Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Kardinal Müller zur Alten Messe: Papst Leo wird eine sehr gute Lösung finden
  2. Stell Dir vor: Es war Predigerinnentag und keiner hat was gemerkt
  3. Derzeit sind fast zwei Drittel der Katholiken in Deutschland angetan von Papst Leo XIV.
  4. Deutliche Kritik von Papst Leo XIV. am Synodalen Rat
  5. Zahl der Konfirmationen in den neuen Bundesländern sinkt um 23 Prozent
  6. Die Stunde der Liebe. Unruhig ist unser Herz, bis es ruhet in dir
  7. Die 'Großzügigkeit' einer österreichischen 'Berufskatholikin' gegenüber dem neuen Papst
  8. Spanische Jesuiten in Broschüre: „Danke, Pachamama“
  9. Wo der Glaube brennt. Papst Leo XIV. am Grab des Völkerapostels
  10. Kirchenaustritt: Deutsche Gesetzeslage ist mit dem Evangelium nicht zu vereinbaren!
  11. ‚Pille danach‘: Berliner Apotheker gibt aus Gewissengründen auf
  12. Papst ernennt Beat Grögli zum neuen Bischof von Sankt Gallen
  13. Berlin: 24-Jähriger gab sich als getaufter Christ zu erkennen, wurde zusammengeschlagen
  14. "La Cumbia del Papa": Peruanisches Papst-Lied geht viral
  15. Leo XIV. - Papst bis 2050?

Über den 'Geruch der Schafe'

18. Mai 2017 in Kommentar, 6 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Jesus biederte sich nie seinen Gesprächspartnern an. Er nahm nicht die Haltung der Ehebrecherin oder der Pharisäer an, nicht ihren „Stallgeruch“, sondern er belehrte sie und rief zur Umkehr. Gastbeitrag von Rainer Beckmann


Bonn (kath.net) Eine der bildhaften Wendungen, die Papst Franziskus immer wieder benutzt, ist die Aufforderung an Priester und Bischöfe: „Seid Hirten mit dem Geruch der Schafe“. Dieses Sprachbild ist einprägsam und drückt eigentlich etwas Selbstverständliches aus: Ein Hirte, der den ganzen Tag mit seinen Schafen unterwegs ist, riecht wie ein Schaf. Das leuchtet jedem ein, auch wenn Begegnungen mit Schafen oder gar mit einer ganzen Schafsherde und ihrem Hirten in Mitteleuropa selten geworden sind.

Die Verwendung einer bildhaften Sprache kann aber auch zu Missverständnissen führen. Bilder können einerseits etwas verdeutlichen, andererseits wesentliche Aspekte verdunkeln. Eine naheliegende, für jeden sofort ersichtliche Bedeutung kann auf den zweiten Blick Anlass zu Nachfragen geben. Was kann mit der Aufforderung, die Hirten müssten den Geruch der Schafe annehmen, sinnvollerweise gemeint sein und was nicht? Welche Schlüsse kann man aus dieser Metapher für die Aufgaben der Hirten in der Kirche ziehen?

In seinem Apostolischen Schreiben „Evangelii gaudium“ hat Papst Franziskus zur Aufgabe des Bischofs ausgeführt, er werde sich „bisweilen an die Spitze stellen, um den Weg anzuzeigen“, andere Male „inmitten aller sein mit seiner schlichten und barmherzigen Nähe“ und bei einigen Gelegenheiten auch „hinter dem Volk hergehen, um denen zu helfen, die zurückgeblieben sind, und – vor allem – weil die Herde selbst ihren Spürsinn besitzt, um neue Wege zu finden“ (EG 31). Wer gerade den letzten Halbsatz dieser Aussage heranzieht, wird die Aufforderung, den Geruch der Schafe anzunehmen, so verstehen, dass die Hirten bei bestimmten Themen „dem Kirchenvolk“ folgen sollen. Zu beobachten ist dies z. B. beim Thema „Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen“ und der Frage der Akzeptanz „moderner“ Formen des Zusammenlebens. Die gesellschaftliche Realität sieht hier deutlich anders aus als die Lehre der Kirche. Ehescheidung, Wiederheirat und außereheliches Zusammenleben sind unter Christen keine Seltenheit und werden mit großer Selbstverständlichkeit praktiziert. Kann die Rede vom „Geruch der Schafe“ in diesem Zusammenhang bedeuten, dass sich die Hirten nicht mehr am Wort Christi, sondern an der Lebensweise der Menschen orientieren sollen?


Gehen wir zunächst tatsächlich vom Schafshirten aus: Ist es die Aufgabe des Hirten, wie ein Schaf zu riechen, sich wie ein Schaf zu benehmen und den Schafen zu folgen? Sicher nicht. Ein Hirte muss die Schafe führen, hegen und pflegen, sie beschützen und sich insgesamt um ihr Wohlergehen kümmern. Das heißt auch: Er muss den Weg bestimmen, Grenzen setzen und dafür sorgen, dass die Herde zusammenbleibt. Sollte ein Schaf vom Weg abkommen und sich verlaufen, muss er ihm nachgehen und es zurückholen (vgl. Lk 15,4-6). Das alles kommt in dem Wort vom „Geruch der Schafe“ nicht zum Ausdruck. Das Wesentliche der Tätigkeit des Hirten hat mit dem Geruch nichts zu tun, sondern liegt auf einer anderen Ebene.
Das gilt auch für das Hirtenamt in der Kirche. Vernünftigerweise kann die Metapher vom „Geruch der Schafe“ nur bedeuten, dass sich der Hirte um seine Herde „kümmern“ muss. Dazu muss er die Sorgen und Probleme der ihm anvertrauten Gläubigen kennen. Ohne persönliche Begegnung und Nähe kann das nicht gelingen. Die Anspruchshaltung vieler Kirchenmitglieder gegenüber ihren Priestern und Bischöfen geht aber deutlich weiter. Sie erwarten, dass die Kirche gerade auf ihre individuellen Interessen eingeht und ihren persönlichen Lebensstil akzeptiert. Gelegentlich wird sogar der Eindruck erweckt, dass es eine besondere Auszeichnung sei, zu einer „Randgruppe“ zu gehören. Schließlich habe sich Jesus gerade denjenigen zugewendet, die nicht den gesellschaftlichen Konventionen entsprachen und ausgegrenzt wurden ...

Dass Jesus sich nicht nur im Kreis seiner Jünger aufgehalten hat, sondern Kontakt zu Dirnen, Ehebrecherinnen, Zöllnern und Pharisäern hatte, ist richtig. Er hatte keine Berührungsängste und schottete sich nicht ab. Deshalb müssen auch die Hirten der Kirche jedem Gläubigen nachgehen, der sich von der Gemeinschaft entfernt. Sie dürfen sich nicht mit den verbliebenen Gemeindemitgliedern zufrieden geben, sondern müssen sich bemühen, Zweifelnde zu überzeugen, Schwankende zu stärken und Gestrauchelten mit dem Sakrament der Barmherzigkeit wieder auf die Beine zu helfen. Aber – und das ist das Entscheidende – Jesus biederte sich nie seinen Gesprächspartnern an, indem er ihnen nach dem Munde redete. Er nahm nicht die Haltung der Ehebrecherin oder der Pharisäer an, nicht ihren „Stallgeruch“, sondern er belehrte sie und rief zur Umkehr. In gleicher Weise müssen auch die heutigen Hirten allen Menschen nachgehen, die der Kirche ablehnend gegenüber stehen oder sich von ihr entfernt haben - aber nicht, um selbst auch vom Weg abzukommen, sondern um „verirrte“ oder „verlorene“ Schafe wieder zur Herde zurückzubringen.

Niemand ist von der Barmherzigkeit Jesu und der Sorge der Kirche ausgeschlossen. Jeder muss mit seinen Problemen, Zweifeln und Hoffnungen ernst genommen werden. Aber der entscheidende Maßstab für das Handeln der Kirche ist und bleibt das Evangelium. Deshalb können bestimmte Ansichten und Verhaltensweisen nicht akzeptiert werden, weil sie im Widerspruch zu Jesu Wort und Beispiel stehen.

Dass die Hirten „den Geruch der Schafe“ annehmen sollen, ist eine Metapher mit beschränkter Aussagekraft. Die Hirten der Kirche müssen den ihnen anvertrauten Gläubigen nahe sein. Hirten sind aber keine Schafe. Hirten müssen die Herde zusammenhalten und darauf achten, dass sie nicht vom Weg abkommt. Die Amtsträger der Kirche haben eine Leitungs- und Vorbildfunktion, die direkt von Jesus Christus abgeleitet ist. Diese Legitimation charakterisiert zugleich den Kern ihres Auftrags: Sie sollen glaubwürdig den Weg zu Christus zeigen, der selbst der Weg, die Wahrheit und das Leben ist (vgl. Joh 14,6).

kath.net-Buchtipp
Das Evangelium der ehelichen Treue
Eine Antwort auf Kardinal Kasper
Von Rainer Beckmann
Vorwort von Paul Josef Kardinal Cordes
Taschenbuch, 143 Seiten
2015 Fe-Medienverlag
ISBN 978-3-86357-123-8
Preis 10.10 EUR

Bestellmöglichkeiten bei unseren Partnern:

Link zum kathShop

Buchhandlung Christlicher Medienversand Christoph Hurnaus, Linz:
Für Bestellungen aus Österreich und Deutschland: [email protected]

Buchhandlung Provini Berthier GmbH, Chur:
Für Bestellungen aus der Schweiz/Liechtenstein: [email protected]

Alle Bücher und Medien können direkt bei KATH.NET in Zusammenarbeit mit der Buchhandlung Christlicher Medienversand Christoph Hurnaus (Auslieferung Österreich und Deutschland) und der Provini Buchhandlung (Auslieferung Schweiz und Lichtenstein) bestellt werden. Es werden die anteiligen Portokosten dazugerechnet. Die Bestellungen werden in den jeweiligen Ländern (A, D, CH) aufgegeben, dadurch entstehen nur Inlandsportokosten.

Symbolbild: Hirt und Herde



Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Kirche

  1. Bischof Strickland warnt vor ‚Crescendo der Apostasie’ in der Kirche
  2. Erzbischof Aguer: Nächster Papst muss die katholische Lehre gegen ‚progressive Mythen’ verteidigen
  3. ‚Ideologie’, ‚Schisma’ – Kardinal Burke befürchtet radikale Veränderung der Kirche
  4. ‚Lieber in der Kirche Gottes mit Unkraut als in einer Kirche die ich baue’
  5. Alexander Kissler: ‚Als Klimasekte haben die Kirchen keine Zukunft’
  6. Südtiroler Bischof: Kirche muss auch gegen den Strom schwimmen
  7. Erster Kirchen-Neubau in Türkei seit 100 Jahren vor Eröffnung
  8. Neigung vor Gott und Zuneigung zum Menschen
  9. Für eine Kirche ohne Privilegien
  10. ‚Fest im Glauben bleiben’ – Kardinal Müller warnt vor ‚LGBT-Wahnsinn’ in der Kirche






Top-15

meist-gelesen

  1. Große Baltikum-Reise mit kath.net - Mit Erzbischof Gänswein!
  2. Deutliche Kritik von Papst Leo XIV. am Synodalen Rat
  3. Die Stunde der Liebe. Unruhig ist unser Herz, bis es ruhet in dir
  4. Kardinal Müller zur Alten Messe: Papst Leo wird eine sehr gute Lösung finden
  5. Stell Dir vor: Es war Predigerinnentag und keiner hat was gemerkt
  6. Papst wählt jungen Priester aus Peru als Privatsekretär
  7. Die 'Großzügigkeit' einer österreichischen 'Berufskatholikin' gegenüber dem neuen Papst
  8. Kardinal Reina wird neuer Großkanzler des Instituts ‚Johannes Paul II.‘ für Ehe und Familie
  9. Kirchenaustritt: Deutsche Gesetzeslage ist mit dem Evangelium nicht zu vereinbaren!
  10. Papst ernennt Beat Grögli zum neuen Bischof von Sankt Gallen
  11. Wahrheit, Gerechtigkeit und Frieden: die Grundpfeiler des kirchlichen und diplomatischen Wirkens
  12. Bei den Glückwünschen kommt es zur bewegenden Umarmung zwischen Papst Leo und dessen ältestem Bruder
  13. "Leo XIV. ist in Top-Form"
  14. Wo der Glaube brennt. Papst Leo XIV. am Grab des Völkerapostels
  15. Beim Empfang des Fischerrings reagiert Papst Leo XIV. tief bewegt

© 2025 kath.net | Impressum | Datenschutz