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Rabbi: 'Pius XII. war besser als Schindler'

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"Ein Gerechter unter den Nationen" Interview mit dem amerikanischen Rabbiner Dalin über Pius XII.


New York (kath.net/www.zenit.org/ AVVENIRE)

FRAGE: Pius XII. ?

"Im 20. Jahrhundert hat das jüdische Volk keinen größeren Freund gehabt als ihn". Und sein Schweigen während der Shoah? "Welches Schweigen? Als Papst und schon zuvor hat er gegen Hitler Stellung bezogen, was auch praktisch überall anerkannt wurde" und die antisemitischen Beschuldigungen? "Während des Krieges hat der Papst mehr jüdische Leben gerettet als jeder andere, sogar mehr als Raoul Wallenberg und Oskar Schindler".

Diese Überzeugung brachte der amerikanische Rabbiner und Historiker David Dalin zum Ausdruck, der bereits in einem im Februar in der Zeitschrift Weekly Standard veröffentlichten Aufsatz eine Verteidigung. Pius XII. vorgenommen hatte. Der Pacelli-Papst ist von John Cornwell und Susan Zuccotti in zwei Büchern beschuldigt worden, "während der Shoah nicht seine Stimme zur Verteidigung der Juden erhoben zu haben". Den Aussagen Dalins zufolge sind solche Attacken oft das Resultat von Polemiken zwischen katholischen Progressisten und Traditionalisten, worauf die Juden reagieren sollten, da hier die Shoah für parteische Zwecke missbraucht wird.

Diese jüdische Interpretation des Verhältnisses des Papstes zu den Juden fällt genau mit der momentanen Krise jüdisch-katholischer Beziehungen zusammen, deren Ursprung im Abbruch der Arbeiten der gemischten Kommission hinsichtlich der vatikanischen Dokumente über den Zweiten Weltkrieg liegt. Doch Dalin zieht es vor, über den Papst selbst zu sprechen und über die jüdischen Reaktionen während dessen Pontifikates. "Kein anderer Papst ist jemals in der Geschichte weltweit so sehr von den Juden gelobt worden wie Pius XII."

FRAGE: Sie haben die Historiker, die Pius XII. kritisiert haben "Revisionisten" genannt, Warum?

Dalin: "Es gibt heute eine neue Generation von Journalisten und Forschern, die damit beschäftigt sind, die gut dokumentierten Anstrengungen Pius XII. zu diskreditieren, die er unternommen hat, um die Juden während der Shoah zu retten. Diese Generation hat sich an dem Theatertext von "Der Vikar von Hochhuth" inspiriert, ein polemisches Phantasiewerk, das wenig oder gar nichts zur historischen Wahrheit hinsichtlich der Anschuldigungen gegen Pius XII. beiträgt. Doch diese Schmäher des Papstes ignorieren oder verdrängen die umfassenden und erhellenden Studien von Pinchas Lapide, der Generalkonsul in Mailand war und mit vielen überlebenden Juden in Italien über den Holocaust gesprochen hat. In seinem Werk dokumentiert Lapide die Rettung von über 700.000 Juden seitens des Papstes vor den Nazis. Einer anderen Berechnung zufolge waren es sogar 860.000 Juden.

FRAGE: Und er war ihrer Meinung nach nicht der Einige, der so dachte.

Dalin: Ich bezeichne jene Kritiker von heute als Revisionisten, weil sie das Urteil der Geschichte auf den Kopf stellen, das heißt, die Anerkennung der Zeitgenossen dem Papst gegenüber, zu denen unter anderem der Nobelpreisträger Albert Einstein gehörte oder der israelische Oberrabbiner Isaac Herzog, die israelische Premierministerin Golda Meir und Moshe Sharett oder in Italien Persönlichkeiten wie Raffaele Cantoni, damals Präsident der Union der jüdischen Kommunitäten Italiens. Man kann aber auch zahlreiche Artikel der "Jewish Advocate"-Zeitschrift aus Boston durchblättern oder der "London Times" und mehrfach, der "New York Times".

FRAGE: Was hat der Pacelli-Papst historisch gesehen für die Juden getan?

Dalin: Wir besitzen eine reichhaltige Dokumentation darüber, dass er mitnichten geschwiegen hat, nein, er hat laut gegen Hitler gesprochen und fast alle haben in ihm einen Gegner des Naziregimes gesehen. Während der deutschen Besetzung Roms gab Pius XII. dem katholischen Klerus heimliche Anweisungen, so viele Leben wie nur möglich mit allen Mitteln zu retten. Und so rettete er Tausende von italienischen Juden vor der Deportation. Während etwa 80 % der europäischen Juden damals getötet wurden, sind in Italien 80 % der Juden gerettet worden. Allein in Rom haben über 150 Konvente etwa 5.000 Juden Unterschlupf geboten. Schließlich wurden sogar im Privatbereich der päpstlichen Residenz von Castel Gandolfo 3.000 Juden versteckt und so vor der Deportierung und dem Holocaust gerettet. 60 Juden haben neun Monate lang mit den Jesuiten zusammen in der Gregoriana-Universität gelebt und viele andere wurden in den Kellern des Päpstlichen Bibelinstitutes versteckt. Viele Priester und Mönche befolgten die direkten Anweisungen des Papstes und begünstigten somit die Rettung von Hunderten von jüdischen Leben, indem sie ihr eigenes Leben aufs Spiel setzten.

FRAGE: Aber der Papst hat nie öffentlich die Rassengesetze und die Verfolgung der Juden denunziert ...

Dalin: Sein Schweigen war eine wirksame Strategie zum größeren Schutz der Juden vor der Deportation. Eine explizite und harte Verurteilung der Nazis seitens des Papstes hätte schwere Repressalien zur Folge gehabt und hätte die Auswirkungen auf die Juden in ganz Europa nur noch schlimmer gemacht. Man kann natürlich fragen, was schlimmer hätte sein können als die Vernichtung von sechs Millionen Juden. Die Antwort ist einfach und schrecklich ehrlich: Die zusätzliche Ermordung von Hunderttausenden von Juden. Die Revisionisten wissen genau, dass sich Pius XII. sowohl von jüdischen Persönlichkeiten als auch von den katholischen Bischöfen der besetzten Länder hat beraten lassen, die ihm alle sagten, nicht öffentlich gegen die Gräueltaten der Nazis zu protestieren. Wir wissen, dass der Bischof von Münster sich öffentlich gegen die Judenverfolgung in Deutschland äußern wollte. Doch die Verantwortlichen der jüdischen Gemeinden seiner Diözese flehten ihn an, dies nicht zu tun, weil dies sonst eine noch härtere Unterdrückung zur Folge gehabt hätte.

FRAGE: Glauben sie nicht, dass eine Exkommunizierung seitens des Papstes vielleicht geholfen hätte?

Dalin: Ja, im Grunde meine ich, dass eine päpstliche Exkommunizierung wenigstens einen Versuch wert gewesen wäre. Doch auch bei diesen Gedanken legen die Dokumente nahe, dass eine Exkommunizierung Hitlers lediglich eine symbolische Geste gewesen wäre.

FRAGE: Aber immer noch besser als Schweigen ...

Dalin: Im Gegenteil, von der Geschichte her kann man doch sagen, dass eine formale Exkommunizierung das gegenteilige Resultat bewirkt hätte. Don Sturzo und der ehemalige Oberrabbiner von Dänemark dachten und befürchteten zum Beispiel genau das. Die Nazis selbst haben die berühmte Weihnachtsansprache des Papstes von 1942 als eine eindeutige Verurteilung ihres Regimes und als jüdische Fürsprache interpretiert. Der Zorn der Nazis hätte katastrophale Folgen für das Papsttum selbst in den folgenden Kriegsjahren haben können. Die damals begründet verbreitete Befürchtung war, dass eine päpstliche Verurteilung den Erfolg gehabt hätte, dass sich Hitler am Papst persönlich gerächt, indem er den Vatikan angegriffen hätte. Der nationalsozialistische Botschafter in Rom, Rudolf Rahn, bestätigte die Existenz solcher Vorhaben, zu deren Verhütung er selbst beigetragen habe.

FRAGE: In ihren Schriften wünschen sie sich, dass eine neue jüdische Geschichtsschreibung hinsichtlich des "Falles Pius XII." aufkomme, wie meinen sie das?

Dalin: Ich glaube, das es von jüdischer Seite Zeit ist, Hand anzulegen, um die Beziehungen Pius XII. zur Shoah zu rekonstruieren, indem man sich mehr an die Fakten hält, was Pius wirklich für die Juden getan hat. Daraus entstünden diametral entgegengesetzte Schlussfolgerungen hinsichtlich des Buches von Cornwell, das unglücklicherweise den Titel trägt: Der Papst Hitlers. Pius war nicht der Papst Hitlers, sondern der größte Unterstützer, den die Juden je hatten, und das, als sie es auch wirklich am meisten brauchten. Diese neue Geschichtsschreibung sollte auf dem Urteil basieren, das seine Zeitgenossen über seine Bemühungen abgaben.

Der Pacelli-Papst war ein Gerechter der Nationen, dem man anerkennen muss, dass er Hunderttausende von Juden geschützt und gerettet hat. Es ist schwierig, sich vorzustellen, dass sich so viele jüdische Persönlichkeiten auf verschiedenen Kontinenten alle getäuscht haben, als sie voll des Lobes waren über das Verhalten des Papstes während des Krieges. Ihre Dankbarkeit Pius XII. gegenüber währte sehr lange und sie war genuin und tiefgehend.



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