früheren Zeit die Eremiten Benedikt und Svorad (um 980-um 1030) verehrt. 1995 sprach Papst Johannes Paul II. in Kosice die drei "Kaschauer Märtyrer" heilig: Der aus Kroatien gebürtige Marcus Crisinus (Marek Krizin), der aus Siebenbürgen stammende Stephan Pongracz und der aus Schlesien kommende Melchior Grodziecki, alle drei Jesuiten, waren als Opfer der Auseinandersetzung zwischen Katholiken und Protestanten am 7. September 1619 in Kaschau hingerichtet worden.
Heilige Märtyrer aus kommunistischer Zeit Drei Seligsprechungen Johannes Pauls II. galten Opfern des Kommunismus: 2001 sprach er den Presover Eparchen Pavol Peter Gojdic (1888-1970) selig, bei seinem letzten Besuch der Slowakei im Jahr 2003 Godjics Weihbischof Vasil Hopko (1904-1976) sowie Zdenka Cecilia Selingova (1916-1955) von der Kongregation der Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Kreuz, die erste seliggesprochene Slowakin. Ein weiterer Märtyrer des Kommunismus, der Don-Bosco-Salesianer Titus Zeman (1915-1969), wurde 2017 unter Papst Franziskus ebenso seliggesprochen wie 2018 Anna Kolesarova (1928-1944), die von einem russischen Soldaten erschossen wurde, weil sie sich weigerte mit ihm zu schlafen.
Vojtassak-Seligsprechung stockt Während dem seligen Pavol Peter Gojdic, der gegen die Deportationen von Juden ins KZ öffentlich protestiert hatte, von der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem der Titel eines "Gerechten unter den Völkern" zuerkannt wurde, stockt der Seligsprechungsprozess für Bischof Jan Vojtassak (1887-1965) seit der Einleitung 1996 trotz nachdrücklicher Bemühungen vor allem von Vojtassaks einstiger Diözese Spis. Vojtassak war Mitglied des Staatsrats, der mit dem Dritten Reich verbündeten Slowakischen Republik und es wird hinterfragt, inwieweit ihn dadurch an den antisemitischen Maßnahmen des Staates eine Mitschuld trifft. Die Abwägung des Verhaltens kirchlicher Würdenträger in der Slowakischen Republik des Priesterpräsidenten Jozef Tiso (1887-1947) und ihrer Verfolgung durch die Kommunisten ist bis heute ein brisantes Thema.
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