Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Grazer Theologin Martina Bär: ‚Gott ist im Grunde transgender’
  2. Diplomatische Krise nach Papstworten zu Abtreibung in Belgien
  3. Papst leitet umstrittenen Bußakt der Kirche für Verfehlungen
  4. Kein Diakonat der Frau
  5. Papst verteidigt Teilnahme von Laien bei Bischofssynode
  6. ‚Barbarisch’ – Kardinal Hollerich lehnt Abtreibung ab
  7. Afrikanische Bischöfe suchen Leitlinien für Umgang mit Polygamie
  8. 21 künftige Kardinäle im Kurzporträt
  9. Weihesimulation in Rom am Rande der Synode UND am Ende wartet die Exkommunikation!
  10. Es geschehen Zeichen und Wunder!
  11. Bosbach: „70 bis 80 Prozent der Bevölkerung tragen diese Migrationspolitik nicht mehr mit“
  12. „Erledigt Netanjahu das Terrorregime im Iran, geht er als großer Staatsmann in die Geschichte ein“
  13. Uni Regensburg stellt Akkreditierung einer Lebensschutzgruppe in Aussicht
  14. USA: 21-jähriger Basketballprofi wird Priester
  15. Prälat Klaus Krämer neuer Bischof für Rottenburg-Stuttgart

Musikgeschichte: Wie hielt es Richard Wagner mit der Religion?

23. Mai 2013 in Chronik, 5 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Philosophin: In „Parsifal“ verbindet er Christus, Buddha und die Psychoanalyse


Würzburg/Schifferstadt (kath.net/idea) Am Komponisten Richard Wagner (1813-1883) scheiden sich die Geister: Die einen verehren sein Werk und „pilgern“ jedes Jahr zu den Bayreuther Festspielen – andere verabscheuen ihn – unter anderem wegen seiner Judenfeindlichkeit. Adolf Hitler schwärmte für die Musik Wagners. In Israel wird sie nach wie vor boykottiert. Wie war das Verhältnis des am 22. Mai vor 200 Jahren geborenen Komponisten zur Religion? Dazu haben sich Wagner-Experten anlässlich seines Geburtstages geäußert.

Nach den Worten der Musikwissenschaftlerin und Philosophin Ulrike Kienzle (Frankfurt am Main) hatte er zeitlebens ein enges Verhältnis zu Jesus als Religionsstifter, der in seinen Augen vor allem durch sein freiwilliges Leiden und sein Mitleiden ein Beispiel für die Menschheit gegeben habe. Wagners Verhältnis zum Christentum habe sich im Laufe seines Lebens mehrfach gewandelt, sagte Kienzle gegenüber der katholischen Zeitung „Die Tagespost“ (Würzburg). In seiner „revolutionären Zeit“ habe er die Kirche als abschreckend empfunden: „Er sah sie verbündet mit den Reichen und Mächtigen, eine Unterdrückerin der Menschen und der freien Selbstentfaltung.“


Für ihn sei aber auch klar gewesen: „Was da geschah, war ein Missbrauch der ursprünglichen Botschaft Jesu.“ 1848 sei der Entwurf zu „Jesus von Nazareth“ entstanden, einem Drama, in dem Jesus als Bühnenfigur auftreten sollte. Szenenentwürfe zeigten Jesus „als Revolutionär der Liebe, durchaus auch im politischen Sinn“. Kienzle zufolge lernte Wagner 1854 das Hauptwerk des Philosophen Arthur Schopenhauer (1788-1860) im Schweizer Exil kennen. Bis dahin sei Jesus für ihn ein gescheiterter Revolutionär gewesen. Wagner habe erfahren, „dass Leben Leiden heißt – eine buddhistisch geprägte Erkenntnis“.

Aber er beginne auch das Christentum neu zu schätzen, das er vorher als eines der größten Irrtümer der Menschheitsgeschichte bezeichnet habe. „Unter der Perspektive des Buddhismus und der von Schopenhauer geprägten Mitleidsethik sieht er in Jesu freiwilligem Leiden ein Beispiel, wie der Egoismus überwunden werden kann“, so die Philosophin.

Kienzle: Wagner vertrat eine „Liebesreligion“

In seinem letzten Musikdrama „Parsifal“ schaffe Wagner eine Synthese von Christentum und Buddhismus. In der Handlung finde man viele buddhistische Elemente. Kienzle: „Durch das Gralsmysterium aber rückt Christus in den Mittelpunkt des Dramas. Die Ritter wiederholen im Gralsritus täglich die mystische Vereinigung mit Christus.“ Auf dem Höhepunkt der Feier seien die Worte zu hören „Nehmet hin mein Blut, nehmet hin meinen Leib, auf dass ihr mein gedenkt“.

Laut Kienzle verbindet Wagner in „Parsifal“ Christus, Buddha und die moderne Psychoanalyse – etwa in der Figur der Kundry, die ihr Ur-Trauma, Christus am Kreuz verlacht zu haben, in ihren wiederkehrenden Existenzen immer wieder durchleben müsse. Kienzle zufolge war Wagners eigene Religion stets eine Liebesreligion: „Im ‚Holländer‘ hebelt eine bedingungslose Liebe die Naturgesetze aus. Im ‚Tannhäuser‘ überwindet die Liebe den unbarmherzigen Spruch des Papstes. Im ‚Ring‘ sprengt die selbstlose Tat Brünnhildes den Kreislauf von Neid und Gier.“

Ex-Kirchenpräsident: Wagner war vom „Heiland am Kreuz“ fasziniert

Als Experte für die theologische Deutung der Werke Wagners gilt der frühere hessen-nassauische Kirchenpräsident Prof. Peter Steinacker (Frankfurt am Main). Im „Deutschen Pfarrerblatt“ (Schifferstadt) schreibt er, dass sich Wagner ein Leben lang intensiv mit Religion befasst habe. Er habe hinduistische und buddhistische Quellen und Sekundärliteratur studiert und den im 19. Jahrhundert eskalierenden Streit um den historischen Jesus gespannt verfolgt.

Lebenslang sei er von der Figur des „Heilandes am Kreuz“ fasziniert gewesen. Steinacker zufolge bearbeiten Wagners Opern unter dem Leitthema „Erlösung durch Untergang“ klassisch religiöse und theologische Themen. Obwohl völlig den Bedingungen einer säkularisierten Moderne unterworfen, finde der Komponist „in der berückenden Musik des Parsifal eine Ausdrucksmöglichkeit von Religiosität“.

Der Mensch vollziehe seine Erlösung selbst durch Mitleid und Askese. Steinacker: „Das ist buddhistisch und nicht christlich gedacht. Der Buddha hat nur den Weg zur Erlösung gezeigt; den Weg muss man selber gehen. Christlich ist der Christus den Weg stellvertretend gegangen, und die Erlösung ist reines Geschenk.“ Aus ihm folge die liebevolle Zuwendung zur Welt: „Dieser Unterschied stimmt Christen ein, gelassen die wunderbare Musik des Parsifal zu bewundern und zu genießen.“

Foto Porträt Richard Wagner © Wikipedia/gemeinfrei


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

 Adson_von_Melk 24. Mai 2013 

Mir erscheint eine christliche Wagner-Interpretation nicht haltbar

Das durchgängige Thema bei Wagner ist zwar "Erlösung durch Liebe" und da kann man einen Berührungspunkt mit dem Christentum sehen, ja. Aber folgende Einwände:

.) In einer spätromantischen Mittelalter-Oper lassen sich christliche Bezüge schwer vermeiden.
(PS. Im "Tannhäuser" dient die Figur des "Papstes" als am südlichen Horizont dräuender Bösewicht.)

.) Wagners erlösende Liebe ist weit mehr Eros als Agape. Und in der Regel ein gesetzloser Eros, bis hin zum Inzest von Siegmund und Sieglinde.

.) Richard Wagners einzige Religion war - ich bin sehr versucht zu sagen: Richard Wagner. Aber seien wir gnädig, es war 'die Kunst'.

.) Selbst im "Parsifal", dem vielleicht 'christlichsten' seiner Werke, findet man mehr Schopenhauer (und so die Verbindung zu buddhistischen Ideen) als Christentum.

(Alles übrigens als großer Bewunderer von Wagners Musik gesagt. Mittwoch abend hörte ich auf Arte aus dem Geburtstagskonzert in Bayreuth den ersten Akt der "Walküre".)


3
 
 M.Schn-Fl 23. Mai 2013 
 

Der Gral und die Taube

Der große Altmeister unter den Wagnerdirigenten Hans Knappertsbusch ( genannt Kna), bestand bei der Wiedereröffnung der Bayreuther Festspiele nach dem Krieg auf Wagner Regieanweisung für die Taube in der Schluszene im Parsival. Er legte Wieland Wagner heimlich ein Seil auf den Schreibtisch, damit die Taube beim Erstrahlen des Grals auf diesen herabgelassen werden konnte. Wieland Wagner konnte nicht umhin, die Taube über dem "eucharistischen" Geschehen nach Wagners Verständnis erscheinen zu lassen; denn Wagner wollte zum Ausdruck bringen, dass der heilige Geist die Wandlung vollbringt.
Dass jüngere Wissenschaftler hier eine Vermischung mit Buddhismus, Hinduismus und Psychoanalyse sehen wollen, ist wohl eher dem synkretistischen Zeitgeist geschuldet, als Wagners Intentionen. Hier muß man den Wangerschen Text des Gesamtwerkes mit der Musik mehr berücksichtigen.


2
 
 M.Schn-Fl 23. Mai 2013 
 

".. um deine gnadenreiche Huld nur anzuflehn für seine Schuld",

endet das Gebet Elisabeths für Tannhäuser.
Gewiß war Wagner kein Katholik, aber der katholische Einfluß in seinem Werk ist überragend, auch wenn er sich mit Hilfe der Romatik einiges selbst zurecht machte.
Buddhismus und Hinduismus kann ich nicht erkennen,dafür aber sehr deutlich die mittelalterliche Sagenwelt. Eng gekoppelt mit der Frage der Erlsöung ist seine Auseinandersetzung mit dem Leben des Menschen im Spannungsfeld zwischen "äußerter Verworfenheit und aüßerster göttlicher Gnade", wie Benedikt XVI sagte. Und das steht so in der Bibel und ist kein genuin psychoanalytisches Element.
Im Parsival vollendet sich sichtbar das Erlösungselement im Erheben des himmlich erstrahlenden Kelches (des Grals): "Mein Blut, mein Leib, dass ihr meiner gedenkt". Wagners Regieanweisung für die Schlußszene lautet, dass über dem aufleuchtenden Gralskelch, der der Sage nach der Kelch des letzten Abendmahles Christi ist, die Taube des heiligen Geistes erscheinen muß.


2
 
 M.Schn-Fl 23. Mai 2013 
 

"Die Taufe nimm und glaub an den Erlöser",

sagt Parsival zur reuigen Kundry ("Bekenntnis wird Schuld in Reue enden, Erkenntnis in Sinn die Torheit wenden")
Im Glauben an den Erlöser kann ich nichts Buddhistisches erkennen. Oder hab ich in der falschen Fakultät studiert?
Taufe und Erlöser sind nach meinem Verständnis zentrale christliche Begriffe.
Im gesamten Werk Richard Wagners steht die Erlösung; von den "Feen" angefangen, über den Holländer, Tannhäuser bis hin zum Parsival. Er folgt zwar den mittelalterlichen Sagen vom Tannhäuser und dem Gral zu einer Zeit, als eine romantische Besinnug auf das Mittelalter viele Dichter auch in ihren religiösen Vorstellungen beflügelte, aber immer wieder kommt bei Wagner das christliche Element zum Ausdruck. Tannhäuser, der sich nicht aus dem Venusberg und dem Zauber befreien kann, ruft in höchster Not: "Mein Heil liegt in Maria". Daraufhin versinkt der Vernusberg mit seiner Göttin. Im Gebet Elisabeths "allmächtge Jungfrau hör mein Flehen, zu dir Gepriesene rufe ich", wird das deutlicher.


2
 
 myschkin 23. Mai 2013 
 

Ich bin nun ein Bewunderer des "Parsifal",

aber mit Christentum hat das Werk nicht viel zu tun. Es gibt darin etliche christliche Versatzstücke, die in Kombination mit buddhistisch-hinduistischen Elementen montiert werden, um in der Aura der Kunst eine private Mitleidsreligion zu verkünden. Faktum aber ist: Dass die "Eucharistie" im Parsifal falsch herum verläuft: Aus Blut und Fleisch werden Brot und Wein zur Stärkung der Gralsgemeinschaft. Und auf Karfreitag folgt in dem Stück keine Auferstehung. Wo soll da das Christentum sein?


4
 

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Musik

  1. Familienmusical „Pauline – Mut verändert die Welt“ startet im April
  2. ‚Zwingt mich nicht, da hinunter zu kommen’
  3. "For God is with us"
  4. Christliche Country-Musikerin Loretta Lynn gestorben
  5. Erstmals christliches Musikfestival in Sanremo
  6. Beethoven war "religiös mit fast missionarischem Anliegen"
  7. "An erster Stelle in meinem Leben steht Jesus, meine große Liebe"
  8. Kathedrale von Sheffield löst um „Inklusion“ willen traditionsreichen Kirchenchor auf
  9. Popstar Kelly Clarkson: Sie glauben an etwas Größeres als nur an sich selbst
  10. Lionel Richie: Ich bin so dankbar, dass Gott dich uns vorgestellt hat






Top-15

meist-gelesen

  1. Prälat Klaus Krämer neuer Bischof für Rottenburg-Stuttgart
  2. Es geschehen Zeichen und Wunder!
  3. Diplomatische Krise nach Papstworten zu Abtreibung in Belgien
  4. Papst leitet umstrittenen Bußakt der Kirche für Verfehlungen
  5. Kein Diakonat der Frau
  6. „Meine Freunde in Nordisrael erleben seit einem Jahr fast täglichen Raketenbeschuss durch Hisbollah“
  7. 21 künftige Kardinäle im Kurzporträt
  8. Weihesimulation in Rom am Rande der Synode UND am Ende wartet die Exkommunikation!
  9. „Das ist Leben. Auf dieser Erde… Danke Jesus“
  10. Estnische Bistumssprecherin Paas: „Das ist pure Freude! Das ist in der Tat ein historischer Moment!“
  11. Zählen Uriel und Raguel zu den Erzengeln?
  12. Meldestelle "www.christenschutz.at": Einbruch in die Karlskirche durch Antifa vermutet
  13. Gänswein weihte am Samstag zwei Neupriester im Stift Heiligenkreuz
  14. Bosbach: „70 bis 80 Prozent der Bevölkerung tragen diese Migrationspolitik nicht mehr mit“
  15. Grazer Theologin Martina Bär: ‚Gott ist im Grunde transgender’

© 2024 kath.net | Impressum | Datenschutz