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| 'Stadtmission': Aufstand gegen postmoderne Sinnleere hat begonnen27. Mai 2003 in Österreich, keine Lesermeinung Philosophin Gerl-Falkovitz: Verblassen des Lebens nach dem Tod führte auch zu Verblassen des Lebens vor dem Tod - Christen sollten nicht im "Innenbereich des Religiösen" bleiben, sondern die Anwesenheit Gottes dort bezeugen, wo von seiner Abwesenhei Wien (kath.net/PEW) Der Frankfurter Philosoph Habermas habe nach den Terrorakten vom 11.September 2001 einbekannt, dass den damit einher gehenden Fragen etwa nachdem Leid der Opfer und der Schuld der Täter mit postmodernen Kategoriennicht beizukommen ist, erinnerte Gerl-Falkovitz. Nach Habermas sei deutlichgeworden, dass die postmodernen Konzepte dem Sinnbedürfnis des Menschennicht gerecht werden". Die verlorene Hoffnung auf Auferstehung kann durchPhilosophie nicht ersetzt werden", so Habermas damals. Diese Hoffnung bergeim europäischen kulturellen Kontext letztlich nur die christlich-jüdischeTradition, unterstrich die in Dresden lehrende Religionsphilosophin. Der französische Philosoph Derrida habe in einem Interview nach den NewYorker Anschlägen auf das tiefe Bedürfnis hingewiesen, das "Unverzeihbarezu verzeihen", das, was in religiöser Sprache Todsünde heißt.Gerl-Falkovitz dazu: "Im Absoluten gibt es auch Absolution". Der deutscheDichter Botho Strauß schließlich habe formuliert, er sei deshalb Dichter,"weil es Eucharistie gibt" - der letzte Bereich, in dem jenseits despostmodernen "Wortmülls" das Wort noch meint, was es sagt. Gerl-Falkovitz nannte diese Anzeichen einer neuen Hinwendung zur Religionein "geheimes Erdbeben in einer entchristlichten Welt". Gerade inMitteleuropa - in den "neuen Bundesländern" Deutschlands oder in Tschechien- herrsche trotz eintausendjähriger christlicher Prägung heute einreligionsresistentes Klima, in der das Wissen über diese Traditionverdunstet sei: Eine sonst hervorragende Studentin habe bei einer Prüfungvermutet, Jesus sei gesteinigt worden; ein anderer Student habe nach den"Prozessakten" Jesu gefragt - und von Gerl-Falkovitz "gleich viererhalten", wie sie erzählte. Christen müssten dieser Ignoranz Widerstandentgegensetzen, denn Glaube setze Wissen voraus. Die Gegenwart - eine "Post-Welt" Gerl-Falkovitz beschrieb die Gegenwart als "Post-Welt": Was vor zwei, dreiGenerationen noch als unverrückbar und stabil war, gelte heute alsüberholt. "Wir vergessen rasch und gründlich kulturelle Herkünfte", so diePhilosophin. Geschichte - das sind die letzten fünf Jahre, heiße es in denUSA; insofern sei man heute "posthistorisch". Ebenso "posthuman", wenn manetwa an die Manipulation des menschlichen Genoms denke. Paradoxerweise auch"postsexuell", weil Geschlechter als soziale Zuschreibung gelten."Postkörperlich" nannte Gerl-Falkovitz die Entwicklung, dass man heutenicht nur seines Glückes Schmied sein müsse, sondern auch "seinesKörpers Schneider". Der früher "störanfällige" Mensch werde immer mehr zueinem "Homo factus", bei dem z.B. Chips das Gedächtnis ersetzen sollen. Unddurch die Banalisierung des Sexuellen sieht Gerl-Falkovitz auch den Erosvergiftet. Das Verblassen des Lebens nach dem Tod als kulturprägende Ideehabe auch zum Verblassen des Lebens vor dem Tod geführt, diagnostiziertedie Religionsphilosophin. Auch in religiöser Hinsicht herrsche Leere vor: Man sei zwar"postatheistisch", aber auch nicht mehr theistisch. Es entstehe derEindruck einer "Gott-Finsternis", der christliche Glaube habe sich dempostmodernen Denken zufolge auf die Rolle eines Sinndeutungsangebotes nebenvielen anderen zu beschränken. Monotheismus sei verdächtig, weil dasSprechen vom "Einen und Einigenden" als latent gewaltbereit gilt.Gerl-Falkovitz merkte an, dass es gegenüber Judentum und Islam unterIntellektuellen noch so etwas wie "political correctness" gibt, für dasChristentum gelte das aber nicht. Dennoch: Angesichts der von Habermas festgestellten "knapp werdendenRessource Sinn" zeigt sich nach den Worten von Gerl-Falkovitz auch eineneue Sehnsucht nach Orientierung, die es kirchlicherseits zu nützen gilt.Christen sollten nicht im "Innenbereich des Religiösen" bleiben, sonderndie Anwesenheit Gottes dort bezeugen, wo von seiner Abwesenheit ausgegangenwird. Resonanz werde sich vielleicht nicht schnell einstellen, warnteGerl-Falkovitz. Aber Christen seien "frustrationsfähiger" als andere, "weilsie sich nicht im Endlichen erschöpfen". Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal! LesermeinungenUm selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen. Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder. | Mehr zuMission
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