Loginoder neu registrieren? |
||||||
| ||||||
SucheSuchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln: Top-15meist-diskutiert
| 5. November 1943 Bomben auf den Vatikan5. November 2013 in Chronik, keine Lesermeinung Auch der neutrale Vatikanstaat blieb im II. Weltkrieg vor kriegerischen Angriffen nicht verschont. Heute vor 70 Jahren fielen Bomben auf sein Territorium. Von Ulrich Nersinger Vatikan (kath.net) Seit Anfang September 1943 ist Rom von deutschen Truppen besetzt. Die Stadt leidet unter dem Terrorregime von SD, SS und Gestapo. Aber auch von den alliierten Streitkräften wird die Ewige Stadt bedroht: durch ein von ihren Flugzeugen ausgehendes Bombardement. Mehrfach verletzen Bombenabwürfe über der Vatikanstadt und der exterritorialen Zone des Gianicolo die Neutralität des Heiligen Stuhls. Am frühen Abend des 5. November, kurz vor acht Uhr, wird in den Vatikanischen Gärten ein Flugzeug gesichtet, das wiederholt über dem päpstlichen Territorium kreist, obschon es Flugzeugen strikt untersagt ist, das vatikanische Hoheitsgebiet zu überfliegen. Um 20.10 Uhr wirft es vier Bomben über den Vatikan ab. Der erste Sprengsatz geht vor dem Palazzo del Tribunale nieder. Die zweite Bombe explodierte nah an der Apsis der Petersbasilika, die dritte hinter dem vatikanischen Gouverneurspalast. Die letzte der Bomben detoniert zwischen dem Bahnhof des Kirchenstaates und äthiopischen Priesterkolleg. Der Hellebardier Alexander Good befindet sich zu diesem Zeitpunkt im Quartier der Päpstlichen Schweizergarde. Er erinnert sich später: Es ertönt Motorenlärm eines herannahenden Flugzeugs und noch ehe wir uns fassen können detonieren hintereinander mehrere Bomben in nächster Nähe. Eine gewaltige Druckwelle lässt die in den Nischen des untersten Fensters des Korridors hängenden Hellebarden klirrend aus ihrer Halterung hüpfen und aus dem Rechen nebenan werden drei unserer Mausergewehre samt aufgepflanzten Bajonetten herausgeschleudert und fallen krachend auf die Marmorfliesen. Durch die enorme Erschütterung sind im unteren Drittel der hohen Fenster vereinzelte Glasflächen knallartig geborsten. Da und dort sind Splitter ausgebrochen und auf das breite Gesims gefallen. Die Wucht der Detonationen und der Knalleffekt der explodierenden Projektile ist dermaßen, dass wir einhellig vermuten, die Kuppel von Sankt Peter sei getroffen worden. In der Dunkelheit lässt sich der entstandene Schaden nicht feststellen. Wir sind vom miterlebten Ereignis noch immer geschockt, da klingelt unser Diensttelefon. Der Maestro di casa erkundigt sich beim Zentralposten der Schweizergarde nach dem Vorgefallenen. Mittlerweilen ist der diensttuende Wachtmeister zu uns gestoßen und übernimmt das Kommando. Wir haben inzwischen die herausgeschleuderten Waffen aufgenommen und wieder in den Gewehrrechen gestellt. Vom Posten Zecca wird angerufen und mitgeteilt, dass die Bombeneinschläge unmittelbar hinter der Basilika erfolgt seien. Auf der Piazza del Forno und auf der Via delle Fondamenta liege knöcheltief Erde. Korporal Hoff und Hellebardier Birchler werden beauftragt, die Situation an Ort und Stelle zu erkunden und Bericht zu erstatten. Die Nachtmannschaft vom Portone, die von Mitternacht bis 3 Uhr zur Plantonwacht anzutreten hat, wird zum Schlafen beordert. Nach gut einer halben Stunde kehren die beiden Kundschafter zum Portone zurück und berichten: Die Einflugrichtung des Bomberflugzeuges müsse von Westen her erfolgt sein. Der erste Bombenkrater befinde sich wenige Meter östlich des Wasserreservoirs, der zweite unmittelbar hinter dem Governatorenpalast, der dritte ein Volltreffer in die Plattform über der Mosaikschule und der vierte in der Grünfläche neben der Straßenkurve unterhalb des Vatikanbahnhofes, wo der Hauptstrang der Wasser-Rundleitung getroffen wurde. Hier schieße eine mehrere Meter hohe Wasserfontaine aus dem Boden. Die entstandenen Schäden seien unermesslich vorab im Bereich des Governatorats und innerhalb der Mosaikschule. Noch heute kann man Spuren der Bombeneinschläge an einigen Gebäuden in der Vatikanstadt wahrnehmen, so u.a. am Gouverneurspalast und an der Bahnhofsstation des Kirchenstaates. Sogar 70 Jahre nach dem Abwurf ist nicht hundertprozentig geklärt, wer die Schuldigen waren. Einige wenige Historiker sehen die Verantwortlichkeit bei der deutschen Luftwaffe, die neuere Quellenlage betrachtet jedoch das Geschehen des 5. Novembers 1943 mit großer Wahrscheinlichkeit als das Vorgehen eines alliierten Flugzeuges. Bomben auf den Vatikan - 5.11.1943, Historisches Filmmaterial zeigt das Ausmaß der Schäden (italienisch) Noch heute weist der vatikanische Bahnhof Schäden auf Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal! LesermeinungenUm selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen. Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder. | Mehr zuVatikan
| Top-15meist-gelesen
| |||
© 2024 kath.net | Impressum | Datenschutz |