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Deutschsprachige Markusgemeinde Kairo – 'Wir fragen uns: WIESO?'

27. Juni 2014 in Weltkirche, keine Lesermeinung
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Stellungnahme der Markusgemeinde: „Der Streit um die katholische Seelsorgepräsenz in Kairo und ganz Ägypten ist keineswegs beigelegt!“ Gemeinde protestiert gegen Abzug von zwei Vollzeitstellen, darunter die Stelle von Monsignore Joachim Schroedel


Kairo (kath.net/pl) „Deutschsprachige Botschaften, deutsche Stiftungen und Institute, die deutschen Universitäten, die vielen deutsch-ägyptischen Firmen und noch unzählige Weitere sind natürlich alle in Kairo und Ägypten vertreten. All diese Katholiken werden nun der Seelsorge beraubt?“ Allein „in Hurghada leben nach Aussage der Deutschen Botschaft zeitweise zwischen 5000 und 10.000 Deutschsprachige, von denen theoretisch mindestens ein Drittel katholisch ist. Msgr. Schroedel hat in den vergangenen Jahren hier eine hervorragende Arbeit geleistet und die Gemeinde dort aufgebaut.“ Dies schreibt Frau Elisabeth Striebel-Sharawy, Mitglied des Pastoralrates der Markusgemeinde/Kairo, im Namen ihrer Gemeinde als Stellungnahme.

Vorausgegangen war, dass der Seelsorger der Gemeinde, Monsignore Joachim Schroedel, aus Ägypten und damit aus der Seelsorge an den deutschsprachigen Katholiken im Nahen Osten abgezogen werden soll, kath.net hat berichtet, auch die Stelle des Pastoralreferenten wurde ersatzlos gestrichen. Schroedel (im Foto mit Kindern aus einem sozial stark benachtteiligten Wohnviertel) war vom Katholischen Auslandssekretariat als dem zuständigen DBK-Gremium informiert worden.

Durch ein Entgegenkommen seines Heimatbistums Mainz und seines Bischofs Karl Kardinal Lehmann wurde dann die vorläufigen Lösung gefunden, dass der 60-jährige Priester vorzeitig pensioniert wird und dadurch weiterhin in Kairo bleiben kann. Die Katholische Nachrichtenagentur (KNA) titelte daraufhin: „Der Streit ist beigelegt“ und behauptete, es sei eine „salomonische Lösung“ gefunden worden. In einem kath.net-Kommentar war dies bereits in Frage gestellt worden.

Die Kairoer Markusgemeinde meldet sich nun zu Wort und erläutert ihre Sicht auf die Streichung von gleich zwei vollen Stellen:


Sehr geehrte Damen und Herren,

der Streit um die katholische Seelsorgepräsenz in Kairo und ganz Ägypten ist keineswegs beigelegt!

Die so genannte „salomonische Lösung“ wird von vielen deutschsprachigen Katholiken hier im Lande als unzureichend empfunden. Auch koptisch-katholische und koptisch-orthodoxe Christen verstehen die derzeitige Situation nicht.

Wir freuen uns natürlich, dass Msgr. Schroedel uns in Ägypten als Pensionär erhalten bleibt, doch benötigen wir hier, im wichtigsten Land Afrikas, des Nahen Ostens und der islamischen Welt, weit mehr.

In den letzten 17 Jahren konnte die deutschsprachige katholische Seelsorge in Kairo, Alexandria und Hurghada und anderen Regionen Ägyptens sowie die Betreuung Deutschsprachiger in den umliegenden Ländern (besonders Jordanien, Libanon und Äthiopien) durch zwei hauptberuflich in Kairo stationierten Seelsorger, einen Priester und einen Theologischen Referenten, gerade so abgedeckt werden! Die Beziehung mit den Ortskirchen und mit muslimischen Gesprächspartner wurde ebenfalls von beiden aufgebaut.

Personell wird also durch das Auslandssekretariat von 200% auf 0% zurückgefahren.

Eine lebendige Gemeinde benötigt darüber hinaus natürlich auch Gelder und Zuschüsse, um Gemeindeaktivitäten anbieten zu können!

Seniorenbetreuung, Kinderaktivitäten, kulturelle Veranstaltungen, Vorträge, Stadtspaziergänge, die ökumenische Zeitschrift „Begegnung“, Gemeindefeste, Sozial- und Notfallhilfen etc. Wer wird hierfür verantwortlich sein und für die Kosten aufkommen? Und wie soll eine entsprechende Seelsorge von unserem Pensionär Msgr. Schroedel in Kairo und ganz Ägypten angeboten werden, wenn dieser seine Transport- und Reisekosten selbst zahlen muss?

Fragen, auf die wir keine Antworten haben und die von Verantwortlichen in Deutschland anscheinend nicht bedacht wurden.

Tausende in Ägypten lebende deutschsprachige Katholiken, die vier Schwesternkonvente der Borromäerinnen und jährlich hunderttausende deutsche Urlauber werden nun durch das Auslandsekretariat der DBK im Stich gelassen.

Wir fragen uns: WIESO?

Die schwache Argumentation von Seiten des Auslandsekretariates, welche die Abberufung eines hier im Lande stationierten Seelsorgers und die Beendigung der Seelsorgepräsenz rechtfertigen soll, ist nicht nachvollziehbar und für die hier lebenden deutschsprachigen Katholiken nicht hinnehmbar!

Wir bezweifeln, dass die Verantwortlichen in Bonn und Dresden die Lage vor Ort richtig einschätzen und bewerten konnten und wir bitten dringend um Revision der Entscheidung durch den Verwaltungsrat des Auslandssekretariats.

Gerade die schwierige Situation der letzten Jahre in Ägypten macht die deutschsprachige katholische Seelsorge vor Ort unabdingbar! Es mag sein, dass Firmen in den letzten Jahren weniger deutschsprachige Mitarbeiter nach Ägypten gesandt haben; dennoch kann man nicht von einer „deutlichen Reduzierung“ Deutschsprachiger reden. Nach unserem Wissen wurden in den deutschen Schulen Ägyptens keine deutschen Lehrer „abgezogen“.

Zudem leben mehrere Hundert Deutschsprachige auf Dauer in Kairo. Alleine 110 Namen von Seniorinnen und Senioren umfasst die sicher nicht vollständige Liste der Markusgemeinde.

In Hurghada leben nach Aussage der Deutschen Botschaft zeitweise zwischen 5000 und 10.000 Deutschsprachige, von denen theoretisch mindestens ein Drittel katholisch ist. Msgr. Schroedel hat in den vergangenen Jahren hier eine hervorragende Arbeit geleistet und die Gemeinde dort aufgebaut.

Auch deutschsprachige Botschaften, deutsche Stiftungen und Institute, die deutschen Universitäten, die vielen deutsch-ägyptischen Firmen und noch unzählige Weitere sind natürlich alle in Kairo und Ägypten vertreten.

All diese Katholiken werden nun der Seelsorge beraubt?

Wir sind stolz auf unsere großen, individuellen und breit gefächerten katholischen deutschsprachigen Gemeinden in Ägypten, welche bisher durch eine adäquate Seelsorgepräsenz zusammengehalten wurden, und können daher einen solchen Einschnitt in unser Gemeindeleben nicht akzeptieren!

Wir benötigen also dringend eine zeitnahe Wiederbesetzung der Stelle mit einem stationären Priester in Kairo, sowie die Wiederbesetzung der Stelle des Pastoralreferenten, der gerade auch in den vielen deutschen Schulen Ägyptens Akzente setzen könnte.

Wir bitten um Dialog und Offenheit für unsere Anliegen. Die Zukunft Tausender deutschsprachiger Katholiken in einem Land, das zu 90% muslimisch ist und voller Herausforderungen bleibt, liegt in der Hand der entsprechenden Gremien der Deutschen Bischofskonferenz.

Für die Markusgemeinde

Elisabeth Striebel-Sharawy
Mitglied des Pastoralrates der Markusgemeinde/Kairo

Deutschsprachige katholische Seelsorge in Ägypten vor dem Aus? - Hilferuf aus der Markusgemeinde/Kairo


K-TV-Interview mit Msgr. Joachim Schroedel beim 4. Kongress ´Treffpunkt Weltkirche´ von ´KIRCHE IN NOT´


Foto: Schroedel bei der Einweihung des Kindergartens im Müllviertel in Moytamadeia vor etwa einem Jahr mit betroffenen Kindern (c) Joachim Schroedel


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