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'Liturgie demokratisieren? Das erste Opfer wurde das Volk'

14. Juli 2016 in Buchtipp, 19 Lesermeinungen
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Leseprobe 2 aus dem Buch von Robert Kardinal Sarah: „Gott oder Nichts – Ein Gespräch über den Glauben“


Kisslegg (kath.net) Die Kathedrale von Conakry besaß einen eleganten und kunstvoll gearbeiteten Chor mit einer schönen Nachbildung des Baldachins von Bernini, umgeben von sehr schönen Engeln. Zum Zeitpunkt der ersten Diskussionen über die Liturgiereform kam Erzbischof Tchidimbo nach Conakry zurück und ordnete die Zerstörung des Baldachins und des Hochaltars an. Wir waren wütend und fassungslos angesichts dieser überstürzten Entscheidung. Mit einer gewissen Heftigkeit sprangen wir ohne jegliche Vorbereitung von einer Liturgie in eine andere.

Ich kann bezeugen, dass die schludrige Vorbereitung der Liturgiereform verheerende Schäden in der Bevölkerung anrichtete, besonders bei den genügsamsten Gläubigen, die weder die Schnelligkeit derartiger Veränderungen noch deren Daseinsberechtigung verstanden.

Es ist zweifellos recht bedauerlich, dass sich Priester zu solchen persönlichen ideologischen Ausbrüchen verführen lassen.


Sie behaupteten, die Liturgie zu demokratisieren, und das erste Opfer ihres Treibens wurde das Volk.

Die Liturgie stellt keinen politischen Gegenstand dar, den wir in Bezug auf gesellschaftliche Forderungen egalitärer machen könnten.

Wie konnte eine so sonderbare Bewegung im Leben der Kirche andere Konsequenzen als eine große Verwirrung der Gläubigen hervorrufen?

Dennoch war der Gedanke von Johannes XXIII. außergewöhnlich. Die Einberufung des Konzils entsprach tatsächlich den neuen Bedürfnissen einer Epoche. Als wir im Großen Seminar die verschiedenen Konstitutionen studierten, waren wir angesichts der Arbeit der Konzilsväter begeistert. Unsere Begeisterung war verständlich, denn zahlreiche Konzilstexte sind besonders aufschlussreich.

Ich bin überzeugt, dass Papst Johannes sich wünschte, dass die Gläubigen der Kirche eine größere Vertrautheit zu Gott erfahren konnten.

Großer kath.net-Lesetipp
Gott oder Nichts
Ein Gespräch über den Glauben
Von Nicolas Diat; Robert Sarah
Sonstiger Urheber Georg Gänswein; Übersetzt von Katrin Krips-Schmidt; Claudia Reimüller
Hardcover, 399 Seiten
2015 Fe-Medienverlag
ISBN 978-3-86357-133-7
Preis 18.30 EUR

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Titelblatt des Buches



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Lesermeinungen

  17. Juli 2016 
 

Unvorbereitet?

Die Reform der liturgischen Bücher geschah stufenweise. Die erste Instruktion zur Durchführung der Liturgiereform (Sept. 1964) brachte Änderungen, die ohne neue Bücher machbar waren (zB der Priester muss nicht zusätzlich sprehen, was andere vollziehen: Lesungen, Gesänge). Mehrere Instruktionen setzten allmählich Reformen in Kraft - zuerst noch auf der Grundlage des alten Ritus. Das neue Missale Romanum erschien 1970; das deutsche Messbuch 1975. Also eine lange Übergangszeit - die man wohl nicht überall nützte, um in den Geist der erneuerten Liturgie einzuführen.


1
 
 carolus romanus 15. Juli 2016 

Die Realität

sind leere Kirchen.


8
 
  15. Juli 2016 
 

Ich finde,

dass Kardinal Sarah mit dieser Aussage definitiv Unrecht hat: "schludrige Vorbereitung der Liturgiereform verheerende Schäden in der Bevölkerung anrichtete". Paul VI. hat die gesamte Liturgiereform von den besten Fachleuten betreuen lassen und das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen. Keine Winkelmessen, kein herunterzuleierndes Stundengebet mehr, ästhetische Feiern, Volksbeteiligung, wunderbare neue Lieder.


5
 
 Borkard 15. Juli 2016 

Die Hl. Messe und das Konzil

Viele der Fans der erneuerten Form der Hl. Messe berufen sich gerne auf's 2. Vatikanische Konzil. Zu gerne wird dabei aber vergessen, dass die "Neue Messe" in vielen - und entscheidenden - Dingen im direkten Widerspruch zum Konzilstext über die Liturgie steht: Von einer Zelebration gegen das Volk wird dort nirgendwo gesprochen, dafür davon, dass Neuerungen möglichst spärlich, und nur bei absolut sicherem Nutzen, eingeführt werden sollen. Latein wird da nicht abgeschafft, lediglich die Lesungen und "evtl. einige Orationen" sollten in der Landessprache gehalten werden, der Rest in Latein, und es wird auch verlangt, dass die Gläubigen die lateinischen Antworten beherrschten. Gregorianik und Polyphonie wird als die beste Musik für die Hl. Messe empfohlen. Dinge, die man doch recht selten in der erneuerten Messe sieht. Ich selber hab auch lange die neue Messe verteidigt - bis ich mal selber die Konzilstexte gelesen haben.


10
 
 Innozenz 15. Juli 2016 
 

@Kai Lehnen

Kardinal Sarah ist O.K. aber lieber Kai Lehnen, Sie sind mir beim letzten Wort Ihres Beitrags zu piulunkiblablaisch.


7
 
 Waldi 15. Juli 2016 
 

Lieber @Chris2,

zu Ihrer Frage: "Was hatte damals eigentlich der zuständige Pfarrer zum Treiben seiner "Pfarrbeauftragten" gesagt?" Die Pfarrbeauftragte war der "Pfarrer", wir hatten damals über 10 Jahre keinen, sondern nur Aushilfs-Priester, die alle zwei Jahre ausgetauscht wurden und sich unterordnen mussten. Meine Entfremdung zu unserer Pfarrgemeinde hat sich während dieser Zeit nachhaltig vollzogen. Die Pfarrbeauftragte wurde nach zehn Jahren versetzt - aber ihre Werke und der Stempel, den sie der Pfarrgemeinde aufgedrückt hat, sind geblieben. Es fällt mir schwer mich wieder neu zu integrieren!


4
 
  15. Juli 2016 
 

Zu diesem Thema

ist soch eigentlich in einem anderen Blog schon alles gesagt worden. Kardianl Sarah hat eine Bitte formuliert, ggf. von einer Reform der Reform gesprochen - was vielleicht auch ein Übersetzungs- oder Interpretationsfehler war - und der Vatikan hat verlautbart, dass es keine Liturgiereform gibt. Causa finita.
Keineswegs sind ja die Messen ad orientem verboten. Das möge doch jeder selbst entscheiden.
Für meinen persönlichen Glauben und Ausrichtung auf Gott brauche ich die von Kardinal Sarak rückwärtsgewandte Bitte nicht.


4
 
 Chris2 15. Juli 2016 
 

Meine Mutter hat den Bildersturm auch erlebt

und war noch Jahrzehnte später entsetzt darüber. Was Waldi erzählt, ist unglaublich. Als mündiger und verantwortungsbewusster Christ hat man in solchen Fällen das Recht - nein: Die Pflicht - diesen Leuten zu Widersprechen. @Waldi Was hatte damals eigentlich der zuständige Pfarrer zum Treiben seiner "Pfarrbeauftragten" gesagt? Übrigens: „Eine Gemeinschaft, die das, was ihr bisher das Heiligste und Höchste war, plötzlich als strikt verboten erklärt und das Verlangen danach geradezu als unanständig erscheinen lässt, stellt sich selbst in Frage. Denn was soll man ihr eigentlich noch glauben? Wird sie nicht morgen wieder verbieten, was sie heute vorschreibt?“ (Kardinal Ratzinger im "Salz der Erde" über die klassische Liturgie)


8
 
 Stefan Fleischer 15. Juli 2016 

Und was den "reich gedecken Tisch des Wortes" betrifft:

In meiner fortlaufenden Schriftlesung war heute das 2. Kapitel des 2. Petrusbriefes an der Reihe. Ich erinnere mich nicht, dass dieser und ähnliche Texte in den Messbüchern vorkommen. Reicher gedeckt ist der Tisch, aber es fehlt oft an der "gesunden Nahrung". Und wenn dann solche doch einmal angeboten wird, lassen die "Kellner" diese in der Küche stehen.


5
 
 Stefan Fleischer 15. Juli 2016 

Undwas den "reich gedecken Tisch des Wortes" betrifft:


0
 
 Elisabeth53 14. Juli 2016 
 

alte und neue Messe

in jeder Pfarre (auch abwechselnd), damit jeder selbst entscheiden kann, welche Messe er besucht, wäre nicht schlecht


10
 
 agnese 14. Juli 2016 
 

Ich wollte nur erwähnen,dass Erzbischof Gänswein kein Kardinal ist. Das Buch von Kardinal Sarah ist sehr zu empfählen,es ist eine Freude ihn zu folgen und feststellen zu können, wie wenig Menschen die Wahrheit so klar erkennen und sich trauen sie auch zu verkünden.


6
 
  14. Juli 2016 
 

Das Kind mit dem Bade ausschütten

Ich stimme Kardinal Sarah zu, dass es "in der Eile des Gefechts" der Liturgiereform auch einige übereilte Aktionen gegeben haben mag. Allerdings ist das ganze wiederum über vierzig Jahre her. Sich jetzt über einige übereilte Schritte Gedanken zu machen, heißt aber auch, tendenziell wieder ein halbes Jahrhundert zurückgehen zu wollen. Im 2. Vatikanischen Konzil wurden unter päpstlicher Führung einige entscheidende Weichenstellungen für unsere Kirche getroffen. Diese können ein halbes Jahrhundert später nicht einfach zerredet werden. Und dazu gehört eben auch die Liturgiereform, das Feiern der heiligen Messe ad populum, der Volksaltar. Auch spätere Entwicklungen wie die Zulassung der Mädchen zum Messdienst sind hier zu nennen. Eine allzu wohlfeile Nostalgie nach dem Motto "früher war alles besser" ist mir zu piulunkisch.


5
 
 Ginsterbusch 14. Juli 2016 

Ein tief gläubiger Kardinal geht, entgegen aller Widrigkeiten

seinen Weg in der Christusnachfolge und stellt für uns das Licht wieder sichtbar auf den Leuchter. Danke lieber Herr Kardinal, möge der ganze Himmel Sie für immer behüten!


14
 
  14. Juli 2016 
 

SACROSANCTUM CONCILIUM

Die Kirche richtet ihre ganze Sorge darauf, dass die Christen dem Geheimnis des Glaubens nicht wie Außenstehende und stumme Zuschauer beiwohnen; sie sollen vielmehr durch die Riten und Gebete dieses Mysterium wohl verstehen lernen und so die heilige Handlung bewusst, fromm und tätig mitfeiern, sich durch das Wort Gottes formen lassen, am Tisch des Herrenleibes Stärkung finden. Sie sollen Gott danksagen und die unbefleckte Opfergabe darbringen nicht nur durch die Hände des Priesters, sondern auch gemeinsam mit ihm und dadurch sich selber darbringen lernen. So sollen sie durch Christus, den Mittler , von Tag zu Tag zu immer vollerer Einheit mit Gott und untereinander gelangen, damit schließlich Gott alles in allem sei.


4
 
 carolus romanus 14. Juli 2016 

Kardinal Sarah hat Recht!

Der ordentliche Ritus von Paul VI ist inzwischen derart entstellt, dass von der Heiligkeit und Transzendenz der Liturgie nichts mehr übrig ist. Dies ist zumeist bewusst und vorsätzlich geschehen. Übrig geblieben sind sonntägliche Vereinstreffen mit "Impulsen" aus der Bibel.
Kann man in Gemeinschaft auch zu Hause, beim Ausflug, Sport, Frühschoppen oder sonstwo tun. Machen ja fast alle Christen. Die Kirchen sind leer. Kann man auch nicht wegerklären und zerreden. Diejenigen, die noch kommen, werden als Pelagianer beschimpft.


16
 
 Laus Deo 14. Juli 2016 

Habe das Buch gelesen.

Es ist ein gnadenreiches Buch. Kardinal Gänswein bezeichnet Kardinal Sarah als Prophet der Zeit. Dem stimme ich zu!
http://www.kath.net/news/52968


14
 
 Waldi 14. Juli 2016 
 

Man hat in unserer Pfarrei...

unter dem Oberkommando einer emanzipierten und reformfreudigen Pfarrbeauftragten zwar nicht, wie in Conakry, die Zerstörung des Baldachins und des Hochaltars in Angriff genommen, aber den Hl. Konrad von Parzham, den Hl. Judas Thaddäus, den Hl. Aloisius, die Hl. Theresia von Lisieux, den Sel. Pater Rupert Mayer und den Hl. Pater Pio mit einem schwindelerregenden Bildersturm aus unserer Pfarrkirche gefegt - auf Nimmerwiedersehen". Und zwar mit folgender Begründung der Pfarrbeauftragten: "Diese Heiligenfiguren gehören zu einer spirituellen Ausprägung des späten 18-ten und frühen 19-ten Jahrhunderts, zu denen auch die Lourdes-Madonna und die Herz-Jesu-Statue gehören. Weil wir inzwischen aber ein große Gemeinde, mit den unterschiedlichsten spirituellen Ausprägungen geworden sind, muss unsere Kirche eine gewisse Neutralität wahren. Ich habe dieser Emanze bis heute nicht verziehen, dass sie über die Köpfe der Gläubigen hinweg diese Heiligenfiguren pietätlos und radikal entsorgt hat!


18
 
 Cremarius 14. Juli 2016 

Papabile

Die französische Taschenbuchausgabe trägt folgenden Vermerk auf ihrer Titelseite:

"J'ai lu Dieu ou Rien avec un grand profit spirituel, joie et gratitude."

Etwa: Ich habe "Gott oder Nichts" mit großem spirituellem Gewinn, Freude und Dankbarkeit gelesen.

Das sagt kein Geringerer als Vater Benedikt!

Man kam ihm nur beipflichten.

Auch in unserer Pfarrkirche kam es zu solch einem "Bildersturm", wenn auch in kleinerem Umfange.

Kardinal Sarah ist absolut "papabile" und vielleicht wird er, so Gott will, der erste afrikanische Papst der Neuzeit!

Friedrich Hölderlin dichtete einst: Wo Gefahr ist, da wächst das Rettende auch...


25
 

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