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'Zeuge heroischer Treue'

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Vor 25 Jahren, am 7. September 1984, starb in der Verbannung in Rom das Oberhaupt der Ukrainischen Katholischen Kirche, Josyf Kardinal Slipyj, vielleicht der letzte "Kirchenfürst” des 20. Jahrhunderts


München (kath.net/KIN)
Vor 25 Jahren, am 7. September 1984, starb in der Verbannung in Rom das Oberhaupt der Ukrainischen Katholischen Kirche, Josyf Kardinal Slipyj. Pater Werenfried van Straaten, den Gründer von KIRCHE IN NOT, verband eine tiefe Freundschaft mit diesem Märtyrer-Bischof, der vielleicht der letzte “Kirchenfürst” des 20. Jahrhunderts und eine ihrer größten kirchlichen Persönlichkeiten gewesen ist. Kurz nach seinem Tod gab Pater Werenfried der Hoffnung Ausdruck, dass der Tag nicht mehr fern sei, “dass Recht geschehen wird. Dann wird dieser starke, mutige, väterliche Oberhirte als Patriarch seiner Kirche aus dem Himmel die ukrainische Nation segnen, wie einst der Apostel Andreas die Hügel Kiews gesegnet hat.” Dieser Tag sollte dann tatsächlich schneller kommen, als die meisten vermutet hatten, vielleicht auch er selbst ...

Gelehrter und Priester

Josyf Slipyj wurde am 17. Februar 1892 als Sohn begüterter und gläubiger Eltern im galizischen Sadrist geboren, das damals noch zu Österreich-Ungarn gehörte. Neben einer tiefen Frömmigkeit zeichnete sich der junge Josyf schon früh durch seine Liebe zur Wissenschaft aus. Er studierte Philosophie an der Universität Lemberg und wurde in das dortige Priesterseminar aufgenommen. Metropolit Andrej Szeptyckyj erkannte die Begabung des jungen Studenten und sandte ihn zu höheren Studien nach Innsbruck in Tirol.

In dieser Zeit brach der Erste Weltkrieg aus. Im September 1914 besetzten zaristische Truppen die West-Ukraine und verhafteten den Metropoliten der Ukrainisch Katholischen Kirche, weil dieser von seinen Gläubigen Treue zum Papst forderte. Er blieb Gefangener Russlands bis zum März 1917, als die kommunistischen Revolutionäre den Zaren und seine Familie absetzten und das zaristische Russlands in der russischen Revolution zugrunde ging.

In dieser unsicheren Zeit wurde Josyf Slipyj in Lemberg zum Priester geweiht und kehrte nach Innsbruck zurück, wo er 1918 promovierte und 1920 habilitierte. Für weitere zwei Studienjahre ging er nach Rom, bis er 1922 nach Lemberg zurückkehrte, um dort Dogmatik zu lehren und die theologische Zeitschrift Bohoslovia herauszugeben. Bereits als 33-jähriger wurde er 1925 Regens des Lemberger Priesterseminars und vier Jahre später Rektor der theologischen Akademie.

“Per aspera ad astra” - Die Ukrainische Kirche in Krieg und Verfolgung

Außerhalb der Mauern der Hochschule waren es bewegte und unruhige Zeiten. Nach der Russischen Revolution 1917 hatte die Ukraine von 1918-1922 kurzzeitig ihre Unabhängigkeit wiedererlangt, was auch die Wiedergeburt der Ukrainischen Autokephalen Kirche, die sich von der Russischen Kirche, abspaltete, zur Folge hatte. Das Blatt sollte sich jedoch schon bald wenden, denn bereits Anfang der Zwanziger Jahre übernahmen die Bolschewiken zunehmend das Ruder in Russland und vermochten den größten Teil der Ost- und Mittelukraine unter ihre Kontrolle zu bringen, während der westliche Teil, einschließlich Galizien, Polen zufiel. Da der Westen sich passiv verhielt, blieb die Ukraine bis zur Wende Anfang der Neunziger Jahre eine Teilrepublik des Sowjetimperiums.
Die atheistischen Bolschewiken begannen schon bald ihren Kampf gegen die Religion und vernichteten die Orthodoxe Kirche in ihrem Machtbereich fast völlig, während die katholische Minderheit in Galizien unter der Führung des alternden Metropoliten Szeptyckyj überleben konnte.

Im November 1939 - zwei Monate, nachdem Hitler Polen den Krieg erklärt hatte - bat der Metropolit Papst Pius XII., Josyf Slipyj zu seinem Koadjutor und Nachfolger zu ernennen. Der Papst willigte gerne ein in diese Auszeichnung des “bevorzugten Schülers, von dem Du so oft anerkennend gesprochen hast.” Und so wurde Josyf Slipyj am 22. Dezember 1939 von dem alten Metropoliten zum Erzbischof konsekriert. Als Bischofsspruch erwählte er die Worte “per aspera ad astra” - “durch Prüfungen himmelwärts”; Worte, die sich nur allzu bald bewahrheiten sollten, denn kurz zuvor war der polnische Staat zusammengebrochen. Die bisher zu Polen gehörige West-Ukraine wurde nun aufgrund der Bestimmungen des Hitler-Stalin-Paktes in die Sowjetunion eingegliedert.

Die Kommunisten begannen nun auch in diesem Gebiet gegen die katholische Kirche zu wüten, was erst von der deutschen Invasion im Juli 1941 unterbrochen wurde. Zu diesem Zeitpunkt allerdings hatten die Kommunisten bereits 250.000 Einwohner der Erzeparchie Lemberg und doppelt so viele aus der ganzen West-Ukraine deportiert. Dutzende Priester waren verschleppt, in Kerker geworfen oder ermordet worden.

Auf der Schwelle des Martyriums

Als sich die deutsche Wehrmacht auf dem Rückzug befand, kehrten die Sowjets im Juli 1944 in die Ukraine zurück. Am 1. November starb das Oberhaupt der Ukrainischen Katholischen Kirche, Szeptyckyj, und sein Nachfolger, der nunmehrige Metropolit Slipyj sandte im Dezember 1944 eine Delegation nach Moskau, um die staatliche Anerkennung der Ukrainischen Katholischen Kirche zu erwirken. Die Sowjets waren auch bereit dazu, allerdings nur unter der Bedingung, dass Slipyj seinen Einfluss geltend mache, um die ukrainischen Aufständischen dazu zu bewegen, ihren Kampf für die nationale Unabhängigkeit aufzugeben. Slipyj lehnte dies entschieden ab, was die totale Verfolgung zur Folge hatte.

Bereits 1941, als die Sowjets vor nach Osten drängenden deutschen Wehrmacht zurückweichen mussten, war Erzbischof Slipyj von einem Erschießungskommando an die Wand gestellt worden und wie durch ein Wunder verschont worden. Jetzt aber, da sich das Kriegsgeschehen zugunsten der Kommunisten entwickelte, wurde die Verfolgung der Ukrainischen Kirche wieder aufgenommen, in deren Verlauf zehn Bischöfe, mehr als 1400 Priester und 800 Ordensschwestern ihre Treue zum Papst und zur Universalkirche mit dem Opfer ihres Lebens besiegelt haben. Am 11. April 1945 wurde Erzbischof Slipyj zusammen mit allen anderen Bischöfen verhaftet und die Kathedrale von Lemberg durchsucht. Innerhalb eines Jahres folgten ihnen mehr als 800 Priester in die Gefangenschaft. Die Inhaftierten wurden vor die Wahl gestellt, sich der Orthodoxie anzuschließen oder als “faschistische Agenten” abgeurteilt zu werden, was für mindestens zehn Jahre das harte Schicksal der Deportation mit allen daraus resultierenden Strafmaßnahmen bedeutete.

Als die ganze ukrainische Kirchenhierarchie im Gefängnis saß, richtete Patriarch Alexej I. (1945 - 1970) von Moskau einen “Hirtenbrief” an die katholischen Gläubigen mit der Mitteilung, ihre Hirten hätten sie im Stich gelassen. Daraufhin protestierten dreihundert mutige Priester bei Sowjetminister Wjatscheslaw Michailowitsch Molotow und forderten die Freilassung ihrer Bischöfe. Dieser mutige Einsatz war jedoch vergeblich, die Kommunisten brachten Slipyj nach Kiew, isolierten ihn und nahmen ihn ins nächtliche Dauerverhör. Als Lockmittel für den Abfall vom Papst boten sie ihm in der Russischen Kirche den Metropolitansitz von Kiew an. Mit allen seinen bischöflichen Mitbrüdern blieb er unbeugsam angesichts dieser Versuchung.
Die Sowjets verurteilten ihn zu acht Jahren Haft und Zwangsarbeit. Die Stationen seines Kreuzwegs hießen: Maklakowo, Wiatka, Nowosibirsk, Boimy, Petschora, Krasnojarsk, Kamtschatka Inta, Jenisseisk, Potma, Workuta und Mordowia. Sein Leiden wurde noch erschwert durch das traurige Schicksal seiner Kirche. Die Russisch Orthodoxen beschlagnahmten alle Pfarreien. Katholisch zu sein, war ein Verbrechen. Alle Eparchien, Klöster und Schulen wurden beseitigt. Die Hälfte des Klerus wurde verhaftet, ein Fünftel verschleppt.

Vom Papst geliebt, vom Westen vergessen

Papst Pius XII. war eifrigst bemüht, den Ukrainern und ihrem Metropoliten zu helfen. Zu ihrer Verteidigung verfasste er zwei Enzykliken, 1945 “Orientales omnes ecclesias” und 1952 “Orientales ecclesia” . Darin beschuldigte er den Patriarchen Alexej namentlich der Beihilfe zur Glaubensverfolgung. Weihnachten 1957 sandte er Josyf Slipyj einen rührenden Brief anlässlich seines 40-jährigen Priesterjubiläums. Seine Besorgnis fand jedoch nur wenig Anklang in der katholischen Welt.
Eine detaillierte Aufzählung der Daten und Orte des Kreuzwegs von Josyf Slipyj gibt ein weniger anschauliches Bild seiner Leiden als einige Vorkommnisse dieser schrecklichen Zeit, die wir aus seinen eigenen Schriften und jener seiner Schicksalsgenossen kennen.

In seinem Testament berichtet er in ergreifender Weise: “Ich habe nächtliche Verhaftungen, geheime Gerichtssäle, endlose Verhöre und Bespitzelung, moralische und physische Quälereien, Demütigung, Folterung und Aushungerung erdulden müssen. Ich habe vor skrupellosen Richtern gestanden wie einer, der als hilfloser Gefangener und stummer Zeuge, physisch und psychisch erschöpft, seinen Glauben an die zum Schweigen gebrachte und zum Tode verurteilte Kirche seiner Heimat bekennen musste.”


“Als Gefangener um Christi Willen fand ich während meines ganzen Kreuzweges Kraft in dem Bewusstsein, dass meine geistliche Herde, mein ukrainisches Volk, alle Bischöfe, Priester und Gläubigen, Väter, Mütter und kleine Kinder, engagierte Jugendliche und hilflose alte Leute den gleichen Weg gehen musste. Ich war nicht allein!”

Zweimal haben ihn Mitgefangene ihn vor dem Tod errettet. Einmal, als seine Tagesration bereits wochenlang aus einigen gefrorenen Fischlein bestand, sank er nach einem Verhör zusammen. Seine Leidensgenossen skandierten drei Stunden lang: “Warmes Wasser für den Alten.” Am Ende ließen sich die Gefängniswärter erweichen. - Ein anderes Mal, als der US-amerikanische Vizepräsident Richard Nixon per Zug durch Russland reiste, gehörte der Metropolit zu einem Gefangenentransport, der nicht vom Gast gesehen werden durfte. Bis Nixon vorbei war, wurden sie in einem einzigen Luftloch zusammengepfercht. Viele starben, aber jedes Mal, wenn der alte Erzbischof ohnmächtig wurde, zog man ihn zu dem Loch, so dass er überlebte.

Als 1953 seine erste Strafzeit vorüber war, erhielt er eine zweite Verurteilung zu fünf Jahren Zwangsarbeit. Ab und zu erreichten in diesen Jahren Hirtenbriefe seine Gläubigen. Manchmal bat er, keine Pakete oder Briefe mehr zu schicken, weil sie seine Lage nur erschwerten. Im Jahr 1958 wurde er zum dritten-, 1962 zum vierten Mal verurteilt und auf Transport nach Mordowia geschickt, woher “niemand lebendig zurückkommt”, aber wo man “einen natürlichen Tod” stirbt.

Ein wahrer “Ecce homo”

Pater Leoni, der die Gräuel des schmutzigen, von Ungeziefer geplagten Durchgangslagers Kiwow beschrieben hat, vermerkt: “Inzwischen waren andere politische Gefangene in unsere Zelle gebracht worden. Im Zwielicht hörte ich eine unbekannte Stimme meinen Namen rufen. Ein bärtiger alter Mann stand vor meinem Stockbett: er reichte mir die Hand und sagte, ‘Josyf Slipyj‘. Es war zugleich eine Freude und ein Schmerz, meinem Metropoliten hier zu begegnen.”

Aber die furchtbarsten Erinnerungen haben jene bewahrt, die den Erzbischof in Int bei Komi, in der Nähe des Polarkreises, gesehen haben. Sie beschreiben, wie er mit Lumpen bekleidet war, die um Knöchel und Knie mit Wickeln zusammengehalten wurden, die Füße mit einer Kalkschicht bedeckt, wehrlos gegen die Kälte, die auf 45 Grad gesunken war: Ein wahrer “Ecce homo”. Und dennoch blieb er ruhig, wohlwollend und sogar großmütig gegenüber den Wärtern und Spitzeln, die auch an diesem Ort überwältigenden Leidens nicht fehlten.

Der österreichische Professor Grobauer beschreibt Slipyjs Ankunft in Inta. Während des Marsches zum Lager durch hohen Schnee brach er zusammen. Mit Gewehrkolben zwang ein Soldat ihn zum Aufstehen. Er fiel von neuem und reagierte nicht mehr auf die Grobheiten des Wärters. Grobauer griff ihm unter die Arme und zog ihn mit. Im Lager eingetroffen, saß der Metropolit erschöpft auf seinem Köfferchen. Zwei Kerle nahmen alle seine Besitzungen an sich und ließen ihn, aus Mund und Nase blutend, im Schnee liegen.

Papst Johannes greift ein

Im Jahr 1962 versuchte der sowjetische Geheimdienst KGB noch einmal, sich den Mann Gottes mit dem Prunk von Moskaus Orthodoxie zu erkaufen. Diesmal wurde ihm sogar das Patriarchat über ganz Russland angeboten. Abermals weigerte er sich.

Papst Johannes XXIII. versuchte auf diplomatischem Wege, seine Freilassung zu erlangen, und schließlich willigte der sowjetische Staatschef Nikita Chruschtschow ein. Kardinal Slipyj erzählte später, wie er es erfuhr: Eines Tages, als er sterbenskrank danieder lag, erkundigte sich ein Inspektor: “Alter Mann, wie geht es Dir?” Man gab ihm Suppe und ein Bett und brachte ihn nach Moskau. Am 9. Februar 1963 kam er in Rom an. Als er mit erfrorenem Fuß in die Abtei von Grottaferrata hereinhumpelte, gaben die Mönche ihm heiße Milch.

Verbannter und Prophet

Niemals während seiner lagen Leidenszeit war bei dem ukrainischen Oberhirten der Gedanke aufgekommen, seine Kirche oder sein Volk im Stich zu lassen. Als er freigelassen wurde, war seine erste Frage: “Bedeutet meine Befreiung auch Freiheit für die griechisch-katholische Kirche?” Man sagte ihm nur, dass er nach Moskau gehen und dort diese Frage besprechen solle. Das stellte ihn jedoch vor eine Gewissensfrage.

Er wollte zurück nach Lemberg: “Ich kann mein Volk nicht verlassen, aber aus Gehorsam gegenüber dem Papst und falls es für mein Volk nützlich ist, werden wir sehen, was aus meinem Leben wird, wenn man mich nicht in die Ukraine zurückkehren lässt.”

Im Testament schrieb er darüber: “Die Stimme von Papst Johannes rief mich zum vatikanischen Konzil. Ich verstand es als einen Befehl, worin ich die unergründliche Absicht Gottes vermutete. Bedeutete das nicht den Auftrag, Zeugnis über unsere Kirche abzulegen und zu vollenden, was ich als Gefangener nicht zu einem guten Ende bringen konnte?”
Er hatte gehofft, nach dem Konzil bald in die Ukraine zurückkehren zu dürfen, aber seine Freilassung war ohne sein Wissen mit Bedingungen verbunden, die diesem Wunsch zuwider waren. Die Unterhändler hatten außerdem den Sowjets garantiert, seine Freilassung nicht gegen den Kommunismus auszunutzen. Umso mehr war er gerührt durch die Klarheit, mit der der damalige italienische Verteidigungsminister Giulio Andreotti seine fast verstohlene Ankunft in Rom bedauerte: “Als Sie in diese Stadt kamen, wurden Sie von uns, katholischen Römern, mir einem ungewöhnlichen Schweigen begrüßt. Wir leben in einer sonderbaren Welt, in der man vermeidet, die Verfolgten zu ehren aus Furcht, die Verfolger könnten dies zum Anlass nehmen, noch größeres Unheil zu stiften.

Wir hatten Sie mit der gleichen unbändigen Freude begrüßen wollen, mit der die Christen Roms den Heiligen Petrus empfangen haben.”

“Ausbildung von Granit”

Erzbischof Slipyj begann jetzt im Exil sein wiedererlangtes Hirtenamt mit großer Energie auszuüben. Am 17. März 1963 erschien er bei der Seligsprechung von Elisabeth Seton zum ersten Mal auf dem Bildschirm. Eine Woche später wandte er sich im päpstlichen griechischen Kolleg an die Studenten: “Ihr könntet heute leicht in einer völlig atheistischen Umgebung leben, worin die übergroße Mehrheit die Existenz Gottes verneint, jeden Gottesdienst ablehnt und euch als Betrogene oder Betrüger, Faulenzer oder Volksfeinde beschimpft. Wer keine theologische Ausbildung von Granit genossen hat, kann sich leicht durch die atheistische Strömung mitreißen lassen.”

Im Mai desselben Jahres sandte er ein rührendes Abschiedswort an den sterbenden Papst Johannes und wurde selbst schwer krank. Der neue Papst, Paul VI., besuchte ihn am Krankenbett. Er genas, präsidierte das Kapitel der Basilianerinnen, besuchte Sizilien und ergriff am 11. Oktober 1963 auf dem Konzil das Wort.

Noch im Jahre seiner Befreiung begann er mit dem Werk, das ihm am meisten am Herzen lag, und gründete am 8. Dezember 1963 in Rom die Ukrainische Katholische Universität. Von Anfang an wurde festgelegt, diese in die Ukraine zu verlegen, sobald dort die Religionsfreiheit wieder herrschen würde. Im darauffolgenden Jahr 1964 erwarb er beim Albano-See ein Kloster für seine Studiten-Mönche und hatte die Freude, diese Gemeinschaft am 8. Januar 1965 Papst Paul VI. vorstellen zu dürfen.

“Schon längst Kardinal”

Einige Wochen später, am 25. Januar 1965, kreierte Papst Paul 27 neue Kardinäle, darunter auch Metropolit Slipyj. Zunächst wurden die Namen der orientalischen Patriarchen, sofort danach Kardinal Slipyj genannt. Kardinal Gustavo Testa (1886 - 1969) sagte ihm: “Sie sind schon längst Kardinal in pectore von Papst Johannes!” und bestätigte damit die Vermutung, dass er einer der drei Kardinäle gewesen sei, deren Namen von Papst Johannes XXIII. im Konsistorium vom 28. März 1960 nicht erwähnt wurden. Der neue Kardinal fragte Msgr. Loris Capovilla (geb. 1915), den Privatsekretär des Papstes, warum er ihn nicht darüber unterrichtet habe. “Weil ich dafür keine Erlaubnis hatte”, lautete die Antwort. Aber Kardinal Testa hatte das Geheimnis liebenswürdigerweise ausgeplaudert.

Zu Kardinal Slipyjs großen Werken im Exil gehört auch der Bau der Kathedrale der Heiligen Weisheit in der Via Boccea in Rom. Dieser Sobor - eine Kirche, wohin an bestimmten Festen das Volk von fern und nah zur Wallfahrt kommt - wurde nach den Anweisungen des Kardinals in den Jahren 1967 bis 1969 erbaut. Sie ist eine Replik der Weisheitskirche in Kiew und wurde am 27. September 1969 konsekriert. Tags darauf beschenkte Paul VI. sie mit den Reliquien des Hl. Papstes Klemens. Der Sobor war fortan der geistliche Mittelpunkt für alle ukrainischen Katholiken in der ganzen Welt. In seinem Testament hat Kardinal Slipyj die Kathedrale mit besonderen Empfehlungen seinem Volk anvertraut.

Vater seiner Kirche

In der Geschichte des römischen Exils Slipyjs gibt es drei andere Grundzüge: Seine Besorgtheit für alle Kirchen des ukrainischen Ritus; sein Verdruss über die Weigerung, den patriarchalen Charakter seiner Kirche anzuerkennen; und seine unermüdliche Verteidigung der Opfer kommunistischer Verfolgung.
Es war ihm nicht vergönnt, in seine geliebte Ukraine zurückzukehren, aber er konnte - obwohl nicht ohne Hindernisse - durch wiederholte Pastoralreisen sein ukrainisches Volk in der Verbannung besuchen. 1968 reiste er zu seinen Landsleuten in Nord- und Südamerika, Australien und Neuseeland. In den folgenden Jahren besuchte er Deutschland, Spanien, England, Frankreich und Österreich. In Lourdes wiederholte er gerührt die letzten Worte der Sterbenden in den Sowjetlagern: “Mutter, hörst Du mich?” Seine letzte Pastoralreise brachte ihn 1976 nach Kanada, die Vereinigten Staaten, Holland und erneut nach Deutschland.

Die Streitfrage über das Patriarchat war die größte Prüfung seines Exils. Er unterschrieb zwar sein Testament als “demütiger Josyf, Patriarch und Kardinal”, aber aus Gründen, die er für weltlich und unwürdig hielt, wurde das nicht anerkannt. Bald nach seiner wiedergewonnenen Freiheit schrieb er im August 1963 an Papst Paul VI. und bat ihn um die Anerkennung des Patriarchats. Am 11. Oktober des gleichen Jahres reichte er ein ähnliches Gesuch beim Vatikanischen Konzil ein. Mit Nachdruck verteidigte er seine Überzeugung, dies sei das einzige Mittel, die Einheit und den Fortbestand seiner Kirche zu sichern.

Papst Paul VI. kam ihm entgegen, indem er ihn als Großerzbischof anerkannte. Dieser alte Titel des Metropoliten von Kiew verleiht Rechte, die jenen der Patriarchen orientalischer Kirchen entsprechen. Im Jahre 1980 erweiterte Papst Johannes Paul II. diese Rechte, und 1982 schrieb Kardinal Slipyj als letztes Plädoyer für den patriarchalen Status sein eindrucksvolles “pro Memoria”. Aber er starb, ohne sein Ziel erreicht zu haben, in tiefem Gram über die Zwietracht, die deswegen unter seiner Herde gesät worden war.
Was das Vaterherz des Patriarchen am meisten bewegte, war das Leiden seiner verfolgten Gläubigen und aller, die unter dem kommunistischen Joch seufzten. Er schrieb sowohl an die Vereinten Nationen, wie auch an US-Präsident Jimmy Carter und plädierte auf Synoden und Bischofskonferenzen unermüdlich für die Rechte seines Volkes. In ergreifender Weise sagte er, 85-jährig, vor dem Sacharow-Tribunal in Rom aus: “Ich stehe aus zwei Gründen vor euch: heute wird hier über die Glaubensverfolgung in der Sowjetunion und in meiner ukrainischen Heimat gesprochen. Die Kirche, deren Haupt und Vater ich bin, ist ein Opfer dieser Verfolgung. Wo über meine Kirche gesprochen wird, muss ich zugegen sein, um sie zu verteidigen. Der zweite Grund ist, dass ich der ’Verurteilte’ bin. Ich bin der lebendige Beweis dieses berüchtigten Archipels, wie ein anderer ’Verurteilter’, Solshenitsyn ihn genannt hat. Und ich trage die Narben des Terrors an meinem Körper.”
Die Stimme solcher Zeugen wurde in dem weit von den Sowjetlagern entfernten Westen leider von wohlhabenden Menschen übertönt, die trotz siebzig Jahren andauernder Gegenbeweise vor dem Leiden und Tod unzähliger Scharen von Gläubigen blind blieben und dachten, dass das Volk Gottes mit marxistischen Atheisten zu einer Verständigung kommen könnte.

“Zeuge heroischer Treue”

Der Kardinal starb an einer Lungenentzündung am 7. September 1984 im Alter von 92 Jahren. Am 17. Oktober 1984 zelebrierte Papst Johannes Paul II. in St. Peter das Heilige Opfer für die Seelenruhe von Kardinal Slipyj. In seinem Abschiedswort nannte er den Verstorbenen, einen Mann, der “immer in Christus die Kraft gefunden (hat), ein Mann unbeugsamen Glaubens, ein Hirte festen Mutes, ein Zeuge heroischer Treue, eine kirchliche Persönlichkeit ersten Ranges zu sein. Nie werden wir die Lehre vergessen können, die er uns mit seinem ganzen Leben gegeben hat. (...) Das Beispiel seines Lebens ist eine Botschaft, die uns und der ganzen Kirche dienen kann (...) eine Botschaft, womit er uns zu einem kraftvollen Glauben an Jesus auffordert: zu einem Glauben, der imstande ist zu leiden, der aber nicht wankt, denn er ist seines Lohnes im Himmel gewiss.”


“Einer der schönsten Tage meines Lebens” - KIRCHE IN NOT und die griechisch-katholische Kirche der Ukraine

Der Gründer von KIRCHE IN NOT, Pater Werenfried van Straaten, besuchte den Metropoliten sofort nach seiner Freilassung in Rom und blieb seitdem sein Bewunderer, Helfer und Freund. Noch im Jahre 1963 lief seine Hilfsaktion für die griechisch-katholische Kirche der Ukraine an und leistete bis zum Tod des Kardinals Unterstützung in Höhe von zehn Millionen Dollar.
Diese Hilfe wurde auch über den Tod des Kardinals hinaus geleistet. Immer wieder rief Pater Werenfried in den folgenden Jahren die Christen im Westen dazu auf, für diese gemarterte Kirche in der Ukraine zu beten und ihr zu helfen. Da geschah 1989 das kaum für möglich Gehaltene: Die Mauer in Berlin brach unter dem Druck des Freiheitswillens der “DDR”- Bürger zusammen. Immer mehr Länder hinter dem Eisernen Vorhang fühlten sich in der Folgezeit ermutigt, das sozialistische Joch der Sowjetunion abzustreifen. Auch die Ukraine.

1990 kamen ihre Priester, Ordensschwestern und Laien aus den Katakomben hervor, und am 30. März 1991 kehrte ihr geistliches Oberhaupt, Kardinal Myroslav Lubachivskyj, der Nachfolger Slipyjs aus dem Exil in die Heimat zurück. Pater Werenfried begleitete ihn und versprach vor Hunderttausenden Gläubigen, dabei zu helfen, das kirchliche Leben wieder aufzubauen
Pater Werenfried schreibt über diese Reise:
„Es war der erste Direktflug von Rom nach Lemberg (Lviv) in der Luftfahrtgeschichte. Nach zweieinhalb Stunden landete die Aeroflot Chartermaschine auf dem Flughafen der westukrainischen Hauptstadt.
Wir sind eine bunte Gesellschaft von mehr als hundert Pilgern: ukrainische Bischöfe, Priester, Ordensschwestern und Laien aus Nord- und Südamerika, Australien, Neuseeland und vielen europäischen Ländern. Aber auch Dutzende Journalisten, Fernsehreporter und 23 unserer Mitarbeiter begleiten Kardinal Lubachivsky, der nach 50jähriger Verbannung in die Heimat zurückkehrt.

Es ist der 30. März 1991, 45 Jahre, nachdem Stalin und Patriarch Alexej von Moskau der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche den Todesstoß versetzten. Zehn Bischöfe, Hunderte Priester und Zehntausende Gläubige haben die Treue zu Rom mit ihrem Blut besiegelt. Durch ein Wunder hat Kardinal Slipyj 18 Jahre Zwangsarbeit überlebt. 1963 wurde er freigelassen und nach Rom verbannt.

An ihn muss ich während des ganzen Fluges denken. Einundzwanzig Jahre lang bin ich sein Mitstreiter und Freund gewesen. Unsere Wohltäter haben jahrelang beharrlich gebetet und großzügig geopfert, um die Auferstehung seiner zum Tode verurteilten Kirche vorzubereiten. Nie habe ich gedacht, diesen Tag erleben zu dürfen. Es ist einer der schönsten Tage meines Lebens!

In der Ostkirche wird heute die erste Vesper vom Palmsonntag gesungen. Froher und glorreicher als in der lateinischen Liturgie wird im byzantinischen Ritus der Einzug Jesu in Jerusalem gefeiert. Kardinal Myroslav Lubachivsky wird – wie einst Jesus in Jerusalem – mit Weidenzweigen und Hosannas empfangen.

Nachdem er, von Rührung überwältigt, die mit Märtyrerblut durchtränkte Erde seiner Heimat geküsst hat, fängt die lange Fahrt zur Stadtmitte an. Die dichtgedrängte Menge auf dem Dach des Flughafengebäudes singt: „Wir verlangen nach Gott, er ist unser Vater“. Die kilometerlange Strecke wird von Zehntausenden Menschen gesäumt. Sie schwenken Weidenzweige und blaugelbe ukrainische Fahnen.

Unsere Autokolonne fährt zur Sankt Georgskathedrale, die die Orthodoxen vor einigen Monaten den rechtmäßigen Besitzern zurückerstattet haben. Hier haben sich Tausende Menschen versammelt, die atemlos den Worten ihres Kardinals lauschen: „Heute kehren mit dem Vater und Haupt der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche Wahrheit und Gerechtigkeit, beruhend auf der Liebe und dem Evangelium Christi, in die Ukraine zurück. Heute bekennen wir öffentlich unseren heiligen katholischen Glauben: dass wir katholisch waren, sind und bleiben werden; und dass keine Macht der Welt diesen Glauben und diese christliche Liebe aus unseren Herzen reißen kann.“

In Freiheit oder Gefangenschaft: „Das strahlende Beispiel Josyf Slipyjs“
Danach spricht der 84jährige Metropolit Volodymyr, der während der dunkelsten Jahre der Verfolgung, erst in Gefangenschaft, später im Verborgenen und seit zwei Jahren öffentlich, der Stellvertreter des verbannten Kardinals gewesen ist. Mit unbeugsamer Entschlossenheit hat er die Geheimbischöfe geweiht, die für die apostolische Sukzession seiner Kirche nötig waren. (...)

Der Mnohaja-lita-Gesang (Lang soll er leben) findet kein Ende. Er gilt erst dem Papst, dann dem Patriarchen, dann dem Metropoliten ... und immer von neuem und immer gewaltiger braust der Sturm der Begeisterung um die Kathedrale, bis der Abend und die Nacht ihre schützende Hand über dieses so gute und tödlich bedrohte Volk ausstrecken.
In der von Gold und Glorie strahlenden Kathedrale nehme ich am nächsten Morgen an der Palmsonntagsliturgie teil, der Erde zwar entrückt durch den himmelstürmenden Gesang, aber dennoch mit ein bisschen Angst, dass die Mauern des Heiligtums unter dem Druck der zusammengepferchten Menge nachgeben könnten. Drei Stunden dauert die Feier von Jesu Einzug in Jerusalem. Die Rückkehr des Patriarchen in sein Vaterland macht sie aktueller denn je.

Die Palmweihe wird mit Eimern voller Weihwasser vollzogen, die unermüdliche Diakone vom Balkon der bischöflichen Residenz herabregnen lassen in den Strudel der sich im Kreis und mit hochgehobenen Weidenzweigen vorwärts schiebenden Gläubigen.
Nachmittags folgt die Kundgebung auf dem Opernplatz. Etwa zweihunderttausend Menschen sind dort zusammengeströmt. Mit unserer Generalsekretärin, Antonia Willemsen, gehöre ich zu den Ehrengästen. Festmusik und farbige Spruchbänder heißen den Patriarchen willkommen. Die Gebäude tragen das Gepräge der Habsburger Monarchie, und noch hängt ein Hauch österreichischen Charmes über dem Zentrum dieser Stadt, die einst die Hauptstadt Galiziens war. Als einer der letzten Sprecher ergreife ich das Wort in deutscher Sprache im Wechsel mit einem Dolmetscher. Aber den Schluss meiner Rede habe ich auf ukrainisch vorbereitet.
Ich begrüße den Kardinal und die unabsehbare Menge im Namen unserer Wohltäter: „Ihre Liebe hat euch nie verlassen. Ohne dass ihr es wusstet, haben sie euch auf eurem bitteren Kreuzweg begleitet, so wie Veronika und Simon von Cyrene es getan haben, als Jesus sein Kreuz nach Golgotha trug.(...) Hoffentlich ist die Zeit vorbei, dass ihr in Gefangenschaft und durch das Vergießen eures Blutes die Treue zu Christus beweisen musstet. Jetzt ist die Zeit gekommen, durch Nächstenliebe, Versöhnung und Einmütigkeit Zeugnis von ihm abzulegen.“ Um meinem Aufruf Nachdruck zu verleihen, gebe ich konkrete Beispiele: „Für beide Formen, euch zu Christus zu bekennen, habt ihr das strahlende Beispiel eures verstorbenen Patriarchen Josyf Slipyj. Ich habe ihn gekannt als einen Kirchenfürsten mit eisernem Charakter, als einen unerschrockenen Kämpfer für die Rechte eurer Kirche, als einen Jünger Christi, der einen Kreuzweg gehen musste, wie ihn kaum ein anderer Kardinal in dieser Zeit gegangen ist. Er ging ihn in vorbildlicher Treue, ohne Hass gegen seine Verfolger, aber auch ohne auszuweichen, wenn Kompromiss oder Flucht sein Leben erleichtern konnten. Aber andererseits war er auch eine Brücke zur Orthodoxie und ein Seelsorger, der in unzähligen Gefängnissen und Straflagern die Spuren seines Apostolates hinterlassen hat. So ist er weit über die Grenzen der Westukraine hinaus in der ganzen Sowjetunion ein strahlendes Symbol geworden, nicht nur für die zerstreuten Katholiken, sondern auch für die orthodoxe Kirche. Folgt ihm nach!“ (...)
Zum Schluß erzähle ich die Geschichte des Geschenkes, das ich mitgebracht habe: „Vor 35 Jahren, als Josyf Slipyj noch Zwangsarbeiter in Sibirien war, predigte ich in Deutschland. Nach der Predigt gab ein ehemaliger deutscher Soldat mir ein kostbares byzantinisches Kreuz aus dem 17. Jahrhundert, das er während des Krieges aus einer eurer brennenden Kirchen mitgenommen hatte. Ich versprach ihm, es euch zurückzubringen. Hier ist mein Geschenk!“ Und ich legte es in die Hände des zutiefst gerührten Kardinals mit den Worten: „Gott gebe, dass Sie als Patriarch Ihrer Kirche und Ihres Volkes, wie der hl. Apostel Andreas, vom Hügel zu Kiew mit diesem Kreuz das zweite Jahrtausend des Christentums in der ukrainischen Nation segnen mögen, Sie wissen, was unser Werk in der Vergangenheit für Ihre Kirche in der Emigration und in der Heimat getan hat. Im Namen unserer Wohltäter verspreche ich Ihnen, das sie das Menschenmögliche tun werden, um Ihnen, den Bischöfen, den Priestern und Ordensschwestern, den Seminaristen und dem ganzen gläubigen Volk bei der Neu-Evangelisierung der Ukraine zu helfen.“ Es war einer der schönsten Tage meines Lebens.

„Sie sind der größte Wohltäter der Ukrainischen Kirche“

Pater Werenfried hat sein in Lemberg gegebenes Versprechen eingehalten. In den folgenden Jahren war die Ukraine eines der Schwerpunktländer der Hilfe von KIRCHE IN NOT. Besonders der Bau des großen Priesterseminars in Lemberg, ein Herzenswunsch des im Jahr 2000 gestorbenen Kardinal Lubachivsky, wurde maßgeblich von dem Hilfswerk unterstützt. Pater Werenfried durfte im Jahr 2001 noch miterleben, wie Papst Johannes Paul II. während seiner Pastoralreise durch die Ukraine das Grundstück des Baus segnete, dessen Fertigstellung 2005 auch er nicht mehr erlebte. Im Jahr 2003 hatte das neue Oberhaupt der Ukrainischen Griechisch-katholischen Kirche, Kardinal Lubomyr Husar, Pater Werenfried zum 90. Geburtstag gratuliert und dabei auch seine historische Leistung gewürdigt: „Eines Tages wird die Geschichte es an den Tag bringen, wie viel Sie und Ihre Organisation für das aktive Überleben der Griechisch-Katholischen Kirche in der Ukraine während ihres Untergrunddaseins getan haben. Wie viele Bischöfe, Geistliche, Mönche, Nonnen, Bürgerrechtler, Dissidenten, Katholiken, Orthodoxe, Protestanten und Juden im Verlauf vieler Jahre aufgrund von Hinweisen des Patriarchen Josyf Slipyj dank Ihrer Unterstützung Pakete und Hilfe erhalten konnten. (…) Dabei kann man heute offen aussprechen, dass Sie bis zur Wende die einzige kirchliche Organisation waren, die der Kirche in der Ukraine Hilfe zukommen ließ und dass Sie der größte Wohltäter der Ukrainischen Kirche geblieben sind.“

Ausblick - Das Erbe Kardinal Slipyjs: Die “Ökumene der Märtyrer”

Die Versöhnung mit den orthodoxen Schwesterkirchen ist heute eine der großen Aufgaben von KIRCHE IN NOT. Wie ein Prophet hat der 88-jährige Kardinal Slipyj im Jahr 1980 von der Bedeutung des Leidens seiner Kirche für die gesamte Kirche und ihre Einheit gesprochen, als er in einem Bericht für einen KIRCHE IN NOT-Kongress in Königstein schrieb: “Heute wird der sogenannte ökumenische Dialog zwar eifrigst betrieben, aber leider beschränkt er sich auf den kleinen Kreis des höheren Klerus und der Experten. Das Volk ist im Westen nur wenig und in der Sowjetunion überhaupt nicht darin einbezogen. Aber in der Sowjetunion ist durch das gemeinsam getragene Kreuz der Verfolgung eine echte Ökumene gewachsen, die, durch ein tiefgreifendes Glaubensbekenntnis und das Blut der Märtyrer gereinigt, bis zu dem tiefsten Grundprinzip des Evangeliums reicht: das Göttliche und nicht das Menschliche zu suchen. Denn Katholiken und Orthodoxe, Baptisten und andere Konfessionen leiden auf die gleiche Weise um Christi willen. Dieses Leiden macht sie alle auf ähnliche Weise zu Kindern Gottes und seiner Kirche. Das ist ein Gewinn von unschätzbarem Wert. Die modernen Ökumenisten täten gut daran, diese neue Sachlage nicht aus den Augen zu verlieren.”

Msgr. Ivan Dacko, der letzte Sekretär des 1984 verstorbenen Metropoliten der griechisch-katholischen
Kirche der Ukraine, Josyf Kardinal Slipyj berichtet in der Radio-Sendung „Weltkirche aktuell“ über das
Leben des "Märtyrer-Bischofs" seiner Kirche, der 18 Jahre Haft in sowjetischen Gulags und Gefangenenlagern
überlebte. Gesendet wird das Interview in der vom weltweiten katholischen Hilfswerk „Kirche in Not“ produzierten
Reihe „Weltkirche aktuell“ auf Radio Horeb, Radio Maria Österreich, Radio Maria Südtirol und Radio Gloria Sonntag,
6. September, um 8 Uhr; im Großraum München auch über UKW 92,4 um 15.15 Uhr."


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