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Was geschah am 25. März in Mittelerde?

24. März 2023 in Buchtipp, keine Lesermeinung
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„Natürlich glaubte Tolkien als Katholik daran, dass die gesamte Menschheitsgeschichte Zeugnis von Christus ablegte.“ Eine literarische Zusammenstellung von Hubert Hecker


London-Köln (kath.net) Vor 50 Jahren starb der katholische Autor des Fantasie-Romans ‚Der Herr der Ringe‘. J. R. R. Tolkien deutete in seinen Briefen an, dass sein Hauptwerk durch sein christliches Weltbild, seine Studien zum christlichen Mittelalter und seine Erfahrungen mit den Kriegsschrecken des 20. Jahrhunderts geprägt war. Auszüge aus dem Buch ‚Herrschaft‘ von Tom Holland ab S. 492 erläutern diese christliche Grundlegung des Romans.

„Für Tolkien handelte jede Geschichte letztlich vom Sündenfall. Wie Augustinus interpretierte er die gesamte Menschheitsgeschichte als Dokument menschlicher Schuld. Die Welt, die schon in angelsächsischen Texten als ‚Mittelerde‘ bezeichnet wurde, war noch immer, was sie seit jeher gewesen war: das große Schlachtfeld zwischen Gut und Böse. 1937, zwei Jahre vor Ausbruch des Krieges, hatte Tolkien mit der Arbeit an einem Roman begonnen, der ein Spiegel dieses immerwährenden christlichen Themas sein sollte: ‚Der Herr der Ringe‘…

‚Die Stadt wird umringt‘, so hatte Augustinus geschrieben, ‚in die Enge der Trübsal gedrängt, gepresst und eingeschlossen und doch wird sie ihren Heerdienst nicht verlassen.‘ An dieser Vision des Abwehrkampfes gegen das Böse und der Kosten, die damit verbunden waren, hatten sich einst, in den frühen Jahrhunderten des Christentums, Könige und Heilige orientiert, und Tolkien fühlte sich davon sehr bewegt. Er bediente sich ihrer Sprachstile, bezog sich auf ihre literarischen Werke und mischte frühmittelalterliche Episoden in sein Werk…

Natürlich glaubte Tolkien als Katholik daran, dass die gesamte Menschheitsgeschichte Zeugnis von Christus ablegte. Gleichwohl verhüllte er diese ‚Selbsterkenntnis‘ unter einer mythischen und legendären Einkleidung. Seine Erfindung beruhte allerdings nicht ausschließlich auf alten Gesängen der Vorzeit. Tolkien wusste, was es bedeutete, ins Herz der Dunkelheit seines eigenen Jahrhunderts zu blicken. Als junger Mann hatte er 1916 im Schlamm der Somme gestanden. Im Jahre 1944 verfolgten ihn noch immer Erinnerungen an das Gemetzel, als er in seinen Roman die Passage einfügte: ‚Er wand seine Hände aus dem Schlamm los und sprang mit einem Aufschrei zurück. „Da liegen Tote drin, tote Gesichter im Wasser“, rief er entsetzt, „Tote Gesichter“. Diese entsetzliche Vision von Leichen, die im Schlamm eines Schlachtfelds versunken sind und für alle Ewigkeit dort dahintreiben, vermischte das Grauen des Maschinenzeitalters mit mittelalterlichen Visionen der Verdammten. Als Tolkien Dämonen beschrieb, die auf riesigen Vögeln ohne Federn reiten, oder tödliche Kriegsmaschinen auffahren ließ, tat er das als jemand, der Luftkämpfe am Himmel über den Schützengräben miterlebt hatte und Panzer, die sich über Niemandsland voran wühlten. Sauron der dunkle Herrscher, dessen Sinnen und Trachten ganz Mittelerde mit Finsternis bedrohte, herrschte im Land Mordor: gleichzeitig eine Vision der Hölle, wie Gregor der Große sie wohl sicher wiedererkannt hätte, und ein ausgedehnter militärisch-industrieller Komplex, schwarz von Hochöfen, Rüstungsfabriken und Abraumhalden. Und es war im gesamten ‚Herrn der Ringe‘ die besinnungslose Schändung von Bäumen und Blumen, die sich während des Ersten Weltkriegs wie eine Narbe durch Frankreich und Belgien gezogen hatte, die als untrügliches Kennzeichen von Saurons Herrschaft diente…


Und nun, als Tolkien an seinem Roman weiterarbeitete, gab es neues Elend, neue Schrecken, welche die Welt überschatteten. Die Geschichte verlangte von jenen, die auf der Seite des Guten standen, eine uneingeschränkte Wachsamkeit gegen das Böse …

Hitlers Eroberungen hatten zur Folge, dass die schleimigen Tentakel seines Hasses weit über die deutschen Grenzen hinausreichten. Schon vor dem Krieg hatten sie sich ihren Weg in Tolkiens Studierzimmer geschlängelt. 1938 hatte ein deutscher Verlegen an ihn geschrieben, der ihn veröffentlichen wollte, und fragte an, ob er jüdischer Abkunft sei. Tolkien schrieb: ‚Ich kann nur erwidern, dass ich es bedaure, offenbar keine Vorfahren aus diesem begabten Volke zu haben.‘ Sein eigentlicher Einwand gegen den rassistischen Antisemitismus der Nazis war christlicher Natur. Weil er sich in der Literatur des Mittelalters auskannte, sah er die Juden als eine ‚Rasse tapferer Männer, das Volk Israel, die rechtmäßigen Kinder Gottes.‘ Diese Zeilen aus einem angelsächsischen Gedicht über den Durchzug durchs Rote Meer bedeutete Tolkien viel, denn er hatte sie selbst übersetzt. In ihnen fanden sich Anklänge an dasselbe Identifikationsgefühl mit dem Exodus, das auch Beda Venerabilis inspiriert hatte. Mose wurde in dem Gedicht als ein mächtiger König dargestellt, ‚ein Fürst der Menschen mit einer marschierenden Kompanie‘. Als Tolkien an ‚Der Herr der Ringe‘ arbeitete, während die Nazis ihr Reich vom Atlantik bis Russland ausdehnten, bediente er sich für sein eigenes Epos umfangreich bei der Art von Dichtung. Im Mittelpunkt der Geschichte stand die Rückkehr eines Königs: dem Erben eines seit Langem aufgegebenen Throns namens Aragorn. Wenn die Heere Mordors satanisch waren wie die des Pharaos, dann hatte Aragorn – der aus dem Exil zurückkehrte, um sein Volk vor der Sklaverei zu bewahren – mehr als nur eine entfernte Ähnlichkeit mit Mose. Was für Bedas Kloster gegolten hatte, traf auch auf Tolkiens Studierzimmer zu: Ein Held konnte gleichzeitig christlich und jüdisch sein…

Der Maler Otto Dix, der 1916 in der Somme-Schlacht auf der anderen Frontseite gestanden hatte und dessen kriegs- und nachkriegsdüsteren Werke von den Nazis verbannt worden waren, ließ sich 1939 von der Bibel inspirieren: Er malte die Zerstörung Sodoms durch Feuer – ein prophetisches Bild. Denn die vernichtete Stadt hatte unverkennbar die Silhouette von Dresden. (…) Im Juli 1943 hatte in einer Operation mit dem Codenamen Gomorrha ein Feuermeer einen großen Teil Hamburgs verschlungen. In Großbritannien brachte Georg Bell, ein eng mit Bonhoeffer befreundeter Bischof, öffentlich seinen Protest zum Ausdruck. Sein Einwand wurde beiseite gewischt. In einem Krieg gegen einen so fürchterlichen Feind wie Hitler, so der abwimmelnde Bescheid an den Bischof, gebe es keinen Platz für humanitäre oder sentimentale Skrupel. Im Februar 1945 war dann Dresden an der Reihe. Die schönste Stadt Deutschlands wurde in Schutt und Asche gelegt. Und sehr viel mehr noch darüber hinaus. (…) Angesichts der nationalsozialistischen Todeslager und der mörderischen Ziele Hitlers empfanden nur wenige in Großbritannien größere Gewissensbisse. Gut hatte über Böse triumphiert. Das Ziel hatte die Mittel gerechtfertigt.

Einigen jedoch kam der Sieg fast wie eine Niederlage vor. Im Jahr 1948, drei Jahre nach dem Tod Hitlers, vollendete Tolkien schließlich sein Werk ‚Der Herr der Ringe‘. Die Geschichte gipfelte im Sieg über Sauron. Im Lauf des Romans hatten dieser und seine Knechte nach einer entsetzlichen Waffe gesucht, einen Ring tödlicher Macht, der Sauron, hätte er ihn gefunden, ermächtigt hätte, ganz Mittelerde zu beherrschen. Natürlich war Saurons größte Furcht, dass seine Feinde – die, wie er wusste, den Ring gefunden hatten – diesen gegen ihn einsetzen würden. Doch das taten sie nicht. Stattdessen vernichteten sie den Ring. Wahre Stärke manifestierte sich nicht in der Ausübung von Macht, sondern in der Bereitschaft, Macht aufzugeben. Daran glaubte Tolkien als Christ. Deshalb hatte er im letzten Jahre des Krieges gegen Hitler diesen Krieg als eine zutiefst üble Angelegenheit beklagt. ‚Denn wir versuchen, Sauron mit dem Ring zu besiegen. Und (wie es scheint) wird uns das auch gelingen. Aber die Strafe ist, wie Du ja weißt, dass wir neue Saurons heranziehen‘, schrieb Tolkien damals in einem Brief. …

Es gab nur wenige Stellen im Roman, in denen sein zutiefst christlicher Grundton offen zum Ausdruck kam; wenn das jedoch geschah, dann umso bedeutungsvoller. Tolkien erklärte, der Sturz Mordors habe sich am 25. März ereignet: ebenjenem Datum, an dem spätestens seit dem 3. Jahrhundert die Inkarnation Christi im Schoß Marias sowie seine spätere Kreuzigung angesetzt wurde.“

kath.net Buchtipp
Tolkiens Mittelerde: Wirklichkeit in der Fiktion
Vom Christlichen Inhalt in "Der Herr der Ringe"
Daniel Otto
Softcover, 508 Seiten
ISBN 978-3-9825363-7-8
Seelenburg-Verlag
Preis: Euro 18,90


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